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Veröffentlicht am 11.04.2023

Zwischen Mord und Finanzbetrug

Die Zentrale
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Ich muss vorab einmal sagen, dass mich „Die Filiale“ damals nicht so richtig überzeugt hatte, weil ich es schon stark konstruiert fand, dass eine einfache Angestellte plötzlich zur privaten Topermittlerin ...

Ich muss vorab einmal sagen, dass mich „Die Filiale“ damals nicht so richtig überzeugt hatte, weil ich es schon stark konstruiert fand, dass eine einfache Angestellte plötzlich zur privaten Topermittlerin rund um Bankenbetrug wird. Trotzdem fand ich die Idee hinter „Die Zentrale“ so ansprechend, dass ich an der Reihe drangeblieben bin. Wenn man mit dem Konzept und Wording schon bekannt ist, kommt man auch deutlich leichter rein. Zudem fand ich die Story diesmal deutlich spannender, auch wenn ich das private Ermitteln einer Zivilistin immer noch nicht so richtig glaubwürdig finde.



Zum Inhalt: nachdem Laura den Bankenskandal ihres Arbeitsplatzes aufgedeckt und schlimmeres verhindert hat, wurde sie in die Zentrale nach Frankfurt befördert. Dort kommt sie einem größeren Komplott auf die Schliche, der auch Einfluss auf ihre Heimat und damit sie selbst hat. Und gerät wieder ins Fadenkreuz der Hintermänner.



Ich kann Laura und auch ihren Mann leider nach wie vor irgendwie nicht leiden. Wo Thomas nur durch kurzsichtige Naivität und Egoismus bei mir aneckt, komme ich mit Lauras Einstellung ihrer Ehe gegenüber, aber auch mit ihrem Auftreten nicht klar. Ich verstehe auch wie schon in Band 1 einfach nicht, wie Laura Zugang zu allen möglichen Informationen und vertraulichen Daten bekommt und fast im Alleingang eine riesige Verschwörung aufdeckt. Dass sie dabei auch noch über eine potentielle Affäre nachdenkt, macht sie mir einfach unsympathisch.



Die Thematik, auch rund um die Morde, fand ich in diesem Buch deutlich ansprechender und spannender als in Band 1. Das Tempo zieht im Verlauf des Buches ordentlich an und hetzt das private Ermittlerteam der Bank quer durch Deutschland und Liechtenstein. Die Auflösung, soweit man sie denn in diesem Buch schon bekommt, wirkte auf den ersten Blick erstmal schlüssig konstruiert. Das Ende ist wieder als offener Cliffhanger gestaltet, weshalb ich vermutlich auch den Folgeband lesen werde, weil ich gerne einen klaren Abschluss hätte.



Insgesamt finde ich die Fortsetzung solide und sogar interessanter umgesetzt als den Vorgänger. Trotzdem wirkt es wieder stark konstruiert und für mich wenig realitätsnah, sodass ich auch dieses mal wieder keinen Zugang zur Protagonistin Laura gefunden habe.

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Veröffentlicht am 06.04.2023

Nicht so stark wie Band 1

Der dunkle Schwarm 2 - Der stille Planet
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„Der dunkle Schwarm 2- der stille Planet“ knüpft direkt an die Ereignisse aus Band 1 an und nimmt uns wieder mit in die dystopische Welt von Hackerin Atlas. Für mich wollte dieses Buch zu viel auf zu wenig ...

„Der dunkle Schwarm 2- der stille Planet“ knüpft direkt an die Ereignisse aus Band 1 an und nimmt uns wieder mit in die dystopische Welt von Hackerin Atlas. Für mich wollte dieses Buch zu viel auf zu wenig Seiten und hat dadurch in meinen Augen seinen Fokus verloren. Als Fortsetzung interessant, aber für mich deutlich schwächer als sein Vorgänger.



Zum Inhalt: Mit der Zerschlagung von Hypermind sollte eigentlich Ruhe in Atlas Leben einkehren, aber diese stellt immer häufiger Probleme mit ihrem ADIC fest. Und dann gesteht auch noch Bennie einen Mord, den er eigentlich gar nicht begangen haben kann und Atlas Welt gerät mal wieder ins Straucheln. Zusammen mit alten Freunden und temporären Verbündeten, geht sie der Sache auf den Grund.



Was bei Marie Graßhoff immer unglaublich stark ist und wovon auch dieses Buch wieder wahnsinnig profitiert, ist das Worldbuilding. Nochmal mehr als in Band 1 erlebt der Leser die bedrückende Enge der Sublevels und den krassen Gegensatz der privilegierten Highlevels, in denen man Sonnenlicht spüren und den Himmel sehen kann. Diese Schilderung der Lebensumstände sind immer sehr atmosphärisch und sehr bildlich beschrieben. Generell liest sich das Buch wieder fantastisch, ist flüssig geschrieben, baut immer wieder Tempo und Spannung auf und geizt nicht mit überraschenden Enthüllungen.



Was mir in dieser Geschichte aber ein bisschen gefehlt hat war der rote Faden, der sich gefühlt immer wieder verloren hat. Es wurden Nebenschauplätze eröffnet und oft hatte ich das Gefühl, dass eine Handlung nur stattfand, um Seiten zu füllen, aber keinen tiefen Nutzen für den Fortgang der Handlung hatte. Scheinbar zentrale Themen bleiben dadurch auf der Strecke, wodurch das Buch für mich auch ein sehr unbefriedigendes Ende fand.



Auch die Entwicklung der Figuren im Vergleich zu Band 1 blieb eher rudimentär. Waren zum Ende von Band 1 die Übertragung von Noahs Bewusstsein in einen Androiden und Juliens Löschung prekäre Themen, so wurden diese im zweiten Band nun kaum aufgegriffen und verarbeitet. Auch die Beziehung zwischen Noah und Atlas blieb auf der Strecke und machte für mein Gefühl sogar eher wieder einen Schritt zurück. Damit fehlten mir einfach essentielle Punkte, auf die ich mich bei diesem Buch wirklich gefreut hatte.



Insgesamt funktioniert die Fortsetzung natürlich, hat bei mir aber nicht das Gefühl zurückgelassen, dass ich Band 3 unbedingt lesen müsste, sollte er denn erscheinen.

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Veröffentlicht am 04.04.2023

Mehr als eine Flüchtlingsgeschichte

Die spürst du nicht
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„Die spürst du nicht“ ist ein gleichwohl tragisches, wie thematisch brisantes Buch, das indirekt die Frage aufwirft, was ein Leben wert ist. Und ob denn jedes Leben gleichviel wert ist. Die Geschichte ...

„Die spürst du nicht“ ist ein gleichwohl tragisches, wie thematisch brisantes Buch, das indirekt die Frage aufwirft, was ein Leben wert ist. Und ob denn jedes Leben gleichviel wert ist. Die Geschichte hallt nach und regt zum Nachdenken an.

Zum Inhalt: Grünenpolitikerin Strobl-Marinek fährt mit ihrer und einer befreundeten Familie in den Ferien in eine toskanische Villa. Dem Image zuliebe sogar mit dem Zug. Mit im Gepäck die neuste Freundin ihrer Tochter Sophie- ein somalisches Flüchtlingskind. Doch dann passiert ein Unglück und die heile Welt der Familie steht Kopf.

Den Schreibstil fand ich anfangs sehr gewöhnungsbedürftig, die Wortwahl manchmal prätentiös und zu ausgewählt. Die beiden Familien wirken in ihrer Urlaubsidylle fast schon überheblich und im krassen Kontrast zu den wenigen Worten der Familie von Aayana. Trotzdem wirkt die Geschichte in sich sehr stimmig erzählt, hier wird halt ein solides Gesamtkonzept geschaffen.
Was mir stilistisch total gut gefallen hat, sind die Medienbeiträge, sowie die Reaktionen darauf die im klassischen Foren-Format gehalten sind und vom empörten Aufschrei, über den Gutmenschen bis zum Internettroll die Bandbreite an Internet-Stereotypen wiedergeben. Die Haupthandlung wird dadurch natürlich immer wieder durchbrochen, mich hat es im Lesefluss aber nicht gestört.

Nicht nur das Thema Flüchtlingskrise, sondern auch Flucht an sich, wird hier sehr eindringlich aufgearbeitet und auf intensive und bedrückende Art rübergebracht. Die Geschichte von Aayanas Familie ist furchtbar tragisch, umso mehr tut es in der Seele weh zu erleben, wie die Familie Stück für Stück auseinanderfällt. Und dabei in der eigenen Geschichte selbst gefühlt nur die Funktion einer Randfigur übernimmt. Ob das so gewollt war, darüber kann ich jetzt nur spekulieren. Tatsächlich hätte mir ein Fokus auf der Familie und ihrem Verarbeiten der Situation und der Umgang mit der medialen Wirkung des Falls vermutlich noch besser gefallen.

Insgesamt hat mir das Buch gut gefallen, auch wenn ich es sehr speziell finde und mich dadurch auch mit einer Empfehlung schwer tue, denn diesen Stil und diese Art des Erzählens muss man halt mögen, um Zugang zur Geschichte zu finden.

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Veröffentlicht am 03.04.2023

Packende No-Exit Dystopie

Gameshow – Der Preis der Gier
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„Game Show- der Preis der Gier“ ist eine gelungene Mischung aus Survival- und Klassendystopie, wie man es schon aus Formaten wie Divergent oder Tribute von Panem kennt. Das Weltensystem funktioniert ganz ...

„Game Show- der Preis der Gier“ ist eine gelungene Mischung aus Survival- und Klassendystopie, wie man es schon aus Formaten wie Divergent oder Tribute von Panem kennt. Das Weltensystem funktioniert ganz ähnlich wie in diesen Geschichten und wie auch dort verbirgt sich hinter den Kulissen ein schreckliches Geheimnis.

Zum Inhalt: nach einem Verrat durch ihren eigenen Vater muss Cass im sozialen System von den Platins zu den Red absteigen, und wird damit von einer Gamblerin zur Gamerin degradiert. Nun muss sie in tödlichen Spielen nicht nur um ihr Leben, sondern um Coins spielen, um die Chance zu bekommen im sozialen System wieder aufzusteigen. Dabei trifft sie auf unerwartete Verbündete und macht eine erschütternde Entdeckung.

Das Weltensystem und die Sozialstruktur sind sehr interessant, aber auch wahnsinnig grausam und haben mich stark an „Tribute von Panem“ erinnert. Am Anfang waren mir Cass und ihre Freundin in ihrer naiven heilen Welt fast schon unsympathisch, aber Cass zeigt im Verlauf der Geschichte, was sie drauf hat. Sie ist stark, mutig, lässt sich nicht unterkriegen und bietet ordentlich Paroli. Sie ist eine Protagonistin, mit der man sehr leicht mitfiebern kann und ihre Gefühle und Gedanken wirken immer nachvollziehbar und sehr nahbar.

Die Spiele sind sehr vielfältig und total interessant beschrieben. Besonders die Art der Fallen und ihre Auswirkungen rangieren gefühlstechnisch bei mir zwischen Faszination und Ekel. Trotzdem muss man einfach weiterlesen, weil es auf voyeuristische Art sehr spannend ist. Dazu kommt noch eine Prise Drama in der Unterkunft der NoClans und mit Love Interest Jax.

Die verschiedenen Schicksale von Cass Verbündeten sind teilweise wirklich ergreifend. Diese emotionalen Stellen bieten einen starken Kontrast zur Grausamkeit der Spiele und der konstruierten Welt an sich. Insgesamt für mich eine gelungene Mischung, die eine packende Gesamtstory voller Verrat, Zweifel, Kampfgeist, Freundschaft und Liebe ergibt.

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Veröffentlicht am 31.03.2023

Für immer dein

Durch das große Feuer
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Ich weiß gar nicht, wie ich meine Gefühle zu diesem Buch in Worte fassen soll. Unbeschreiblich. Unbegreiflich. Unfassbar tragisch. Und so unglaublich nahbar. Kriegsgeschichten gibt es viele, aber ich glaube ...

Ich weiß gar nicht, wie ich meine Gefühle zu diesem Buch in Worte fassen soll. Unbeschreiblich. Unbegreiflich. Unfassbar tragisch. Und so unglaublich nahbar. Kriegsgeschichten gibt es viele, aber ich glaube ich habe noch keine gelesen, die derartiges Schrecken mit derartiger Poesie und Schönheit vereint.

Zum Inhalt: Ellwood und Gaunt wachsen wie viele privilegierte Sprosse im England des frühen 20. Jahrhunderts auf und besuchen gemeinsam eine Privatschule für Jungen. Als der Krieg sich verschärft, melde sich der großgewachsene, schroffe Gaunt zum Kriegsdienst. Um kein Feigling zu sein. Und um vor seinen Gefühlen für Ellwood wegzulaufen. Doch genau wie diese, folgt auch Ellwood ihm an die Front.

Ellwood und Gaunt sind einfach fantastische Protagonisten. Genau so, wie Jungen in dem Alter sein sollten- voller Übermut und Tatendrang, unbedacht und hungrig nach dem Leben. Es fiel mir so wahnsinnig leicht mit ihnen mitzufühlen- die Euphorie und den Schmerz. Der innere Wandel, den beide im Laufe der Geschichte durchmachen ist geradezu greifbar und tut fast schon körperlich weh. Und dann diese endlose Liebe, die alle Hindernisse zu überwinden scheint, sogar den Tod. Ich habs geliebt und jede einzelne Seite verschlungen.

Obwohl es ein glaublich starkes Stilelement ist, habe ich die Zeitungsbeiträge meist nur überflogen, einfach weil ich so sehr in der Geschichte drin war, dass ich Angst hatte einen bekannten Namen zu lesen und diese beklemmende Schwere, die mit den Listen und Nachrufen einhergehen, wirklich sehr authentisch transportiert wurde.

Die Geschichte strotzt vor bildgewaltigen Szenen aus dem Schützengraben, angefüttert von Angst und Anspannung. Aber sie ist auch voller Kameradschaft, unerwarteter Freundschaften und Heldenmut. Ich konnte das Buch nicht weglegen, so gebannt war ich von der Geschichte und dem Schicksal von Elly und Gaunt. Eine wirklich berührende Story, die ich wärmstens weiterempfehle.

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