Ein wunderbarer Roman über Freundschaft, das Erwachsenwerden und Veränderungen
Derselbe MondVon Lara Schützsack habe ich bereits ihre beiden Kinderbücher „Sonne, Moon und Sterne“ und „Tilda, ich und der geklaute Dracula“ gelesen und sehr geliebt. Meine Freude war daher groß als ich hörte, dass ...
Von Lara Schützsack habe ich bereits ihre beiden Kinderbücher „Sonne, Moon und Sterne“ und „Tilda, ich und der geklaute Dracula“ gelesen und sehr geliebt. Meine Freude war daher groß als ich hörte, dass dieses Jahr ein neues Buch von ihr im Fischer Sauerländer Verlag erscheinen wird. Da musste ich mir gar nicht erst den Klappentext durchlesen, für mich stand einfach sofort fest, dass ich auch „Derselbe Mond“ unbedingt kennenlernen möchte.
Die 12-jährige Magdalena hängt wie alle aus der Klasse nach der Schule oft im Skaterpark ab, zusammen mit ihren besten Freunden Sofia und Flips. Eigentlich hat sie aber gar keine Lust darauf. Sie fühlt sich von den beiden immer öfters ausgeschlossen und Sofias Anhimmelei für den coolen Felix und ihr ständiges Gerede übers Küssen gehen ihr ziemlich auf den Keks. In der letzten Zeit hat sich etwas verändert, irgendwie ist ihre Freundschaft nicht mehr so wie früher. Auch ihre Familie fühlt sich seit der Trennung ihrer Eltern fremd an, nicht mehr wie ein richtiges Zuhause. Magdalena hat gerade das Gefühl, nirgendwo hinzugehören und niemanden zu haben, der sie versteht und ihr zuhört. So würde sie so gerne an dem Schreibwettbewerb in der Schule teilnehmen und ihren Freunden von ihrer Leidenschaft für Gedichte erzählen, traut sich aber nicht. Doch dann taucht eines Tages plötzlich November an der Halfpipe auf – ein Mädchen mit seltsamen Klamotten und blauen Haaren. Während Sofia sie als „räudig“ bezeichnet, ist Magdalena ganz fasziniert von diesem fremden Mädchen, dem es völlig egal zu sein scheint, dass alle sie für einen Freak halten. Sie beginnt sich mit November anzufreunden und wird sich dank ihr endlich wieder freier und leichter fühlen und mehr wie sie selbst.
Weil mir die beiden vorherigen Kinderromane von Lara Schützsack so gut gefallen haben, ließ es sich bei mir nun natürlich nicht vermeiden, dass ich mir von ihrem neuen Werk ziemlich viel erhofft habe. Was die äußere Gestaltung anbelangt, hat es jedenfalls schon mal direkt bei mir punkten können. Ich bin richtig froh darüber, dass man sich auch diesmal für die Illustratorin Regina Kehn entschieden hat – zum einen, weil ich ein großer Fan ihrer Bilder bin und zum anderen, weil das Buch optisch somit sehr schön mit Lara Schützsacks anderen zwei Kinderbüchern harmoniert...Und da ich inzwischen die Geschichte kenne, kann ich obendrein sagen, dass das Cover auch perfekt zum Inhalt passt. Ein genauso überzeugender und ganz toller Inhalt.
Meine Erwartungen an das Buch waren zum Glück nicht zu hoch geschraubt. Lara Schützsack hat es auch zum dritten Mal geschafft, mich von Anfang bis Ende zu begeistern. Der deutschen Schriftstellerin ist es in meinen Augen erneut erstklassig gelungen, sich in die Gefühlswelt eines jungen Menschen hineinzudenken und mit viel Empathie und Leichtigkeit über die Wünsche, Sorgen und alltäglichen Probleme eines Teeangers zu schreiben. Sie hat mal wieder den Nerv der Zielgruppe getroffen und Themen aufgegriffen, mit denen sich Leserinnen ab 11 Jahren identifizieren können.
„Derselbe Mond“ erzählt eine berührende und lebensnahe Geschichte über Freundschaft und Vertrauen, über das erste Verliebtsein, die Trennung der Eltern und Veränderungen. Sie handelt von dem Beginn der Pubertät, die wohl aufregendste, verwirrendste und auch schwierigste Zeit des Lebens. Eine Zeit, in der auf einmal alles anders ist und man sich oft ziemlich verloren und irgendwie überall dazwischen fühlt.
Lara Schützsack lässt uns in ihrem neuen Buch in das Seelenleben der 12-jährigen Magdalena eintauchen und hautnah miterleben, was diese denkt und empfindet. Als Leserin fühlt man sich von Beginn an mit Magdalena verbunden und kann ihr Emotions- und Kopfchaos nur zu gut nachvollziehen kann, ihre innere Zerrissenheit als Scheidungskind und ihre Unsicherheit, weil sich plötzlich so vieles zu verändern beginnt, sowohl ihr Körper, als auch ihre langjährige Freundschaften.
Ich habe unsere junge Ich-Erzählerin mit ihrer sympathischen und schüchternen Art direkt in mein Herz geschlossen und mich auch als Erwachsene jederzeit in sie hineinversetzen können. Meiner Ansicht nach ist es Lara Schützsack wirklich meisterhaft geglückt, aus dem Blickwinkel eines 12-jährigen Mädchens zu schreiben, es wirkt einfach alles so echt. So überzeugen auch die weiteren Charaktere mit viel Authentizität und Vielfältigkeit. November zum Beispiel.
Mit der blauhaarigen November hat die Autorin einen ziemlichen Gegensatz zu unserer Hauptprotagonistin entworfen. Während Magdalena meist schweigt, obwohl sie eigentlich etwas sagen möchte, spricht November aus, was sie denkt. Während Magdalena sich nicht traut, wirklich sie selbst zu sein, scheint es November überhaupt nicht zu kümmern, was andere von ihr halten. November macht einfach ihr Ding und ist auf ihre schräge Art und Weise cool. Kein Wunder, dass die unsichere Magdalena so fasziniert von diesem selbstbewussten Mädchen ist.
Es ist herzerwärmend zu sehen, wie sich die beiden Mädchen annähern, wie sie sich bei der jeweils anderen geliebt, frei und verstanden fühlen und Madgalena dank ihrer neuen Freundin erkennt, dass es egal ist, was andere von ihr denken. Wie sie den Mut findet, neue Dinge auszuprobieren und endlich mehr sie selbst zu sein.
Genauso glaubhaft, wunderschön und zufriedenstellend wie die Handlung ist auch der Ausgang der Geschichte. Es bleibt zwar manches offen, aber gerade das macht es so zu einem guten und passenden Schluss. Mir jedenfalls hat er gefallen, ich habe das Buch am Ende glücklich wieder zuklappen können.
Fazit: Mit ihrem vierten Buch beschert uns die deutsche Autorin Lara Schützsack einen weiteren großartig geschriebenen Roman ab 11 Jahren, den ich jedem, egal ob Jung oder Alt, nur ans Herz legen kann. „Derselbe Mond“ ist eine wundervolle Geschichte über Freundschaft und die herausfordernden Seiten des Erwachsenwerdens. Einfühlsam, authentisch und wie aus dem Leben gegriffen. Von mir gibt es 5 von 5 Sternen!