Geschichte eines besonderen Mädchens
Gestaltung:
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Das Titelbild finde ich traumhaft! Es wirkt ein wenig wie aus einem Traum oder Fantasybuch und das Mädchen im mit der fliegenden Eule strahlt die Wildheit aus, die October im Wald ...
Gestaltung:
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Das Titelbild finde ich traumhaft! Es wirkt ein wenig wie aus einem Traum oder Fantasybuch und das Mädchen im mit der fliegenden Eule strahlt die Wildheit aus, die October im Wald ausleben kann. Das Cover hatte auf mich eine magische Anziehungskraft. Im Buch findet man immer wieder Schwarz-Weiß-Illustrationen der Eule, anhand derer man ihre Entwicklungsstadien nachvollziehen kann. Die Schrift des Titels ist leuchtend gelb und strahlt dem Betrachter entgegen. Als Hardcover wunderschön gestaltet, es fehlt nur noch ein Lesebändchen.
Inhalt:
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October ist 9 Jahre alt, lebt mit ihrem Vater im Wald, etwa 2 Std. Autofahrt von London entfernt. Weil ihr Vater ihren Namen immer zweimal hintereinander ausspricht, nennt er sie October, October (wie der Titel des Buches). October fühlt sich wohl in der Wildnis, sie braucht keine Freunde, geht nicht zur Schule. Es reicht ihr, was ihr Vater ihr beibringt und verbringt viel Zeit damit, Schätze im Wald zu suchen und sich Geschichten dazu auszudenken.
Ihre Mutter hat die beiden verlassen und ist nach London gezogen, weil sie das Waldleben nicht mehr aushielt. Aber sie schreibt October Briefe, die diese nie liest und zu ihrem Geburtstag besucht sie sie im Wald. Doch October will keinen Kontakt zu ihrer Mutter und läuft immer weg. So auch an ihrem 10. Geburtstag. Dann passiert ein Unglück, Octobers Vater muss länger ins Krankenhaus und October zu ihrer Mutter in die verhasste Stadt. Das Eulenküken, das sie kurz zuvor gefunden und Stig genannt hatte, muss sie abgeben. Sie hasst ihre Mutter, die Stadt und alles um sie herum, doch nach und nach entdeckt sie, dass es nicht nur im Wald Abenteuer zu erleben gibt und nicht alles so schlecht ist, wie es scheint. Man muss den Dingen nur eine Chance geben.
Mein Eindruck:
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"Ich hingegen bin aus Stein gemacht. Im Wald, da würde ich zwischen Bäumen hindurchgleiten, so als wäre ich der Wind, aber seit ich hier bin, werden meine Muskeln und Sehnen immer härter, und alles, was ich sage, kommt wie mit spitzen Zacken heraus. Ich weiß nicht, wie man locker mit Leuten redet, wie man kichert und spielt und irgendwo dazugehört. Das wollte ich auch noch nie, es war mir immer egal, was irgendwer von mir denkt, mal abgesehen von Dad. Bisher brauchte ich keine Freunde."
Ich war sofort gefesselt vom Schreibstil. Die Geschichte ist ausschließlich aus Octobers Gedankenwelt heraus erzählt. Dabei bedient sich die Autorin oft einer außergewöhnlichen Schreibweise. Z. B. ist das Wort "springen" wie eine steile Treppe arrangiert, als bei der Namensfindung der Eulenkopf hin und her geht, sind die Namensvorschläge abwechselnd links und rechts abgedruckt, sodass das Pingpongspiel dem Leser direkt vor Augen geführt wird. Wenn sich Octobers Gefühle überschlagen, dann sind die Worte fett, ohne Punkt und Komma angeordnet. Das ist zwar anfangs gewöhnungsbedürftig, aber ich fand es genial und konnte dabei komplett in Octobers Gefühlswelt eintauchen.
Das Mädchen ist anders als andere Gleichaltrige, sie redet nicht so gerne, nimmt alle äußeren Einflüsse wie Geräusche, Bilder, Gerüche und Geschmäcker sehr intensiv wahr. Daher ist diese neue Welt außerhalb des Waldes auch eine große Herausforderung. Ich konnte mir ihr Leben anfangs schwer vorstellen, aber der Autorin gelingt es, mich von Anfang bis Schluss mitfiebern zu lassen und es ist eine Freude, Octobers Weiterentwicklung parallel zu der von Stig zu beobachten. Mit der Zeit findet sie Freunde sowie neue Geschichten über das sogenannte Mudlarking (Gegenstände aus der Themse aufsammeln) und einen Weg, sich mit ihrer Mutter zu versöhnen. Das Ende ist für mich harmonisch und gleichzeitig authentisch gelöst.
Fazit:
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Berührende und spannende Geschichte eines außergewöhnlichen Mädchens über Freundschaft, Selbstfindung und Authentizität