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Veröffentlicht am 08.10.2023

Strähne für Strähne

Der Zopf
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Drei Frauen, die nicht unterschiedlicher sein könnten. Sie haben unterschiedliche Wünsche, Hoffnungen und Sorgen. Sie kommen aus verschiedenen Ländern, sowie Kulturen und dennoch sind Smita aus Indien, ...

Drei Frauen, die nicht unterschiedlicher sein könnten. Sie haben unterschiedliche Wünsche, Hoffnungen und Sorgen. Sie kommen aus verschiedenen Ländern, sowie Kulturen und dennoch sind Smita aus Indien, Giulia aus Sizilien und Sarah aus Montreal mit dem Schicksal wie bei einem Zopf miteinander verbunden.

Meine Meinung:
Als mir dieses Buch in einem öffentlichen Bücherschrank ins Auge fiel, zögerte ich zuerst. Eigentlich ist das eher nicht mein Genre, aber ich konnte mich noch von verschiedenen Leseforen daran erinnern und meine innere Stimme riet mir, es mitzunehmen. Heute bin ich wirklich sehr froh, dass ich auf sie gehört habe, da ich nicht nur eine außergewöhnliche Geschichte entdecken durfte, die mit unter die Haut ging, sondern auch ein Genre für mich entdeckte, welches ich vorher bewusst vermieden hatte.

Schon das Cover finde ich sehr gelungen. Ein Paar Hände flechtet aus drei Haarsträhnen einen Zopf. Der Hintergrund ist türkis erhalten und harmoniert wirklich schon mit den restlichen Farben. Mir gefallen die kleinen Details, wie zum Beispiel die Blüten sehr.

An das Buch bin ich ohne große Erwartungen gegangen, sogar eher etwas vorsichtig, weil ich nicht wusste, ob mir das Genre zusagen würde. Anfangs fand ich es auch ein wenig verwirrend, denn jedes der Schicksale erhielt einen eigenen Handlungsstrang, bei dem ich eine gewisse Gewöhnungszeit brauchte. Es kamen sehr viele Personen und Informationen vor, die mich leicht erschlugen, aber bereits hier begann es mich zu faszinieren. Wenn ich las, welche Probleme und Hürden die Frauen in ihrem Leben hatten, bekam ich öfters eine Gänsehaut.

Teils sehr eindringlich, wenn auch mit ein wenig Kitsch, erzählte die Autorin, wie sich diese Frauen gegen ihr auferlegtes Schicksal wehrten und trotz einiger Rückschläge oder Misserfolge ihre Reise durchführten. Vor allem Smitas Schicksal berührte mich sehr und ging mir unter die Haut. Bei dem, was bei ihr geschildert wurde, fieberte ich mit und hoffte, dass sie und ihre Tochter ihr Ziel erreichen würden. Zwar kannte ich die Kultur Indiens und ihr Kastensystem bereits ein wenig aus Dokumentationen und Büchern, sodass es mir nicht völlig fremd war, aber dennoch verschlug mir die Handlung den Atem. Ich fand sie unglaublich mutig und stark; nicht nur, weil sie das System in Frage stellte und versuchte ihrer Tochter ein besseres Schicksal zu ermöglichen, sondern auch, da sie ihr Vorhaben durchsetzte und sich von nichts abbringen ließ.

Und auch Sarah und Giulia beeindruckten mich mit ihrer Stärke und und ihrem Starrsinn. Sarah hatte es eigentlich sehr gut, bis ihr eine Krankheit einen Strich durch die Rechnung machte und ihre Stelle gefährdete. Sie musste als Alleinerziehende mithilfe einer Nanny Arbeit und Kindererziehung managen, was sie mehr als auslaugte. Bei ihrem Kampf bangte und hoffte ich mit ihr mit und ihre Rückschläge zogen auch mich immer ein wenig runter. Aber gerade hier sah man, was für eine starke Frau sie war, die ihre Prioritäten neu sortierte und sich selbst hinterfragte.

Giulia hatte es wie Sarah besser im Leben, aber auch sie musste viel kämpfen, denn für sie stand nicht nur ihr Job, sondern das ganze Vermögen ihrer Familie auf dem Spiel. Sie musste Geheimnisse lüften, die sie lieber nicht erfahren hätte und gleichzeitig als Oberhaupt fungieren, was sie mehr als forderte. Deswegen fand ich ihren Einfallsreichtum und ihre Stärke sehr bewundernswert. Die kleine Liebesgeschichte am Rand war durchaus schön, auch wenn Kamaljit trotz seiner interessanten Hintergrundgeschichte ein wenig blass für mich blieb.

Die Charaktere wurden sehr interessant und vielschichtig gezeichnet und vor allem bei den Nebencharakteren wusste ich zuerst nie genau, wie sie der Hauptfigur gegenüber eingestellt war, was ich recht spannend fand. Die Wandlungen und Wendungen waren authentisch und brachten immer wieder neuen Schwung in die Handlung.

Sehr gut gefiel mir der Schreibstil, der trotz schwerer Themen eine gewisse Leichtigkeit beibehielt, die ich als sehr ausbalanciert empfand. Zwar wirkte es auch mitunter leicht kitschig und melodramatisch, aber es passte hier sehr gut rein. Es las sich sehr flüssig und ich flog eigentlich nur durch die Seiten.

Zwar fand ich das Buch sehr spannend und interessant und es kommt selten vor, dass ich eins an einem einzigen Tag lese, aber ich fragte mich auch die ganze Zeit, warum es nun "Der Zopf" heißt und wie die Schicksale miteinander verknüpft sind, bis ich dann das Ende las. Nicht nur, dass es sehr rund wirkte, so bekam ich auch alle meine Antworten und bei der Auflösung bekam ich richtig Gänsehaut.

Fazit:
Es ist ein wenig melodramatisch und kitschig, aber die Autorin traf immer den richtigen Ton und behielt eine tolle Balance, die mir unter die Haut ging. Obwohl das Schicksal der drei Frauen mitunter aussichtslos und deprimierend wirkte, faszinierte und beeindruckte ihre Stärke und ihr Mut mich sehr. Ich fand es sehr auch sehr interessant, in die jeweiligen Kulturen einzutauchen und ein wenig dazu zu lernen. Mich beeindruckte dieses Buch sehr und ich bin auf weitere Bücher der Autorin gespannt.

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Veröffentlicht am 29.09.2023

Eindrucksvoll

Miss Kim weiß Bescheid
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In "Miss Kim weiß Bescheid" von Cho Nam-Joo stehen acht Frauen verschiedenen Alters im Fokus einer Geschichte. Sie sind alle unterschiedlich aufgewachsen, haben andere Hintergründe und familiäre Situationen. ...

In "Miss Kim weiß Bescheid" von Cho Nam-Joo stehen acht Frauen verschiedenen Alters im Fokus einer Geschichte. Sie sind alle unterschiedlich aufgewachsen, haben andere Hintergründe und familiäre Situationen. Aber sie vereint ihre Rolle als Frau in Korea und ihr stiller Protest dagegen. Es geht um junge Frauen, die Familie, Haushalt und Arbeit perfekt unter einem Hut bekommen sollen, aber daran zerbrechen und resigniert ihre Arbeit kündigen. Frauen, von denen erwartet wird, dass sie nach einigen Jahren ihren Freund heiraten ohne zu fragen, was sie eigentlich möchten oder Frauen, die kurz vor der Rente stehen und sich ihren Lebenstraum erfüllen wollen, von denen aber erwartet wird, dass sie sich rund um die Uhr um ihre Enkelkinder kümmern.

Meine Meinung:
Eigentlich ist das gar nicht mein Genre. Früher habe ich meist nur Fantasy, YA/NA oder Erotik gelesen, aber ich merke mittlerweile bei mir einen Umschwung, wo mich Bücher wie "Miss Kim weiß Bescheid" mehr begeistern können als die eben genannten Genre. Ich bin ohne jegliche Erwartungen an das Buch gegangen und war sehr gespannt, wie mir diese achte Geschichten gefallen würden und wurde sehr überrascht.

Die Geschichten waren unterschiedlich lang und endeten meist sehr offen, was mir sehr gut gefiel, weil es nicht nur Interpretationsfreiraum für den Leser ließ, sondern es anders auch gar nicht gepasst hätte. Ich fand es sehr spannend, in die koreanische Kultur einzutauchen, wobei doch manches gar nicht so anders ist als bei uns. Zwar liegen zwischen Südkorea und Deutschland etliche Kilometer, aber bei den Erzählungen erinnerten mich doch einige Dinge auch an die Rolle der Frau hier. Sei es das Dilemma Arbeit und Kindererziehung unter einen Hut zu bekommen, ohne eines von beiden zu vernachlässigen oder das Männer meist vor Frauen bevorzugt werden, vor allen in Berufen, die nicht "frauentypisch" sind. Auch ging es um die Probleme, einen Betreuungsplatz zu finden und wie einem allerhand Steine in den Weg gelegt wurden.

Die Frauen in den acht Erzählungen schreien aber nicht auf, sie protestieren nicht, weil es sich nicht gehört. Sie leiden eher still und versuchen alles mögliche, um ihr Leben und das ihrer Angehörigen angenehm zu gestalten. In einigen Geschichten wurde dieses Dilemma sehr deutlich und irgendwie wirkte es sehr absurd, wie die Wahrheit an die Seite gekehrt wurde, nur, damit die Akte rein blieb und dieser Person nicht die Zukunft verbaut wurde.

Sehr eindrucksvoll fand ich vor allem die Geschichte "Lieber Hyunnam", die in Briefform geschrieben wurde und eigentlich sehr süß begann, bis der Leser das wahre Naturell der Beziehung zwischen der namenlosen Erzählerin und Hyunnam zu Gesicht bekam. Es war sehr beklemmend und ich fieberte mit dieser Frau mit. Aber auch "Unter dem Pflaumenbaum" ging mir unter die Haut, weil ich da viel von meiner Familie und mir wiederfand und mich emotional werden ließ.

Der Stil war nüchtern, aber auch voller Emotionen. Die Autorin Cho Nam-Joo weiß eindeutig, wie sie gekonnt Geschichten erzählt, die einem unter die Haut gehen, aber auch zum Nachdenken anregen und protestieren lassen. Man findet sich immer ein klein wenig in ihren Geschichten wieder und man fühlt sich mit diesen Frauen auf eine besondere Art verbunden.

Fazit:
Es gab ein, zwei Geschichten, die mich etwas ratlos zurückließen, aber dennoch schafften es diese Erzählungen mich zum Nachdenken anzuregen. Der nüchterne und doch unter die Haut gehende Stil fesselte von Anfang bis Ende und es ist schon eine große Erzählkunst, wie die Autorin es schafft, ein Gemeinschaftsgefühl entstehen zu lassen, wo man sich wiederfindet. Die Rezension hierzu viel mir definitiv nicht leicht, da mir immer noch die Eindrücke von diesen acht Frauen und ihren Lebensgeschichten im Kopf herumschwirren. Von mir gibt es aber eine eindeutige Empfehlung.

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Veröffentlicht am 04.09.2023

Steh zu dir selbst

Stolen Kisses
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Vielen Dank an NetGalley und Piper für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars, dies beeinflusst nicht meine Meinung.

Inhalt:
Als Kai über eine Datingapp Jannis kennenlernt und die beiden einen One-Night-Stand ...

Vielen Dank an NetGalley und Piper für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars, dies beeinflusst nicht meine Meinung.

Inhalt:
Als Kai über eine Datingapp Jannis kennenlernt und die beiden einen One-Night-Stand verbringen, denken beide nicht daran, sich wiederzusehen, bis sie sich unvermittelt als Konkurrenten gegenüber stehen. Die Modefirmen ihrer Eltern konkurrieren um viel Geld, sowie ihre Zukunft und die beiden stehen dazwischen. Vor allem Kai, der noch nicht sein Coming-Out hatte und in einer Scheinwelt lebt, droht dabei innerlich zu ertrinken. Werden die beiden zueinander finden und zu sich stehen oder drohen sie bei all den Intrigen und Machtkämpfen unterzugehen ?

Meine Meinung:
Andreas Suchanek war mir vor allem durch seine Reihe "Das Erbe der Macht" ein Begriff und daher freute ich mich sehr, als ich entdeckte, dass ein neues Buch von ihm erschien. Bisher kannte ich nur Fantasygeschichten von ihm und war sehr gespannt, wie mir ein Liebesroman, in dem es eigentlich um viel mehr als dies geht, gefallen würde.

Das Cover zog mich als erstes in seinen Bann und obwohl ich kein Fan von Rosatönen bin, passt es hier sehr gut, weil einfach die gesamte Kombination harmonisch wirkt. Die einfach gezeichneten Silhouetten von Jannis und Kai, die quasi über der Skyline von Berlin schweben und die zwei kräftigen Farbtupfer passen sehr gut zu den Farbton. Der Titel ist in schlichtem weiß gehalten und gefällt mir auch, nur geht er leicht unter der Zeichnung unter.

Die Geschichte war ein auf und ab der Gefühle und bis zum Schluss habe ich mit Jannis und Kai, Ilyas, Mila und auch auch Kais Vater mit gefiebert, gebangt, mich aufgeregt, war traurig, euphorisch und habe beinahe jede Emotion durchlebt, weil mich diese Geschichte so mit gerissen hat. Die ernsten und die leichten Töne verwebte Suchanek auf sehr gute Art und Weise und behielt trotz aller Dramatik oder humorvollen Szenen eine klasse Balance, die nie kippte. Denn trotz all der Probleme, Sorgen und Ängste, die die Charaktere jeweils haben, spürte man auch dennoch immer wieder ihre Hoffnung, Lebensfreude und ihren Humor. Bei dem einen mehr und dem anderen weniger. Nur zum Schluss war es mir dann doch etwas zu euphorisch, um es mal so auszudrücken. Es war echt klasse, was da passierte und ich freute mich auch mit ihnen, nur war für mich da einfach die Luft raus. Irgendwie konnten mich die Aktionen nicht mehr so begeistern wie das Geschehen zuvor und mir persönlich zu viel. Aber dennoch war es ein süßes Ende und mir gefiel es, dass jeder das bekam, was er verdiente.

Aber ich will so jetzt nicht enden, denn es gibt noch mehr zu erzählen. Sei es von Jannis tollen Freundeskreis, der mich absolut begeistert hat oder dem starken Zusammenhalt in seiner Familie, um den ich ihn ein klein wenig beneidete. Auch die ganzen Dramen oder Schicksalsschläge, die Ilyas oder Mia erleben mussten, passten gut in die Geschichte rein, da sie authentisch und packend erzählt wurden. Das auf und ab fesselte mich und ich bangte vor allem mit diesen beiden Charakteren mit. Aber das Buch war zudem sehr humorvoll und ich liebte nicht nur die süßen Kabbeleien zwischen Kai und Jannis, auch wenn ich den Kosenamen "Höhlentroll" mehr als gruselig empfand, sondern auch die Wortgefechte zwischen Jannis und seiner Zwillingsschwester Rebecka, die man bloß nicht Becky nennen sollte, wenn man weiterleben wollte, und ihrer Mutter. Es gab so viele emotionale und witzige Momente, die mich so gut unterhielten und man spürte die enge Verbindungen.

Mir gefiel es , dass Suchanek drohende Klischeefallen und ausgetretene Storylines umging und mich vor allem bei zwei Personen sehr überraschen konnte. Anstatt die üblichen Phrasen einzusetzen, wurde sich hier auf eine authentische und nachvollziehbare Handlung und Reaktion dieser Charaktere konzentriert und ich fand die Wandlungen sehr gelungen. Es kommt mittlerweile eher selten vor, dass mich Charaktere groß überraschen können, aber Kais Vater und Lena taten es.

Und auch die anderen Charaktere, vor allem Kai und Jannis waren immer wieder für eine Überraschung gut. Generell wurde den Figuren hier Tiefe und viele Facetten verliehen, sodass es nie langweilig mit ihnen wurde und ich sie, bis auf wenige Ausnahmen, sehr gerne mochte.

Jannis und Kai hatten beide auf ihre Art ihr Päckchen zu tragen und vor allem Kais Ängste waren so greifbar gewesen, dass es mir manchmal sogar ein klein wenig zu viel war. Daher fand ich seine Wandlung so mutig und stark. Er und Jannis harmonierten so klasse und die Chemie zwischen ihnen von Anfang an greifbar. Ihre Guilty-Pleasure und die kleinen Streitigkeiten darüber waren so süß und ich hoffte so sehr, dass sie sich kriegen würden. Beide sind sich recht ähnlich und auch wieder nicht und Jannis pure Lebensfreude ergänzte sich mit Kais Ruhe, die dann aber auch nach und nach weniger wurde.

Der Schreibstil war klasse. Ich fand ihn sehr flüssig und er bot eine gelungene Mischung aus Humor, Drama, Liebe und ernsten Themen, da nicht nur Themen wie ein Coming-Out angesprochen wurden. Einzig die Szene mit ihrem One-Night-Stand fand ich nicht gelungen, da diese sehr oft geteilt wurde und immer wieder als kleine Rückblende eingefügt wurde. Erst einmal endete es anfangs sehr abrupt mit ihnen und zum anderen riss es mich auch etwas aus meinem Lesefluss. Es war einfach nicht meins.

Fazit:
Suchanek konnte mich wieder positiv überraschen und ich flog dank des tollen Schreibstil durch die Seiten. Zwar fand ich eine gewissen Aufteilung nicht so vorteilhaft und hätte es lieber anders gehabt, aber die Geschichte war dennoch sehr spannend, emotional und bot tollen Humor. Die Charaktere schafften es immer wieder mich zu überraschen und ich fieberte bis zum Schluss mit Kais, Jannis und ihren Familien, sowie Freunden mit, da auch die kleinen Nebenhandlungen sehr interessant geschrieben wurden. Nur zum Ende war für mich die Luft einfach raus, auch wenn es sehr süß war.

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Veröffentlicht am 08.08.2023

Der Club der dichten Dichter - Milan

Milan
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Der Club der dichten Dichter: Das sind Valentin, Rob, ab und zu Zebulon und Milan, der sehr erfolgreich Thriller schreibt. Nach all den Jahren trifft er wieder auf seinen ehemaligen "Stiefbruder" Jules, ...

Der Club der dichten Dichter: Das sind Valentin, Rob, ab und zu Zebulon und Milan, der sehr erfolgreich Thriller schreibt. Nach all den Jahren trifft er wieder auf seinen ehemaligen "Stiefbruder" Jules, den er nun noch mehr als damals begehrt. Aber nicht nur Fragen, Geheimnisse und Schuld stellen sich ihnen in den Weg, sondern auch, ob das mit ihnen trotz allem Bestand haben kann.

Meine Meinung:
Regina Mars zählt für mich zu einer der wenigen Autoren, die nicht nur in vielen Genres schreiben, sondern auch Kurzgeschichten packend und emotional erzählen können. Meistens fehlt mir immer etwas, aber "Milan" war eine schöne ausgewogene Kombi aus Liebe und Humor, wo man auch Tiefgang und eine gute Balance finden konnte.

Das Cover mag ich sehr gerne, obwohl Personen darauf meist nicht mein Fall sind, aber hier passt es super. Ich mag die dunklen Töne und das Blau sehr gerne und es verschmilzt im Grunde mit der abgebildeten Person, die Milan darstellen soll. Zwar hatte ich ihn mir noch ein klein wenig düsterer vorgestellt, aber die Zeichnung von ihm ist treffend.

Die Geschichte wurde auf knapp 150 Seiten sehr gut erzählt. Wie gesagt, meistens fehlt mir immer etwas oder das Potenzial wird nicht ausgeschöpft, aber "Milan" ist wirklich sehr rund geworden. Man bekommt eine tolle Rahmenhandlung, spicy Szenen, die nicht überhand nehmen und ein rundes Ende. Es war für mich bis auf ein, zwei winzige Längen echt perfekt und ich wurde so gut unterhalten.

Obwohl ich die Geschichte schon mehrmals gelesen habe, konnte sie mich auch dieses Mal absolut packen und mit fiebern lassen. Die Chemie zwischen Jules und Miles war mehr als heiß und spürbar. Mir gefiel es, dass Mars es trotz der kurzen Seitenzahl es schaffte, ihre Liebesgeschichte ruhig und mit Tiefe zu erzählen. All die Geheimnisse zwischen ihnen wurden gelüftet und auch, wenn ich bei einem finde, dass Jules da ein wenig zu locker reagierte, war es sehr spannend.

Mir gefiel es, dass sich auch nur auf wenig erotische Szenen, und mehr auf die Gefühle zwischen den beiden jungen Männern konzentrierte. Dadurch gewann es nicht nur an Tiefe, sondern mir gefielen die entsprechenden Szenen auch mehr. Sie waren sehr spicy, aber echt schön beschrieben. Das Drama war reichlich vorhanden, wurde aber gut eingesetzt und hielt sich im Rahmen; es passte gut rein und vor allem die Rückblenden fand ich interessant.

Die Charaktere gefielen mir auch gut und ich war wieder ein wenig überrascht, wie vielschichtig sie gezeichnet wurden. So war Milan eben nicht nur der knallharte Thriller-Autor, der sich nach mehr sehnte und Jules nicht der schüchterne junge Mann, der nicht so recht hin wusste mit seinen Gefühlen. Beide hatten ihre Geheimnisse und Päckchen zu tragen, waren aber sehr selbstsicher und mutig. Aber vor allem liebte ich die Dynamik in der Gruppe der dichten Dichter und die Frotzeleien waren zu herrlich.

Der Schreibstil ließ sich locker und sehr flüssig lesen und ich liebte die Kombination aus Humor, Emotionen, ernsten Momenten und Sinnlichkeit, die hier sehr gut funktionierte. Es gab ein, zwei winzige Längen, aber die störten mich nicht, ich hatte meinen Spaß.

Mein einziger richtiger Kritikpunkt ist eigentlich nur die Darstellung dieser Szenen, da es für mich zuerst nicht offensichtlich war, wann eine Szene aus der Vergangenheit begann und endete. Die Übergänge wurden nicht deutlich markiert.

Fazit:
Ein klasse Auftakt mit einer spannenden und sinnlichen Geschichte, der super die Balance hielt und mich wieder einmal so gut unterhalten konnte. Eigentlich sind Kurzgeschichten nur bedingt mein Fall, aber diese gefiel mir sehr, was vor allem an der herrlichen Gruppendynamik und der guten Balance lag.

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Veröffentlicht am 02.08.2023

Hat mich prima unterhalten

Du kannst alles lassen, du musst es nur wollen
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Sträter hat wieder ein neues Buch mit den besten Geschichten der letzten drei Jahre rausgebracht. Es enthält Texte aus "Nuhr im Ersten", von seinem Live-Programm "Schnee, der auf Ceran fällt" und neue, ...

Sträter hat wieder ein neues Buch mit den besten Geschichten der letzten drei Jahre rausgebracht. Es enthält Texte aus "Nuhr im Ersten", von seinem Live-Programm "Schnee, der auf Ceran fällt" und neue, die bisher noch nicht live vorgetragen wurden. Epische Exkursionen über Moral und Verstand, die deutsche Sprache und ganz viel Liebe.

Meine Meinung:
Ich bin seit Jahren ein großer Fan von Torsten Sträter und liebe seine Auftritte wie auch seine Bücher sehr. Das ist genau meine Art von Humor und auch, wenn vielleicht nicht jeder Text hundertprozentig landet, habe ich immer sehr viel Spaß mit seinen Texten. So auch bei seinem neusten Buch, bei dem er wieder gekonnt mit der deutschen Sprache und Wörtern in einer Geschwindigkeit jonglierte, die vielleicht nicht jedem zusagt, mir aber umso mehr Freude bereitete.

Was, wenn Godzilla nicht in Japan, sondern an der norddeutschen Küste aus dem Meer steigen würde, man mit der Person, die bei einem den Corona-Test durchführt, zu persönlich ins Gespräch kommt oder einem ein Horrorclown verfolgt und man sich wie bei bei "Blut" von Stephen King fühlt ? Es wurde teils sehr absurd und das Tempo war schnell, aber genau das liebe ich so sehr an Sträter. Ich fand es wieder zu genial, wie er gekonnt mit Wörtern jonglierte und selbst die krudeste Story, die mehrere Ecken schlug, sich am Ende auflöste und ich vor Lachen heulen musste. Zwar mag vielleicht nicht jeder Text bzw. jeder Gag gezogen haben und die Ansprachen an das Volk trafen nur bedingt meinen Humor, aber dennoch wurde ich bestens unterhalten und ich habe schon länger nicht mehr so gelacht.

Es ging um Scholz, der nur ein Mythos sein soll und den man wie die Bloody Mary rufen könne, was bei mir leider nicht geklappt hat, Söder und die "Bavaria One", sowie um Morgenroutinen, die man vielleicht nicht so rausposaunen sollte. Und auch die deutsche Sprache und alltägliche Redewendungen bekamen ihr Fett weg, die ich nun leicht mit anderen Augen sehen werde. Ich fand es zu herrlich, wie er Ausrufe wie "Damit kannst du mich jagen", "Folgendes" und "Quasi" auseinander nahm und im Grunde vernichtete. Die kleinen Geschichten darum waren meist sehr kurz, was mir gefiel, denn sonst wäre der Witz verloren gegangen und ich flog quasi durch die Seiten. So, jetzt habe ich es geschrieben. Mein absolutes Highlight ist aber dennoch das Kapitel, wo er über seine Liebe zu Stephen King schrieb. Das ist nicht nur sehr witzig gewesen, sondern ich konnte ihm da nur zustimmen, einfach zu herrlich.

Sträter schreibt wie er spricht und mir gefiel es, weil es nicht nur sehr offen war, sondern auch authentisch wirkte.

Fazit:
Es mag nicht jeder Gag gezogen haben und die Ansprachen an das Volk trafen nur bedingt meinen Geschmack, weil diese sich leicht verloren, aber das ist genau meine Art von Humor und mich konnte auch diese Geschichtensammlung prima unterhalten. Wie Sträter mit Wörtern und generell der deutschen Sprache jongliert und sie zelebriert ist klasse und ich liebe diese ganzen Anspielungen, die nicht immer offensichtlich waren und man eventuell auch nur verstehen konnte, wenn man entsprechender Fan war oder davon zumindest schon mal gehört. Nicht wahr, Werner ? Mir hat es sehr viel Spaß gemacht und ich freue mich auf die nächsten Texte.

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