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Veröffentlicht am 12.10.2021

Die libidinösen Begegnungen der unguten dritten Art ...

Flesh Gothic
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Ein weiteres Buch aus meiner Lese- Tour de force Edward Lees, die ich vor einigen Monaten vollzog.

Jedes Buch dieses Autoren interessiert mich wahrlich nicht, aber es gibt aus seinem Oeuvre durchaus welche, ...

Ein weiteres Buch aus meiner Lese- Tour de force Edward Lees, die ich vor einigen Monaten vollzog.

Jedes Buch dieses Autoren interessiert mich wahrlich nicht, aber es gibt aus seinem Oeuvre durchaus welche, die nicht nur Ekliges nur um des Ekligen willen aneinanderreiht, sondern auch Werke, die eine überzeugende Handlung und Entwicklung der Charaktere enthalten, wie dieses hier.

Das heißt natürlich nicht, daß Mr Lee jemals handzahm würde, aber er kann einen durchaus fesseln, wenn schon nicht jedesmal.

Ho! Ho! Da möchte man tunlichst nicht nach Florida.

Reginald Hildreth war Milliardär mit luxuriöser Villa in ebenjenem Sunshine State. Durchaus pervertiert und dem Okkulten zugewandt.

Eine orgiastische "Party" läuft jedoch komplett aus dem Ruder. Keiner der 26 Gäste, inklusive Reginald, überlebt. Keiner ist mehr am Stück oder gar identifizierbar. Ein grausiger Anblick, wie ein abstraktes Gemälde des Horrors. Sadomaso der harten Art war offenbar ebenso praktiziert worden.

Witwe Vivicia glaubt jedoch nicht, daß Reginald zerfetzt wurde. Sie engagiert Parapsychologen, die außergewöhnliche Talente besitzen sowie den Reporter Sam Westmore. Sie möchte Erkenntnisse gewinnen, was wirklich passiert ist und die Bestätigung, daß Reginald noch lebt.

Offenbar wollte er den Dämon Belarius heraufbeschwören, der der Fürst der Fleischeslust ist.

Ein wahrer Höllentrip beginnt, denn auch unguten libidinöse Interaktionen mit nichtmenschlichen Wesen aus anderen Dimensionen greifen auf die Menschlein über. Wird überhaupt nur einer überleben?

Wechselnde Perspektiven bringen einem die diversen Protagonisten näher, sodaß man sich ihnen gut annähern kann. Sam ist durchaus sympathisch mit all seinen Problemen im Antlitz des Grauens, das ihm dort begegnet.

Es werden durchaus ( gewollt? ) Reminiszenzen an "Rose Red" von Stephen King geweckt und an den sexuell konnotierten Horror Clive Barkers. Man denke nur an Hell Raiser.

Das Buch hier ist nicht harmlos und frei von Gewalt, aber verglichen mit anderen Werken Lees angenehm zurückgenommen. Trotzdem ist das nichts für zu Sensible.

Eine wilde Geisterbahnfahrt, die einen ordentlich durchschüttelt, überrascht und auch erschreckt, mit einer stringenten Handlung. Sehr unheimlich!

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Veröffentlicht am 11.10.2021

Mehr gemeinsam, nicht mehr einsam!

Poser tanzen nicht
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Heidelberg, in den Untiefen der 80er Jahre. Genauer: 1986./

Steven, "Skip" ist derart cool. Locken, die rocken, mit Hege und Pflege. Hautenge Jeans, für die er eigentlich zu sexy ist. Hardrock natürlich! ...

Heidelberg, in den Untiefen der 80er Jahre. Genauer: 1986./

Steven, "Skip" ist derart cool. Locken, die rocken, mit Hege und Pflege. Hautenge Jeans, für die er eigentlich zu sexy ist. Hardrock natürlich! Und Ausfälle wenn man zu hardcore feiert.

Er wird Zivi auf Sylt, natürlich auch zum Selbstzweck, um eine heiße "Chick" wiederzusehen. Durch bestimmte Umstände leistet er seinen Dienst in einer Seniorenresidenz ( was für ein Euphemismus! ) in Westerland ab.

Er selber ist ja der Musik zugeneigt und lernt Mathilda kennen, eine der Bewohnerinnen. Sie war einst Sängerin und ist äußerst fragil. Sie werden Freunde.

Allerdings ergibt es sich, daß sie zwecks eines Gefallens Skip vor eine riesig zu erklimmende Zwickmühle stellt. Kann er das mit seinem Gewissen vereinbaren?

Sie begeben sich auf einen Roadtrip Richtung Amsterdam mit nicht zu erwartendem Ausgang ...

Das Buch hier ist wahrlich wie Harold und Maude, nur wesentlich positiver und ohne den tiefschwarzen Galgenhumor, den nicht jeder vertragen will oder kann.

Es ist anrührend und emotional zu lesen, wie sich diese beiden scheinbar so grundverschiedenen Menschen immer mehr annähern, ziemlich beste Freunde werden.

Sie haben weit mehr gemein als es zunächst scheinen mag. Feiner Humor ist ebenfalls in die Geschichte integriert und dieses Buch ist warmherzig und auf beste Weise erfrischend. Ein schönes Buch mit wirklich überraschendem Ende! Danke, Peter Weisenseel!!!!!

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Veröffentlicht am 11.10.2021

Lumpazivagahaderlumpicuskruziklumpawolpertingaherrzeitnnuaoamal!!!

Tod eines Haderlumpen
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Quirin Kammermeier, seines Zeichens HK bei der Polizei in Straubing, ein niederbayerisches "Urviech" freut sich schon sehr über weihnachtliche Zweisamkeit mit seinem Freund Kurt in Tuttlingen. 

Doch Kollege ...

Quirin Kammermeier, seines Zeichens HK bei der Polizei in Straubing, ein niederbayerisches "Urviech" freut sich schon sehr über weihnachtliche Zweisamkeit mit seinem Freund Kurt in Tuttlingen. 

Doch Kollege Rolf informiert ihn telefonisch, daß Sabine, Quirins langjährige Kollegin und enge Freundin unter Mordverdacht stünde. 

Er will ihr natürlich helfen. Kurt ist darüber nicht sehr glücklich. Doch Quirin und seine Freunde stürzen sich auf den Fall. 

Ein Kommissar aus Regensburg soll Christel bei den Ermittlungen helfen. Die Anhaltspunkte sind spärlich und man ermittelt in alle Richtungen. 

Der Tote, Tressler,,war ein Verbrecher, pädophil, bis er sein Leben verwirkte. 

Man verschwört sich, Sabine zu helfen, auf die sich sogar der Boulevard als Verdächtige einschießt. 

Eher ungewöhnliche Methoden müssen her, um Abhilfe zu schaffen. Werden Quirin und treue Konsorten es schaffen, Sabine endgültig zu entlasten? 

Saumäßig starker Krimi aus dem nieder( trächtigen ) Bayern. Da fetzt es ja nur so mit hypersympathischen Pfundskerl*innen! 

Exzellent geschrieben und mit Quirin gibt es sogar einen queeren Protagonisten. Ich weiß ja nicht, ob das Intention der Autorin war? Nomen est omen? Quirin ist gleich queer? :D

Ein Glossar ist zwar enthalten, aber ich habe auch ohne dieses alles verstanden. Der Humor ist köstlich und das Lokalkolorit überzeugt sehr. Es ist klasse zu lesen, welche Kniffs und Tricks angewandt werden. 

Ein "Haderlumpen", der äußerst interessant war. Gerne mehr davon! Von sovielen Originalen! Danke, Ruth M. Fuchs! Eine schlaue Füchsin von Autorin!!!!!


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Veröffentlicht am 11.10.2021

Krieg ist immer Wahnsinn

Die verlorene Generation
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Der ohnehin sinnlose Krieg, dessen Motive auch maßloser, pathologischer Macht- und Größenwahn war, hat soviele Menschen gefressen. Derart viele Unschuldige, auch Kinder. 

Circa 200.000 Luftwaffenhelfer ...

Der ohnehin sinnlose Krieg, dessen Motive auch maßloser, pathologischer Macht- und Größenwahn war, hat soviele Menschen gefressen. Derart viele Unschuldige, auch Kinder. 

Circa 200.000 Luftwaffenhelfer ab 15 Jahren verteidigten bereits ab 1943 deutsche Städte.

Herbst 1944 mußten alle ab 16 im Volkssturm ran und 1945 wurden gar Vierzehnjährige absolut verheizt. 

Obwohl der Krieg schon beinahe vorbei war, starben noch in den letzten Zügen dieses entfesselten Wahnsinns noch über 60.000 Kindersoldaten. 

Die Überlebenden kapselten oftmals diese Traumata tief in sich ein. Was gewiß und unbedingt langfristige Folgen fur die Gesellschaft und nachfolgende Generationen hat. Was ja auch bereits erforscht wird, was außerordentlich wichtig ist. 

Hier berichten 13 der betroffenen Zeitzeugen, ohne Nostalgie und offen von dieser schlimmen Zeit und wie es war, wenn man sich in Gefangenschaft befunden hatte. 

Endlich einmal hat man ein Buch über dieses bedeutende Thema gefunden, das auch essentielle Aussagekraft besitzt. Denn Kindersoldaten gibt es heutzutage auf der Welt leider immer noch, mit weitreichenden und verheerenden Folgen. 

Es ist echt aufwühlend und macht einen ziemlich wütend, was Menschen Menschen antun. 

  Ich komme aus einem ziemlich komplizierten Familiengefüge. Meine Mutter hat von ihrem Vater sehr viel über diese Kindersoldaten erfahren. Er lebte am Attersee 1944/45. Man hat die Amerikaner kennengelernt und keine sehr hohe Meinung von ihnen erlangt. 

  Vielen Gefangenen ist das "Glück" beschieden gewesen, nicht auf den Rheinwiesen zu landen. Mein Opa aus dem Banat hatte nichts mit dem Genozid zu tun, vor allem, weil ja selbst Juden in der Familie sind. 
 
 Bei Kriegsende haben sich etliche Soldaten bis nach Oberösterreich durchgeschlagen. Dort wurden sie gefangen und in die POW Camps gesteckt. Es war nicht der Himmel und hungern mußte man auch gewaltig. 

Die Soldaten of colour waren anständiger und haben sie menschlicher behandelt. Mein Opa konnte mit zwei weiteren Männern abhauen und war ein paar Jahre untergetaucht. Näheres weiß ich leider nicht. 

Mein Opa war Jahrgang 1913 und hatte meiner Mutter viel über die Jungs aus Hamburg, Breslau usw. erzählt. Solche Geschichten prägen sich einem ein und man vergisst es nicht. 

Das tangiert selbstredend auch die Zeitzeugen dieses Buches hier. Es ist sehr gut und differenziert geschrieben, spricht den Betroffenen nicht ihr Leid sowie Traumata ab. Äußerst empathisch! 

Eine ganz andere Sicht auf den Krieg aus der "kindlichen" Perspektive. Mein Opa hatte nichts mit Hitler und SS zu tun und diese Jungens auch nicht. Mein Opa mußte als sogenannter Volksdeutscher in die Armee und die Kinder eben aus vielerlei anderen Gründen. 

Nach dem Krieg gab es noch keine Therapien für PTBS, geschweige denn daß diese Störung überhaupt wahrgenommen, geschweige denn anerkannt wurde. Totschweigen war das Motto der Stunde Null. Dann waren Menschen und ihre "lästigen" Traumata nur ein Störfaktor. Mit allerlei Tabus belegt, braucht man sich nicht zu wundern, daß keiner über diese Zeiten sprechen wollte. 

Totgeschwiegen bringt aber dieses Bohrende, Schmerzende nicht zum Verschwinden. Deswegen ist das einfühlsame Reden mit noch Lebenden umso wichtiger, bevor sie alle verstorben sind. Es darf nie in Vergessenheit geraten, welche Auswüchse ( kriegerische ) Aggression nehmen kann. 

Ich persönlich kenne keinen mehr, der das alles mitmachen mußte. Wer vergisst, vor allem die Vergangenheit, tendiert dazu, Fehler derselbigen zu wiederholen. Den jungen Menschen von heute tangiert in vielen Ländern dank lange anhaltenden Friedens dieses ganze Thema nicht mehr. Hervorragend! Aber man muß wachsam bleiben! 

Das Buch enthält auch diverse SW- Photos. Danke, Christian Hardinghaus für dieses derart wichtige Engagement!!!!!

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Veröffentlicht am 10.10.2021

Das Finstere hinter der feinen Fassade

Vorbelastet
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Bewährungshelferin Marie Marler kümmert sich unter anderem um ihren Klienten, Physiotherapeut Kersteen, der nach der Freilassung aus der JVA von ihr betreut wird.

Allerdings macht Kersteen einen gravierenden ...

Bewährungshelferin Marie Marler kümmert sich unter anderem um ihren Klienten, Physiotherapeut Kersteen, der nach der Freilassung aus der JVA von ihr betreut wird.

Allerdings macht Kersteen einen gravierenden Fehler, der falschen Person zu vertrauen. Dr. Rista. Etwas geschieht, was verhängnisvolle Folgen zeitigt und Kersteen dastehen läßt, als habe er Kindesmissbrauch zu verantworten.

Marie glaubt ihm, daß das Ganze eine infame Intrige ist. Ihr Freund, HK Christian Kramer, der bei der Polizei für die Überwachung rückfallgefährdeter Sexualstraftäter zuständig ist, kann das absolut nicht nachvollziehen.

Es gibt einen Toten. Ist Kersteen womöglich der Mörder? Oder steckt etwas Mafiöses dahinter?

Es könnte durchaus sein, daß nichts so ist, wie es scheint ...

Das Buch spielt in Bochum. Der Autor ist dort aufgewachsen und lebt auch in jener Stadt im Ruhrpott. Er studierte Informatik und Sozialwesen, arbeitete als Taxifahrer ( wo man das pralle Leben bekanntlich mit am besten kennenlernt!), als Sozialarbeiter im Vollzug und als Bewährungshelfer.

Er weiß also ganz genau, wovon er spricht und schreibt. Das Erschütternde ist, daß die hier geschilderten Ereignisse aus realen Vorkommnissen gründen, natürlich verfremdet.

Dadurch, daß der Schriftsteller aus dem Vollen seiner Erfahrungen schöpfen kann, verleiht dem vorliegenden Werk eine ungeheure, intensive, geradezu atemberaubende Authentizität.

Ein Krimi zum Umhauen und sehr gut und dicht geschrieben, was ebenso hinter den feinen Fassaden vermeintlich edler Herrschaften abgehen kann.

Mal etwas ganz anderes als 08/15 - Thriller von der Stange. Und absolut begrüßenswert, daß eben der Ruhrpott heimlicher Nebendarsteller ist, eine klasse Abwechslung.

Ich bin echt begeistert, auch von der psychologischen Finesse und kann dazu nur "Bravo" sagen. Und empört sie in, was Menschen angetan wird sowie Mitzittern. Danke, Peter Märkert!!!!!

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