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Veröffentlicht am 24.01.2022

Ein gewiefter Verführer

Bridgerton - Mitternachtsdiamanten
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Mit dem siebten Band der Bridgerton-Reihe bekommt nun die letzte verbleibende Single-Tochter des Hauses Bridgerton ihre Liebesgeschichte. Hyacinth hatte in den vorherigen Büchern über ihre Geschwister ...

Mit dem siebten Band der Bridgerton-Reihe bekommt nun die letzte verbleibende Single-Tochter des Hauses Bridgerton ihre Liebesgeschichte. Hyacinth hatte in den vorherigen Büchern über ihre Geschwister eher kleinere Gastauftritte, wodurch ich von ihr bisher kein konkretes Bild hatte. Es ist vielleicht nicht meine liebste Liebesgeschichte aus der Reihe aber dafür ein echtes Abenteuer.

Zum Inhalt: Hyacinth hat über die Jahre eine enge Beziehung zu Lady Danbury aufgebaut, der sie immer dienstags vorliest. Da ist es nicht verwunderlich, dass die alte Frau, die Hyacinth wie eine eigene Enkelin betrachtet auf die Idee kommt, die junge Miss Bridgerton mit ihrem Enkel zu verkuppeln. Doch Gareth ist ein Weiberheld, dessen Vater im Verruf steht das Familienvermögen durchgebracht zu haben. Und als ein geheimnisvolles Tagebuch auftaucht, kommen einige Familiengeheimnisse ans Licht.

Die Geschichte war durch die vielschichtigen Familiengeheimnisse der Familie St. Clair, das ominöse Tagebuch und die abenteuerliche Schnitzeljagd der beiden Protagonisten deutlich aufregender als die vorherigen Bücher, die eher einen Fokus aus gesellschaftliche Ränkespielchen und Etikette gelegt haben. Damit war das Buch eine nette Abwechslung in der Reihe.

Hyacinth selbst hat einen ungestümen Charakter, einen scharfen Verstand und ein Mundwerk, das nie stillsteht. Das macht es ein wenig nervtötend, aber auf liebenswerte Art. Und Gareth? Der ist gewiefter Verführer, dessen Absichten nicht immer ganz tadellos waren, auch wenn man seine Beweggründe irgendwie nachvollziehen kann.

In dieser Geschichte hat mir etwas von der betörenden Chemie gefehlt, die die bisherigen Teile so fabelhaft gemacht hat. Die Liebesgeschichte war ganz ok, aber andere Themen standen hier deutlich mehr im Fokus.
Trotzdem hat mir das Buch aufgrund des tollen Schreibstils und der sympathischen Protagonisten wieder sehr gut gefallen. Bridgerton lesen ist für mich inzwischen wie nach Nase kommen.

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Veröffentlicht am 21.01.2022

Fürsorglichkeit ins Obsessive gekehrt

Der fürsorgliche Mr. Cave
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Ich mag Matt Haigs ruhige, gelassene Art zu schreiben. Besonders sein „Comfort Book“ hat mir sehr gut gefallen, nachdem ich den Hype um „Die Mitternachtsbibliothek“ nicht ganz nachvollziehen konnte. Mit ...

Ich mag Matt Haigs ruhige, gelassene Art zu schreiben. Besonders sein „Comfort Book“ hat mir sehr gut gefallen, nachdem ich den Hype um „Die Mitternachtsbibliothek“ nicht ganz nachvollziehen konnte. Mit „Der fürsorgliche Mr. Cave“ wollte ich mich nochmal an einen Roman von ihm wagen. Und bleibe dabei, dass seine Romane nicht ganz meinen Geschmack treffen, aber toll geschrieben sind.

Zum Inhalt: nach dem tragischen Tod seiner Frau bei einem Überfall und dem Verlust seines Sohnes ist sich Terence Cave sicher, dass auf seiner Familie, wenn nicht sogar auf ihm persönlich, ein Fluch liegt, der alle dahinrafft die er liebt. So fürchtet er nun auch seine heranwachsende Tochter zu verlieren. Die junge Bryony hingegen hält nichts von den strengen Regeln ihres Vaters, die sie immer mehr einzuengen drohen und rebelliert, wo sie nur kann. Und was als Fürsorge beginnt, wird schnell zum Wahn, der droht die Familie zu zerstören.

Matt Haig kann schreiben. Das muss er nicht mehr beweisen. Er kann einfach sehr gut mit Worten umgehen und seine Geschichten haben immer eine charmante Klangfarbe, einen Hauch Extravaganz und bisschen Skurrilität. So auch hier. Was ganz harmlos beginnt, entwickelt schnell eine zwanghafte, dunkle Dynamik, die mich als Leser mitgerissen hat. Väterliche Liebe schlägt in Obsession um, nah an der Grenze zu obszönem Stalking. Die Grenzen zwischen Realität und Wahn verschwimmen zusehends und eventuell sind auch böse Geister involviert.

Tatsächlich war es mir mit der Extravaganz in diesem Buch an vielen Stellen zu viel des Guten. Spätestens als Mr. Cave vermehrt wie im Zwang handelt, man fürchten muss, dass er seiner eigenen Tochter etwas antut und niemand was unternimmt, da wollte ich das Buch am liebsten weglegen. Alle erdenklichen Teenie-Klischees werden ausreichend erfüllt, nichts sonderlich dramatisches, sondern eher das, was man selbst in der Jugend so erlebt hat. Aber irgendwie ist bei all dem Drama, den bösen Worten und dem gegenseitigen Misstrauen die Botschaft des Ganzen nicht bei mir angekommen. Die Geschichte schaukelt schnell übertrieben hoch und der tragische Tod des Sohnes, Auslöser der ganzen Misere, rückt in den Hintergrund. Und bleibt trotz allem präsent, im wahrsten Sinne des Wortes.

Das Buch ist wieder sehr hochwertig gestaltet und ich finde das Cover einfach wirklich schön. Die Textform ist interessant und mal was anderes. Denn Terence Cave selbst erzählt seine Geschichte. Und er erzählt sie nicht dem Leser, sondern seiner Tochter. Man befindet sich als Leser direkt im Kopf und den Gedanken des Protagonisten. Diese Perspektive hat mir tatsächlich gut gefallen und mich etwas mit dem Inhalt, der eher nicht nach meinem Geschmack war, versöhnt.

Fazit: wie immer fantastisch geschrieben, inhaltlich etwas schwach. Ich würde 3,5 von 5 Sternen vergeben.

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Veröffentlicht am 21.01.2022

Das Leben und die Liebe der Kaiserin Sisi

Sisi – Kaiserin wider Willen
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Sisi und Franz sind Kultfiguren der Österreichischen Geschichte und auch über die Landesgrenzen hinaus bekannt und beliebt, was sich auch an den zahlreichen Verfilmungen des Lebens des Kaiserpaares zeigt. ...

Sisi und Franz sind Kultfiguren der Österreichischen Geschichte und auch über die Landesgrenzen hinaus bekannt und beliebt, was sich auch an den zahlreichen Verfilmungen des Lebens des Kaiserpaares zeigt. Da über das Leben der beiden relativ viel bekannt ist, war ich gespannt, welche Geschichte dieses Buch erzählen würde. Und muss sagen, mir hat es wirklich gut gefallen.

Zum Inhalt: die junge Sisi, Prinzessin von Bayern soll eigentlich nur ihre Schwester nach Österreich begleiten, die ihren Cousin Franz, Kaiser von Österreich, ehelichen soll. Doch was keiner erahnen konnte: Sisi und Franz verlieben sich ineinander und heiraten gegen den Willen der Kaiserin Mutter. Doch schon bald nach der Hochzeit erkennt Sisi, dass ihr neues Leben ein goldener Käfig ist und sie versucht, sich einen Platz in dieser neuen Welt zu schaffen.

Das Buch ist toll geschrieben, ich bin gut in die Handlung reingekommen und hatte schnell einen guten Überblick über die handelnden Personen und zentralen Schauplätze. Das Buch konzentriert sich auf den Zeitraum 1853-1867 und dreht sich vor allem um Sisis Ehe, ihre Beziehung zu ihren Kindern und das Leben am kaiserlichen Hof. Ihre Reisen werden nur kurz erwähnt und zeitlich übersprungen. Das tut der Handlung aber keinen Abriss, da es für die Schilderung ihrer Gefühle und die Beziehung zu Franz nebensächlich ist.

Sisi ist eine tolle Protagonistin, mit der man sich gut identifizieren kann. Sie wirkt sehr liebenswert und authentisch und man kann leicht nachvollziehen, warum sie zum Liebling vieler Untertanen und zur Kultfigur wurde. Neben ihrer liebenswerten, natürlichen Art, wird auch immer wieder ihre Schönheit betont. Ihr Leben bei Hofe und unter der Fuchtel ihrer Schwiegermutter wird sehr anschaulich geschildert und ich hatte immer wieder großes Mitgefühl mit der jungen Frau, die so unvorbereitet in ihre Rolle als Kaiserin ging.

Natürlich ist dies ein fiktiver Roman, trotzdem hält er sich sehr nah an der Realität und wirkt dadurch sehr authentisch. Mir hat das Lesen große Freude bereitet und ich empfehle das Buch gerne weiter.

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Veröffentlicht am 18.01.2022

Eine gemeinsame Reise

Ende in Sicht
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Ganz klar: die Discoschnecke hat mich magisch angezogen. Wusste jetzt nicht unbedingt, was eine Schnecke mit dem Sterben zu tun hat, aber die ist witzig und ich mag es. Und der Bezug zum Inhalt ist auf ...

Ganz klar: die Discoschnecke hat mich magisch angezogen. Wusste jetzt nicht unbedingt, was eine Schnecke mit dem Sterben zu tun hat, aber die ist witzig und ich mag es. Und der Bezug zum Inhalt ist auf jeden Fall gegeben, von daher eine süße Idee und ein echter Hingucker. Beim Klappentext musste ich erstmal herzlich lachen, auch wenn es ein ernstes Thema ist: Sterben. Sterben wollen. Am Leben bleiben.

Zum Inhalt: Hella, ein gealtertes und in Vergessenheit geratenes Schlager-Sternchen, beschließt zu sterben. Und zwar ganz unkompliziert und gut umsorgt in einer schweizer Einrichtung. Beim eigenen Tod lässt man sich schließlich nicht lumpen. Verzögert wird Hellas Plan von Juli, die ebenfalls sterben will und von einer Autobahnbrücke springt. Nur dass Juli erst 15 Jahre alt ist. Die beiden gehen ein Stück des Weges gemeinsam und was als skurriler Roadtrip und Selbstmordmission beginnt, wird zu einer Reise der Selbstfindung.

Der Start ins Buch war ehrlich gesagt etwas holprig, da auch inhaltlich anders als auf dem Klappentext angeteasert. Die beiden Protagonistinnen sind erstmal nicht wirklich sympathisch und werden es in meinen Augen auch nie. Ein ungleiches Paar mir einem gemeinsamen Ziel: Sterben. So leicht, so gut. Was nicht gut ist, sind die starken Übertreibungen und teilweise Logikfehler. Mal geht ein Handy nicht, dann wieder doch und zwischendurch wird eben so getan, obwohl man eben noch gesagt hat, dass es nicht geht.
Klingt verwirrend? Wars auch.

Die Schnecke vom Cover zieht sich thematisch durchs Buch, wenn auch wenig Effektvoll. Die sind eben irgendwie allgegenwärtig. Die Motive der beiden vermeintlich Todsuchenden eher fragwürdig und nicht tiefergehend erläutert. Das Thema Depression wird angeschnitten, das wars aber auch. Hier hätte ich mir mehr Tiefgang im Kontrast zum skurrilen Humor gewünscht. Und skurrilen Humor, böse Lügen und sonderbare Begegnungen gibt es reichlich. Und am Ende fügt sich alles irgendwie zusammen.

Ich wollte dieses Buch lieben. Nicht nur weil der Klappentext so fantastisch und die Discoschnecke so putzig war. Auch weil Martin Suter und Benjamin von Stuckrad-Barre sich bereit erklärt haben, das Buch im Buch zu kommentieren und die Werbetrommel um dieses Buch so heißgelaufen ist. Meine Erwartungen hat es dadurch leider nicht erfüllen können. Daher von mir 3,5 von 5 Sternen.

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Veröffentlicht am 18.01.2022

urkomisch und absolut authentisch

The Maid
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„The Maid- Ein Zimmermädchen ermittelt“ von Nita Prose besticht durch ein sehr auffälliges und etwas klischeehaftes Cover in grellem Rot. Das Cover ist das Erste was neugierig macht, nicht nur durch den ...

„The Maid- Ein Zimmermädchen ermittelt“ von Nita Prose besticht durch ein sehr auffälliges und etwas klischeehaftes Cover in grellem Rot. Das Cover ist das Erste was neugierig macht, nicht nur durch den kleinen Zusatz „Sie kennt deine Geheimnisse. Sie findet die Wahrheit“. Die Designabteilung des Verlags hat hier ganze Arbeit geleistet. Und hinter diesem fantastischen Cover versteckt sich eine hinreißend witzige, erfrischend skurrile Detektivgeschichte der anderen Art.

Zum Inhalt: Molly ist Zimmermädchen im Regency Hotel und lebt ihren Job mit Leib und Seele. Die Doktrin der Ordnung und Sauberkeit sind ihr ins Blut übergegangen und sie nimmt ihren Job sehr ernst. Umso schlimmer ist es, als sie beim Reinigen eines Zimmers auf eine Leiche stößt. Die die folgende Mordermittlung wird ihr beschauliches Leben ganz schön auf den Kopf gestellt. Mit ihrer verschrobenen Art macht sich Molly schnell zur Hauptverdächtigen in diesem Mordfall, in dem nichts so ist, wie es auf den ersten Blick scheint. In was für zwielichtige Machenschaften hat sich Molly verwickeln lassen? Und der hat den reichen Mr. Black getötet?

Der Einstieg ins Buch war durch Mollys doch sehr gewöhnungsbedürftige Sprechweise und altbackene Wortwahl nicht ganz so leicht wie bei anderen Krimis. Wenn man sich aber einmal daran gewöhnt hat, trägt ihre Art sich auszudrücken sehr zum Witz der Geschichte bei und ich habe mehr als einmal schmunzeln und auflachen müssen, wenn sie Ausdrücke verwendet wie „Entzückende Unterarme“ und „männliche Rivalität in Liebesdingen“. Molly wirkt wie eine aus der Zeit gefallene, altertümliche Jungfer. Und ähnlich unbeholfen und naiv verhält sie sich auch in vielen Dingen z.B. als sie ihren Namen mit dem Zusatz „Zimmermädchen, Freundin“ in das Handy eines Kollegen eintippt und mit einem Herz „als Bekundung amourösen Interesses“ versieht. Auch hinterfragt sie viele Dinge nicht und lässt sich so von allen möglichen Leuten ausnutzen.

Ich bin etwas zu jung, um mit Inspektor Columbo noch etwas anfangen zu können, aber Molly erinnert mich ein bisschen ein an den sozial unbeholfenen Ermittler aus der Fernsehserie „Monk“. Aufgrund ihrer Sprechweise hatte ich allerdings statt einer jungen Frau eher jemanden im Stile von „Mord ist ihr Hobby“ im Kopf. Ich habe das Buch als Hörbuch gehört, was eine großartige Idee war. Die Sprecherin für dieses Buch ist perfekt gewählt, ihre Stimme passt gut zu dem Zimmermädchen, das ich vor Augen habe. Hatte auch direkt Katharina Thalbachs Gesicht vor mir, nur um festzustellen, dass tatsächlich ihre Tochter das Buch liest. Das hektisch, nervöse Sprechtempo wenn sich Mollys Gedanken überschlagen bringt sie gut rüber.

Das Buch ist toll geschrieben und lebt unter anderem von den skurrile, aber bildhaften Beschreibungen, die hauptsächlich Mollys Geist entspringen z.B. „wie ein Rhinozerosbaby das von einer Schildkröte aufgezogen wurde“. Auf solche Formulierungen muss man erst mal kommen. Das hat mir richtig gut gefallen. Und der Witz der Story hat diesen Cozy Krimi, der ansonsten doch recht vorhersehbar ist, erst so liebenswert und interessant gemacht.

Für mich war dieses Buch ein überraschendes Highlight, das ich gerne weiterempfehle.

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