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Veröffentlicht am 02.04.2023

Leider nicht meins...

Das Gewicht des Ganzen
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Das Gewicht des Ganzen - Sven Heuchert
Hmmm, es soll hier wohl um Trauerbewältigung gehen.
Milli flüchtet nach dem Freitod des Sohnes aus ihrer langjährigen Ehe, aus ihrem Leben. Sie zieht sich zurück ...

Das Gewicht des Ganzen - Sven Heuchert
Hmmm, es soll hier wohl um Trauerbewältigung gehen.
Milli flüchtet nach dem Freitod des Sohnes aus ihrer langjährigen Ehe, aus ihrem Leben. Sie zieht sich zurück in die Einöde und trifft dort auf Ross.
Milli und Ross erzählen abwechselnd aus ihrer jeweiligen Perspektive. Es ist recht fragmenthaft erzählt, meist in kurzen Sätzen, teils nur wenige Worte.
Dafür dass dieser Roman nicht mal 200 Seiten lang ist, werden erstaunlich viele entferntere Geschichten aufgerollt. Die eigentliche Geschichte kommt dafür gefühlt kaum voran.
Der Roman ist gut geschrieben, atmosphärisch. Die Liebe zur Natur ist erkennbar, ebenso eine tiefe Melancholie. Nur leider konnte mich die Geschichte an sich überhaupt nicht erreichen. Tatsächlich bin ich immer wieder abgeschweift und habe mich über weite Strecken gelangweilt.
Schade, aber manchmal passt es einfach nicht.
2 Sterne

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Veröffentlicht am 29.03.2023

Highlight

Brüderchen
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Brüderchen – Clara Dupont-Monod
Was passiert mit einer Familie, wenn ein behindertes, ein besonderes Kind hineingeboren wird? Von einem Tag auf den anderen ist nichts mehr wie es mal war. Beziehungen verändern ...

Brüderchen – Clara Dupont-Monod
Was passiert mit einer Familie, wenn ein behindertes, ein besonderes Kind hineingeboren wird? Von einem Tag auf den anderen ist nichts mehr wie es mal war. Beziehungen verändern sich, Familienmitglieder leiden auf verschiedenste Art und Weise. Genau diese Verschiebungen im so fragilen wie gleichzeitig so robusten Familiengefüge sind das Thema dieses bemerkenswerten Romans.
Mich persönlich hat diese Geschichte sehr berührt. Mit Beziehungen in der Familie kennt sich jeder aus. Es ist etwas, das uns ausmacht, das selbstverständlich ist. Dazu kommt, dass die Figuren dieses Romans keine Namen tragen. Keiner von ihnen. Es gibt Mutter und Vater, den großen Bruder, die Schwester und natürlich das Brüderchen. Ich hätte es wohl nicht für möglich gehalten, aber gerade dieses „Namenlose“ scheint dem Leser die Familie noch näher zu bringen. In diese bestehende, gut funktionierende vierköpfige Familie wird also nun ein Kind hineingeboren, das anders ist. Es wird niemals laufen, sprechen lernen. Klar, im ersten Moment dominieren Schmerz und Trauer bei den Eltern. Den Geschwistern wird die Bedeutung erst nach und nach klar werden.
Es ist faszinierend und bedrückend zugleich, wie die einzelnen Familienmitglieder leiden und versuchen mit der Situation zurecht zu kommen. Denn das ist ganz unterschiedlich. Geprägt werden sie durch die Behinderung des Brüderchens jedoch alle, die Geschwister bis hinein in ihr eigenes Erwachsenenleben. Gut, dass die Geschichte aus verschiedenen Blickwinkeln betrachtet wird. Ganz besonders erwähnenswert und absolut genial finde ich jedoch die Erzählperspektive aus der Sicht der Steine in den Mauern am Hof der Familie. Wohlwollend und doch mit etwas Distanz berichten sie von dem Geschehen am Hof in den französischen Cevennen. Nicht nur die Steine, auch die Menschen, die auf dem Hof leben sind sehr naturbezogen. So gibt es auch immer wieder tolle Beschreibungen der Natur in den Bergen. Wirklich absolute Klasse!
„Die Berge machten seekrank. Auf dem Hof fühlte es sich manchmal so an, als wäre man von gigantischen, in der Bewegung erstarrten Wellen umgeben, auf denen grüne Gischt schäumte. Wenn Wind aufkam und an den Bäumen rüttelte, hörte man ein Meeresrauschen. Dann erinnerte der Hof an eine sturmumtoste Insel.“
Eine Sprache, die so knapp und klar, beinahe lapidar erzählt und doch beinahe poetisch und auf den Punkt die großen Themen unseres Lebens behandelt. Jeder Satz ist eine Wucht. So erschafft die Autorin auf gerade mal 176 Seiten ein extrem berührendes, kraftvolles Werk über eine Familie, die mit einem Schicksalsschlag fertig werden muss. Die dabei immer wieder scheitert, jedoch niemals aufgibt.
Ein Werk, das mich absolut begeistert zurücklässt. Großartig! 5 Sterne.

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Veröffentlicht am 29.03.2023

Gaunt und Ellwood

Durch das große Feuer
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Durch das große Feuer – Alice Winn
Eigentlich meide ich ja alles, was auch nur im Entferntesten nach Kriegsliteratur aussieht. Zu trostlos, zu grausam. Doch dieser Roman hat ein Element, das mich neugierig ...

Durch das große Feuer – Alice Winn
Eigentlich meide ich ja alles, was auch nur im Entferntesten nach Kriegsliteratur aussieht. Zu trostlos, zu grausam. Doch dieser Roman hat ein Element, das mich neugierig gemacht hat: gleichgeschlechtliche Liebe auf dem Schlachtfeld.
Es sind noch Kinder, als wir die englischen Eliteschüler Henry Gaunt und Sidney Ellwood 1914 am Vorabend des ersten Weltkrieges kennenlernen. Die verbotene Anziehung ist bereits deutlich spürbar, beide versuchen jedoch diese zu leugnen. Beide melden sich zum Kriegsdienst ehe sie volljährig sind und erst im Grauen des Krieges scheint ihre Liebe eine Chance zu haben.
Tatsächlich hat Alice Winn eine sehr angemessene Art und Weise von den Schrecken des Krieges zu erzählen. Ungeschönt und direkt, brutal und grausam – doch gibt es da immer noch einen Funken Hoffnung und eine große Liebe, die die Figuren und auch den Leser aufrecht hält. Schonungslos erzählt die Autorin von Gefallenen, Kriegsverletzungen und posttraumatischen Belastungsstörungen, die die Betroffenen ein Leben lang begleiten. Aber sie berichtet auch von Loyalität, tiefer Freundschaft und Liebe im Angesicht des Todes.
Ein wunderbares Debüt, das mich absolut mitreißen und fesseln konnte. Sehr lange habe ich bereits kein Buch über Krieg mehr derart verschlungen. 5 Sterne!

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Veröffentlicht am 25.03.2023

Hope und Isaac

Dream and Dare (Faith-Reihe 3)
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Dream and Dare – Sarah Stankewitz
Dies ist der dritte Teil der Faith-Reihe von Sarah Stankewitz. Obwohl ich im Nachwort gelesen habe, dass dies ein sehr persönlicher Roman ist, muss ich leider sagen, dass ...

Dream and Dare – Sarah Stankewitz
Dies ist der dritte Teil der Faith-Reihe von Sarah Stankewitz. Obwohl ich im Nachwort gelesen habe, dass dies ein sehr persönlicher Roman ist, muss ich leider sagen, dass er für mich der schwächste Band der Reihe war.
Isaac ist der Leadsänger einer sehr erfolgreichen, aufstrebenden Band. Eine Stimmblockade ist das Letzte, was er gebrauchen kann. Doch da tritt Hope auf den Plan. Die äußerst talentierte Straßenmusikerin Hope soll ihn übergangsweise ersetzen und so die Band unterstützen. Zunächst einmal fliegen die Fetzen, doch das ändert sich bald…
Die Autorin hat einen extrem emotionalen Schreibstil. Grundsätzlich mag ich das ganz gerne, doch hier wurde es mir irgendwann etwas zu viel. Zumal ich zu den Figuren keinen wirklichen Bezug aufbauen konnte. Irgendwie haben mich ihre Geschichten nicht wirklich berührt. Klar, der Roman hat mich trotz allem sehr gut unterhalten, dennoch hat mir etwas gefehlt. Insgesamt waren es für mich hier zu viel Emotionen, zu viel „erhobener Zeigefinger“ und dafür zu wenig tatsächlicher Fortgang der Handlung.
3 Sterne

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Veröffentlicht am 22.03.2023

Mary & Claire & Percy & Lord Byron

Mary & Claire
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Mary & Claire – Markus Orths
Zumindest Mary Shelley war mir durch ihr Werk "Frankenstein" bereits vor der Lektüre ein Begriff.
Das berühmte Zusammentreffen von Mary, ihrer Stiefschwester Claire Clairmont, ...

Mary & Claire – Markus Orths
Zumindest Mary Shelley war mir durch ihr Werk "Frankenstein" bereits vor der Lektüre ein Begriff.
Das berühmte Zusammentreffen von Mary, ihrer Stiefschwester Claire Clairmont, Percy Shelley und dem erfolgreichen Dichter Lord Byron unmittelbar nach einem Vulkanausbruch am Genfer See ging in die Geschichte ein und war ursächlich für die Entstehung von "Frankenstein". Außerdem legte es den Grundstein für viele weitere Grusel- und Horrorgeschichten.
Hierbei handelt es sich um einen Roman, der die Persönlichkeiten hinter den berühmten Namen beleuchtet und zum Leben erweckt. Dabei beginnt der Autor ganz am Anfang, bei der Kindheit Marys. Diese wächst in einer sehr gebildeten Umgebung auf und interessiert sich früh für Literatur. Beide Elternteile waren Schriftsteller, die bereits verstorbene Mutter Feministin. Spätestens als sie mit ihrer Stiefschwester und Percy in einer seltsamen Menage a Troix durchbrennt, wird klar, dass es mit der Liberalität nicht allzu weit her ist. Und regelrecht reflexartig machen sich die beiden jungen Damen sofort wieder von opportunistischen Männern abhängig. Percy und Lord Byron werden schonungslos in ungünstigem Licht dargestellt. In einer speziellen Viererkonstellation scheinen die jungen Autoren und Autorinnen ihr Schaffen ausleben zu können. Jedoch nicht ohne Komplikationen und niemals gleichzeitig. Teilweise bremsen sie einander gegenseitig aus, dann befeuern sie einander wieder.
Dem Leser sollte bewusst sein, dass es sich hierbei um die Vorgeschichte des Zusammentreffens am Genfer See handelt. Der eigentliche Schreibprozess bzw. die Entstehungsgeschichte Frankensteins wird am Ende in wenigen Seiten abgehandelt. Dennoch ist es wunderbar und faszinierend, die beiden Mädchen/Frauen bei der Entdeckung und Entwicklung ihres schriftstellerischen Talents zu begleiten. Gerade in einer Zeit, in der Bildung für Frauen keineswegs selbstverständlich war und sie sich ihren Weg erkämpfen müssen.
Ein Roman mit einem hochinteressanten realen Hintergrund, der mich sehr zum Recherchieren angeregt hat. Eigentlich unnötig zu erwähnen, dass Mary Shelleys Frankenstein ganz nach oben auf meine Wunschliste gewandert ist. Wie schade, dass Claires "Idiot" verloren gegangen ist! Das hätte ich ebenfalls sehr gerne gelesen!
Sprachlich kommt dieser Roman unerwartet leichtfüßig und regelrecht spannend daher. Kurze knackige Sätze, die teilweise sehr modern wirken und den Leser mühelos in die Geschichte mitnehmen. Ich mochte diese klare schnörkellose Sprache sehr.
Markus Orths hat ein Stück Literaturgeschichte lebendig gemacht und mich damit bestens unterhalten. 4 Sterne!

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