Humorvoll, spannend, originell und einfach nur schön!
Der 1000-jährige Junge
Mit seinen ersten beiden Kinderbüchern konnte mich Ross Welford richtig begeistern. Als ich nun in der Vorschau des Coppenrath Verlags entdeckte, dass es ein neues Kinderbuch von ihm geben wird, war meine ...
Mit seinen ersten beiden Kinderbüchern konnte mich Ross Welford richtig begeistern. Als ich nun in der Vorschau des Coppenrath Verlags entdeckte, dass es ein neues Kinderbuch von ihm geben wird, war meine Freude groß gewesen. Da wusste ich auch schon, ehe ich mir überhaupt den Klappentext durchgelesen hatte, dass ich „Der 1000-jährige Junge“ unbedingt lesen möchte.
Alfie Monk ist anders als die Kinder in seinem Alter. Obwohl er aussieht wie elf, zählt er tatsächlich schon 1000 Jahre. Wenn man ihm begegnet, würde man niemals auf die Idee kommen, dass Alfie die Zeit der Wikinger in England miterlebt hat oder Charles Dickens höchstpersönlich begegnet ist. So etwas geht ja auch eigentlich gar nicht. Tja, eigentlich. Denn Alfie ist tatsächlich ein 1000-jähriger Elfjähriger und lebt zusammen mit seiner Mutter, die ebenfalls eine Nimmertote ist und der Katze Biffa gut versteckt in einem kleinen Häuschen im Wald.
Als Alfies Mutter eines Tages durch ein schreckliches Feuer ums Leben kommt, ist Alfie plötzlich auf sich alleine gestellt. Er landet in einem Kinderheim und es wird zunehmend schwieriger sein großes Geheimnis zu wahren. Alfie aber möchte gar kein ewiges Leben mehr führen, er möchte ganz normal altern und schließlich irgendwann sterben. Doch um kein Nimmertoter mehr zu sein, muss er an einen geheimen und gut versteckten Ort reisen. Zum Glück muss er dieses große Abenteuer nicht alleine antreten. Seine beiden neuen Freunde Aidan und Roxy sind sofort bereit, ihm bei seinem Vorhaben zu helfen.
In meinen Augen ist Ross Welford auch mit seinem neuen Werk erneut ein wundervolles Kinderbuch gelungen. Im Vergleich zu seinen beiden vorherigen Büchern empfinde ich es als ein wenig schwächer, aber ich bin natürlich dennoch ganz begeistert und habe richtig schöne Lesestunden mit dem Buch verbracht.
Wie in „Zeitreise mit Hamster“ und „Was du niemals tun solltest, wenn du unsichtbar bist“ beinhaltet auch dieses Buch Fantasy-Elemente. Nach Zeitreisen und der Unsichtbarkeit ist nun also das ewige Leben an der Reihe. Alle drei Themen finde ich wahnsinnig interessant. Und das Coole bei den Büchern von Ross Welford ist: Der Autor hat ein Händchen dafür diese total unrealistischen Dinge so rüberzubringen, dass man fast annehmen könnte, dass sie tatsächlich möglich sind. Man weiß natürlich, dass so etwas wie in der Zeit reisen, sich unsichtbar machen oder tausend Jahre alt werden nicht geht, aber der Autor hat`s einfach drauf, Realität und Fiktion so gekonnt zu vermischen, dass man es irgendwie doch für möglich halten könnte. Wobei ich diesen Punkt in den beiden vorherigen Büchern deutlicher gelungener fand.
In „Der 1000-jährige Junge“ hatte ich nicht diesen Effekt, dass ich für einen Moment dachte, hey, ja, klingt irgendwie logisch, vielleicht ist das ja doch möglich? Wie es Alfie gelungen ist, tausend Jahre alt zu werden und dabei immer noch wie ein Elfjähriger auszusehen, ist doch sehr kreativ und fantasiereich. Da ich nicht zu viel von der Handlung verraten möchte, werde ich hier nicht erzählen, wie es eigentlich sein kann, dass Alfie zu einem Greis im Körper eines elfjährigen Junge wurde. Wenn ihr das gerne wissen möchtet, müsst ihr das Buch schon selber lesen. Was ihr unbedingt tun solltet, das Buch ist echt klasse! :D
Besonders gut gefallen hat mir, das wichtige Werte wie Freundschaft, Vertrauen und Zusammenhalt sehr im Vordergrund der Handlung stehen. Und auch die Bedeutung und der Sinn des Lebens ist ein großes Thema in der Geschichte. Sie gewinnt dadurch sehr an Tiefe und stimmt einen nachdenklich.
Bei mir war es hier wieder so wie bei den beiden vorherigen Büchern von Ross Welford: Einmal angefangen mit dem Lesen flogen die Seiten nur so dahin. Der Schreibstil ist einfach super, er ist locker-leicht und flüssig und herrlich humorvoll. Der Humor von dem Autor ist stets ganz nach meinem Geschmack; seine Bücher liefern mir immer eine Menge Gründe zum Schmunzeln. So auch hier, auch wenn meine Gesichtsmuskeln hier nicht ganz so aktiv waren wie bei Ross Welfords vorherigen beiden Büchern. „Der 1000-jährige Junge“ ist doch deutlich ernster. Sehr gut unterhalten hat mich das Buch aber natürlich trotzdem.
Wie man sich denken kann, benimmt sich Alfie nicht so ganz wie ein typischer Elfjähriger zu unserer Zeit. Seine Art zu sprechen zum Beispiel ist doch etwas ungewöhnlich und altmodisch. Und auch sein Wissen ist enorm groß. Logisch, schließlich hat er schon so einige Jahrhunderte miterlebt.
Wenn andere Menschen auf Alfie treffen, spüren sie sofort, dass mit ihm etwas nicht stimmt. So auch die beiden Kinder Aidan und Roxy.
Roxy ist ein kleines, quirliges und äußerst cleveres Mädchen, die man einfach sofort ins Herz schließen muss. Auch Aidan und Alfie sind zwei richtig sympathische Charaktere. Ich mochte alle drei Kinder unheimlich gerne.
Erfahren tun wir alles im Wechsel von Aidan und Alfie in der Ich-Perspektive. Da ist es dem Autor in meinen Augen prima gelungen, den Schreibstil so anzupassen, dass man die ganze Zeit weiß, dass Aidan ein Junge aus unserer Zeit ist und der liebe Alfie einige Jährchen mehr zählt. Die verschieden Erzählperspektiven machen das Lesen wunderbar abwechslungsreich und richtig unterhaltsam.
Spannend geht es natürlich auch zu. Ich habe das Buch als sehr temporeich empfunden, sodass für mich beim Lesen an keiner Stelle Langeweile aufkam. Besonders zum Ende hin bin ich richtig ins Mitfiebern geraten.
Kinder, die eher ungern zu etwas dickeren Büchern greifen, sollten sich von den gut 380 Seiten bloß nicht abschrecken lassen. Das Buch liest sich wirklich schnell und richtig gut. Nicht nur aufgrund der packenden Handlung und dem tollen Schreibstil – auch die herrlich kurzen Kapitel tragen dazu bei, dass man das Buch im Nu durch hat. Die Kapitel sind stellenweise wirklich extrem kurz, manchmal umfassen sie sogar nur eine Seite. So etwas heiße ich in Büchern ja immer sehr willkommen, ich bin überhaupt kein Fan von langen Kapiteln.
Für Mädchen und Jungen ab 10 Jahren bietet sich das Buch prima zum Selberlesen an. In meinen Augen ist es aber auch für deutlich ältere Leser absolut lesenswert.
Fazit: Mit „Der 1000-jährige Junge“ ist Ross Welford erneut ein richtig schönes Kinderbuch gelungen, welches einen tollen Mix aus Realität, Fiktion, Humor, Spannung und wichtigen Werten enthält. Ich hatte hier jede Menge Spaß beim Lesen und kann das Buch Kindern und Erwachsenen, die gerne witzige, teilweise auch ernste und zum Mitfiebern einladende Abenteuerromane lesen, wärmstens empfehlen. Von mir gibt es volle 5 von 5 Sternen!