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Veröffentlicht am 31.03.2022

Verloren ... Für immer?

Das schwarze Buch der Gier
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Die Autorin, Beile Ratut, ist 1972 geboren und Finnin. Sie schreibt aber in deutscher Sprache. Sie hat Wirtschaftswissenschaften, Literatur und Skandinavistik in Finnland und Deutschland studiert. Sie ...

Die Autorin, Beile Ratut, ist 1972 geboren und Finnin. Sie schreibt aber in deutscher Sprache. Sie hat Wirtschaftswissenschaften, Literatur und Skandinavistik in Finnland und Deutschland studiert. Sie lebt mit ihren Lieben nahe Frankfurt am Main.

Das Buch ist keine leichte Lektüre, nicht im Sinne von, dass sie abgehoben oder unverständlich wäre, au contraire.

Es liegt am Thema selbst. Alba Schleyers Bruder Samuel verschwindet spurlos, als sie gerade ihren sechsten Geburtstag feiert. Keiner weiß, was mit ihm passiert ist und ob er noch lebt.

Je älter Alba wird, desto schrecklichere Vorstellungen bezüglich seines Schicksals quälen sie.

Sie ist ein scheuer, zurückhaltender, eher schweigsamer Mensch geworden. Sie hat aber einen exzellenten, sezierenden Blick generiert, was andere Menschen betrifft.

Und immer wieder stolpert sie über die Maßlosigkeit der Gier beim Menschen und über andere Dunkelheit hinter glänzenden Masken.

Nicht zielgerichtet wandert sie manchmal herum, unter Obdachlosen zum Beispiel, in der Hoffnung, irgendeinen Hinweis auf den Verbleib ihres Bruders zu finden. Wird sie jemals Seelenfrieden erlangen?

Ein Buch, das mit allen Sinnen gelesen werden will. Von enormer poetischer Kraft, aber ebenso düster, im psychologischen Sinne. Denn Klischees werden vermieden und der Blick auf das Ungeschönte nicht vermieden. Aber Andeutungen reichen schon vollkommen aus, um beklommen zu machen, ohne dass es jemals explizit zu werden bräuchte.

Das Werk ist jedoch nicht bar der Hoffnung. Die gibt es durchaus. Und auch Alba erkennt, dass, wo viel Schatten ist, durchaus ebenso Licht vorhanden sein kann.

Und dieser schmerzliche Prozess, den sie durchläuft, ist überzeugend und authentisch dargestellt.

Der verschwundene Bruder ist eine Leerstelle, eine schwärende Wunde in Albas Leben. Wie kann man damit leben?

Ergreifend, emotional packend und unvergesslich. Danke!!!

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Veröffentlicht am 29.03.2022

"Opfer" des "Opfers"

Kronsnest
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20er Jahre des 20. Jahrhunderts. Ein Dorf in Holstein.

Hannes ist sensibel und könnte sich im Dorf, als auch auf dem familieneigenen Hof in der Elbmarsch wohlfühlen. Aber, nicht nur, dass sein Vater ihm ...

20er Jahre des 20. Jahrhunderts. Ein Dorf in Holstein.

Hannes ist sensibel und könnte sich im Dorf, als auch auf dem familieneigenen Hof in der Elbmarsch wohlfühlen. Aber, nicht nur, dass sein Vater ihm zusetzt, mit Gewalt und ziemlich instabil scheint. Auch in der Schule ist er Gemeinheiten ausgesetzt.

Er kann gut mit der Natur als auch Tieren, liebt Bücher über alles. Das alles ermöglicht ihm Kopffluchten und aus einer bedrückend empfundenen Situation zu flüchten.

Er lernt Thies kennen, der sein Freund wird. Hannes lernt sich nicht mehr alles gefallen zu lassen. Eine Eigendynamik entwickelt sich.

Mara findet er anziehend und würde sie gerne näher kennenlernen. Sie ist ungewöhnlich und damit exzeptionell. Wird Hannes es schaffen, seine Ziele zu erreichen?

Sehr gut recheriert und mit exzellent ausgestalteten Protagonisten. Psychologisch stimmig und durchaus mit tragischen Komponenten. Der Vater von Hannes war ebenso Opfer eines brutalen Vaters und macht deswegen seinen eigenen Sohn auch zum Opfer. Ich will keinesfalls das Verhalten des Vaters rechtfertigen, aber solch ein Verhalten kann über viele Generationen "vererbt" werden. Deswegen habe ich durchaus Mitgefühl und Mitleid mit dem Vater.

Hannes und auch Mara gehören meine ganze Zuneigung. Sie und alle anderen sind mit Tiefe und facettenreich ausgestaltet. Ein Buch, das durchaus aufwühlt. Erst wollte ich den ersten Teil lesen, bevor ich den zweiten lese. Es hat sich sehr gelohnt.

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Veröffentlicht am 28.03.2022

Von politischen Ränken zerrieben werden ...

Geliebter Söldner
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Phil Adamson ist der Sprößling eines in Deutschland stationierten US-Soldaten. Er stammt aus Hessen. Er arbeitet als Journalist und ist leitender Angestellter eines Marketing-Unternehmens.

371 vor unserer ...

Phil Adamson ist der Sprößling eines in Deutschland stationierten US-Soldaten. Er stammt aus Hessen. Er arbeitet als Journalist und ist leitender Angestellter eines Marketing-Unternehmens.

371 vor unserer Zeit. Die heilige Schar sind wackere Söldner und Recken, die den Spartanern an Mut und Kampfeslust in nichts nachstehen. Sie sind für Theben aktiv, diese militärische Eliteeinheit.

Gleichgeschlechtliche Liebe unter ihnen wird nach- und ausdrücklich gefördert. Das soll die Schlagkraft erhöhen, wenn einer nicht nur für sich selbst, sondern ebenso für den Geliebten kämpft.

Ein Krieg gegen Sparta steht an und außerdem möchte man sich auch aus den ungeliebten Tributzahlungen an Athen lösen.

Hyppolitos und Andromachos sind DIE Paradekrieger und lieben sich. Allerdings werden beide in Intrigen und Machenschaften wider Willen verwickelt. Feldherr Pelopidas begehrt Hyppolitos und der läßt sich darauf ein.

Auch Andromachos lernt jemanden kennen. Und die politische Lage verschärft sich zusehends. Wird ihre Liebe das überleben oder zerbrechen?

Das Buch ist sehr gut recheriert und bezüglich expliziter Liebesszenen sehr zurückhaltend. (Manche werden das zu schätzen wissen. Andere genau das bemängeln.) Aber das Werk knistert vor unterschwelliger Erotik.

Auch die politische Ebene ist hervorragend geschildert. Am Wesentlichen hat sich seit damals nicht viel geändert.

Dramatik, Wendungen, Emotionen sind allesamt gegeben. Und die Protagonisten sind sehr sympathisch, aber ebenso andere wie das sich liebende Paar Orestos und Traianos.

Ein klasse Buch!

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Veröffentlicht am 25.03.2022

Am Druck zerbrechen?

Sternengeflimmer
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Maya hält es nicht mehr aus. Der Druck droht sie zu zerstören. Ihre Eltern scheinen viel zu fordernd und infolgedessen, weil dieser Stress Konsequenzen hat, darf sie nicht mehr länger im elitären Internat ...

Maya hält es nicht mehr aus. Der Druck droht sie zu zerstören. Ihre Eltern scheinen viel zu fordernd und infolgedessen, weil dieser Stress Konsequenzen hat, darf sie nicht mehr länger im elitären Internat und Gymnasium sein.

In einem Club treibt sie in eine Parallelwelt, aber sie häuft Verbindlichkeiten der monetären Art an – ausgerechnet bei einem Drogenkartell.

Ist Don ihr einziger Retter in der Not?

Es ist nachvollziehbar und authentisch geschildert, wie Maya an diesen Ambivalentem zugrunde zu gehen droht. Die Einnahme von Drogen gibt ihr durchaus kurzfristig Erleichterung, aber ist auf Dauer destruktiv. Gut dargestellt in dieser Novelle.

Sie wirkt durch die Art der Darstellung nahbar, sodass sie greifbar ist. Wer kennt nicht Phasen der Desperation im Leben?

Auch Don hat innere Dämonen, die hier eingängig geschildert werden. Kann er, als Mafioso, überhaupt wirklich Schutz gewähren? Ein sehr interessanter Konflikt – diese Grundkonstellation und die Interaktion der beiden.

Emotional und dramatisch. Danke, Olivia Grove!!!

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Veröffentlicht am 24.03.2022

Eine große Faszination ...

Lexikon zur Geschichte Südosteuropas
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Südosteuropa ist leider immer noch für viele ein weißer Fleck, größtenteils, auf der inneren Landkarte des Wissens.

Dabei ist deren Historie äußerst faszinierend und sehr reichhaltig. Rumänien, Moldova, ...

Südosteuropa ist leider immer noch für viele ein weißer Fleck, größtenteils, auf der inneren Landkarte des Wissens.

Dabei ist deren Historie äußerst faszinierend und sehr reichhaltig. Rumänien, Moldova, Ungarn, Kroatien, Slowakei, Albanien, Serbien, Montenegro, Kosovo, Bulgarien, Griechenland, Bosnien-Herzegowina, Nordmakedonien, gehören unter anderem dazu.

Dieses Lexikon ist natürlich nach dem alphabetischen Schema aufgebaut, in Stichwörtern. Jeder der Einträge enthält deutlich kenntlich gemachte Querverweise, sodass man Erläuterungen von Begrifflichkeiten sowie weiterführende Erklärungen schnell finden kann.

Weil ich selbst über Südosteuropa schreibe, kann ich hier auch hervorragend recherieren.

Durch den multilateralen Ansatz erkennt man auch die Wechselwirkungen zwischen den oben genannten Ländern und ebenso zu Russland, Osteuropa, Süd- und Mitteleuropa sowie Türkei.

Erst durch diese ganzen Facetten und das Wissen, das man hier erwirbt, ist man in der Lage das große und ganze wahrlich besser zu erkennen, sowie Zusammenhänge zu verstehen, die bis heute politisch, sozial und kulturell nachwirken.

Warum gibt es eine teilweise immer noch erbitterte Feindschaft zwischen Rumänen und Ungarn? Warum wollte Bulgarien Makedonien? Warum gab es schon in früheren Jahrhunderten Ärger mit Russland? Warum gibt es zwei romanische Länder namens Rumänien und Moldova? Obwohl beide Länder von Rumänen bewohnt sind?

Wie konstituierte Kakanien endgültig seine Macht? (Österreich-Ungarn) Wie lief das mit den Türken ab? Was haben die Italiener damit zu tun? Warum waren Griechen einst Helfershelfer der Türken? Und vieles mehr.

Das Buch deckt vom Frühmittelalter bis in die relative Gegenwart alles Wissenswerte ab. Fundiert, verständlich, sehr spannend zu lesen, weil eben real. Und endlich werden die weißen Flecken des Wissens, was Südosteuropa angeht, perdu sein.

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