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Veröffentlicht am 05.09.2024

Die Schwestern und der Bär

Cascadia
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Cascadia – Julia Phillips
Zwei Schwestern auf einer Insel im Nordwesten der USA, die sich seit Jahren aufopferungsvoll um ihre schwerkranke Mutter kümmern. Sam und Elena halten sich mit schlecht bezahlten ...

Cascadia – Julia Phillips
Zwei Schwestern auf einer Insel im Nordwesten der USA, die sich seit Jahren aufopferungsvoll um ihre schwerkranke Mutter kümmern. Sam und Elena halten sich mit schlecht bezahlten Jobs im Touristiksektor über Wasser, doch das Geld reicht hinten und vorne nicht. Nur der Traum von einem besseren Leben bringt die beiden durch die Tage, Wochen,…. Eines Tages taucht ein Bär auf der Insel auf und droht alles durcheinander zu bringen.
Jede der Schwestern hat eine ganz eigene Sicht auf das wilde Tier. Während Sam den Bären zunehmend als Bedrohung wahrnimmt, scheint Elena ganz andere Dinge in ihn hineinzuprojizieren. Und so reißt das Auftauchen des Tieres die jungen Frauen aus ihrem Alltagstrott und zwingt sie, einen neuen Blick auf ihr Leben und ihre Träume zu werfen.
Eine fesselnde Geschichte, die ihre Symbolkraft erst gegen Ende des Romans entfaltet. Gerade den Mittelteil fand ich teilweise ein wenig zäh, mit sehr vielen Bärenbegegnungen und hin und her zwischen den Schwestern. Erst ganz zum Schluss werden einige Dinge klarer und trotz allem fand ich das Ende rund und passend, allerdings auch sehr zum Nachdenken anregend.
Sprachlich kommt dieser Roman eher unauffällig, aber angenehm daher. Ich habe die Lektüre sehr genossen.
Eine tiefgründige, symbolträchtige Geschichte, auf die man sich einlassen muss. 4 Sterne.

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Veröffentlicht am 05.09.2024

Stellersche Seekuh

Das Wesen des Lebens
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Das Wesen des Lebens – Iida Turpeinen
Die Stellersche Seekuh
Über drei Jahrhunderte folgt dieser Roman dem Skelett der mittlerweile ausgestorbenen Seekuh. Beginnend mit dem Naturforscher und Namensgeber ...

Das Wesen des Lebens – Iida Turpeinen
Die Stellersche Seekuh
Über drei Jahrhunderte folgt dieser Roman dem Skelett der mittlerweile ausgestorbenen Seekuh. Beginnend mit dem Naturforscher und Namensgeber Georg Wilhelm Steller im 18. Jahrhundert schlägt Turpeinen einen großen Bogen – von der abenteuerlichen Expeditionsfahrt ins Nordmeer, über die Kompanie in Nowo-Archangelsk in Alaska, bis zu den Vogelinseln nach Helsinki. Stets geht es um Forscher und Entdecker, Jäger und Sammler. Auch wenn es den Menschen meist nicht bewusst ist, die Leidtragenden sind immer die Tiere. Und so sammeln sich im Verlauf dieser Geschichte etliche Arten an, die mittlerweile unwiderruflich ausgestorben sind. Die Erkenntnis kommt, wenn überhaupt, für viele zu spät.
Es ist ein sehr wissenschaftlicher Ansatz den Turpeinen hier verfolgt. Teilweise liest es sich fast wie ein Sachbuch, obwohl es auch einige lesenswerte Menschenschicksale gibt, die ja untrennbar mit den Schicksalen der Tieren in diesem Roman verbunden sind. Irgendwie wird durch die sachlich fundierte Erzählweise schon deutlich, dass die Tiere der Autorin näher liegen als die Menschen. Das mag auch daran liegen, dass beispielsweise das Skelett der Stellerschen Seekuh über drei Jahrhunderte ein Thema bleibt, während die Menschen (logischerweise) und Orte wechseln.
Der Schreibstil mag literarisch nicht das Gelbe vom Ei sein, doch das muss er auch gar nicht. Dieser Roman überzeugt durch wissenschaftlich fundierte Hintergründe. Mich konnte diese Geschichte der Seekuh unheimlich fesseln und faszinieren. Die Autorin schafft es, zu informieren und zum Nachdenken anzuregen.
Sehr lesenswert. 5 Sterne.

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Veröffentlicht am 05.09.2024

Der Untergang Venedigs

Acqua alta
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Acqua alta – Isabelle Autissier
Dieser Roman ist so ganz anders als die beiden anderen Werke, die ich bisher von Autissier gelesen habe.
Thematisch fand ich es extrem spannend. Es geht um Venedig, das ...

Acqua alta – Isabelle Autissier
Dieser Roman ist so ganz anders als die beiden anderen Werke, die ich bisher von Autissier gelesen habe.
Thematisch fand ich es extrem spannend. Es geht um Venedig, das vor wenigen Monaten oder Jahren endgültig gegen die anstürmenden Fluten kapituliert hat. Die Verwüstungen sind gigantisch – es stehen nur noch Ruinen.
Im Italien-Urlaub, nur wenige Kilometer von Venedig entfernt, schlägt diese Thematik natürlich besonders ein. Die benannten Denkmäler, Kirchen, Plätze etc. Venedigs sind mir bekannt, ebenso wie die Atmosphäre und vieles mehr. Ich denke das ist wichtig, denn der Schreibstil ist hier tatsächlich sehr sachlich und detailliert. Man erfährt vieles über historische und kunsthistorische Begebenheiten. Wenn man wenig Vorstellung von Venedig hat, kann dies möglicherweise etwas zäh werden. Aber wie gesagt, für mich hat das gepasst.
Hier wird nun beschrieben, wie eine Familie im unmittelbaren Vorfeld dieser Katastrophe bereits daran zerbricht. Guido, der Familienvater, ist Politiker und für Wirtschaftsfragen in der Stadt zuständig. Er befürwortet Kreuzfahrschiffe in der Stadt und ignoriert Warnzeichen. Seine Tochter Lea greift ihn dafür scharf an. Sie gibt ihm und vielen anderen die Schuld am drohenden Untergang Venedigs. Leider kann sie die Katastrophe nicht verhindern. Unterfüttert mit zahlreichen Fakten, schafft es die Autorin dennoch, grundverschiedene Perspektiven überzeugend zu vermitteln. Wie so oft gibt es auch hier mindestens zwei Seiten einer Medaille. Und schlauer ist man immer erst hinterher. Aber natürlich geht es in erster Linie um die Auswirkungen des Klimawandels und den Raubbau der früher wie heute an Venedig begangen wurde und wird – um möglichst großen Profit daraus zu schlagen.
Eine Dystopie, die eigentlich keine ist? Dass Venedig Jahr für Jahr weiter im Meer versinkt, ist schließlich allgemein bekannt. Autissier liefert jede Menge Daten und Fakten und allzu unwahrscheinlich scheint dieses Szenario nicht zu sein.´
Oft kommt dieser Roman etwas sehr sachlich und nüchtern daher, beziehungsweise die menschlichen Verstrickungen etwas zu kurz.
Nichtsdestotrotz hat mich das Venedig-Thema hier gerade sehr gefesselt. 4 Sterne, auch wenn es nicht Autissiers bestes Werk ist.

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Veröffentlicht am 05.09.2024

Honoras Geschichte

Sing, wilder Vogel, sing
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Sing, wilder Vogel, Sing- Jacqueline O'Mahony

Was für eine Geschichte, was für eine Autorin und vor allen Dingen - was für eine Protagonistin! Dieser Roman hat mich bereits auf der allerersten Seite ...


Sing, wilder Vogel, Sing- Jacqueline O'Mahony

Was für eine Geschichte, was für eine Autorin und vor allen Dingen - was für eine Protagonistin! Dieser Roman hat mich bereits auf der allerersten Seite eingesogen und erst nach Stunden wieder ausgespuckt.

Honora wächst als Außenseiterin in einem kleinen Ort an der irischen Westküste auf. Im Zuge der großen Hungersnot Mitte des 19. Jahrhunderts verliert sie alles und besteigt ein Schiff Richtung Amerika. Auch hier stehen die Zeichen erst einmal schlecht für Honora. Es braucht mehrere Stationen, unglaublich viel Kraft und Mut und einen eisernen Willen bis Honora endlich ihre Freiheit findet.

Honora ist eine ganz unglaubliche Protagonistin, die aus jeder Situation immer noch einen Ausweg findet und für sich nutzt. Mit Mut und Entschlossenheit stellt sie sich als Frau in einer Männerwelt jeder neuen Herausforderung. Dabei weiß sie genau was sie will: Amerika verspricht Freiheit und mit weniger will sie sich auch nicht zufrieden geben.

Von der irischen Hungersnot bis hin zu den indigenen Völkern Nordamerikas verarbeitet die Autorin historische Fakten und stellt Zusammenhänge her.
Den Schreibstil mochte ich ebenfalls sehr, allerdings ist Honoras Geschichte derart spannend, dass er darüber beinahe untergeht. Tatsächlich würde ich dieses Buch als historischen Spannungsroman bezeichnen. Schon länger konnte mich keine Geschichte mehr derart fesseln.

Deshalb, unbedingt lesen! 5 Sterne und ich hoffe, von der Autorin noch häufiger zu lesen.



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Veröffentlicht am 04.09.2024

Speziell

Verwildern
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Ein junges Mädchen, sehr lange bleibt es namenlos, wächst nur mit seiner Mutter am Rande eines Sees. Als das Kind älter wird, verlassen sie den See in Richtung der Wälder. Später ist es eine Insel. ...


Ein junges Mädchen, sehr lange bleibt es namenlos, wächst nur mit seiner Mutter am Rande eines Sees. Als das Kind älter wird, verlassen sie den See in Richtung der Wälder. Später ist es eine Insel. Es ist ein Einsiedler-/ Aussteigerdasein.
Mir hat sich bis zuletzt nicht erschlossen, wo diese Geschichte verortet ist. Es ist von einer tropischen Insel die Rede, von einem Dschungel in ihrem Inneren. Sämtliche Namen sind fiktiv.
Anfangs hatte ich das Gefühl, es handelt sich hierbei um eine dystopische Handlung. Da täuschte ich mich aber. Im weiteren Verlauf wird es sehr deutlich, dass es sich hier um Gesellschaftskritik handelt. Auch der Klimawandel ist ein Thema. Es geht wohl darum, ob und wie ein alternatives, selbstbestimmtes Leben möglich sein kann.
So kurz dieser Roman auch ist, leicht zugänglich ist er sicherlich nicht. Das beginnt schon mit einem sehr eigenwilligen Schrebstil. Sehr poetisch und naturverbunden. Manchmal seltsam sperrige Schachtelsätze, teilweise wirkte der Text auf mich wie ein Klagelied. Das wird aber im Verlauf deutlich besser, oder ich habe mich daran gewöhnt, kann auch sein. Auch inhaltlich wirkt es manchmal etwas sperrig, aber vielleicht liegt das daran, dass die Denkweise in unserer westlichen, leistungsorientierten Welt eine völlig andere ist.
Fraglos muss man sich auf diesen Text einlassen wollen. Dann erkennt man aber eine gewisse Schönheit darin. Sowohl in der Sprache, als auch im Gedankengut. Auf jeden Fall ist dieser Roman etwas ganz Besonderes.
4 Sterne

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