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Veröffentlicht am 23.04.2023

Spannend, witzig, fantasievoll und so erfrischend anders. Ein wundervoller Reihenauftakt!

Bildspringer (Bd. 1)
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Da mir bisherigen Bücher von Christina Wolff so gut gefallen haben, stand für mich sofort fest, dass ich auch ihren neuen Kinderroman unbedingt lesen möchte. Auf den ersten Band von „Die Bildspringer“ ...

Da mir bisherigen Bücher von Christina Wolff so gut gefallen haben, stand für mich sofort fest, dass ich auch ihren neuen Kinderroman unbedingt lesen möchte. Auf den ersten Band von „Die Bildspringer“ war ich ungeheuer gespannt!

Da seine Mum als Reisefotografin viel unterwegs ist, verbringt der 13-jährige Vincent eine Menge Zeit bei seinem Großvater Arthur, der zusammen mit seinem besten Freund Henry in einem Apartment in London lebt. Arthur und Henry interessieren sich beide sehr für Gemälde und kennen sich mit ihnen bestens aus, aber sie besitzen nicht das besondere Talent, das in Vincent schlummert: Er kann in Bilder eintauchen und sich in dessen Welten bewegen! Außer seiner Familie weiß nur die Leiterin der National Gallery London von seiner außergewöhnlichen Gabe und erlaubt ihm, in sämtliche Gemälde zu springen, die im Museum ausgestellt werden. Vincent liebt es, in die verschiedenen Bilderwelten zu reisen, auch wenn es manchmal ganz schön gefährlich wird. Als er mal wieder einen seiner Bilderausflüge unternimmt, trifft er zu seiner großen Überraschung auf Holly, die ebenfalls über die Fähigkeit verfügt, in Bildern zu wandeln. Der Ehrgeiz der zwei Kinder ist sofort geweckt, als es heißt ein gestohlenes Gemälde wiederzufinden: „Das Gewitter“ von Jan van Goyen. Zwischen den beiden beginnt ein Wettstreit: Wer „Das Gewitter“ zuerst findet, hat gewonnen. Ehe es sich Vincent und Holly versehen, stecken sie mittendrin in einem unglaublichen Abenteuer, bei dem sie nicht nur auf einen dritten Bildspringer treffen, sondern es auch mit einer bösartigen Person zu tun bekommen, die nichts Gutes im Schilde führt. Die Welt der Kunst schwebt in großer Gefahr! Ob es den Kindern wohl rechtzeitig gelingen wird, sie zu retten?

Ich habe nun schon so einige Geschichten gelesen, in denen Charaktere durch die Welten von Büchern wandeln können, aber ein Roman über das Hineinspringen in Gemälde war mir bislang noch nicht bekannt. Eine total coole Idee, wie ich finde, und in meinen Augen gekonnt umgesetzt!
Meine Erwartungen an den Inhalt waren eindeutig nicht zu hoch geschraubt: Mich hat Christina Wolff auch mit ihrem neuen Werk von Anfang bis Ende begeistert, für mich persönlich ist es sogar ihr bisher bestes Buch. Ich habe mich einfach auf Anhieb wohl zwischen den Seiten gefühlt und einmal mit dem Lesen begonnen, habe ich kaum mehr damit aufhören können.

Schon das erste Kapitel beginnt ereignisreich und zieht einen in den Bann. Wir lernen den 13-jährigen Vincent bei einem seiner Bilderausflüge kennen und als Leser*in wird einem sofort klar, dass es sich bei „Die Bildspringer“ um eine sehr kreative und abenteuerliche Geschichte handelt. So treffen wir nicht nur auf einen mürrischen Zwerg, wir erleben auch mit, wie unser Hauptprotagonist beinahe von einem Zug überfahren wird.
Auch nach diesem rasanten Einstieg geht es turbulent weiter. Das darauffolgende Kapitel mag zwar deutlich weniger actionreich sein, es kann dafür aber mit zwei ziemlich schrägen Vögeln aufwarten, auch bekannt als Vincents Grandpas Arthur und Henry. Über dieses ungleiche Duo habe ich mich öfters prächtig amüsiert, mit den beiden hat die Christina Wolff zwei herrliche Figuren erschaffen. Aber auch Vincent, aus dessen personaler Sicht alles erzählt wird, und die weiteren unterschiedlichen Charaktere mochte ich sehr. Vincent mit seiner sympathischen und aufgeweckten Art hat sich direkt in mein Herz geschlichen, genauso wie die pfiffige Holly und der Junge Sam.

Besonders gut gefallen haben mir die vielen Bilderreisen, auf die wir im Verlauf des Buches mitgenommen werden. Zusammen mit Vincent verschlägt es uns in eine Menge verschiedener Gemälde, was nicht nur sehr aufregend und faszinierend ist, sondern auch lehrreich und inspirierend. Man bekommt irgendwie richtig Lust darauf, sich die Bilder selbst mal anzuschauen und vielleicht auch einem Kunstmuseum einen Besuch abzustatten. Zum Glück werden alle im Text erwähnten Werke hinten im Buch noch einmal aufgelistet, sodass man sie sich während des Lesens gar nicht erst zu notieren braucht. Toll fand ich auch, auf was für eine schöne Weise verdeutlicht wird, dass jedes Kunstwerk kostbar und einzigartig ist. Wie genau uns das gezeigt wird und was wir alles mit Vincent, Holly und den weiteren Charakteren erleben werden, wird hier in meiner Rezension jedoch nicht verraten, das müsst ihr schon selbst herausfinden. Ich kann euch jedenfalls versprechen, dass an keiner Stelle Langeweile aufkommt und ihr nur so durch die Seiten fliegen werdet.

Genauso fantasievoll wie die Handlung ist auch die Innenaufmachung des Buches. Das Vorsatzpapier ist mit einer traumhaften farbigen Illustration geschmückt, gezeichnet von Florentine Prechtel, und auch innerhalb der Geschichte kommen wir in den Genuss von ein paar ihrer detailverliebten doppelseitigen Illustrationen. Diese sind zwar nur in schwarz-weiß gehalten, sie sind aber ebenfalls zum Hineinträumen schön und wirken richtig echt und magisch.

Die Geschichte endet recht abgeschlossen, lässt aber viel Spielraum für Folgebände. Soweit ich weiß, ist eine Fortsetzung bisher noch nicht angekündigt, ich gehe aber sehr davon aus, dass es weitergehen wird. Hoffentlich müssen wir uns auf den zweiten Band nicht allzu lange gedulden, ich bin schon so gespannt auf den nächsten Fall der Van-Gogh-Agency!

Fazit: Mit „Die Bilderspringer“ beschert uns Christina Wolff einen wunderbaren Abenteuerschmöker ab 10 Jahren, voller Spannung, Witz und Einfallsreichtum und mit ganz viel tollem Kunstwelt-Zauber und Museums-Flair. Ich kann das Buch nur empfehlen. Es ist so erfrischend anders und spannend und informativ zugleich. Es enthält einfach sämtliche Zutaten, die einen gelungenen Kinderroman ausmachen und die miteinander vereint ein originelles Gesamtkunstwerk ergeben. Mir hat es großen Spaß gemacht, die Van-Gogh-Agency auf ihrem ersten Fall zu begleiten und ich hoffe sehr auf ein baldiges Wiedersehen mit Vincent, Holly und Co. Von mir gibt es 5 von 5 Sternen!

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Veröffentlicht am 21.04.2023

Ein spannendes und magisches Abenteuer voller Fantasie, Sommer und Geheimnisse!

Die Bucht des blauen Oktopus
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Zu den Büchern von der Antonia Michaelis greife ich immer unheimlich gerne, vor allem ihre Kinderromane mag ich sehr. Ich war daher sofort Feuer und Flamme, als ich zum ersten Mal von ihrem neuen Titel ...

Zu den Büchern von der Antonia Michaelis greife ich immer unheimlich gerne, vor allem ihre Kinderromane mag ich sehr. Ich war daher sofort Feuer und Flamme, als ich zum ersten Mal von ihrem neuen Titel „Die Bucht des blauen Oktopus“ hörte. Da mich Cover und Klappentext direkt ansprachen, stand für mich schnell fest, dass ich das Buch lesen möchte.

Kiki verbringt ihre Sommerferien zusammen mit ihrer Familie in Griechenland, in einem kleinen Dorf direkt an der Meeresküste. Um ihrer anstrengenden Tante Dora, dem ständigen Geschrei ihrer kleinen Zwillingsschwestern und den Streitereien zwischen ihrer Mutter und ihrem Stiefvater zu entkommen, flüchtet die 11-jährige so oft sie kann an den Strand. Hier lernt sie den gleichaltrigen Jorgos und dessen fünfjährigen Bruder Nikos kennen. Eigentlich sollten die beiden bei ihrem Großvater leben, nachdem ihre Mutter verstorben und ihr Vater während einer Schatzsuche spurlos verschwunden ist. Anstatt aber bei ihm zu wohnen und – was Jorgos betrifft – zur Schule zu gehen, leben die beiden Brüder alleine auf sich gestellt in einer Höhle, die in einer versteckten Meeresbucht liegt. Jorgos ist sich sicher, dass sein Vater noch lebt und möchte ihn und den Schatz unbedingt finden. Kiki freundet sich mit den Jungen an und ist sofort bereit ihnen bei ihrer Suche zu helfen. Doch die drei Kinder sind nicht die Einzigen, die den Schatz aufspüren wollen – auch der fiese Alexis und seine Bande haben es auf ihn abgesehen. Ein abenteuerlicher Wettstreit beginnt, bei dem die Freunde unerwartet Hilfe von einem geheimnisvollen blauen Oktopus bekommen.

Bei den Büchern von Antonia Michaelis kann man eigentlich immer davon ausgehen, dass sie großartig geschrieben sind und ihnen etwas Poetisches und Träumerisches anhaftet. Die deutsche Autorin ist einfach eine meisterhafte Erzählerin und versteht sich bestens darin, mit der Schwelle zwischen Wirklichkeit und Fantasie zu spielen, was ihre Geschichten zu ganz besonderen Erlebnissen macht. Und ihr neuester Kinderroman bildet da keine Ausnahme.
Wie ich es von den meisten Werken von Antonia Michaelis gewohnt bin, begeistert auch „Die Bucht des blauen Oktopus“ mit sprachlicher Raffinesse und einem gekonnten Spagat zwischen Realität und Imagination. Die Autorin hat schon irgendwie ihren ganz eigenen Stil, auf den man sich einlassen muss. Gelingt einem das, erlebt man eine wirklich tolle und außergewöhnliche Zeit zwischen den Buchdeckeln. So wie ich.

Ich habe mir zum Glück nicht zu viel vom Inhalt versprochen. Gleich die ersten Seiten, auf denen wir in das Setting eingeführt werden und unsere beiden Hauptpersonen kennenlernen, konnten mich in ihren Bann ziehen.
Die Autorin nimmt uns dieses Mal nach Griechenland mit, in einen kleinen Ort direkt am Meer, und verwöhnt uns durchweg mit stimmungsvollen bildlichen Beschreibungen und viel sommerlichem Urlaubsfeeling. Man hat sofort das Gefühl selbst dort zu sein, an der malerischen griechischen Küste, mit der salzigen Seeluft in der Nase und dem Brausen der Wellen im Ohr. Verstärkt wird das Ganze noch durch die zauberhaften schwarz-weiß Illustrationen von Sanna Wandtke, denen ebenfalls etwas Magisches anhaftet und die somit vortrefflich zu dieser mystisch angehauchten Story passen.
Ich war von der Kulisse von Beginn an völlig verzaubert und unsere beiden Hauptprotagonisten waren mir auf Anhieb sympathisch.

Im Mittelpunkt der Geschichte stehen die beiden Kinder Jorgos und Kiki. Sie berichten uns als Ich-Erzähler abwechselnd von den Ereignissen, was an den Kapitelanfängen gut kenntlich gemacht ist. Mir haben die Perspektivwechsel sehr gefallen. Sie sind einfach die perfekte Wahl für dieses Buch, da wir so von beiden Charakteren anschauliche Einblicke in ihr Inneres erhalten. Ich habe Jorgos und Kiki sehr schnell in mein Herz geschlossen. Beide sind zwei äußerst pfiffige und mutige Kinder und da sie authentisch gezeichnet sind, ergeben sie ideale Identifikationsfiguren für die Zielgruppe. Ich, als Erwachsene, habe mich aber auch problemlos in die zwei hineinversetzen können und nur zu gerne mitverfolgt wie sie sich nach den ersten etwas unglücklichen Aufeinandertreffen schließlich doch noch näherkommen, wie sie lernen einander zu vertrauen und über sich selbst hinauswachsen. Es macht einfach Spaß, die beiden auf ihren Erlebnissen zu begleiten, trotz der Päckchen, die sie zu tragen haben.

Es werden so einige ernstere und zum Nachdenken anregende Dinge angesprochen, was ebenfalls typisch für Antonia Michaelis’ Bücher ist. Diesmal widmet sie sich unter anderem den Themen Verlust, Vernachlässigung, Streit in der Familie und Mobbing, kindgerecht verpackt in einem spannenden Ferien-Abenteuer, bei der ein blauer Oktopus und eine Schatzsuche wichtige Rollen spielen werden. Langeweile kommt beim Lesen garantiert nicht auf. Der erste Teil der Geschichte, in dem es vordergründig um die Vorstellung der Figuren geht, mag noch noch etwas ruhiger sein, im zweiten jedoch begibt man sich mit Kiki, Jorgos und dessen kleinen Bruder Nikos auf eine aufregende und magische Reise. Gemeinsam mit ihnen entdecken und erkunden wir eine Insel, wir lüften Geheimnisse, meistern lauter Herausforderungen und Gefahren und schließen neue Freundschaften. Und während manches zunächst noch etwas verworren und konfus erscheint, vereint sich schließlich alles doch noch zu einem stimmigen und glücklichen Ende. Es ist einfach immer wieder aufs Neue faszinierend zu sehen, wie es Antonia Michaelis stets schafft, sämtliche Handlungsstränge zu vereinen, sodass man am Schluss zufrieden wieder aus der Geschichte auftauchen kann.

Fazit: Mit „Die Bucht des blauen Oktopus“ beschert uns die deutsche Autorin Antonia Michaelis ein weiteren wunderbaren atmosphärischen Kinderroman voller Spannung und Geheimnisse und mit einem Hauch Magie. Ich kann das Buch nur empfehlen, sowohl Kindern ab 10 Jahren als auch Erwachsenen. Wer fantasievolle Geschichten mit Tiefgang mag, Bücher über Freundschaft, das Meer und Abenteuer liebt und sich gerne nach Griechenland entführen lässt, wird von „Die Bucht des blauen Oktopus“ ganz bestimmt begeistert sein. Von mir gibt es 5 von 5 Sternen!

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Veröffentlicht am 19.04.2023

Ein wundervolles Buch, das trotz ernster Thematik Hoffnung schenkt. Unbedingt lesen!

Der Stern vor meinem Fenster
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Von Onjali Q. Raúf habe ich schon ihre beiden Kinderromane „Der Junge aus der letzten Reihe“ und „Die Nachtbushelden“ gelesen und über alles geliebt. Für mich stand daher sofort fest, dass ich auch ihren ...

Von Onjali Q. Raúf habe ich schon ihre beiden Kinderromane „Der Junge aus der letzten Reihe“ und „Die Nachtbushelden“ gelesen und über alles geliebt. Für mich stand daher sofort fest, dass ich auch ihren neuen Titel „Der Stern vor meinem Fenster“ unbedingt bei mir einziehen lassen muss.

Nachdem ihre Mutter plötzlich verschwunden ist, ziehen die zehnjährige Aniyah und ihr fünfjähriger Bruder Noah zu einer Pflegemutter. Aniyah kann sich nicht daran erinnern, was es mit dem Verschwinden ihrer Mutter genau auf sich hat, sie ist sich aber vollkommen sicher, dass sie nicht für immer fort ist. Denn Menschen wie ihre Mutter, die besonders warm strahlende Herzen haben, verlassen ihre Liebsten nie ganz, sie werden zu strahlenden Sternen am dunklen Himmelszelt. Als Aniyah eines Tages in den Nachrichten von einem neu entdeckten Stern hört, weiß sie sofort, dass er ihre Mutter ist. Doch dann erfährt sie von einem Gewinnspiel, bei dem ein Name nach dem Stern gesucht wird. Aniyah ist fassungslos. Der Stern hat doch schon einen Namen! Das kommt überhaupt nicht infrage, dass er einen anderen erhält als den ihrer Mutter. Zusammen mit ihrem Bruder und den beiden Pflegekindern Ben und Travis macht sie sich auf den Weg zum Observatorium nach Greenwich, um zu verhindern, dass der Sternen einen falschen Namen bekommt. Ob sie es wohl rechtzeitig schaffen werden? Ein aufregendes Abenteuer beginnt...

Als ich mit dem Lesen begann, ist mir bereits auf der ersten Seite klar geworden, dass auch dieses Werk aus der Feder von Onjali Q. Raúf ein Herzensbuch für mich sein wird. Mein erster Eindruck sollte mich auch nicht getäuscht haben. Die britische Autorin hat auch mit „Der Stern vor meinem Fenster“ etwas ganz Besonderes und Wundervolles erschaffen, eine wahre Perle in der Kinderliteratur.

Onjali Q. Raúf ist einfach eine Meisterin darin, Kinder für schwierige Themen zu sensibilisieren. Sie scheut sich zum Glück nicht davor, Kinderbücher über die harte Realität des Lebens zu schreiben. Auch „Der Stern vor meinem Fenster“ ist so ein Buch.
Die Triggerwarnung zu Beginn ist auf jeden Fall angebracht, denn in der Geschichte geht es um die Folgen von häuslicher Gewalt und um Verlust. Ehrlich und direkt, zugleich aber auch sehr einfühlsam und sanft lässt Onjali Q. Raúf die 10-jährige Aniyah als Ich-Erzählerin davon berichten, was sie und ihr kleiner Bruder Noah Schlimmes erlebt haben und was sie dabei empfunden hat. Durch die kindliche Betrachtungs- und Denkweise wird jungen Leserinnen vermutlich zunächst gar nicht klar sein, was genau Aniyah da beschreibt, als Erwachsener jedoch liest man sofort heraus, von welcher Sache sie spricht. Ihre Schilderungen lesen sich oft herzzerreißend und gehen einem richtig nahe, sie werden aber niemals zu schmerzlich. Onjali Q. Raúf hat es wirklich mal wieder unglaublich gut geschafft, schwere Kost in eine kindgerechte Geschichte einzubetten. Neben der ganzen Tragik erzählt sie auch von Freundschaft, Zusammenhalt, Entschlossenheit und Geschwisterliebe. Sie nimmt uns Leserinnen auf eine unvergessliche, abenteuerliche Reise mit, die nicht nur bewegt und nachdenklich stimmt, sondern auch zum Mitfiebern einlädt und einen sogar manchmal schmunzeln lässt. Und sie schafft Lichtblicke. Lichtblicke darauf, dass es für jedes Kind ein glückliches und liebevolles Zuhause gibt.

Was „Der Stern vor meinem Fenster“ dann nur noch kostbarer macht, sind die Kontaktmöglichkeiten für Betroffene hinten im Anhang und dass die Autorin einen Teil des Bucherlöses an ihre Hilfsorganisation „Making Herstory“ weitergibt. Ein großes Lob gebührt natürlich auch der Übersetzerin Katharina Naumann, die den Erzählton so wunderbar getroffen hat, sowie der Illustratorin Pippa Curnick, deren Zeichnungen ebenfalls vortrefflich zur Geschichte passen. All dies vereint ergibt ein großartiges Gesamtpaket, das ich am liebsten ganz vielen Menschen in die Hand drücken möchte, damit sie es lesen.

Fazit: Mit „Der Stern vor meinem Fenster“ hat Onjali Q. Raúf ein weiteres ganz besonderes und vielschichtiges Buch geschrieben, bei dem ich nur sagen kann: Kauft es, lest es und empfiehlt es weiter! Es erzählt eine so wertvolle und traurig-schöne Geschichte über ein sehr wichtiges Thema, authentisch aus Kindersicht erzählt und gekonnt verpackt in einer warmherzigen Abenteuer- und Freundschaftsgeschichte, die trotz der Ernsthaftigkeit Mut macht und Hoffnung schenkt. Ich kann dieses Buch jedem wirklich nur ans Herz legen, mich hat es tief berührt. Es ist so tröstlich und warm strahlend wie ein heller Stern am Nachthimmel, so kraftvoll und nachklingend wie ein flammender Asteroid, der an der Erde vorbeirast. Von mir gibt es 5 von 5 Sternen!

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Veröffentlicht am 17.04.2023

Ein märchenhafter Auftakt, der große Lust auf mehr macht!

Finsterwelt 1. Das verbotene Buch
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Als ich zum ersten Mal von „Finsterwelt“ hörte, war ich sofort Feuer und Flamme. Ich liebe Internatsgeschichten und an Büchern, die in irgendeiner Weise mit Märchen zu tun haben, kann ich immer nur schwer ...

Als ich zum ersten Mal von „Finsterwelt“ hörte, war ich sofort Feuer und Flamme. Ich liebe Internatsgeschichten und an Büchern, die in irgendeiner Weise mit Märchen zu tun haben, kann ich immer nur schwer vorbeigehen. Da mich Cover und Klappentext direkt ansprachen und mir meine bisherigen Werke von Katharina Herzog zudem seht gut gefallen haben, stand für mich schnell fest, dass ich ihre erste Kinderbuchreihe kennenlernen möchte.

Leonie geht seit kurzem auf das Internat Schloss Rosenfels, eine Schule für die Nachkommen von Märchenfiguren. Hier wird man nicht nur in langweiligen Fächern wie Mathe unterrichtet – man erfährt auch mehr über die Märchenwelt und spielt Völkerball auf fliegenden Teppichen. Hört sich doch toll an, oder? Wenn man aber vom Froschkönig abstammt und sich ständig unbeabsichtigt in einen Frosch verwandelt, ist das Ganze irgendwie nicht so cool. Leonie ist alles andere als begeistert als sie an ihrem 12. Geburtstag erfährt, dass ausgerechnet der Froschkönig ihr Vorfahre ist. Ihre ständigen Verwandlungen sind einfach nur nervig und oberpeinlich. Und wie soll es anders sein: Natürlich begegnet sie ihrem neuen Mitschüler Tristan zum ersten Mal in ihrer froschigen Gestalt. Na super. Dieser peinliche Vorfall ist jedoch schnell vergessen, als Leonie im Dornröschenturm ein verbotenes Buch findet und es öffnet. Am nächsten Tag ist ihre beste Freundin Marle spurlos verschwunden, es ist, als hätte es sie nie gegeben. Nur der geheimnisvolle Tristan erinnert sich noch an sie. Gemeinsam mit ihm versucht Leonie dem Ganzen auf den Grund zu gehen.

Geschichten über magische Schulen, an denen Kinder mit besonderen Fähigkeiten unterrichtet werden, gibt es mittlerweile ziemlich viele und auch Bücher mit Märchenanspielungen sind keine Seltenheit. Wer nun aber denkt, dass es sich bei „Finsterwelt“ um eine Story wie schon hundertmal gelesen handelt, hat falsch gedacht. Katharina Herzog hat mit ihrem Kinderbuchdebüt definitiv etwas Einzigartiges geschaffen. Sie hat gekonnt bekannte Elemente mit eigenen coolen Ideen verknüpft und als Ergebnis eine Geschichte aufs Papier gebracht, die sämtliche Zutaten enthält, die ein gutes Kinderbuch ausmachen. Und die gemeinsam mit den stimmungsvollen schwarz-weiß Vignetten von Nathalie Kranich ein rundum stimmiges Gesamtpaket ergibt.

Bereits die ersten paar Seiten, auf denen wir in das Setting eingeführt werden und unsere 12-jährige Hauptprotagonistin Leonie kennenlernen, konnten mich packen und begeistern. Mit dem Internat Rosenfels hat die Autorin einfach einen genialen Schauplatz erschaffen. Man lässt sich nur zu gerne in dieses burgähnliche Schloss mitnehmen und hat direkt das Gefühl, selbst dort zu sein. Dank der bildlichen Beschreibungen gelingt es einem wirklich spielend leicht, in diese zauberisch-düstere Kulisse einzutauchen. Gemeinsam mit unserer personalen Erzählerin Leonie streift man durch die Schule und den finsteren Fintserwald, man nimmt an außergewöhnlichen Fächern wie Märchenkunde und Braukunst teil und lernt dabei viele weitere Bewohnerinnen des Internats kennen.
Trotz meiner Faszination für diese magische Schule bin ich mir jedoch nicht sicher, ob ich mit Leonie hätte tauschen wollen. Es wird nämlich schnell deutlich, dass es gar nicht so prickelnd ist, wenn man aus einer Märchenfamilie kommt und dass eigentlich jeder der Internatsschüler
innen sein Päckchen zu tragen hat. So hat Leonie ihre Froschverwandlungen nicht unter Kontrolle, ihr Freund Hans (ein Abkömmling aus „Hans im Glück“) leidet an Tauschsucht und selbst die fiese Rosa, die von der liebreizenden Dornröschen abstammt, hat es nicht leicht. Die Geschichte zeigt somit, dass niemand von uns perfekt ist und man mit seinen Problemen nicht alleine ist. Zudem wird verdeutlicht, wie wichtig es ist zusammenzuhalten und einander vertrauen können und immer an sich selbst zu glauben.

Die Geschichte enthält so einige schöne Botschaften, geschickt verpackt in einem fantastischen Abenteuer voller Unvorhersehbarkeiten und rätselhafter Vorkommnisse und mit ein kleines bisschen Grusel. Langeweile kommt beim Lesen garantiert nicht auf. Es passiert einfach ständig etwas neues Aufregendes, sodass man ordentlich ins Mitfiebern gerät und sich immerzu fragt, wie wohl alles miteinander zusammenhängt: Was hat es mit dem Buch auf sich, das Leonie in der Märchenkammer findet? Was ist mit ihrer Freundin Marle passiert, die kurz darauf spurlos verschwunden ist? Und was hat der neue Schüler Tristan zu verbergen?

Neben der Spannung kommt auch der Witz nicht zu kurz. Die Geschichte kann mit so einigen amüsanten Einfällen und Szenen aufwarten wie beispielsweise ein mürrisches Einhorn namens Manfred und die bereits erwähnten froschigen Verwandlungen unserer Protagonistin. Bei letzterem ist einem zwar klar, dass Leonie darunter leidet, aber irgendwie kann man trotzdem nicht anders, als darüber zu schmunzeln.
Sehr gut gefallen hat mir auch, wie die Autorin die Gebrüder Grimm mit eingebaut hat. Es werden nämlich nicht nur viele klassische Märchen erwähnt – auch über die Hintergründe ihrer Verfasser erfahren einiges. Natürlich hat sich Katharina Herzog dabei ein paar künstlerische Freiheiten erlaubt, aber ihrer Danksagung kann man entnehmen, dass manches auf realen Tatsachen beruht.

Überzeugend sind auch die vielen unterschiedlichen Charaktere. Leonie ist eine sympathische und authentische Protagonistin, die man mit ihrer aufgeweckten und mutigen Art einfach gernhaben muss. Ich habe sie im Nu in mein Herz geschlossen und auch der Großteil der weiteren Figuren mochte ich sehr. Es macht einfach nur großen Spaß, Zeit mit dieser Truppe zu verbringen, am liebsten würde man sich am Ende sofort ins nächste Abenteuer mit ihnen stürzen. Wie gut, dass wir uns auf dieses gar nicht allzu lange gedulden müssen. Der zweite Band soll voraussichtlich dieses Jahr im August erscheinen und ich freue mich schon sehr darauf!

Fazit: Mit ihrem Kinderbuchdebüt ist der deutschen Autorin Katharina Herzog ein wunderbarer Reihenauftakt gelungen, der von Anfang bis Ende fesselt und große Lust auf mehr macht. „Finsterwelt. Das verbotene Buch“ ist ein unterhaltsam-fantasievolles Internatsabenteuer voller märchenhafter Magie, Geheimnisse und Freundschaft, spannend und humorvoll erzählt und toll kombiniert mit historischen Fakten. Ich kann das Buch nur wärmstens empfehlen. Wer Märchen und magische Schulgeschichten mag, der wird auch Finsterwelt mögen. Von mir gibt es 5 von 5 Sternen!

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Veröffentlicht am 13.04.2023

Ein wunderbares Bilderbuch voller Vielfalt, Zusammenhalt & selbstverständlichem Miteinander.

Einfach buddeln!
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Da ich die Bilder von der Andrea Stegmaier sehr gerne mag, war ich augenblicklich Feuer und Flamme als ich zum ersten Mal von dem Bilderbuch „Einfach buddeln“ hörte, welches sie illustriert hat. Der Klappentext ...

Da ich die Bilder von der Andrea Stegmaier sehr gerne mag, war ich augenblicklich Feuer und Flamme als ich zum ersten Mal von dem Bilderbuch „Einfach buddeln“ hörte, welches sie illustriert hat. Der Klappentext konnte mich sofort überzeugen, die Geschichte klang einfach herzallerliebst. Für mich stand daher schnell fest, dass ich das Buch haben muss.

Ben wohnt in der Trübstraße, die genau so ist wie ihr Name: Trostlos, tristgrau und furchtbar langweilig. Bestimmt ist es überall sonst aufregender als hier. Als ihm dieser Gedanke kommt und sein Blick auf seinen Globus fällt, beginnt sich Ben zu fragen, wie es wohl auf der anderen Seite der Erde ist. Leben die Menschen dort verkehrt herum? Machen sie alles auf dem Kopf? Das muss unbedingt herausgefunden werden! Voller Neugier und Tatkraft geht Ben in den Garten und beginnt mit seinen Händen ein Loch zu graben – ein Loch, das so tief werden soll, dass es einmal quer durch die Welt reicht. Da lugt plötzlich ein Mädchen durch die Lücke im Zaun und als sie von Bens Vorhaben erfährt, schließt sie sich ihm mit einem Löffel an. Als das Loch schon so groß wie eine Badewanne ist, taucht ein Junge mit einem Bagger auf. Immer mehr Kinder aus der Nachbarschaft kommen mit den verschiedensten Werkzeugen dazu und zusammen buddeln sie. Und buddeln und buddeln und buddeln. Und das Loch wird tiefer und tiefer und tiefer...Ob sie es wohl schaffen werden, bis ans andere Ende der Welt zu gelangen?

Wie ist es wohl auf der anderen Seite der Erde? Ist dort alles verkehrt herum? Laufen die Menschen dort vielleicht auf dem Kopf? Diese Fragen haben sich bestimmt schon viele Kinder mal gestellt. Ich meine mich zu erinnern, dass auch ich mich früher irgendwann einmal gefragt habe, ob am anderen Ende der Welt wohl alles umgedreht ist. Ich bin dem Ganzen jedoch nie selbst nachgegangen, anders als der Junge Ben in diesem Buch. Doch wir er, hat es mich als Kind ständig nach draußen gezogen, auch bei schlechtem Wetter. Hach, was habe ich damals viel und gerne mit meinen Freundinnen und Schwestern in unserem Garten gespielt! Ich musste beim Durchlesen der Geschichte daher ständig an meine eigenen Gartenabenteuer denken, was ich zutiefst genossen habe. Aber nicht nur diese Nostalgiemomente haben mich glücklich gemacht, auch sonst hat mich dieses Bilderbuch komplett verzaubern können.

„Einfach buddeln!“ erzählt eine fantasievolle und lustige Geschichte über kindliche Neugierde, Tatendrang und Entdeckerlust, über Teamarbeit, Freundschaft und Gemeinschaft. Es zeigt uns, dass man zusammen viel mehr Spaß hat und mehr schaffen kann als alleine. Dass es sich lohnt offen und neugierig zu sein und durchzuhalten. Es feiert das gemeinsame Spielen und die Diversität und lädt zum Mitmachen und Erkunden ein. Zudem schafft es Raum für eigene Ideen und Projekte und inspiriert einen dazu, Zeit in der Natur zu verbringen...Und vielleicht auch ein eigenes Loch zu graben. Junge Kinder sollten den Hinweis hinten Buch nur unbedingt beherzigen und nicht einfach so ohne Erlaubnis und Aufsicht eines Erwachsenen drauf los buddeln. Tief in der Erde herumgraben ist schließlich nicht ungefährlich und als Eltern freut man sich über große Löcher im Garten vermutlich eher weniger.

Also ich bin wirklich begeistert davon, wie viel in diesem Buch steckt und auf was für eine schöne spielerische Art und Weise uns alles nähergebracht wird. Ich könnte mir jedoch vorstellen, dass so mancher kritisieren wird, dass man etwas mehr aus der Geschichte hätte machen können wie das Einbinden von ein paar Sachinfos, über Insekten oder die verschiedenen Bodenschichten zum Beispiel. Ich persönlich finde ich aber nicht, dass etwas fehlt, für mich ist dieses Buch genau richtig so wie es ist.

Es ist einfach das reinste Vergnügen, Ben auf seinem Buddelabenteuer zu begleiten und mitzuerleben, wie sich immer mehr Kinder dazugesellen. Wie sie sich gegenseitig ermutigen und die Zeit um sich herum vergessen und sie alle dazu beitragen, dass das Loch immer größer und größer wird. Man gerät dabei ordentlich ins Mitfiebern und fragt sich ganz gespannt, ob es die eifrigen Kinder wohl tatsächlich schaffen werden, sich bis ans andere Ende der Welt durchzugraben. Ob es ihnen gelingen wird, werde ich euch hier allerdings nicht verraten, das müsst ihr schon selbst herausfinden.

Zum Vorlesen ab 3 Jahren ist das Buch in meinen Augen ideal geeignet. Da die Sätze sehr einfach und kurz sind und der Fokus auf den Bildern liegt, sollten Kinder ab 3 Jahren der Handlung problemlos folgen können. Den Kleinen wird es jede Menge Freude bereiten, der mitreißenden Geschichte zu lauschen und die detailreichen Illustrationen zu betrachten. Und über den Satz „Und sie buddelten und buddelten und buddelten“, der im Verlauf öfters fällt, werden sie bestimmt entzückt sein. Solche Textwiederholungen kommen bei jungen Zuhörer
innen eigentlich immer gut an.

Die Gestaltung des Buches war für mich ein echtes Highlight. Die vielen ausdrucksstarken Bilder von Andrea Stegmaier sind mit viel Liebe zum Detail gezeichnet und in warmen erdigen Farben gehalten, was einfach perfekt zur Geschichte passt. Besonders großartig ist aber, wie vielfältig und divers die Illustrationen sind. Die Kinder haben unterschiedliche Geschlechter und Hautfarben, eines besitzt ein Handicap...Je weiter die Handlung voranschreitet, desto bunter wird die Kinderschar, denn bei der Buddelaktion darf wirklich jeder mitmachen, ganz egal wie man aussieht oder wo man herkommt. Genial fand ich auch, dass man das Buch manchmal drehen muss. Langeweile kommt beim Durchlesen garantiert nicht auf und da die Begeisterung der Kinder für ihr gemeinschaftliches Projekt auf ihren Gesichtern wunderbar veranschaulicht wird und ihre Freude richtig ansteckend ist, buddelt man innerlich förmlich mit. Und buddelt und buddelt und buddelt...

Fazit: Mit „Einfach buddeln!“ bescheren uns Wenda Shurety und Andrea Stegmaier ein zauberhaftes Bilderbuch ab 3 Jahren, voller Vielfalt, Zusammenhalt und selbstverständlichem Miteinander und mit ganz viel tollem Buddel-Spaß. Es ist ein herrliches Mitmach-Gute-Laune-Buch für große und kleine Forscherinnen und für alle Buddlerinnen. Ich kann „Einfach buddeln!“ nur empfehlen und vergebe sehr gerne 5 von 5 Sternen!

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