schräge Charaktere - lustige Dialoge - spannende Szenen - sprachverliebter Text
Die Schwestern Schelmerei, Phänomen und Clementine Swift fiebern dem traditionellen Familientreffen ihrer sehr ungewöhnlichen und großen Familie entgegen. Dass es allerdings so turbulent wird und sogar ...
Die Schwestern Schelmerei, Phänomen und Clementine Swift fiebern dem traditionellen Familientreffen ihrer sehr ungewöhnlichen und großen Familie entgegen. Dass es allerdings so turbulent wird und sogar Mord und Totschlag auf der Tagesordnung stehen, hätten sie nicht für möglich gehalten.
Mir hat das Buch gut gefallen, denn die Autorin bzw. der Übersetzer spielt wunderschön mit Sprache. Die Geschichte ist lustig, spannend und regt zum Nachdenken an. Die Charaktere überzeugen mit schrägem Wortwitz, tiefen Gefühlen, skurrilen Wesenszügen und außergewöhnlichem Aussehen. Die Hauptpersonen, drei Schwestern und ein Cousin, wachsen mit ihren Aufgaben, entwickeln ihre Persönlichkeiten und finden im Verlauf der Geschichte die Dinge im Leben, die ihnen wichtig sind.
Allerdings weiß ich nicht so recht, welchen Leserinnen und Lesern ich dieses Buch empfehlen soll. Der Verlag gibt die Empfehlung „ab 10 Jahre“, doch da kann ich nur bedingt zustimmen. Denn erstens ist das Buch ziemlich dick und vermittelt eine sehr komplexe Geschichte. Zweitens werden in den ersten Kapiteln zahlreiche Charaktere mit sehr sonderbaren Namen eingeführt, was eine enorme Denksportaufgabe darstellt. Die Namen sind nicht geläufige Adjektive oder altertümliche Substantive und somit auch im normalen Satzzusammenhang vorstellbar und nicht gleich als Namen erkennbar. Zusätzlich erschweren die schöne, aber komplizierte Wortwahl und wohlgeformte, aber schwierige Satzkonstruktionen den Text, sodass ein Jungleser geneigt sein könnte, schnell aufzugeben. Außerdem geht es sehr blutig und grausam bei den Mordfällen zu, auch wenn Kinder dies eventuell schnell überlesen bzw. wie in einem Comic einordnen. Nun stelle ich mir die Frage, warum mir der Text so schwierig vorkommt. Immerhin hat dieses Buch schon einige Preise gewonnen und wird hochgelobt. Könnte es vielleicht daran liegen, dass es übersetzt wurde? Leider kenne ich die englische Fassung nicht, aber könnte mir vorstellen, dass es im Original leichter zu lesen ist. Denn dann handelt es sich um die „Muttersprache“ der Autorin. Dann können Wortwitze, Wortähnlichkeiten und Sprachbesonderheiten ganz natürlich wirken.
Also bei diesem Buch bitte erst zugreifen, wenn ihr, unabhängig vom Alter, Leseprofis seid, ihr euch auf schwierige Wörter und komplizierte Sätze freut und viel Spaß an Sprache habt. Wenn ihr testen wollt, ob euch Texte mit Sprachspielereien gefallen könnten, empfehle ich euch, zuerst das Buch „Willkommen bei den Grauses - Wer ist schon normal?“ zu lesen. Dieses Buch ist einfacher und nicht so dick. Die deutsche Autorin spielt hier sehr schön mit unserer Sprache. Oder ihr beginnt mit „Ist Oma noch zu retten?“, dieses Buch ist sprachlich auch besonders, aber beschäftigt sich stärker mit dem Kriminalfall und den skurrilen Charakteren.