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Veröffentlicht am 12.07.2020

Witzig-schräg und einfühlsam und einfach nur unheimlich gut!

Unheimlich peinlich – Das Tagebuch der Ruby Black
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Als ich das erste Mal in der neuen dtv-Vorschau über „Unheimlich peinlich – Das Tagebuch der Ruby Black“ stolperte, wusste ich einfach sofort: Das Buch muss ich unbedingt lesen! Das bezaubernde Cover gefiel ...

Als ich das erste Mal in der neuen dtv-Vorschau über „Unheimlich peinlich – Das Tagebuch der Ruby Black“ stolperte, wusste ich einfach sofort: Das Buch muss ich unbedingt lesen! Das bezaubernde Cover gefiel mir auf den ersten Blick total gut und der Klappentext konnte mich ebenfalls umgehend überzeugen. Da ich zudem eine leidenschaftliche Comic-Roman-Leserin bin und die Bücher von Cally Stronk sehr gerne mag, konnte ich es kaum noch abwarten die 11-jährige Ruby und ihre verrückte Familie kennenzulernen.

Seit 11 Jahren hat Rubinia Rosalinde Black nun schon das große Vergnügen, mit der wohl peinlichsten Familie der Welt zusammenleben zu müssen. Als wäre ihr bescheuerter Name nicht schon schlimm genug, seufz. Ihr Name und ihre durchgeknallte Familie sind ja aber tatsächlich noch längst nicht alles: Ruby lebt da wo andere nicht mehr leben, oder anders ausgedrückt: Ruby und ihre Familie wohnen auf dem Friedhof. Ja, ihr habt richtig gehört. Total peinlich, oder? Wie soll man denn da nicht auffallen und Freunde finden? Ruby möchte doch einfach nur eins: Normal sein! Da das an ihrer alten Schule mittlerweile ein Ding der Unmöglichkeit war und sie sogar richtig übel gemobbt wurde, hat Ruby sich für einen Schulwechsel entschieden. Ihre neuen Mitschüler dürfen nun natürlich auf gar keinen Fall von ihrer Familie und ihrem Wohnort erfahren. Gar nicht so einfach, wenn schon der erste Schultag ziemlich in die Hose geht. Mit einem Leichenwagen zur Schule gebracht zu werden ist irgendwie nicht so unauffällig, oder? Tja, und dann wären da noch die extrem neugierigen und nervigen Influencer-Zwillinge Lilly und Milly, die Ruby ständig verfolgen, weil sie unbedingt mehr über sie erfahren möchten. Wenn man sich dann auch noch in einen schnuckeligen Jungen namens Ben verliebt und in seiner Gegenwart nur peinlich herumstottern kann, stehen die Chancen, einen ganz normalen Eindruck zu machen, irgendwie auch nicht nicht so gut.

Hach, was für ein Spaß! Ich bin eindeutig nicht mit den falschen Erwartungen an das Buch herangegangen – mir hat „Unheimlich peinlich“ unheimlich gut gefallen! Dank der mitreißenden und höchst amüsanten Handlung und der wunderbar kreativen Aufmachung bin ich von Beginn an zu einem absoluten Buchverschlinger mutiert und nur so durch die Seiten geflogen. Für Lesefaule ist „Unheimlich peinlich“ wahrhaftig einfach nur perfekt. Ich bin mir ziemlich sicher, dass sogar der größte Lesemuffel bei diesem Buch gar nicht mehr mit dem Lesen aufhören mag und die reinste Freude beim Durchschmökern haben wird.

Ich hatte bereits ein fettes Grinsen auf den Lippen, als ich mir die ulkigen Vorstellungen der Autorin und der Illustratorin vorne im Buch durchlas und die urkomischen Zeichnungen von den beiden betrachtete. Mein breites Schmunzeln sollte dann auch erst einmal nicht von meinen Lippen weichen. Rubys Geschichte, die im Tagebuch-Stil erzählt wird, ist bereits von den ersten Seiten an super lustig und skurril. Einfach nur herrlich, sag ich euch, auf was für witzige und originelle Ideen die Cally Stronk so gekommen ist. Ruby passieren wirklich am laufenden Band Peinlichkeiten und klar, etwas überspitzt werden manche Geschehnisse natürlich schon dargestellt, aber der Autorin ist es in meinen Augen hervorragend gelungen, die Handlung niemals zu unsinnig oder abgedreht wirken zu lassen. Nein, im Gegenteil, das Buch besitzt ziemlich viel Tiefgang und regt zum Nachdenken an.

Auf eine feinfühlige und einfach nur brillante Weise behandelt Cally Stronk wichtige Themen wie Mobbing, Angst und Ehrlichkeit und lässt uns an den gängigen Sorgen eines Teenagers teilhaben. Dass einem als Heranwachsender die eigene Familie manchmal ziemlich peinlich ist, werden wohl die meisten von uns kennen. Allerdings muss ich schon sagen, dass man Rubys Familie als nicht so wirklich als normal bezeichnen kann...Wobei: Was ist schon normal? Gibt es das eigentlich? Jeder sollte das Recht haben, so zu sein, wie er oder sie nun mal ist oder sein möchte. Diese Message des Buches hat mir ganz besonders gut gefallen! Cally Stronk möchte mit Rubys Geschichte verdeutlichen, dass man den Mut dazu haben sollte, man selbst zu sein und zu seinen Eigenarten zu stehen. Jeder Mensch ist anders und einzigartig und das ist auch gut so. Das Leben wäre doch voll öde, wenn wir alle gleich ticken würden, oder?

Neben dem großartigen Mix aus Humor, Ernst und Tiefgründigkeit konnte mich Cally Stronk auch mit den Charakteren und der Erzählweise hellauf begeistern. Mit der Ausarbeitung der Figuren konnte sie mich vollends überzeugen. Besonders Ruby habe ich richtig liebgewonnen. Dadurch, dass wir alles aus ihrer Sicht in der Ich-Perspektive erfahren und sie uns Leser öfters direkt anspricht, fühlt man sich ihr beim Lesen richtig nahe und kann sich jederzeit mühelos in sie hineinversetzen. Mir, als Erwachsene, ist dies jedenfalls spielend leicht gelungen. Der Zielgruppe, sprich Leser*innen ab 10 Jahren, wird dies garantiert noch besser gelingen. Für Kids ab 10 Jahren ist das Buch meiner Ansicht nach fabelhaft geeignet, allerdings kann ich es auch deutlich älteren Lesern nur wärmstens ans Herz legen.

Was dann selbstverständlich auf gar keinen Fall unerwähnt bleiben darf, ist die grandiose Innenaufmachung. Mir haben die zahlreichen schwarz-weiß Illustrationen von Constanze von Kitzing irre gut gefallen. Ihre Zeichnungen sind so mega cool und witzig, sodass sie einem, wie die Story, ständig die Gesichtsmuskeln auseinanderziehen. Vor allem die Bilder einer sehr hyänenhaften Lehrerin fand ich einsame Spitze, hihi. Und die Inschriften auf den Grabsteinen fand ich ebenfalls einfach nur zum Schießen komisch.
Große Klasse sind auch die unglaublich vielen Spielereien mit der Schrift. Es gibt einfach ständig etwas Neues zu entdecken, sodass das Leseerlebnis wahrlich ein ganz besonderes und sehr abwechslungsreiches ist. Ihr könnt mir glauben: Langeweile sucht man in diesem Buch definitiv vergebens.

Nach der Geschichte ist der schöne Spaß übrigens noch nicht vorbei: Hinten Buch befindet sich ein Anhang, der uns einen ganz famosen Psychotest mit dem Titel „Wie peinlich bist du?“ sowie ein tolles Totenkopftörtchen-Rezept beschert. Den Test habe ich schon gemacht, aber mein peinliches Ergebnis werde ich euch nicht, verraten, hehe. Das Rezept muss ich auch unbedingt noch ausprobieren. Diese Totenkopftörtchen hören sich verdammt lecker an. :D

Fazit: Humorvoll, einfühlsam, unheimlich gut – ein witzig-schräger Lesespaß für Jung und Alt! Cally Stronk und Constanze von Kitzing ist gemeinsam ein wundervoller Comic-Roman gelungen, mit welchem sie mich komplett verzaubern konnten. Die Geschichte enthält die perfekte Mischung aus lustigen und ernsthaften Momenten und lässt an keiner einzigen Stelle Langeweile aufkommen. Sie macht einfach nur richtig gute Laune, stimmt zugleich aber auch sehr nachdenklich und lässt einen mitfühlen. Mir hat die Story wahnsinnig gut gefallen und auch von der genialen Aufmachung bin ich restlos begeistert. Über weitere Bände würde ich mich riesig freuen!
Ich kann „Unheimlich peinlich – Das Tagebuch der Ruby Black“ absolut empfehlen und vergebe 5 von 5 Sternen!

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Veröffentlicht am 11.07.2020

Eine zauberhaft schöne Abenteuergeschichte für Jung und Alt!

Pia & Poppy und der verschwundene Professor
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Normalerweise studiere ich die neuen Programme der Verlage immer ganz genau, aber „Pia & Poppy und der verschwundene Professor“ muss mir tatsächlich total durchgegangen sein. Ich bin erst vor kurzem, bei ...

Normalerweise studiere ich die neuen Programme der Verlage immer ganz genau, aber „Pia & Poppy und der verschwundene Professor“ muss mir tatsächlich total durchgegangen sein. Ich bin erst vor kurzem, bei einem kleinen Stöberbesuch in einer Buchhandlung, zufällig auf das Buch gestoßen. Als ich es das erste Mal sah, war ich sofort Feuer und Flamme. In das Cover habe ich mich auf den ersten Blick verliebt. Ich mag die Atmosphäre, die es verströmt, unheimlich gerne. Da ich mich auch der Klappentext umgehend überzeugen konnte, stand für mich sehr schnell fest: Pia und Poppy möchte ich unbedingt kennenlernen!

Die 10-jährige Pia Blau freut sich schon riesig auf ihren geliebten Ostseeurlaub. Endlich kann sie ihre Freunde wiedersehen und zusammen mit ihnen lauter tolle Dinge machen wie Pommes und Eis futtern, Sandburgen bauen oder durch die Wellen springen.
Doch dann soll alles ganz anders kommen. Anstatt an an die Ostsee zu fahren, muss Pia mit ihren Eltern für vier Wochen nach San Francisco reisen. Pias Oma Maple, die dort lebt, hat für ihren Papa einen unglaublichen Job an Land gezogen und diese einmalige Chance möchte sich Karsten Blau natürlich auf gar keinen entgehen lassen. Pia ist am Boden zerstört. Auch die Aussicht, dass sie die letzten beiden Ferienwochen an der Ostsee verbringen werden, kann sie nicht trösten. Sie ist fest entschlossen, alles in San Francisco doof zu finden.
Es soll sich dann aber noch zeigen, dass es gar nicht so leicht ist, dieses Vorhaben in die Tat umzusetzen. So freut sie sich natürlich sehr darüber, das erste Mal in ihrem Leben Oma Maple und ihren wundervollen Keksladen in der Chestnut Street zu besuchen. Auch die Villa, in der sie für die vier Wochen mit ihren Eltern wohnen wird, stellt sich als ziemlich cool heraus. Die Villa Futura ist hochmodern und irgendwie total abgefahren. Das Haus wurde von einem Professor erfunden und enthält lauter verrückte Erfindungen. Leider ist es aber noch nicht fertig programmiert, sodass der Kleiderschrank, anstatt Ordnung zu schaffen, die Klamotten wild durchs Zimmer wirft und die Snackmaschine einem das gewünschte Sandwich ins Gesicht klatscht. Da der Professor seltsamerweise spurlos verschwunden ist, ist es nun die Aufgabe von Pias Papa dafür zu sorgen, dass alles in der Villa Futura funktioniert.
Die größte Überraschung aber ist Poppy Williams – ein Hippie-Mädchen, das auf einmal mitten in der Nacht in Pias Zimmer auftaucht. Poppy ist der festen Überzeugung, dass der Professor nicht freiwillig verschwunden ist. Sie möchte der Sache auf den Grund gehen und sie, Pia, soll ihr dabei helfen. Pia ist zunächst einmal völlig verwirrt von der barfüßigen Poppy, die so ganz so anders ist als sie selbst. Irgendwie mag sie dieses schräge Mädchen aber auch. Gemeinsam gehen sie auf Spurensuche und versuchen hinter das rätselhafte Verschwinden des Professors zu kommen. Ein aufregendes Abenteuer erwartet sie…

Was bin ich froh, dass ich noch auf dieses Buch aufmerksam geworden bin. Was wäre mir da sonst Wundervolles entgangen! In meinen Augen ist Katharina Reschke mit dem ersten Band ihrer „Pia & Poppy“ - Reihe ein großartiger Auftakt geglückt, mit welchem sie mich vollkommen verzaubern konnte.

Ich wusste irgendwie schon nach den ersten paar Seiten, dass ich mit „Pia & Poppy und der verschwundene Professor“ ein ganz wunderbares Kinderbuch in Händen halte. Der locker-leichte Schreibstil der Autorin gefiel mir auf Anhieb mega gut und unsere Hauptprotagonistin Pia, aus deren Sicht wir alles in der dritten Person erfahren, war mir sofort sympathisch. Ich mochte ihre zurückhaltende und gewissenhafte Art unglaublich gerne.
Poppy, die so ganz anders ist als Pia, hat mir persönlich aber noch besser gefallen. Ich fand Poppy so spitze! Sie ist mutig, lustig und so herrlich vorlaut und gewitzt. Mit Poppy hat Katharina Reschke wahrlich eine ganz besondere Figur erschaffen, die man einfach sofort ins Herz schließen muss.

Pia und Poppy könnten unterschiedlicher wohl nicht sein, passen aber vermutlich gerade deswegen so prima zusammen. Die beiden werden sehr schnell richtig gute Freundinnen werden und gemeinsam versuchen hinter das Geheimnis von Professor Grey zu kommen. Bei ihrer aufregenden Spurensuche bin selbst ich, als Erwachsene, total ins Mitfiebern geraten. Ich wollte das Buch gar nicht mehr aus der Hand legen, da ich immerzu am miträtseln war und endlich wissen wollte, was es bloß mit dem mysteriösen Verschwinden des Professors auf sich hat. Dass er nicht freiwillig verschwunden ist, wird sehr schnell klar. Was aber ist bloß mit ihm geschehen? Nun, das werde ich hier natürlich nicht verraten, hehe. Das müsst ihr schon selber herausfinden.

Neben dem mitreißenden Detektivfall und unseren beiden cleveren Buchheldinnen beschert uns das Buch noch jede Menge weitere zauberhafte Dinge. So dürfen wir zum Beispiel im Verlauf der Geschichte viele einzigartige und liebenswürdige Charaktere kennenlernen; wir haben das große Vergnügen, Oma Maples fantastischen Keksladen besuchen zu dürfen (yummy!) und wir werden das wohl coolste Haus aller Zeiten erkunden. Letzteres, sprich, die Villa Futura, fand ich besonders genial. Ich musste so über manche der Erfindungen schmunzeln und habe ich mich köstlich darüber amüsiert, wenn diese noch nicht einwandfrei funktioniert haben, hihi.

Wovon ich ebenfalls hellauf begeistert bin, ist das Setting. Bücher, die in San Francisco spielen, habe ich schon immer wahnsinnig gerne gelesen. Ich bin daher ganz auf meine Kosten gekommen, denn das San Francisco-Feeling in „Pia & Poppy und der verschwundene Professor“ ist einfach nur grandios. Ich zumindest mochte die Stimmung und die Kulisse in dem Buch unbeschreiblich gerne.

Illustriert wurde das Buch ganz fabelhaft von Anne-Kathrin Behl. Die Kapitelanfänge werden stets von einer hinreißenden Zeichnung der Golden Gate Bridge geziert und die schwarz-weiß Bilder, die die Geschichten begleiten, zaubern einem immer wieder ein breites Lächeln auf die Lippen.

Für Kinder ab 8 Jahren bietet sich das Buch perfekt zum Selberlesen an. Der Schreibstil ist einfach und flüssig, die Schrift ist angenehm groß und die Kapitel sind schön kurz. Da die Hauptfiguren Mädels sind, wird der Titel wohl vermutlich in erster Linie junge Mädchen ansprechen. Ich bin mir allerdings völlig sicher, dass auch Jungen die reinste Freude dabei haben werden, Pia und Poppy auf ihrem ersten Abenteuer zu begleiten. Und für Jugendliche und Erwachsene ist diese zeitlose Geschichte ebenfalls absolut lesenswert.

Fazit: Eine wunderschöne Abenteuergeschichte für Jung und Alt! „Pia & Poppy und der verschwundene Professor“ hat mir genau das beschert, was ich über alles liebe: Einen spannenden und witzigen Detektivfall, lauter liebenswerte und außergewöhnliche Charaktere, eine Reise an einen weit entfernten Ort und jede Menge richtig gute Ferienlaune. Ich habe mich von Beginn an pudelwohl beim Lesen gefühlt und eine unvergessliche Zeit mit Pia, Poppy und Co. verbracht.
Für den Sommer kann ich das Buch ganz besonders empfohlen und, ein weiterer Tipp meinerseits: Deckt euch vor dem Lesen besser mit leckeren Keksen ein. Glaubt mir, ihr werdet sonst ganz bestimmt sehr bald vor der schwierigen Entscheidung stehen: Buch beiseite legen, um sich Kekse zu holen oder lieber weiterlesen, weil das Buch gerade so toll ist. :D
Ich hatte super viel Spaß beim Lesen und freue mich schon riesig auf das zweite Abenteuer von Pia und Poppy, welches nächstes Jahr erscheinen wird. „Pia & Poppy und der verschwundene Professor“ erhält von mir volle 5 von 5 Sternen!

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Veröffentlicht am 09.07.2020

Ein märchenhaft schönes Buch, das mich vollkommen verzaubern konnte!

Ein Kleid aus Seide und Sternen (Ein Kleid aus Seide und Sternen 1)
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Obwohl ich zurzeit nicht mehr so die große Fantasyleserin bin, war ich sofort Feuer und Flamme, als ich das erste Mal von „Ein Kleid aus Seide und Sternen“ hörte. Der Klappentext klang einfach nur mega ...

Obwohl ich zurzeit nicht mehr so die große Fantasyleserin bin, war ich sofort Feuer und Flamme, als ich das erste Mal von „Ein Kleid aus Seide und Sternen“ hörte. Der Klappentext klang einfach nur mega gut und in das wunderhübsche Cover habe ich mich auf den ersten Blick verliebt. Sieht es nicht traumhaft schön aus? Also ich kann mich an dem Cover einfach nicht sattsehen und über den Einband, der sich so toll anfühlt, kann ich gar nicht oft genug streichen.
Wovon ich euch ebenfalls endlos etwas vorschwärmen könnte, ist die Karte in der Klappe, die das Fantasy-Reich A‘landi zeigt. Die Karte ist einfach nur umwerfend, sag ich euch!
Ich war nun sehr gespannt, ob mich wohl auch die Geschichte so sehr verzaubern kann wie die hinreißende Gestaltung des Buches.

Maia Tamarin wünscht sich nichts mehr als eine Meisterschneiderin zu werden. Sie ist unglaublich begabt und vollbringt mit Nadel und Faden die fantastischsten Dinge. Da in ihrer Welt aber nur Männer diese Tätigkeit ausüben dürfen, wird ihr großer Traum wohl niemals wahr werden. Oder vielleicht doch?
Als der Kaiser einen Wettbewerb ausruft, um den besten Schneider seines Reiches zu finden, fasst Maia einen waghalsigen Plan: Sie verkleidet sich als Junge und reist unter dem Namen ihres Bruders an den kaiserlichen Hof. Ein harter Konkurrenzwettkampf erwartet sie voller Intrigen, Missgunst und Neid. Aufgeben kommt für Maia jedoch überhaupt nicht infrage. Sie ist bereit für ihren großen Traum zu kämpfen. Sie möchte unbedingt der neue Hofschneider werden, um ihre Familie finanziell unterstützen zu können. Die Aufgaben sind jedoch alles andere als einfach und ihre Maskerade überzeugend zu spielen, ist ebenfalls eine Herausforderung für Maia. Mit ihrer Verkleidung kann sie zum Glück zunächst alle täuschen, aber schon bald zeigt der rätselhafte Hofzauberer Edan ein großes Interesse an ihr. Er scheint hinter ihr Geheimnis gekommen zu sein. Als Maia die nahezu unmögliche Aufgabe gestellt wird, drei magische Kleider zu nähen, die aus den Elementen Sonne, Mond und Sternen gewoben sind, begibt sie sich zusammen mit Edan auf eine gefährliche Reise...

Kennt ihr das, wenn ihr mit einem Buch beginnt und irgendwie schon nach den ersten paar Seiten wisst, dass ihr es lieben werdet? Mir erging es so mit „Ein Kleid aus Seide und Sternen“. Nach etwas längerer Zeit habe ich endlich mal wieder einen Jugendfantasyroman gelesen, welcher mich so richtig packen und begeistern konnte.
Da ich mich, wie oben bereits erwähnt, zurzeit nicht mehr so oft ins Fantasy-Genre verirre wie früher, hätte ich echt nicht gedacht, dass mich die Story so dermaßen umhauen würde. Meine Erwartungen an das Buch waren natürlich schon ziemlich hoch, schließlich hatte ich vor dem Lesen schon so einige begeisterte Meinungen darüber gehört, aber irgendwie hätte ich dennoch nicht damit gerechnet, dass sich ein „Ein Kleid aus Sterne und Seide“ zu so einem Highlight für mich entwickeln würde.

Elizabeth Lim hatte mich wirklich von Beginn an ganz auf ihrer Seite. Ihr wunderschöner Schreibstil gefiel mir vom ersten Moment an unbeschreiblich gut und von der Welt, in die sie in „Ein Kleid aus Seide und Sternen“ entführt, war ich augenblicklich ganz hin und weg. Mit dem chinesisch anmutenden Kaiserreich A‘landi ist der Autorin in meinen Augen ein atemberaubendes Setting gelungen. Ich hatte beim Durchschmökern die genialsten Bilder im Kopf und von der märchenhaften Atmosphäre, die durch die orientalische Kulisse zustande kommt, war ich sofort vollkommen verzaubert. Der Verlag wirbt damit, dass das Buch eine coole Mischung aus Mulan und Project Runway enthält. Ob letzteres stimmt, kann ich leider nicht sagen, da ich Project Runway tatsächlich bisher nur vom Namen her kenne. Bezüglich des Mulan-Feelings kann ich der Aussage des Verlags aber nur zustimmen! Natürlich ist es Elizabeth Lim hervorragend gelungen, etwas Neues und Einzigartiges zu erschaffen, aber so ein paar Parallelen zu Mulan weist das Buch dann eben doch auf. Für mich kamen beim Durchschmökern an manchen Stellen richtige Mulan-Vibes auf, was meinem Empfinden nach vor allem dieser zauberhaften, asiatisch angehauchten Fantasy-Welt zu verdanken ist.

Natürlich tragen aber auch andere Aspekte dazu bei, dass man während des Lesens in Mulan-Stimmung versetzt wird. So gibt sich zum Beispiel auch unsere Protagonistin Maia als ein Junge aus und ähnelt auch sonst in so mancherlei Hinsicht Mulan. Ich fand Maia einfach nur große Klasse! Sie war mir auf Anhieb sympathisch und da ihre Gefühls- und Gedankenwelt sehr anschaulich dargestellt wird, ist es mir jederzeit problemlos geglückt, mich in unsere Ich-Erzählerin hineinzuversetzen. Mit Maia ist Elizabeth Lim eine großartige Buchheldin gelungen. Mit ihrer mutigen und liebenswerten Art hat sie sich sofort in mein Herz geschlichen. Ich habe Maia nur zu gerne auf ihrem großen Abenteuer begleitet. Ich habe mit ihr mitgefiebert, mitgezittert und mitgehofft und sie für ihre Stärke, Tapferkeit, Entschlossenheit und ihr beeindruckendes Talent zutiefst bewundert.

Bei den zahlreichen Nebenfiguren kann ich nun nicht behaupten, dass ich sie alle liebgewonnen habe, schließlich begegnen wir im Verlauf des Buches so einigen unfreundlichen Gestalten, aber auch die fiesen und unsympathischen Charaktere haben mir total gut gefallen. Mit der Ausarbeitung der Figuren konnte Elizabeth Lim wirklich vollends bei mir punkten. Niemand wirkt oberflächlich oder zu blass und allesamt überzeugen sie in ihren Rollen.
Bei wem ich dann nur doch ein kleines bisschen länger gebraucht habe, ehe ich komplett mit ihm warm geworden bin, ist Edan. Irgendwie mochte sein mysteriöses und undurchschaubares Verhalten zunächst nicht. Wie Maia, so bin aber schließlich auch noch ich seinem Charme hoffnungslos verfallen.

Das Zusammenspiel zwischen Maia und Edan hat mir wahnsinnig gut gefallen. Die Schlagabtäusche zwischen den beiden habe ich beim Lesen richtig gefeiert und auch die zarte Liebesgeschichte konnte mich begeistern. Sie ist überhaupt nicht kitschig oder klischeehaft, sondern einfach nur bezaubernd und süß. Ich mochte die romantischen Momente zwischen den beiden wirklich unglaublich gerne.

Ich habe jede einzelne Seite zutiefst genossen. Obwohl die Handlung stellenweise recht ruhig ist, konnte sie mich von Anfang bis Ende fesseln, sodass ich gar nicht mehr aufhören wollte mit dem Lesen. Die Story steckt voller überraschender Wendungen und Emotionen und gewinnt durch die wundervollen Märchenelemente einen ganz besonderen Zauber. Es ist eine Geschichte voller Abenteuer und Gefahren, eine Geschichte voller Hoffnung, Neid, Rivalität, Intrigen und kaum zu bewältigender Herausforderungen.
Ich kann euch wirklich nur ans Herz legen, Maia kennenzulernen und in ihre fantastische Welt einzutauchen. Klar, die Geschmäcker sind natürlich verschieden. Nicht jeder wird so begeistert von dem Buch sein wie ich. Ich jedenfalls liebe es und fiebere dem Erscheinen der Fortsetzung nun ganz sehnsüchtig entgegen.

Fazit: Ein märchenhaft schönes Buch voller Abenteuer, Romantik und Magie! In meinen Augen hat Elizabeth Lim mit „Ein Kleid aus Seide und Sternen“ einen grandiosen Fantasy-Auftakt aufs Papier gezaubert, welcher mich auf ganzer Linie überzeugen konnte. Ich bin total verliebt in dieses Buch. Die Geschichte ist spannend und ruhig zugleich, sie ist berührend, emotional und so wunderbar atmosphärisch, fantasievoll und magisch. Ich bin nur so durch die Seiten geflogen und habe das Buch am Ende mit einem rundum glücklichen Gefühl wieder zuklappen können. „Ein Kleid aus Seide und Sternen“ erhält von mir sehr gerne volle 5 von 5 Sternen!

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Veröffentlicht am 08.07.2020

Märchenhaft schön!

Die Mumins und der letzte Drache
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Da ich die Mumins über alles liebe und bereits von dem Vorlesebuch „Abenteuer im Mumintal“ ganz hin und weg war, war meine Freude groß, als ich hörte, dass diesen Sommer ein weiterer Mumins-Titel im Urachhaus ...

Da ich die Mumins über alles liebe und bereits von dem Vorlesebuch „Abenteuer im Mumintal“ ganz hin und weg war, war meine Freude groß, als ich hörte, dass diesen Sommer ein weiterer Mumins-Titel im Urachhaus Verlag erscheinen wird. Da stand für mich natürlich sofort fest: Das Buch muss ich unbedingt haben!

An einem frühen Donnerstagmorgen im August sitzt Mumin an einer Mulde und versucht ein paar von den im Bodenschlamm herumwuselnden Kleinkrebslern zu fangen. Als Mumin aber das Marmeladenglas aus dem braunen Wasser hebt, befinden sich keine Kleinkrebsler darin, sondern ein Streichholz großer Drache. Mumin ist ganz fasziniert von diesem kleinen, in der Morgensonne golden schimmernden Wesen. Er wünscht sich nichts mehr, als dass der Drache ihn liebhat und beschließt, fortan für ihn zu sorgen. Drachen sind aber sehr eigensinnige Geschöpfe. So natürlich auch Mumins Drache. Er will Mumin partout nicht gernhaben und fliegt viel lieber auf die Schulter des Schnupferichs, wo er friedlich wie eine Katze schnurrt. Oje, da lässt sich wohl leider nichts machen. Wenn ein Drache einmal etwas beschlossen hat, lässt sich das nicht mehr ändern. Mumin ist trauríg und wütend. Was kann der Schnupferich nur tun, um seinen Freund zu trösten?

Als mein Exemplar bei mir eintraf, war ich im ersten Moment ein wenig erstaunt, wie dünn es ist. Ich muss gestehen, dass ich mir die genauen Daten zu dem Buch gar nicht näher angesehen hatte. Da „Abenteuer im Mumintal“ drei Mumins-Erzählungen enthält und sich „Die Mumins und der letzte Drache“ in einer sehr ähnlichen Preisklasse befindet, war ich irgendwie davon ausgegangen, dass wir auch in dem neuen Band in den Genuss von drei Mumins-Erlebnissen kommen werden. Leider enthält dieser Titel aber nur eine Geschichte, was ich zuerst ein wenig schade fand. Als ich das Buch dann aber aufschlug und mit dem Schmökern begann, war meine Enttäuschung im Nu wieder verfolgen. Mein Lesevergnügen mag zwar ein etwas kürzeres gewesen sein, als von mir erwartet, dafür war es aber ein zauberhaft schönes.

Nun habe ich aber erst einmal eine Frage an euch: Kennt ihr eigentlich schon die Mumins? Also wenn nicht, solltet ihr das unbedingt noch ändern! Der Vorgänger „Abenteuer im Mumintal“ ermöglicht natürlich einen besonders guten Einstieg, aber auch „Die Mumins und der letzte Drache“ bietet sich prima zum Kennenlernen an. Wie bereits „Abenteuer im Mumintal“, so enthält auch dieser Band vorne im Buch eine tolle Doppelseite, die die wichtigsten Charaktere aus dem Mumin-Universum kurz vorstellt: Mumin, seine Eltern, die freche Kleine Mü, das entzückende Snörkfräulein, das Schnüferl, der Schnupferich...hach, ich liebe die Bewohner aus dem Mumintal!
Was man ebenfalls vor dem Beginn der Geschichte findet: Eine umwerfende schwarz-weiß Karte, die das Mumintal zeigt. Die kleine Figurenvorstellung und die Karte sind aber erneut nur ein Vorgeschmack darauf, was einem sonst noch so Wunderbares im Innenteil erwartet.

Illustriert wurde auch dieses Mumins-Bilderbuch von der großartigen Cecilia Heikkilä. Ich bin mittlerweile ein großer Fan ihrer famosen Zeichenkunst und kann mich an ihren Bildern einfach nie sattsehen. Werft einen Blick auf das Cover und ihr wisst vermutlich, was ich meine. Sieht es nicht hinreißend aus? Die Bilder, die die Geschichte begleiten, sind genauso traumhaft, das könnt ihr mir glauben. Auf jeder Seite befindet sich eine Illustration und egal ob die kleinen schwarz-weiß Zeichnungen oder die großen farbigen Bilder – allesamt sind sie wieder zum Träumen schön. Wobei meine Highlights natürlich schon wieder die vielen kunterbunten Illustrationen waren. Diese sind wirklich einfach nur fantastisch.

Neben der Aufmachung bin ich aber selbstverständlich auch von der Geschichte und der Erzählweise hellauf begeistert. Als Kind habe ich die Mumins-Zeichentrickserie über alles geliebt und obwohl es mittlerweile eine ganze Weile her ist, dass ich sie gesehen habe, kann ich mich noch ziemlich dunkel an eine Folge mit einem Drachen erinnern. Bei mir kam beim Lesen und Betrachten der Bilder daher ein herrliches nostalgische Gefühl auf.

Das Bilderbuch ist definitiv nicht nur für Kinder und Neueinsteiger sehr zu empfehlen – auch Erwachsenen und vor allem Mumins-Fans kann ich es nur ans Herz legen. Für Mumins-Liebhaber ist dieses Schätzchen in meinen Augen eh ein ganz großes Muss.

Vom Verlag wird „Die Mumins und der letzte Drache“ für Jungen und Mädchen ab 4 Jahren empfohlen und dieser Altersempfehlung schließe ich mich an. Cecilia Davidsson ist es meiner Ansicht nach erneut hervorragend gelungen, eine Mumins-Geschichte für jüngere Kinder nachzuerzählen. Da ich leider nach wie vor kein Mumin-Buch von Tove Jansson gelesen habe, sondern bisher nur die Nacherzählungen aus dem Urachhaus Verlag kenne, kann ich auch dieses Mal keine Vergleiche zu den ursprünglichen deutschen Übersetzungen ziehen. Ich kann jedenfalls nur sagen, dass ich abermals vollkommen verzaubert von dieser zeitlosen Erzählweise bin. Ich bin mir sehr sicher, dass Cecilia Davidsson diesen altmodischen Charme, den die Original-Bücher enthalten, ganz bestimmt fabelhaft beibehalten hat, allerdings natürlich so, dass die Geschichte dennoch moderner und vereinfachter ist, sodass sehr junge Zuhörer ihr folgen können.

Wer die Mumins-Erzählungen kennt, der weiß, dass sie stets voller fantasievoller Ideen stecken und wichtige Werte und Weisheiten vermitteln. So natürlich auch „Die Mumins und der letzte Drache“. Die Geschichte handelt von Sehnsucht, Enttäuschung und Eifersucht und sie verdeutlicht, was wahre Freundschaft ausmacht. Auf eine humorvolle, einfühlsame und leichte Weise wurden diese Themen in ein drachenstarkes Mumins-Abenteuer verpackt. Die finnische Autorin Tove Jansson hat mit dem Mumins-Universum wahrlich eine ganz besondere Welt mit lauter liebenswerten und lustigen Geschöpfen erschaffen. Es ist eine Welt, die auf gar keinen Fall in Vergessenheit geraten darf. Ich finde es daher so wundervoll, dass die Bücher nun für jüngere Kinder in verkürzter Form neu erzählt werden und sie so von klein auf mit den einmaligen Figuren aus dem Mumintal groß werden können. Hoffentlich wird der Verlag noch weitere Mumins-Nacherzählungern herausbringen. Genug Mumins-Geschichten gibt es dafür allemal!

Fazit: Ein märchenhaft schönes Bilderbuch für Groß und Klein! Mit „Die Mumins und der letzte Drache“ hat der Urachhaus Verlag einen weiteren zeitlosen Bilderbuchschatz herausgebracht. Ich bin total begeistert von der warmherzigen Geschichte, den einmaligen Figuren und den vielen wunderhübschen Bildern. „Die Mumins und der letzte Drache“ ist das perfekte Vorlesebuch für die ganze Familie und für Mumins-Liebhaber ganz klar ein absolutes Muss. Ich kann diese bezaubernde Mumins-Nacherzählung jedem nur wärmstens ans Herz legen und vergebe volle 5 von 5 Sternen!

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Veröffentlicht am 07.07.2020

Ein wunderschöner Kinderroman!

Louisianas Weg nach Hause
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Ich liebe die Bücher von Kate DiCamillo, daher war meine Freude groß, als ich hörte, dass dieses Jahr endlich ein neuer Kinderroman von ihr auf Deutsch erscheinen wird. Dass ich die Protagonistin aus ihrem ...

Ich liebe die Bücher von Kate DiCamillo, daher war meine Freude groß, als ich hörte, dass dieses Jahr endlich ein neuer Kinderroman von ihr auf Deutsch erscheinen wird. Dass ich die Protagonistin aus ihrem neuen Werk aber bereits kennengelernt habe, ist mir erst etwas später aufgefallen „Louisianas Weg nach Hause“ ist die Fortsetzung von dem Buch „Little Miss Florida“, das 2016 erstmalig auf Deutsch erschienen ist. Mir war das gar nicht bewusst gewesen, dass es sich hierbei um eine Reihe handelt. Da mir der erste Band total gut gefallen und ich Louisiana schon in diesem ganz fest in mein Herz geschlossen habe, habe ich mich riesig darüber gefreut, dass wir nun auch ihre Geschichte zu lesen bekommen.

Alles begann damit, dass der Urgroßvater von Louisiana Elefante mit einem fürchterlichen Fluch belegt wurde. Seither wird er von Generation zu Generation weitergegeben und schwebt nun auch über Louisiana. So zumindest hat es ihr ihre Großmutter Granny erzählt, bei der sie aufgewachsen ist. Und von der sie eines Nachts um drei Uhr geweckt und aus dem Bett geholt wird. Ohne groß was zu packen, fahren sie mit dem Auto davon und verlassen ihr Zuhause. Louisiana sorgt sich zunächst nicht, sie hält diese Aktion für eine von Grannys weiteren mitternächtlichen Ideen. Sie merkt dann aber sehr schnell, dass es dieses Mal anders ist. Die beiden landen schließlich in irgendeinem Motel in irgendeiner kleinen Stadt irgendwo in Georgia. Louisiana ist wütend und verzweifelt. Sie möchte zurück nach Hause, zurück nach Florida, zurück zu ihrem geliebten Kater Archie und ihren zwei allerbesten Freundinnen Raymie und Beverly. Eine Rückkehr kommt für Granny aber überhaupt nicht infrage. Was soll Louisiana nur tun?

Fast vier Jahre ist es nun her, dass ich „Little Miss Florida“ gelesen habe. Meine Erinnerungen an die genaue Handlung waren daher leider nicht mehr frischesten. Da „Louisianas Weg nach Hause“ aber eine sehr eigenständige Geschichte erzählt, war es gar nicht schlimm, dass mir die Geschehnisse aus dem Auftakt nicht mehr so präsent im Kopf waren. Man kann den zweiten Band wirklich vollkommen problemlos unabhängig zum ersten lesen, allerdings würde ich dennoch raten, zuerst zu „Little Miss Florida“ zu greifen, da die Fortsetzung dann doch ein kleines bisschen auf den Vorgänger aufbaut, wenn auch nur minimal. Ich denke einfach, dass das Lesevergnügen ein wenig höher ist, wenn man die chronologische Reihenfolge der Bände einhält. Aber wie gesagt, für das Verständnis ist es nicht notwendig.

Mein Lesespaß war jedenfalls rundum perfekt. Kate DiCamillo hat es mal wieder geschafft, mich mit einem ihrer Werke komplett zu verzaubern. Mir persönlich hat Louisianas Geschichte sogar noch eine Ecke besser gefallen als die von Raymie in „Little Miss Florida“. Ich habe schon seit längerem kein Kinderbuch mehr gelesen, das auf eine so herzerwärmende Weise aus der Sicht eines kleines Mädchens erzählt wird, wie es Kate DiCamillo in „Louisianas Weg nach Hause“ gelungen ist. Das Buch ist so bewegend und einfühlsam. Es ist lustig und traurig zugleich und so zauberhaft schön geschrieben.

Ich habe die Art, wie uns Louisiana ihre Geschichte erzählt, von der ersten Seite an geliebt. Dieser kindliche, unbefangene Erzählton ist Kate DiCamillo einfach nur phänomenal geglückt. Die Geschichte ist quasi ein langer Brief, welchen die 12-jährige aufgeschrieben hat, damit jeder erfährt, was mit ihr, Louisiana Elefante, passiert ist. Sie schildert uns ihre Erlebnisse in der Ich-Perspektive und da sie uns Leser dabei immer wieder direkt anspricht, fühlt man sich ihr beim Lesen richtig nahe und kann sich jederzeit spielend leicht in sie hineinversetzen.
Mit Louisiana hat Kate DiCamillo eine einzigartige Buchheldin erschaffen. Sie ist ein total süßes, ehrliches und mutiges junges Mädel. Obwohl Louisianas Leben ziemlich kompliziert und schwierig ist, lässt sie sich nicht unterkriegen und kämpft sich durch. Man kann dieses Mädchen für seine Stärke und Entschlossenheit, die es auf seiner Reise an den Tag legt, wahrlich nur bewundern. Ich fand Louisiana einfach nur bezaubernd. Mit ihrer tollen Stimme, ihrer Liebe für Erdnüsse, ihren entzückenden Pinocchio-Vergleichen und ihrer aufrichtigen Art hat sie sich sofort in mein Herz geschlichen.

Neben Louisiana dürfen wir im Verlauf des Buches die Bekanntschaft von einigen weiteren, wundervollen Menschen machen. Nicht alle sind nett und sympathisch, was mich aber überhaupt nicht gestört hat, im Gegenteil. Es ist nur realistisch, schließlich begegnet man im Leben nicht nur freundlichen Personen. Mir haben jedenfalls alle Figuren, egal ob liebenswürdig oder nicht, unheimlich gut gefallen. Da wäre zum Beispiel Louisianas Granny, die ziemlich merkwürdig und sonderbar drauf ist, eine barsche Motelbesitzerin, die ständig Lockenwickler trägt oder der Junge Burke Allen mit seiner zutraulichen Krähe Clarence auf der Schulter. Burke habe ich neben Louisiana besonders liebgewonnen. Er ist ein herzensguter Kerl, den man einfach gernhaben muss. Genauso schaut es mit seiner Familie aus. Burkes Mutter, die die fantastischsten Kuchen backen kann, sein Vater und Großvater, die beide denselben Namen haben wie er und die ich irgendwie total ulkig fand – bei den liebenswert-verrückten Allens habe ich mich auf Anhieb pudelwohl gefühlt.

Ich habe Louisiana nur zu gerne auf ihrer Reise begleitet, einer Reise, die mit einer Fahrt in einen anderen Bundesstaat beginnt und schließlich zu einer Reise in neues Leben wird. In ein neues Zuhause.
Ich kann euch wirklich nur wärmstens ans Herz legen, Louisiana und ihre Geschichte ebenfalls kennenzulernen. Lest ihre Geschichte, die euch in eine US-Kleinstadt in den 1970er Jahren mitnimmt und so viele wichtige Themen beinhaltet wie Hoffnung, Verlust, Lügen und Vergebung, Freundschaft, Liebe, Familie und Vertrauen. Findet gemeinsam mit Louisiana die Antworten auf die Fragen: Wer bin ich eigentlich? Was bedeutet Zuhause? Was ist Familie?
Ich kenne nur wenige Kinderbuchautoren, denen es stets so famos gelingt, schwierige und ernsthafte Themen auf eine so kindgerechte, humorvolle und feinfühlige Weise zu behandeln wie Kate DiCamillo.

Dank der mitreißenden Handlung, dem flüssigen Schreibstil und den sehr kurzen Kapiteln bin ich nur so durch die Seiten und habe das Buch in einem Rutsch durchgelesen. Schon schade, dass ich mich von Louisiana so schnell wieder verabschieden musste. Aber vielleicht wird es ja ein erneutes Wiedersehen mit ihr geben? Ich habe zu meiner großen Freude gesehen, dass Beverlys Band auf Englisch bereits erschienen ist. Da hoffe ich nun so sehr, dass auch dieser noch ins Deutsche übersetzt werden wird. Auf Beverlys Geschichte freue ich mich schon sehr!

Fazit: Eine unglaublich berührende Geschichte über ein starkes Mädchen und ihrer unvergesslichen Reise zu sich selbst! Kate DiCamillo hat mir mit „Louisianas Weg nach Hause“ mal wieder vor Augen geführt, dass ich ihre Bücher zurecht so sehr liebe. In meinen Augen ist ihr mit dem zweiten Band ihrer „Little Miss Florida“ - Reihe ein wunderschöner Kinderroman gelungen, welcher mich auf eine emotionale Achterbahnfahrt der Gefühle mitgenommen hat. Die Geschichte lässt einen immerzu mitfühlen und geht richtig zu Herzen. Sie stimmt sehr nachdenklich, entlockt einem zugleich aber auch ständig jede Menge breite Schmunzler. Ich bin total verzaubert von der kleinen offenherzigen Louisiana, den vielen einmaligen und teils recht schrulligen Charakteren und der wunderbaren Erzählweise. Ich hoffe nun sehr, dass Louisiana und ihre Geschichte zu vielen Lesern den Weg nach Hause finden wird. Von mir gibt es volle 5 von 5 Sternen!

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