Ein witzig-schräger Kinderkrimi zum Schmunzeln und Mitraten
Die Swifts (Band 1) - Ein vorzügliches VerbrechenIn der Familie Swift ist es Tradition, jedes Mitglied am Tag seiner Geburt mithilfe eines Wörterbuches zu benennen. Der Name wird zufällig gewählt und legt den Charakter fest. Die Swifts tragen daher ...
In der Familie Swift ist es Tradition, jedes Mitglied am Tag seiner Geburt mithilfe eines Wörterbuches zu benennen. Der Name wird zufällig gewählt und legt den Charakter fest. Die Swifts tragen daher ziemlich ungewöhnliche Namen wie Schadenfreude, Mahlstrom und Erbschaft. Alle zehn Jahren kommen sämtliche Verwandten auf ihrem großen alten Anwesen zusammen, um nach dem lange verschwundenen Familienschatz zu suchen. Dieses Mal jedoch läuft das Familientreffen ganz anders ab als sonst. Tante Schadenfreude wird bewusstlos am Fuß der Treppe aufgefunden und Schelmerei, die jüngste der drei Swift-Schwestern, ist sich sofort sicher: Jemand hat versucht, ihre Tante zu ermorden! Doch wer ist der Täter? Gemeinsam mit ihren Schwestern versucht Schelmerei den Mordversuch aufzuklären, doch während die Kinder ermitteln, ereignen sich noch weitere schlimme Vorfälle. Ob es ihnen wohl rechtzeitig gelingen wird, den Fall zu lösen?
Als ich zum ersten Mal von den Swifts hörte, stand für mich sofort fest, dass ich sie kennenlernen möchte. Der Klappentext klang nach einer Story ganz nach meinem Geschmack, sodass ich mich entsprechend sehr aufs Lesen gefreut habe. Meine anfängliche Euphorie erhielt nur leider schon nach kurzer Zeit einen kleinen Dämpfer. Mir persönlich hat es zu lange gedauert, ehe die Handlung richtig in Gang kommt. Die Autorin nimmt sich zu Beginn viel Zeit, um uns die Swifts vorzustellen, was angesichts der vielen Familienmitglieder und ihren sonderbaren Ritualen durchaus Sinn macht, nur eben auch etwas die Spannung killt. Erst ab dem Mordversuch hat mich die Geschichte mehr mitreißen können, allerdings ist es ihr auch im weiteren Verlauf nicht gelungen, meine Aufmerksamkeit durchgehend zu fesseln. Ich kann noch nicht einmal sagen, woran genau es gelegen hat. Es gibt unvorhersehbare Wendungen und rätselhafte Vorkommnisse und auch an amüsanten Szenen mangelt es nicht. Vielleicht war der Schreibstil einfach nicht so meiner. Er liest sich durch die originellen Wortspiele zwar sehr unterhaltsam, nur ist er auch recht anspruchsvoll (meiner Ansicht nach etwas zu anspruchsvoll für 10-jährige Leserinnen).
Nichtsdestotrotz habe ich das Buch gerne gelesen. Denn es gab auch vieles, was mir sehr gut gefallen hat. Das atmosphärische Setting mochte ich auf Anhieb. Ein großes altes Herrenhaus mit versteckten Türen und Räumen und eigenwilligen Bewohnerinnen – einfach der ideale Schauplatz für einen klassischen Krimi im Agatha Christie-Stil.
Die Charaktere, mit denen die Geschichte bestückt ist, erinnern hinsichtlich ihres Witz und Charmes teils sehr an die Werke von Lemony Snicket. Wir bekommen es hier mit einer herrlich bunten Truppe an extravaganten Persönlichkeiten zu tun, die so außergewöhnlich sind wie ihre Namen und die mit ihren ganzen Spleens und Eigenheiten für ein wunderbares Vergnügen sorgen.
Da hätten wir zum Beispiel unsere aufgeweckte und sympathische Hauptprotagonistin Schelmerei, die man direkt ins Herz schließt; ihre beiden älteren Schwestern Phänomen und Clementine und – was für mich sehr unerwartet kam – ein paar queere Figuren wie Rain, der/die nicht-binär ist und sich seinen/ihren Namen selbst ausgewählt hat.
Die Handlung ist tiefgründiger als das Cover und der Klappentext vermuten lassen. Sie vermittelt so einige wichtige Themen und Werte wie Identität, Familie, Teamwork und Zusammenhalt und erinnert uns daran, dass es nicht unsere Namen sind, die uns definieren, sondern wir selbst darüber bestimmen, wer wir sind.
Der detektivische Lesespaß kommt dabei aber natürlich nicht zu kurz. Als Leserin begleitet man Schelmerei und Phänomen auf ihren Ermittlungsarbeiten und rätselt eifrig mit ihnen mit. Das Unterfangen, den wahren Täter zu finden, erweist sich als äußerst knifflig, es gibt viele Verdächtige und falsche Fährten und dann gilt es auch noch einen lange verschollenen Schatz zu finden. Hier wird sogar so mancher Erwachsener öfters aufs Glatteis geführt und von der Auflösung am Ende überrascht werden.
Die schwarz-weiß Illustrationen von Kai Schüttler unterstreichen den besonderen Ton der Geschichte gekonnt und runden das Ganze ab (allerdings hätte es von den Zeichnungen gerne noch ein paar mehr geben dürfen).
Fazit: „Die Swifts - Ein vorzügliches Verbrechen“ ist eine spannende und witzig-charmante Familiengeschichte mit einem mysteriösen Fall zum Mitraten, liebenswert-schrägen Charakteren und einer wertvollen Botschaft, die zum Nachdenken anregt. Ein cleverer Kinderkrimi für pfiffige Leserinnen ab 10 Jahren voller Geheimnisse und skurrilem Humor. Auch wenn mich das Buch nicht komplett überzeugen konnte, kann ich diesen Reihenauftakt empfehlen. Von mir gibt es 3,5 von 5 Sternen!