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Veröffentlicht am 29.09.2022

Das Leben der Samen

Das Leuchten der Rentiere
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Das Leuchten der Rentiere – Ann-Helen Laestadius
Ein wunderbarer Roman, der die kaum bekannte Welt der Samen im Norden Schwedens zugänglich macht.
Das samische Mädchen Elsa ist erst neun Jahre alt, als ...

Das Leuchten der Rentiere – Ann-Helen Laestadius
Ein wunderbarer Roman, der die kaum bekannte Welt der Samen im Norden Schwedens zugänglich macht.
Das samische Mädchen Elsa ist erst neun Jahre alt, als sie mitansehen muss, wie ein Mann ihr Rentierkalb ermordet. Völlig eingeschüchtert behält sie das Gesehene für sich. Dennoch wird diese Tat noch über viele Jahre hinweg ihr Leben beeinflussen.
Obwohl der Täter von Anfang an bekannt ist, hat dieser Roman durchaus Elemente eines Krimis und wird sogar richtig spannend. Und doch ist dieses Buch soviel mehr. Ein Hauptthema ist die Anfeindung der Samen (auch Lappen genannt) aus der übrigen schwedischen Bevölkerung. Sie werden beschimpft und unterdrückt. Und leider auch von der Polizei nicht wirklich ernst genommen. Die Autorin ist selbst samischer Abstammung und teilt viel Wissen über Kultur und Traditionen der indigenen Bevölkerung. Wichtigste Einnahmequelle und ebenso Teil ihrer Kultur ist die Rentierhaltung. Diese Tiere sind quasi Dreh- und Angelpunkt des Alltags und dadurch auch Angriffsziel Nummer eins. Viele junge Samen tun sich schwer damit, ihr Los anzunehmen und die Rentierhaltung unter Anfeindungen fortzuführen. Eine extrem hohe Selbstmordrate ist deshalb leider ebenso Thema dieses Romans.
Elsa ist eine sehr starke Frau, eine Kämpferin, die zu ihren Wurzeln steht und die Arbeit mit den Rentieren trotz aller Widrigkeiten liebt. Es dauert ein bisschen, bis man sich in die Geschichte eingelesen hat, doch dann wachsen einem Elsa und ihre Familie und Freunde wirklich ans Herz.
Sprachlich ist dieser Roman eher unauffällig. Es sind knappe, eher nüchterne Sätze, die die Autorin da aneinanderreiht und auf eine eigene Art eine tolle Atmosphäre schafft. Die Figuren erwachen zum Leben und das vor einer großartigen schneebedeckten Kulisse des hohen Nordens mit jeder Menge Rentiere im Hintergrund. Nach kurzer Eingewöhnzeit fand ich es wirklich toll. Sehr atmosphärisch und dicht mit jeder Menge Gefühle zwischen den Zeilen.
Eine große Leseempfehlung für alle, die sich gerne mit anderen Kulturen in entlegenen Regionen auseinandersetzen! 5 Sterne!°

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Veröffentlicht am 29.09.2022

Vertrauen oder Kontrolle

Die Markierung
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Die Markierung – Frida Isberg
Kann man durch einen psychologischen Test Charakterschwächen ausfindig machen und daraus Neigungen zu einer eventuellen kriminellen Zukunft ableiten? Möglich. Doch ist es ...

Die Markierung – Frida Isberg
Kann man durch einen psychologischen Test Charakterschwächen ausfindig machen und daraus Neigungen zu einer eventuellen kriminellen Zukunft ableiten? Möglich. Doch ist es auch ethisch vertretbar, die Bevölkerung dazu zu zwingen, ebendiese Testergebnisse öffentlich zu machen und diverse Einschränkungen und Anfeindungen in Kauf zu nehmen? Genau das ist es, wovon Frida Isberg in ihrem dystopischen Roman erzählt.
Island wählt demnächst eine neue Regierung. Es gilt als sehr wahrscheinlich, dass diese eine Markierungspflicht beschließen wird, das heißt, jeder ist verpflichtet, den Empathietest (der bereits gang und gäbe ist) zu absolvieren und das Ergebnis offenzulegen. Frida Isberg stellt vier Personen aus der Mitte dieser fiktiven Gesellschaft vor. Ein Befürworter und drei Kritiker, Gegner, Opfer des Systems. Schon vor Inkrafttreten des geplanten Gesetzes sind die nicht Markierten allerlei Repressionen ausgesetzt. Arbeitgeber, Hauseigentümer, etc. setzen auf vorauseilenden Gehorsam und political correctness und schließen diese schon mal aus. Karrieren, Existenzen, Beziehungen scheitern.
So arg viel an Handlung passiert in dieser Geschichte gar nicht. Die Karten liegen von Anfang an auf dem Tisch, das ist die Realität, die es zu akzeptieren gilt. Die vier Figuren, die wir begleiten dürfen, haben damit klarzukommen. Ganz viel passiert einfach in ihren Köpfen. Isberg legt ihre Sorgen und Nöte, Gedanken und Gefühle offen. Dabei geht sie richtig in die psychologischen Tiefen. Der Empathietest, um den sich alles dreht, bleibt dabei selber recht vage. Aber darum geht es der Autorin wohl gar nicht so sehr. Viel wichtiger scheinen ihr die moralischen Aspekte zu sein. Was passiert mit denen, die den Test nicht bestehen, was mit zwischenmenschlichen Beziehungen und gesellschaftlichen Verwerfungen? Es stellt sich zudem die Frage, ob der Empathietest wirklich schuld ist am Unglück der Verweigerer und Durchgefallenen, oder ob er nur Dinge offenlegt, die ohnehin in der Gesellschaft und im Einzelnen schlummern. Möglicherweise beschleunigt er manche Entwicklung einfach nur. Der Leser ist gefragt, sich seine eigenen Gedanken zu machen.
Dabei muss man sagen, dass diese Dystopie gar nicht sonderlich dystopisch wirkt. Vieles aus dem Roman ist bereits Realität, oder zumindest nahe dran. Zoe beispielsweise ist ein etwas intelligenteres Äquivalenz zu Alexa. Spätestens seit den Corona-Regeln und den gesellschaftlichen Disputen der letzten Jahre, weiß man, wie schnell Einzelne Anfeindungen und Ausgrenzungen ausgesetzt sind. Wobei man da nur Menschen mit der „falschen“ Hautfarbe o.ä. fragen muss, um zu erfahren, dass solche Dinge totgeschwiegener Alltag sind. So gesehen könnte dieser Roman aktueller gar nicht sein.
Sprachlich empfand ich dieses Werk als eher unauffällig. Die vielen isländischen Namen, teils sogar mit fremden Schriftzeichen, machen den Einstieg nicht allzu leicht. Später fällt das aber kaum noch auf. Allerdings bleibt der Erzählstil stets recht distanziert. Wirkliche Nähe zu den Protagonisten stellt sich leider nicht ein.
Eine Lektüre, die Sprengstoff birgt und zum Nachdenken anregt. Sehr lesenswert! 4 Sterne.

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Veröffentlicht am 22.09.2022

Sedona und Jamison

Rules for Dating Your Ex (Baileys-Serie 9)
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Sedona und Jamison
Dies ist der letzte Teil der Reihe um die Familie Bailey. Von daher sollte man nicht unbedingt mit diesem hier beginnen, wenn man mit der Familie noch nicht vertraut ist.
Auch dieser ...

Sedona und Jamison
Dies ist der letzte Teil der Reihe um die Familie Bailey. Von daher sollte man nicht unbedingt mit diesem hier beginnen, wenn man mit der Familie noch nicht vertraut ist.
Auch dieser Band konnte mich wieder fesseln und begeistern. Die Baileys sind einfach toll und die Liebesgeschichte von Sedona und Jamie zog sich nun schon durch so viele Teile.
Wirklich schade, dass hiermit nun alle Familienmitglieder abgehandelt sind. Ich hätte gerne noch weitergelesen!
4 Sterne

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Veröffentlicht am 20.09.2022

Abgedreht

Ice Planet Barbarians – Georgie und Vektal
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Georgie und Vektal
Dies ist der erste Band einer Reihe. Hier empfiehlt es sich, die Bücher in der richtigen Reihenfolge zu lesen!
Es handelt es sich hierbei um eine ziemlich abgedrehte Liebesgeschichte ...

Georgie und Vektal
Dies ist der erste Band einer Reihe. Hier empfiehlt es sich, die Bücher in der richtigen Reihenfolge zu lesen!
Es handelt es sich hierbei um eine ziemlich abgedrehte Liebesgeschichte mit großen Science-Fiction- Anteilen, die im Weltall, zum größten Teil auf einem lebensfeindlichen Planeten spielt. Ich würde die Story als liebenswerten Trash einordnen. So abgedreht und verrückt ich die Geschichte fand, so schwer konnte ich mich davon los reißen. Insbesondere die Figur des Außerirdischen Vektal fand ich ganz große Klasse.
Deshalb trotz allem von mir 4 Sterne.

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Veröffentlicht am 19.09.2022

Wieder ein Meisterwerk

Verbrenn all meine Briefe
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Verbrenn all meine Briefe – Alex Schulman
Erst letztes Jahr konnte mich sein Roman „Die Überlebenden“ restlos begeistern, nun ist es dem Autor mit diesem Werk wieder gelungen. Was für eine unglaubliche ...

Verbrenn all meine Briefe – Alex Schulman
Erst letztes Jahr konnte mich sein Roman „Die Überlebenden“ restlos begeistern, nun ist es dem Autor mit diesem Werk wieder gelungen. Was für eine unglaubliche Erzählgabe!
Erzählt wird gewissermaßen auf drei Zeitebenen. In der Gegenwart, Alex Schulman als Erwachsener, der Familiengeheimnissen auf der Spur ist. 1988, Alex Schulmans Erinnerungen als Kind zu Besuch bei den Großeltern, Karin und Sven. Und schließlich die wichtigste Handlungsebene, weiter zurück in die Zukunft, die 30er Jahre. Karin und Sven sind bereits verheiratet, leider nicht sonderlich glücklich. Das Drama beginnt, als Karin sich in Olof verliebt.
Alex versucht nach all den Jahren Licht ins Dunkel zu bringen. Woher kommt die ganze Wut in seiner Familie, all die Feindschaften, der Hass? Es gibt Tagebucheinträge und Briefe aus der Jugend seiner Großeltern. Bei der Recherche wird Alex schnell klar, dass sich in deren Vergangenheit regelrechte Abgründe auftun. Was ist damals wirklich passiert und hat die ganze Familie über Generationen vergiftet?
Kann Wut tatsächlich weitervererbt werden? Schwierige Frage. Auf jeden Fall wirken sich schlechte Gefühle, Lügen, Geheimnisse, auf die Erziehung der Kinder und damit auf die nächste Generation aus. Indirekt also vermutlich, ja.
Dieser Roman ist spannend wie ein Krimi. Stück für Stück werden lange verschlossene Wahrheiten aufgedeckt. Auch wenn man den Ausgang der Dreiecksgeschichte in den 30er Jahren bereits kennt, fiebert man mit, hofft und bangt. Denn das ist eine große Stärke des Autors. Er ist so unglaublich nah an seinen Figuren und am Leser. Seine Worte treffen zielgenau mitten in die Seele. Er schreibt so ungefiltert und unmittelbar. Mühelos, doch auf hohem Niveau vermittelt er geradezu überwältigende Gefühle. Es ist so tieftraurig und tragisch. Das Gelesene hallt lange nach.
Auch in diesem Buch verarbeitet Schulman offensichtlich autobiographische Fragmente. Allein die Nennung der tatsächlichen Familiennamen (mehrere!) macht dies deutlich. Dennoch betont er, dass es sich hierbei um einen Roman handelt.
Eine berührende Familiengeschichte, die ich beinahe atemlos verschlungen habe! Eine große Leseempfehlung für ein weiteres grandioses Werk dieses tollen Autors! 5 Sterne.

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