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Veröffentlicht am 28.04.2021

Gedichten zum reflektieren und grübeln

Die Wahrheit über das Lügen
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Benedict Wells hat mir "Die Wahrheit über das Lügen" einen Band von Kurzgeschichten herausgebracht. Es handelt sich dabei um 10 einzelne Story aus 10 Jahren.
Ich will hier nicht zu viel vom Inhalt erzählen, ...

Benedict Wells hat mir "Die Wahrheit über das Lügen" einen Band von Kurzgeschichten herausgebracht. Es handelt sich dabei um 10 einzelne Story aus 10 Jahren.
Ich will hier nicht zu viel vom Inhalt erzählen, da man bei den Kurzgeschichten sonst zu viel vorweg nehmen würde. Herausgebracht wurde das buch wieder vom Diogenes-Verleg, also wieder mit hochwertig schönem Cover, was sich gut im Buchregel macht.

Wie von Wells gewohnt sind auch diese Kurzgeschichten einfach schön geschrieben, wenige können so toll mit Worten jonglieren wie Benedict Wells. Auch wenn die Geschichten recht kurz sind, sind doch sehr tiefgründig, regen zum nachdenken und reflektieren an.

Ich hatte das Büchlein an meinem Nachttisch stehen und habe jeden Abend eine Geschichte gelesen. Das Buch hat mir gut gefallen, es sollte aber jedem klar sein, dass es sich hier nicht um einen typischen Wells-Roman handelt. Daher vielleicht eher was für Fans als für Wells-Beginner.

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Veröffentlicht am 28.04.2021

Beichten der Vergangenheit

Die Beichte einer Nacht
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Die Beichte einer Nacht zeichnet das Porträt einer Frau in einer Nervenheilanstalt, die eines Nacht das Bedürfnis hat, ihre Lebensgeschichte zu erzählen und sich der diensthabenden Nachtschwester anvertraut. ...

Die Beichte einer Nacht zeichnet das Porträt einer Frau in einer Nervenheilanstalt, die eines Nacht das Bedürfnis hat, ihre Lebensgeschichte zu erzählen und sich der diensthabenden Nachtschwester anvertraut. Das Buch umreißt dabei zwei Abschnitte, die zwei Tage kennzeichnen. Das Buch ist also eher die Beichte zweier Nächte. Zu erwähnen ist dabei, dass das Buch vor fast 100 Jahren geschrieben wurde, die Themen im Buch aber nach wie vor aktuell sind.



Zum Inhalt: Heleen, die zur Überwachung in einer Nervenheilanstalt ist, findet eines Nachts keinen Schlaf und beschließt daraufhin der anwesenden Nachtschwerster ihre Lebensgeschichte zu erzählen. Sie erzählt von ihren Eltern, die insgesamt 10 Kinder hatten, von denen Heleen die älteste war. Von ihr wurde daher erwartet im Haushalt zu helfen und sich um die jüngeren Geschwister zu kümmern. Da der Vater nach einem Unfall bettlägerig war, musste Heleen sich eine Anstellung suchen und wurde Näherin einem Modeatelier. Dort lernt sie einen älteren Vertreter kennen, der Gefallen an ihr findet und sie überredet zu ihm ins Hotel zu kommen. Weil Heleen erschöpft von den Zuständen zu Hause ist, willigt sie ihn. Im Anschluss wird sie seine Geliebte und zieht zu ihm in Stadt.

Im weiteren Verlauf des Buches erzählt Heleen von ihren Beziehungen, wie sie ihre jüngste Schwester nach dem Tod der Mutter zu sich holt und wie sie ihre große Liebe Hannes kennenlernt.



Dem Leser wird schnell klar, dass irgendwas vorgefallen sein muss. Heleen schweift im Verlauf der Geschichte immer wieder zu Hannes ab, ruft sich dann aber zur Räson, als müsse sie dieses Thema vermeiden und dürfe nicht zu viel verraten. An Ende erzählt sie dann aber doch von Hannes, ihrer Ehe und dem Unglück, das der kleinen Familie widerfahren ist.



Das Buch hat einen sehr eigentümlichen Schreibstil. Es ist ein endloser Monolog, unterbrochen nur von kurzen Ausrufen an die anwesende Krankenschwester, Anfangs ist das ganze noch etwas konfuser, wird aber zunehmend flüssiger, als Heleen einmal ins Reden kommt. Die Sprache ist teils etwas altbacken, was aber der Zeit geschuldet ist, in der das Buch spielt. Auch umschreibt Heleen alle sexuellen Andeutungen, als würde es sich nicht gehören die Sache beim Namen zu nennen. Trotzdem wird schnell klar, dass Heleen, die sich anfangs aufgrund ihrer Schönheit benutzt fühlt, schnell lernt daraus Profit zu schlagen.

Ich war mir beim Lesen immer unschlüssig ob mit ich Mitleid mit Heleen haben oder Abneigung ihr gegenüber empfinden soll. Ihre krankhafte Eifersucht macht si irgendwie unsympathisch und am Ende behält sie zwar Recht, meiner Meinung nach aber selbstverschuldet.

Ich hab das Buch an einem Tag durchgelesen, trotz des Schreibstils hat es sich für mich gut lesen lassen und ich wollte am Ende schon auch wissen, was Heleen enthüllt. Das Ende kam sehr abrupt, was aber zum Buch passt. Insgesamt habe ich mich gut unterhalten gefühlt, es ist aber kein Buch was einen mitreißt.

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Veröffentlicht am 25.04.2021

Wenn der Traum vom Mutterglück zum Albtraum wird

Der Verdacht
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„Der Verdacht“ ist der Debütroman der Autorin Ashley Audrain und bereits lange vor Erscheinen habe ich in diversen sozialen Medien Werbung für diesen Buch gesehen. Der Klppentext wirbt mit einem „brutal ...

„Der Verdacht“ ist der Debütroman der Autorin Ashley Audrain und bereits lange vor Erscheinen habe ich in diversen sozialen Medien Werbung für diesen Buch gesehen. Der Klppentext wirbt mit einem „brutal ehrlichen“ Werk, das unter die Haut gehen soll. Und genauso habe ich dieses Werk erlebt. Das schlichte graue Cover mit den roten Mohnblumen, deren Stiele sich auch über den inneren Einband fortsetzen wirkt zugleich schön und kühl. Damit passt es für mich gut zum Inhalt des Buches.

Zum Inhalt: Blythe hat keine allzu glückliche Kindheit verlebt, die Mutter hat die Familie verlassen, als Blythe noch ein Teenie war und zu ihren Vater konnte sie keine enge Bindung aufbauen. Ihre engste Bezugsperson war die Nachbarin und Mutter ihres Jugendfreundes. Als sie am College Fox kennenlernt, scheint für Blythe der Traum von Liebe und Geborgenheit wahr zu werden. Als die beiden ihr erstes Kind erwarten ist Blythe nervös, schwört sich aber eine bessere Mutter zu sein, als es ihre eigene wahr. Doch irgendwie kann Blythe keine echte Beziehung zu ihrer Tochter Violet aufbauen. Mehr noch, sie empfindet sie regelrecht als Last und je älter Violet, desto angespannter wird das Verhältnis innerhalb der Familie. Auch außerhalb der Familie häufen sich Vorkommnisse, die Blythe darin bestärken, dass mit ihrer Tochter etwas nicht nimmt; dass sie regelrecht böse ist. Doch außer ihr scheint das niemand zu sehen. Bildet sie sich das alles nur ein?

Das Buch ist in mehreren Zeitebenen geschrieben, sodass der Leser viele Einblicke in Blythes Vergangenheit, sowie die ihrer Mutter bekommt. Denn auch diese ist in zerrütteten Verhältnissen groß geworden. Immer wieder gibt es Anspielungen darauf, dass „ein Fluch“ auf den Frauen der Familie liegt, die alle schlechte Mütter sind.

Die Geschichte der Gegenwart ist aus der Sicht von Blythe geschrieben und quasi an Fox gerichtet, so als würde sie mit ihm darüber reden. Dadurch habe ich mich als Leser angesprochen gefühlt, quasi in der Rolle von Fox. Dadurch wirkte für mich die gesamte Stiry viel näher und bedrückender.

Durch den ganzen Roman zieht sich eine beklemmende Atmosphäre. Es wird vieles angedeutet, aber dadurch dass es immer aus der Sicht von Blythe erfolgt und nie durch andere bestätigt wird, fragt man sich inwieweit man Blythe vertrauen kann und ob sie sich die Ereignisse nur ausdenkt. Mich hat das teils total fertig gemacht, es macht aber auch einen Großteil der Spannung aus, dass man so im Dunkeln tappt.

Das Ende hat mich nochmal richtig geschockt und noch Tage später denke ich über dieses Buch nach. Es beleuchtet Mutterschaft von der eher unschönen Seite, über die sonst eher nicht gesprochen wird. Es ist ein ehrliches und aufwühlendes Buch und ich bin froh, dass ich es gelesen habe.

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Veröffentlicht am 21.04.2021

Multidimensionales Überlebensschach

Die Toten vom Gare d’Austerlitz
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"Die Toten vom Gare d'Austerlitz" ist ein historischer Kriminalroman, der in der Nazizeit angesiedelt ist. Da ich bisher wenig über die Besatzung der Nazis in Paris gelesen hatte, fand ich das Thema des ...

"Die Toten vom Gare d'Austerlitz" ist ein historischer Kriminalroman, der in der Nazizeit angesiedelt ist. Da ich bisher wenig über die Besatzung der Nazis in Paris gelesen hatte, fand ich das Thema des Krimis spannend und schwarz-weiße Cover mit dem Eiffelturm sehr ansprechend.

Zum Inhalt: Im Juni 1940 marschieren die Nazis in Paris ein, die französische Regierung und ein Großteil der Bevölkerung sind zu diesem Zeitpunkt bereits geflohen. An jenem Freitag werden am Gare d'Austerlitz vier tote Polen gefunden, von denen man vermutet, dass sie mit dem Zug aus Paris flüchten wollten. Als Todesursache stellt sich eine Chlorgasvergiftung heraus. Bei Inspektor Giral weckt dies direkt negative Erinnerung aus seiner Zeit im Krieg und trotz allen Widrigkeiten beginnt er in dem Fall zu ermitteln. Dabei legen ihm nicht nur die Deutschen, sondern auch seine eigene Wache Steine in den Weg. Außerdem begeht am selben Tod ein weitere Pole, aus dem selben Ort wie die Toten im Bahnhof, Selbstmord und reißt seinen kleinen Sohn mit in den Tod. Für Giral kann das alles kein Zufall sein. Schnell macht er sich unter den deutschen Besatzern Feinde, weiß nicht wem er trauen kann und muss nebenher seinen Sohn beschützen, der unerwartet von der front zurück nach Paris nach Paris kommt. Gemeinsam mit einer amerikanischen Journalistin und einer Gruppe eine polnischen Spezialeinheit versucht er die Zusammenhänge zu entschlüsseln und dem Mörder auf die Schliche zu kommen.

Ich muss sagen, dass ich eine Weile gebraucht habe um in die Geschichte reinzukommen. Giral ist ein geplagter, abgehärteter Typ, der eigentlich nichts mehr zu verlieren hat. Als er nach seiner Kriegsgefangenschaft in Deutschland nach Paris geht, weil er zu Hause die anklagenden Blicke seiner Mutter nicht mehr erträgt, rutscht er in eine Szene aus Gewalt und Drogen ab. Er ist abgestumpft, sein eigenes Leben ist ihm nichts wert. Aber er verfolgt seinen Fall mit einer Hartnäckigkeit die ich bewundernswert finde.

Am Anfang bin ich mit der recht harschen Sprachen nicht so klargekommen, daran gewöhnt man sich aber beim Lesen und es passt zur Handlung. Paris wird in dieser Zeit sehr trostlos geschildert, den Franzosen werden immer mehr Rechte beschnitten. Die Schilderungen dazu fand ich recht bildlich, eine triste Atmosphäre der Hoffnungslosigkeit ist auf jeden Fall entstanden.

Alles in allem hat mir das Buch ganz gut gefallen, für mich war es auf jeden Fall mal was anderes.

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Veröffentlicht am 19.04.2021

Der Anfang des Weltepos

Kingsbridge - Der Morgen einer neuen Zeit
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„Die Säulen der Erde“ hat Kingsbridge in die Köpfe und Herzen der Leser gebracht; „Die Tore der Welt“ und „Das Fundament der Ewigkeit“ nahmen uns mit in die Entwicklung der Stadt, während derer wir immer ...

„Die Säulen der Erde“ hat Kingsbridge in die Köpfe und Herzen der Leser gebracht; „Die Tore der Welt“ und „Das Fundament der Ewigkeit“ nahmen uns mit in die Entwicklung der Stadt, während derer wir immer wieder auf faszinierende und mitreißende Geschichten trafen. Nun reisen wir nun zurück zum Anfang des Epos, als Kingsbridge noch nicht existierte und nur ein unbedeutendes und wenig einträgliches Nest war.

Zum Inhalt: Edgar hat ein einfach Leben in Combe. Er lebt mit seinen Eltern und seinen zwei Brüdern zusammen, ist wie sein Vater Bootsbauer und in ein Mädchen verliebt. Doch sie ist leider bereits verheiratet und so beschließen die beiden gemeinsam wegzulaufen. Doch ihre Pläne werden vereitelt als die Wikinger über das Dorf herfallen. Edgar, seine Mutter und seine zwei Brüder kommen zwar mit dem Leben davon, aber die Werft und das Heim der Familie sind zerstört. Für Edgar beginnt ein neues, harter Lebensabschnitt als Bauer in Deng's Ferry. Da er aber gescheit, handwerklich begabt und tüchtig ist, soll das Leben noch großes für ihn bereithalten.

Zeitgleich verliebt sich die normannische Adeltochter Ragner in den englischen Aldermann Wilf, der durch diese Ehe ein stabiles Bündnis mit Ragnas Vater anstrebt. Die kindlich naive Verliebtheit verfliegt allerdings schnell, als die merkt, dass Wilf nicht treu sein will. Ragna versucht in Folge dessen, das beste aus ihrer Ehe mit Wilf zu machen und den Menschen im Land zu helfen. Dabei trifft sie unweigerlich auf Edgar.

Das Buch ist wie alle Teile der Reihe gezeichnet von Machtkämpfen und Intrigen. Und die Protagonisten müssen herbe Niederschläge erleiden, bis sie es zum Erfolg schaffen. Ich habe bei diesem Band wieder sehr stark mit den "Guten" mitgelitten. Sowohl der Mönch Aldred, als auch Edgar und Ragna sind mir schnell ans Herz gewachsen und ihre teils ausweglose Situation hat mich wirklich mitgerissen.

Der Schreibstil ist genau wie bei den anderen anderen Bänden sehr detailliert, aber auch hart, was der dunklen Epoche geschuldet ist und absolut ins Buch passt.
Ich fand die Geschichte wieder sehr fesselnd und konnte das Buch gar nicht aus der Hand legen, weil ich unbedingt wissen wollte, ob Edgar und Ragna noch zueinander finden.

Für mich war dieses Buch wieder ein echtes Highlight, das ich sehr genossen habe. Und ich würde dieses Buch ganz klar weiterempfehlen.

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