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Veröffentlicht am 01.05.2022

Clara, das Nashorn unter seltsamen Kreaturen (Menschen)

Die silberne Riesin
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Dieses Buch ist ein regelrechtes Sittengemălde und sagt sehr viel über den Menschen aus. Es reflektiert exzellent, wie sein Umgang mit Tieren ihn entlarvt, wie er selber tickt. Über Tiere wurde schon viel ...

Dieses Buch ist ein regelrechtes Sittengemălde und sagt sehr viel über den Menschen aus. Es reflektiert exzellent, wie sein Umgang mit Tieren ihn entlarvt, wie er selber tickt. Über Tiere wurde schon viel spekuliert und ebenso viel unterstellt. Sie könnten angeblich keine Schmerzen spüren, hätten keine Intelligenz oder Emotionen usw. Aber wie erwähnt: DAS sagt mehr über den Menschen als das Tier aus.

Ab 1740: Die Welt hat noch durchaus viele weiße Flecken. Und "merkwürdige" Lebewesen aufzuweisen, die für die Europäer Spezies incognita darstellten.

Ein holländischer Kapitän bringt Clara, eine Nashorndame via Schiff nach merry old Europe.

1746 bekommt sogar Maria Theresia sie höchstpersönlich sie zu Gesicht. Man bewunderte Clara, hielt sie aber ebenso für ein Monstrum.

Dabei war sie ein sehr sanftes, liebenswertes Individuum, die zum Beispiel Orangen liebte. Dennoch wurde ihr zugemutet, fast zwei Dekaden durch den Kontinent gezerrt zu werden. Casanova schätzte durchaus ihr Charisma.

Sie wurde dennoch geliebt und für Scharmützel der politischen Art benutzt.

Das Buch ist exzellent recheriert und in einer Plastizität geschrieben, dass man sich alles sehr gut vorstellen kann. Mit großer Liebe und Zärtlichkeit hat die Autorin der einst realen Clara hier ein Denkmal gesetzt. Ich bin der Meinung: Das war schon lange überfällig.

In einem Nachwort prangert sie sehr engagiert und zu Recht Missstände an, was gefährdete Spezies angeht, auch und vor allem die Nashörner. Der allerletzte Absatz ist ganz besonders: Ja, Clara hinterließ Fußstapfen in der Geschichte. Große Fußstapfen. Doch wir, die wir heutzutage noch immer Tiere missbrauchen und sie als Geschöpfe minder achten, haben nicht verdient, darin zu gehen.

Ein großartiges Buch! Ich liebe Clara. Dafür gibt es fünf liebevolle Stupser von fünf Nashörnern. Danke, Jeannine Meig(nas?)hörner!

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Veröffentlicht am 01.05.2022

Kein Equilibrium mehr?

Abwehr
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Der Prolog beginnt 1989 in Riga, Lettland. Wieso? Weshalb? Wird hier nicht verraten!

Die Haupthandlung setzt dann 2015 ein, in Mariupol in der Ukraine. Als die Krim bereits annektiert wurde. Bekommt ...

Der Prolog beginnt 1989 in Riga, Lettland. Wieso? Weshalb? Wird hier nicht verraten!

Die Haupthandlung setzt dann 2015 ein, in Mariupol in der Ukraine. Als die Krim bereits annektiert wurde. Bekommt leider eine beklemmende Traurigkeit, wenn man daran denkt, dass die schöne Stadt komplett zerstört ist.

Noah Winter ist ein junger Arzt, der dort arbeitet. Es ergibt sich auf einem Kongress Kontakt zum Psychiater Dr. Balodis. Er trifft die kühne Aussage, dass er entdeckt habe, dass es eine Lösung für ewiges Leben gäbe. Jedoch will er dieses Wissen für etwas ganz und gar Negatives einsetzen.

Als Noah mit der Psychologin Darya eine Affäre beginnt, erweitert das seinen Horizont auf ungeahnte Weise.

Zudem gerät er noch in große Gefahr, sein Team ebenso. Handlanger jenes Psychiaters, Industriespione und sogar der russische Geheimdienst verfolgen sie. Bald steht alles spitz auf Knopf ...

Egomanie und Größenwahn scheinen DIE Seuchen unserer Zeit zu sein, virulenter denn je, egal ob im persönlichen Umfeld, in der Gesellschaft oder auf der Weltbühne. Das alles wird hier gut gespiegelt, inklusive der Tiefgründigkeit, die mit solch ethischen Fragen verbunden sind.

Das ist gut integriert, nicht aufdringlich sowie verständlich. Der Plot fesselt, ist durchaus blutig, also nichts für Zartbesaitete und aktuell sowie zeitlos zugleich.

Die Protagonisten sind facettenreich und wirken authentisch. Ein Buch, das sich zu lesen lohnt. Danke, Mo Kramer!

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Veröffentlicht am 11.04.2022

Das bissige Buch!

Das Buch, das wirklich nicht gelesen werden wollte
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Das ist die Fortsetzung des Buches Das Buch, das nicht gelesen werden wollte vom schwedischen Autoren David Sundin. Aber jedes kann eigenständig gelesen werden. Der Originaltitel dieses Werkes lautet: ...

Das ist die Fortsetzung des Buches Das Buch, das nicht gelesen werden wollte vom schwedischen Autoren David Sundin. Aber jedes kann eigenständig gelesen werden. Der Originaltitel dieses Werkes lautet: Boken Som Verkligen Inte Ville Bli Läst.

Die Gestaltung innerlich wie äußerlich erinnert an Posiealben, die mir persönlich schon immer gefallen haben, mit all den nostalgisch anmutenden Designs.

Selbstverständlich will dieses Buch hier auch nicht gelesen werden. Es ist bissig, markiert auf WLAN, verschließt eine Seite, erschafft Nonsensworte und stiftet allerlei anderes Chaos und Verwirrung, um ja ungelesen zu bleiben.

Das ist originell, kreativ, hervorragend zum expressiven Vorlesen geeignet und sehr liebevoll gelungen. Ein Hardcover und haptisch hochwertig. Für Kinder wie Erwachsene gleichermaßen geeignet.

Solange es nicht so weit kommt, dass das Buch den Leser frisst, um ihn dadurch vom Lesen abzuhalten? Danke!


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Veröffentlicht am 11.04.2022

Gefährliche Zeiten – allüberall

Habichtland
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Das Buch ist zwar die Fortsetzung des großartigen KRONSNEST, kann aber durchaus eigenständig gelesen werden. (Aber Teil Eins nicht zu lesen, wäre trotzdem schade!).

15 Jahre zogen bereits durchs Land. ...

Das Buch ist zwar die Fortsetzung des großartigen KRONSNEST, kann aber durchaus eigenständig gelesen werden. (Aber Teil Eins nicht zu lesen, wäre trotzdem schade!).

15 Jahre zogen bereits durchs Land. Es ist 1941. Die Nazis an der Macht. Gefährliche Zeiten, auch in jenem Dorf auf dem norddeutschen Land.

Hannes ist mittlerweile mit Lisa verheiratet und bewirtschaftet einen kleinen Hof. Den Kindern geht es so weit gut. Sie leben eher für sich. Hannes möchte sich auf gar keinen Fall in die politische Situation involvieren lassen. Ärger tunlichst vermeiden.

Lisa indes will nicht stumm bleiben. Vieles stößt ihr bitter auf, in der unmittelbaren Gesellschaft vor Ort.

Zudem wird Hannes noch vom grausigen Spuk der Vergangenheit heimgesucht, denn noch immer prägen ihn die finsteren Erinnerungen an seinen brutalen Vater.

Zwischen Lisa und ihm kommt es zu Unstimmigkeiten und zudem trifft er noch seine alte Flamme Mara wieder. Und er soll etwas Riskantes vollbringen.

Hannes entkommt den Zeitläuften nicht, so sehr er das auch begehrt. Er ist ein Gefangener seiner Sehnsucht und entfremdet sich zusehends von seiner Frau.

Das Buch zeigt sehr gut auf, dass keiner unbeteiligt bleibt, wenn eine Diktatur rund um sie herum tobt, ob er will oder nicht.

Viele feingestimmte Zwischentöne geben den Protagonisten Tiefe und Facettenreichtum. Sie sind bestechend in ihrer Ambivalenz.

Plastisch geschrieben, auch beklemmend, aber ebenso packend, versteht es das authentisch geschriebene Buch zu überzeugen. Danke, Florian Knöppler!!!

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Veröffentlicht am 31.03.2022

Tödlicher Sommer?

Russischer Sommer
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Russland, einstiges Zarenreich und uralte Kulturnation. Sollte man nicht außer Acht lassen, auch wenn momentan die Schlagzeilen diesbezüglich negativ sind. Zeiten jedoch bringen gewiss (positiven) Wandel. ...

Russland, einstiges Zarenreich und uralte Kulturnation. Sollte man nicht außer Acht lassen, auch wenn momentan die Schlagzeilen diesbezüglich negativ sind. Zeiten jedoch bringen gewiss (positiven) Wandel.

Die Oktoberrevolution veranlasste viele Russen, ihr Land zu verlassen und sich ein neues Leben in der Fremde aufzubauen. So auch in Berlin. Es bildet sich eine veritable, russische Gemeinde.

Manche freuen sich, sich in Berlin wiederzutreffen. Andere, deren Wege sich kreuzen, könnten äußerst gefährlich sein.

Der Adlige Sergej Popow kann sehr gut Dokumente fälschen, was ihm seinen Lebensunterhalt sichert. Fürst Nikolai Smirnow (Wer jetzt an Wodka denkt, bekommt eine Kopfnuss! Da, du, in der vorletzten Reihe, Witzbold!) trifft ihn wieder, obwohl sie nie Freunde waren.

In dieses Knäuel ist ebenso Gräfin Hohenstein verwickelt, die einen klandestinen, illegalen Salon für Glücksspiel betreibt.

Der Petersburger Sergej ist ehemaliger Häftling eines zaristischen Straflagers und auch von den Bolschewisten ungeliebt. Er hat eine uneheliche Tochter namens Paula. Er profitiert monetär ebenso von jenem verbotenen Kasino.

Aber jemand startet Attacken gegen ihn und er gerät sogar unter den dringenden Verdacht des Mordes. Paula jedoch legt sich ins Zeug, um ihren Vater zu entlasten ...

Von Anfang an wird man regelrecht in die Geschichte hineingesogen. Das Buch ist exzellent recheriert. Die Kongruenz ist gegeben und Spannung ebenso, die immerzu lauert und dir in den Nacken fasst, dass es dich auf angenehme Weise schaudert.

Lokalkolorit und der damalige Zeitgeist atmen frisch von jeder Seite, was dem Buch immense Authentizität verleiht.

Ebenso überzeugen die Protagonisten durch ihren Facettenreichtum und ich mag sie. Die Schattenwelt ist ebenso gut geschildert.

Nebenbei lernt man noch viel spielerisch über Historie. Danke, Irene Fritsch!!!

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