Noch fähig zur Rekonvaleszenz oder klinisch tot?
Die Macht der BildungAuf der Intensivstation der Gesamtgesellschaft liegt schwerkrank unsere Patientin. Sie hängt am Tropf und allerlei Maßnahmen wie "Medikamente" wurden und werden an ihr probiert.
Doch wie kann das sein? ...
Auf der Intensivstation der Gesamtgesellschaft liegt schwerkrank unsere Patientin. Sie hängt am Tropf und allerlei Maßnahmen wie "Medikamente" wurden und werden an ihr probiert.
Doch wie kann das sein? Sieht man auch nur den Hauch einer Genesung oder ist sie etwa moribund. Unsere Patientin ist natürlich das deutsche Bildungssystem.
Es ist noch nicht so lange her, dass der frische Wind unter den Talaren die letzten Reste der Schwarzen Pädagogik mit stürmischem Stakkato hinwegfegte. Was aber geblieben ist, ist ein überholtes Ideal der Bildung.
Noch immer wird zu viel Wert auf reine Wissensvermittlung gelegt, während andere eminente Aspekte sträflich vernachlässigt werden. Lebenspraktisches Wissen, Herzensbildung, Fertigkeiten, die Haltung zur Welt, Nachhaltigkeit. Umgang mit der Komplexität des multimedialen Lebens.
Das soll natürlich nicht insinuieren, dass die reine Wissensvermittlung gar keine Rolle mehr spielen sollte. Aber es eben nur eine Facette des Ganzen und ihr momentanes Übergewicht zu Ungunsten der anderen Elemente sollte auf ein normales Maß zurückgefahren werden. Wie sonst sollte ein Equilibrium erreicht werden?
Der Autor zeigt exzellent auf, welche Folgen diese Schwerpunktsetzung hierzulande für die Schüler und die Gesellschaft insgesamt hat. Er trifft den Nagel exakt auf den sensiblen Kopf, sodass die nicht verheilenden Narben offenbar werden.
In einer total veränderten Welt kann man nicht mehr die Maßstäbe von vor etlichen Jahrzehnten ansetzen. Wenn Deutschland das nicht lernt und keine profunden Veränderungen vornimmt, wird es noch mehr ins Hintertreffen geraten. Das ist ja jetzt bereits der Fall.
Der Autor schafft es, anspruchsvoll, aber nicht abgehoben zu schreiben. Ihm gelingt es, die Leser persönlich anzusprechen, aber ohne jegliche Plumpheit.
Er denkt unkonventionell, scharf und seine Ideen sowie Ansätze sind durchaus praktikabel. Originell und erfrischend, ist der 1990 in Oberhausen geborene Schriftsteller, Florian Schreitter Ritter von Schwarzenfeld bzw. Flo von Schreitter, eine neue, aufregende Stimme im Wechselgesang von Konsens und Dissens.
Möge die Patientin Bildung die Stufe der Rekonvaleszenz erreichen. "Notarzt" Herr von Schreitter, Sie sind gefragt! Danke!