Ein wunderschön illustriertes & berührendes Bilderbuch ganz ohne Worte
Anton und der Gargoyle„Anton und der Gargoyle“ war mal wieder so ein Buch, bei dem sofort klar war, dass ich es haben muss. Bei einem Blick aufs Cover war es direkt um mich geschehen und der Klappentext klang einfach herzallerliebst. ...
„Anton und der Gargoyle“ war mal wieder so ein Buch, bei dem sofort klar war, dass ich es haben muss. Bei einem Blick aufs Cover war es direkt um mich geschehen und der Klappentext klang einfach herzallerliebst. Ich war voller Vorfreude auf den Inhalt und wurde nicht enttäuscht.
Das Haus von Anton und seinen Eltern ist voller Familienfotos. Es sind Aufnahmen von Mamas und Papas Reise nach Paris, von Antons Großmutter und von ihm selbst als kleines Kind. Auf einigen sieht man Anton mit einem grauen Stein, den er über alles liebt. Eines Morgens liegt dieser jedoch zerbrochen auf seinem Nachttisch und entpuppt sich völlig unerwartet als ein Ei. In seinem Schrank findet der Junge ein niedliches Wesen mit großen Augen: Ein Wasserspeierbaby. Die beiden freunden sich schnell miteinander an und verbringen jede Menge Zeit zusammen.
In einem Fotoalbum von der Parisreise seiner Eltern stößt Anton auf Bilder von einem Gargoyle, der seinem neuen Freund sehr ähnelt. Als er dem Kleinen die Fotos zeigt, betrachtet dieser sie wehmütig. Er wirkt auf einmal traurig und Anton erkennt, dass sein kleiner Wasserspeier Heimweh hat. Er sehnt sich nach seinesgleichen und nach Notre-Dame. Wie der Zufall es will, erreicht die Eltern wenig später die Nachricht, dass die Großmutter in einem Pariser Krankenhaus liegt. Die Familie reist daraufhin für einen Besuch in die französische Hauptstadt und Anton nimmt seinen grauen Freund heimlich in seinem Rucksack mit. Ihr Ausflug zur Kathedrale Notre-Dame führt die beiden bis hinauf aufs Dach, wo sich die steinernen Dämonen befinden. Was wird die zwei dort wohl erwarten?
Was für ein bezauberndes textloses Bilderbuch, das auf eine einzigartige Weise zu berühren vermag. Die herzerweichende Story, die sich die US-amerikanische Autorin Jo Ellen Bogart ausgedacht hat, kommt wirklich ganz ohne Worte aus und wird allein durch die tiefgründigen farbigen Illustrationen von der slowenischen Künstlerin Maja Kastelic erzählt. Die Geschichte lässt daher viel Raum für eigene Gedanken und Fantasie, sodass jeder sie nach seinen eigenen Vorlieben interpretieren kann und spannende Gespräche über das Betrachtete entstehen. Auch jüngere Kinder sollten sich das Buch dank der klaren Strukturierung der unterschiedlich großen Panels sehr gut selbst erschließen können.
Wie in einem Comic und in sanften Pastelltönen beschreiben Maja Kastelics Bildsequenzen die Erzählung. Mal sind es mehrere kleine Bildchen pro Seite, mal ist es auch nur eine große Zeichnung und alle sind sie unglaublich schön, liebevoll und detailreich gezeichnet. Vor allem die Illustrationen der Pariser Sehenswürdigkeiten wie der Eiffelturm, der Bahnhof Montmartre und die Kathedrale Notre Dame sind beeindruckend anzusehen. Und die innige Zuneigung zwischen Anton und seiner Familie und die zum kleinen Gargoyle ist richtig spürbar und lässt einen das Herz aufgehen. Toll ist auch, dass die dämonischen Wasserspeier, die meist etwas Furchteinflößendes und Negatives haben, hier freundlich und positiv dargestellt werden. Die Bilder sind einfach nur ein Traum, voller Gefühl und Wärme, und laden zum langen Verweilen, aufmerksamen Betrachten und Wohlfühlen ein.
Fazit: „Anton und der Gargoyle“ ist ein traumhaft illustriertes wortloses Bilderbuch ab 4 Jahren zum gemeinsamen Entdecken, Erschließen und Erzählen. Es ist eine herzerwärmende, inspirierende und magische Geschichte über eine außergewöhnliche Freundschaft und bewegende Familienzusammenführung, gespickt mit vielen wunderschönen Eindrücken von der Stadt der Liebe. Ein kleines Juwel im Silent Book-Genre und ein Buchschatz für alle Parisliebhaber*innen und die, die es noch werden wollen. Von mir gibt es 5 von 5 begeisterten Sternen!