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Veröffentlicht am 02.03.2022

Harte Prüfungen?

ZwischenWelten - Seelentanz
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Gregor ereilt ein harter Schicksalsschlag. Er muss alles hinter sich abbrechen und geht nach Prag. Es ist das Jahr 1838. Die industrielle Revolution streckt ihre Tentakel aus, Österreich besetzt Böhmen ...

Gregor ereilt ein harter Schicksalsschlag. Er muss alles hinter sich abbrechen und geht nach Prag. Es ist das Jahr 1838. Die industrielle Revolution streckt ihre Tentakel aus, Österreich besetzt Böhmen und die Menschen dürsten nach Freiheit und Selbstbestimmung.

Prag ist eine quirlige Stadt mit vielen Unterströmungen und Schichten, die die divergierendsten Menschen anzieht wie das Licht die prächtigsten Motten. Politik, Intrigen, Hunger nach Macht sind eminente Faktoren.

Die normalen Menschen wollen es nicht mehr länger hinnehmen, darbend zu sein und verachten, ja, hassen die Nomenklatur.

Es brodelt und kocht. Der Unmut wird immer größer. Es ist zwar noch nicht 1848, aber die Omen und andere Zeichen mehren sich. Denn diese Epoche nähert sich in schnellen Schritten. 1860 endet das Buch übrigens.

Gregor kommt in die Tretmühle der politischen und sozialen Auseinandersetzungen und gerät in ambivalente Konflikte. Er gerät in gefährliche Umstände. Wird er überleben und seinen Weg gehen können?

Dieses Panoptikum ist exzellent recheriert und durch seine vielschichtigen Protagonisten und Plastizität sehr lebendig. Eine Geschichte aus Worten natürlich, aber sehr visuell und mit viel Substanz.

Man kann sich richtiggehend in den sympathischen Gregor hineinversetzen und will gar nicht mehr aufhören, an seinem Los Anteil zu nehmen. In diesem exzeptionellen Werk ist die Goldene Stadt klandestine Protagonistin, auch eine Liebeserklärung des Autoren an sie.

Mitreißend und emotional packend wird so vermeintlich ferne Historie durch die dezidiert gezeichneten Protagonisten äußerst vital und greifbar. Denn die Vergangenheit ist nie verhangen, sondern wirkt in die Gegenwart und Zukunft immerzu fort. Danke, Stefan Schwarz!!!!!

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Veröffentlicht am 02.03.2022

Die Stärke der Freundschaft

Fantastische Abenteuer / Fantastische Abenteuer 1 - Ein unglaubliches Band
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Timo ist ein neunjähriger Junge, der immer schon blind war und es gar nicht anders kennt. Er ist nicht behindert, sondern wird im Gegenteil durch Schwierigkeiten aus seinem Umfeld behindert.

Der sehende ...

Timo ist ein neunjähriger Junge, der immer schon blind war und es gar nicht anders kennt. Er ist nicht behindert, sondern wird im Gegenteil durch Schwierigkeiten aus seinem Umfeld behindert.

Der sehende Simon, der im selben Alter wie er ist, zieht mit seiner Familie ins Nachbarhaus. Simon ist auch etwas ganz Besonderes. Er hat magische Fähigkeiten und alles, was er imaginiert, wird real.

Die beiden freunden sich an und durchleben aufregende Abenteuer. Doch aus Simons Vergangenheit tauchen bedrohliche Gestalten auf und für beide wird es äußerst brenzlig.

Das Buch ist spannend und hat einen düsteren Unterton, aber nicht zu düster für Kinder. Dadurch wird das Werk auch auf einer weiteren Ebene zusätzlich fesselnd. Man kann schön mitfiebern und -bangen.

Das Besondere ist, dass Timo eben blind ist, also ein diverser Charakter ist im Sinne von, dass er so vom Mainstream der ach so genormten, "gesunden", "perfekten" Charaktere abweicht. Denn auch "Behinderte" kommen viel zu selten als tragende Protagonisten vor im Gesamtsujet aller veröffentlichten Bücher.

Wertvolle Erkenntnisse werden hier vermittelt. Zusammenhalt, Loyalität, die Stärke der vermeintlichen Schwäche, dass man gemeinsam mehr erreichen kann, dass es nicht auf äußerliche Werte ankommt und noch viel mehr.

Die beiden Jungs sind zudem authentisch und haben Tiefe. Das Buch ist kindgerecht und ebenso für Erwachsene sehr geeignet. Zudem gibt es im Anhang noch Worterläuterungen, zum Beispiel zur Braille-Schrift.

Möge das Buch sensibilisieren für vorgebliche Aussenseiter, ob nun "behindert" oder nicht. Werdet empathischer, fühlt euch mehr ein, versucht euch mal aus der Bequemlichkeit zu lösen und mal in die Schuhe eines anderen zu schlüpfen! Denn erst sogenannte Aussenseiter machen unsere Welt bunter, sowie liebens- und lebenswerter! Danke, Michaela Göhr!!!!

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Veröffentlicht am 02.03.2022

Die Wiege der Reflektion

Nichts als das Flüstern des Meeres
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Willibald Schachenhofer äußert sich hier in Poemen und kurzen Texten sehr stimmungsvoll über die griechische Inselwelt. Das alles con wunderschönen, stimmigen, farbigen Photos begleitet.

Das ist aber ...

Willibald Schachenhofer äußert sich hier in Poemen und kurzen Texten sehr stimmungsvoll über die griechische Inselwelt. Das alles con wunderschönen, stimmigen, farbigen Photos begleitet.

Das ist aber bei weitem nicht alles. Man wirft dem Autoren einen pessimistischen Blick auf die Menschheit vor und dass es doch eigentliche Aufgabe des literarisch Tätigen sei, dass sich der Lesende hoffnungsvoller und besser fühle. Dieser Ansicht bin ich nun überhaupt nicht.

Er hat einen durchaus realistischen Blick auf unsere Spezies und zurecht prangert er beispielsweise die Umweltverschmutzung an.

Sind wir nicht eine Menschheit und haben weit drängendere Probleme, als sich im Kleinklein von Kriegen zu verlieren, wie jetzt in der Ukraine versus Russland? Sind wir nicht eine Menschheit und haben nur diesen einen Globus, den wir uns alle teilen müssen? Kriege sind auch noch eine Umweltverschmutzung. Wo sind denn hier Friday for future um das anzuprangern im selben Atemzug mit dem Klimawandel? Denn schließlich hängt alles mit allem zusammen. Deswegen ist es längst überfällig, dass der Paternalismus, die Arroganz, die Ignoranz und die kollektive Egomanie (vor allem des Westens, aber nicht nur) endlich aufhört. Ich jedenfalls sehe schwarz für die Menschheit und das nicht nur wegen der Pandemie und zukünftiger Pandemien, die zweifellos noch folgen werden.

Warum sollte also der Autor hier krampfhaft auf Zweckoptimismus und geheuchelte Hoffnung markieren, wenn er nicht so empfindet? Das macht die Lektüre des Buches unmittelbar und authentisch.

Die Lyrik bringt die Seele ins Schwingen und auch erotische Anklänge sind gut integriert, denn ist Erotik nicht ein veritabler, vitaler Bestandteil des Lebens?

Melancholisch, nachdenklich, poetisch, philosophisch, was will man mehr? Danke, Willibald Schachenhofer!!!!!

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Veröffentlicht am 02.03.2022

Widerwärtige Abgründe

Das Schweigen brechen
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Gisela Föllmi ist eine sehr mutige, engagierte Frau, dass sie hier über ihre allerschlimmsten Erfahrungen schreibt, ohne ein Pseudonym zu verwenden. Chapeau!

Als Siebenjährige wurde sie von ihrem Stiefvater ...

Gisela Föllmi ist eine sehr mutige, engagierte Frau, dass sie hier über ihre allerschlimmsten Erfahrungen schreibt, ohne ein Pseudonym zu verwenden. Chapeau!

Als Siebenjährige wurde sie von ihrem Stiefvater an den ersten Mann verkauft. Und bei dem einen bleibt es nicht. Ihre Mutter ist Mittäterin, tut nichts, um sie zu schützen, ist im Gegenteil sogar noch eifersüchtig auf sie.

Hilflos war das Mädchen in dieser Spirale der Gewalt gefangen. Auch Auswärtige haben durch Passivität Unterlassung begangen. Schweigen von außen begünstigte die Verbrechen.

Infolgedessen fing sie an zu dissoziieren, um überhaupt überleben zu können. Dennoch hatte/hat die Traumatisierung weitreichende Folgen für sie.

Sie war dissoziiert vom Leben selbst, verloren im Schmerz der schwärenden, offenen, schmerzenden Wunde, die ihre Psyche und Seele zugleich repräsentierte.

Aber gefangen in unsichtbaren Ketten war es ihr zunächst unmöglich Hilfe zu suchen. Wie es vielen Überlebenden extremer (sexueller) Gewalt ergeht. Die Autorin ahnte und wusste, dass sie dringend Hilfe brauchte, aber eigentlich nicht, wieso. Denn sie kam nicht mehr an DIESE Erinnerungen heran, die sicher im Giftschrank verwahrt waren. Doch trotz der Unmöglichkeit sich ihrer aktiv zu bemächtigen, wirkten diese weiterhin aus ihrem cerebralen Untergrund zersetzend auf die Autorin. Beinahe hätte es sie zweimal das Leben kosten können.

Erst mit 46 Jahren fing es für sie an, dass sie sich Schritt für Schritt diesem unvorstellbaren, energieraubenden Kraftakt stellte. Aber es ist auch der Weg einer Heilung und wie sie mit den Narben umgehen kann, ohne dass es sie noch länger zerstört.

Ein wichtiges Buch, denn noch immer ist Kindesmissbrauch und Pädophilie noch sehr virulent. Noch immer wird weggeschaut oder Signale nicht erkannt.

Ein schwer erträgliches Buch, aber dafür umso eminenter, denn es geht hier um essentielle Dinge, den Schutz der Kinder. Schlimme Dinge, die triggern können, sind grau unterlegt, sodass bei Bedarf diese Passagen übergangen werden können.

Meine Hochachtung und mein Respekt an die Autorin für ihre Offenheit, Mut und diesen Kampf, der offenbar nie enden wird. Ein Mutmacher für Betroffene und ein Buch, um zu sensibilisieren, die Augen offen zu halten und vigilant zu bleiben, denn das kann Leid verhindern oder stoppen. Danke, Gisela Föllmi!!!!!

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Veröffentlicht am 01.03.2022

Enthüllungen?

Als die Tage leiser wurden
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Cecilia ahnt noch nicht, was passieren wird. Zusammen mit Freundin Kat hat sie ein kleines Café in der Half Moon Street in der britischen Hauptstadt.

Eigentlich könnte sie ganz zufrieden sein, aber als ...

Cecilia ahnt noch nicht, was passieren wird. Zusammen mit Freundin Kat hat sie ein kleines Café in der Half Moon Street in der britischen Hauptstadt.

Eigentlich könnte sie ganz zufrieden sein, aber als ihr Vater ihr unvermittelt abhanden kam, geriet ihr Leben doch aus den Fugen.

Lukas, ein nicht unbekannter Musiker, ist jeden Tag bei ihr im Café. Sie findet ihn durchaus attraktiv und anziehend. Er ist sehr hilfreich dabei, dass sie ihre Reminiszenzen an den Vater und an ihr Zuhause in Deutschland bewahren kann.

Allerdings steckt weit weit mehr hinter dieser "Zufallsbegegnung" ...

Dramatik, aufwühlende Emotionen, Zuspitzungen und überraschende Enthüllungen. Dieses Buch hat alle Ingredienzen, die ein Werk braucht, um einen immer weiterlesen zu lassen.

Vor allem, wenn die Autorin dazu noch poetisch und sehr angenehm schreibt, sodass man schnell in der Geschichte drin ist.

Die Protagonisten sind ambivalent und dadurch authentisch wirkend. Zudem ist das Setting großartig und eine unterschwellige Melancholia durchwirkt die Seiten. Danke, Josephine Cantrell!!!!!

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