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Veröffentlicht am 15.07.2020

Ein Detektivroman alter Schule auf höchstem Niveau.

Sherlock Holmes und der Fluch des grünen Diamanten
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Dieser neue Sherlock-Holmes-Roman von Franziska Franke führt den Leser zur Weltausstellung in Antwerpen zu Ende des 19. Jahrhunderts. Sherlock Holmes befindet sich in Paris und geht chemischen Experimenten ...

Dieser neue Sherlock-Holmes-Roman von Franziska Franke führt den Leser zur Weltausstellung in Antwerpen zu Ende des 19. Jahrhunderts. Sherlock Holmes befindet sich in Paris und geht chemischen Experimenten nach. Während dieser Zeit macht sich David Tristram, sein detektivischer Sparringspartner, Assistent und Azubi zugleich, auf den Weg nach Belgien, um die Weltausstellung zu besuchen. Bei seiner Ankunft auf dem Bahnhof in Antwerpen stellt er fest, dass sein Koffer vertauscht wurde. Sofort begibt er sich auf die Suche nach seinem Gepäckstück. Dabei trifft er auf Jan Peters, der denselben Koffer wie er hatte. Jan Peters ist ein Brüsseler Juwelier. Wenige Tage später, sowohl Jan Peters als auch David Tristram sind im selben Hotel abgestiegen, wird der Juwelier tot aufgefunden. Er wird als Wasserleiche aus der Schelde gefischt. Da Zeugen bestätigen, dass sich Tristram mit Peters ein Wortgefecht geliefert hatte, befürchtet der Hobbydetektiv Tristram, dass er sehr schnell unter Tatverdacht geraten wird. Aus diesem Grund schreibt er ein dringendes Telegramm nach Paris und bittet seinen Freund Sherlock Holmes, nach Antwerpen zu kommen. Gemeinsam finden sie heraus, dass der Juwelier in Antwerpen weilte, um für einen Engländer den sagenumwogenen King-Diamanten zu begutachten. Hierbei handelt es sich um einen lupenreinen großen Diamanten, der angeblich großes Unheil über seinen Besitzer bringt.
Dieser vierte Sherlock-Holmes-Roman von Franziska Franke ist meines Erachtens der gelungenste Roman dieser Reihe. Die Autorin überzeugt mit ihrer Einfühlsamkeit in das Milieu. Sehr gute Kenntnisse des Umfelds von Sherlock Holmes, verknüpft mit Fakten aus der damaligen Zeit in Antwerpen generiert nahezu authentische Erlebnisse beim Lesen. Zusammen mit den Protagonisten Holmes oder Tristram ein Haus zu betreten, schafft ein Gefühl, als würde man es selbst betreten und die Düfte riechen, die die beiden riechen, genauso, wie man als Leser die Möbel sieht, wie diese beiden sie sehen. Das Detailwissen über das Umfeld des von Arthur Conan Doyle geschaffenen Privatdetektivs aus unzähligen Romanen und Geschichten hat Franziska Franke bereits in den drei zuvor erschienenen Romanen bewiesen. Natürlich hat sie auch in denen schon ihre Fähigkeit gezeigt, von ihr recherchiertes historisches Wissen in den neuen Romanen mit den Figuren geschickt zu verbinden. Aber noch nie ist es ihr so detailtreu, verknüpft mit der Weltausstellung in Antwerpen, gelungen. Der Roman liest sich flüssig und ruhig, ist spannend von vorne bis hinten, und schafft für die Fans dieses Detektivs ein nahezu berauschendes Erlebnis.
Ein Detektivroman alter Schule auf höchstem Niveau.


© Detlef Knut, Düsseldorf 2012

Veröffentlicht am 15.07.2020

kritisches Auge auf die momentane gesellschaftliche Entwicklung

Eifel-Bullen
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Die verbrecherischen Machenschaften in der Eifel gehen weiter. In dem aktuellen Roman „Eifel-Bullen“ von Jacques Berndorf geht es sofort mit zwei Toten zur Sache. Bevor Siggi Baumeister richtig wach wird, ...

Die verbrecherischen Machenschaften in der Eifel gehen weiter. In dem aktuellen Roman „Eifel-Bullen“ von Jacques Berndorf geht es sofort mit zwei Toten zur Sache. Bevor Siggi Baumeister richtig wach wird, wird er von Kriminaloberrat Rodenstock angerufen und beauftragt, bei zwei Leuten in der Nähe zu recherchieren. Baumeister merkt, dass Rodenstock unter Strom steht, und erwartet keine langatmigen Erklärungen. Er soll bei einer Frau Walbusch überprüfen ob sie die Nacht über zuhause gewesen ist, oder ob sie woanders war. Außerdem soll er in einem anderen Haus überprüfen, ob sich dort jemand aufhält. Baumeister denkt als Freund Rodenstocks nicht sehr lange nach und erledigt diese Aufgaben. Sodann begibt er sich an den Ort, den Rodenstock ihm als Tatort genannt hat. Dort angekommen, muss er feststellen, dass zwei Polizisten, eine Frau und ein Mann, neben ihrem Einsatzfahrzeug mit Kopfschüssen niedergestreckt worden waren. Alles sieht wie eine Hinrichtung aus. Die Polizei befindet sich in höchster Alarmbereitschaft, Kischkewitz und Rodenstock sind höchstem Stress ausgesetzt. Ein Politiker hat versucht, sich in die Ermittlungen einzumischen, und den beamten Druck zu machen. Die Polizei und auch die Staatsanwältin aus Trier wissen nicht, wie sie in diesem Fall ansetzen sollen. Zumal die beiden Polizisten in einem Landkreis aufgefunden wurden, indem sie nicht zuständig sind. Mit den ersten beiden kleinen Aufträgen an Baumeister wurde dieser ganz offiziell in den Fall mit einbezogen und bekommt natürlich sofort seine exklusiven Rechte, darüber einen Artikel zu schreiben. Für die Recherche des Artikels als auch für die Ermittlungsarbeit macht sich Baumeister also auf den Weg und beginnt mit seinen Interviewarbeiten als erstes besucht er eine Freundin der toten Polizisten. Baumeister erfährt, dass es die engste Freundin der Toten ist. Darüber hinaus erfährt er, dass es in der Familie der Toten vor Jahren seltsame Vorgänge gegeben hatte, die möglicherweise ein Motiv für einen Mord darstellen könnten. Bei einem gemeinsamen Abendessen aller beteiligten Ermittler ergibt sich also als Ergebnis, dass die offiziellen Behörden eher an eine Hinrichtung denken, wohingegen der Journalist durchaus private Motive für möglich hält. Wer als Leser Berndorfs Krimis mag, der ist nicht nur ausschließlich an den Kriminalfällen interessiert. Ihn interessieren in aller Regel auch die Vorkommnisse und Begebenheiten im Umfeld Siggi Baumeisters. Dabei kann es sich manchmal um eine neue Freundin handeln; manchmal handelt es sich um einen Streit zwischen seinem Freund, dem Kriminaloberrat Rodenstock und dessen Lebensgefährtin Emma, der Ex-Polizistin aus Holland; manchmal handelt es sich nur um den Kater Satchmo, der im Hause des Journalisten sein Dasein fristet. Mit großem Genuss widmet sich Berndorf der Beschreibung des Umgangs Baumeisters mit seinem Kater. Obwohl diese Passagen nichts mit dem aktuellen Kriminalfall zu tun haben, sind sie spannend und unterhaltsam und machen dem Leser Spaß. Nachdem ich bereits einige Bücher des Autors als Hörbuch gehört hatte, brachte mir das Lesen ein besonderes Vergnügen. Selbstverständlich hörte ich in meinem Inneren die Stimme Jacques Berndorfs, der alle seine Hörbücher selbst eingelesen hat. Besonders interessant fand ich es wieder, wie er größte Teil des Buches als Dialog gestaltet wurde. Nur wenige Passagen werden vom Erzähler dargeboten. Da es sich dabei um Baumeister handelt, der in der Ich-Form nach Art eines Privatdetektivs erzählt, bleiben ihm schließlich auch nicht viele Möglichkeiten, Informationen über das Geschehen zu erhalten. Er erfährt dies aus Gesprächen mit seinen Freunden oder anderen Personen in der Handlung. Geschickt läuft so der gesamte Verlauf bis zur Ermordung der Polizisten und danach der Ermittlungsarbeit in Dialogen ab. Dem Mitdenken des Lesers sind keine Grenzen gesetzt. Sehr gut gemachte, spannende Unterhaltung, die dabei auch ein kritisches Auge auf die momentane gesellschaftliche Entwicklung lenkt.


© Detlef Knut, Düsseldorf 2012

Veröffentlicht am 15.07.2020

beinahe zu kurzer Roman

Alle meine Wünsche
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Die Geschichte dieses ruhigen, besinnlichen Romans ist schnell erzählt. Jo hat einen kleinen Kurzwarenladen. Hin und wieder verirren sich Kunden dorthin. Sie hat also viel Zeit. Deshalb beginnt sie im ...

Die Geschichte dieses ruhigen, besinnlichen Romans ist schnell erzählt. Jo hat einen kleinen Kurzwarenladen. Hin und wieder verirren sich Kunden dorthin. Sie hat also viel Zeit. Deshalb beginnt sie im Internet-Zeitalter einen kleinen Blog und gibt dort Tipps zu Nadel, Faden und Stoffe. Sie erzählt aus ihrem Leben, von ihren Kindern, von ihrem Mann, den sie trotz aller männlichen Eigenheiten sehr liebt. Sie weiß zwar nicht warum, aber sie liebt ihn. Auch ein Flirt schafft es nicht, sie von ihrem Mann wegzuziehen. Sie träumt davon, ihrem Mann vielleicht einmal alle seine Wünsche erfüllen zu können: einen Porsche, eine teure Armbanduhr, eine Kreuzfahrt. Alles solche Sachen, von denen Männer träumen, wenn sie als kleiner Arbeiter oder Angestellter in einem großen Konzern arbeiten, bei dem sie nie das Geld zur Verwirklichung ihre Träumen verdienen werden. Da passiert etwas Unvorhergesehenes: Jo gewinnt in der Lotterie 18 Millionen Euro. Die Katastrophe nimmt ihren Lauf. Der 1960 geborene Delacourt hat einen besinnlichen Roman geschrieben. Als Mann hat er die Geschichte aus der Sicht der Protagonistin erzählt und daher eine nüchterne, beinahe naive Sprache gefunden. Viele Sätze klingen wie belanglos dahin geredet, lassen aber um so mehr Tiefe zu. Sicherlich trägt auch die Übersetzerin Claudia Steinitz einen Anteil daran, wenn die schlichten Worte so wirkungsvoll klingen, wie beispielsweise in dem Abschnitt, in welcher Jo von ihrem Ehemann Jo erzählt: „Wir machten lange Spaziergänge auf der Steilküste und hielten uns bei den Händen; manchmal, wenn keine Spaziergänger da waren, drückte er mich an den Felsen und küsste mich auf den Mund, seine freche Hand verirrte sich in meine Unterhose. Er hatte schlichte Worte, um sein Verlangen zu beschreiben. Schinken ohne Schwarte. Ich kriege einen Ständer. Du machst mich geil. Und an einem Abend …“ Übrigens erfährt der Leser natürlich im Roman, warum der Ehemann von Jo ebenfalls Jo heißt. Doch auch ein zweites Zitat soll Auskunft darüber geben, wie schön so manche Tatsache beschrieben werden kann. Als die Protagonistin von dem Freund ihrer Tochter erzählt und eigentlich nur aussagt, dass sie eine Nebenrolle in einem Film spielen durfte: „Einmal war er mit uns in Bristol und zeigte mir das Ardman Studio, wo er arbeitet; er gab der Blumenverkäuferin, an der Gromit im Film vorbeirennt, mein Gesicht. Ein Tag so schön wie die Kindheit.“ Der Schriftsteller zeigt mit viel Feingefühl, dass Besinnlichkeit nicht bedeutet, humorlos zu sein. Denn immer wieder platzen der Hauptfigur Worte heraus, die dem Leser ein Lächeln auf das Gesicht zaubern. Ein kurzer (127 Seiten), beinahe zu kurzer Roman, der den Leser an viele Alltäglichkeiten erinnert und ihn in eine kleine Welt zieht. Ein Genuss für jede Jahreszeit.

Veröffentlicht am 15.07.2020

Ein Genuss für jede Jahreszeit.

Alle meine Wünsche
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Die Geschichte dieses ruhigen, besinnlichen Romans ist schnell erzählt. Jo hat einen kleinen Kurzwarenladen. Hin und wieder verirren sich Kunden dorthin. Sie hat also viel Zeit. Deshalb beginnt sie im ...

Die Geschichte dieses ruhigen, besinnlichen Romans ist schnell erzählt. Jo hat einen kleinen Kurzwarenladen. Hin und wieder verirren sich Kunden dorthin. Sie hat also viel Zeit. Deshalb beginnt sie im Internet-Zeitalter einen kleinen Blog und gibt dort Tipps zu Nadel, Faden und Stoffe. Sie erzählt aus ihrem Leben, von ihren Kindern, von ihrem Mann, den sie trotz aller männlichen Eigenheiten sehr liebt. Sie weiß zwar nicht warum, aber sie liebt ihn. Auch ein Flirt schafft es nicht, sie von ihrem Mann wegzuziehen. Sie träumt davon, ihrem Mann vielleicht einmal alle seine Wünsche erfüllen zu können: einen Porsche, eine teure Armbanduhr, eine Kreuzfahrt. Alles solche Sachen, von denen Männer träumen, wenn sie als kleiner Arbeiter oder Angestellter in einem großen Konzern arbeiten, bei dem sie nie das Geld zur Verwirklichung ihre Träumen verdienen werden. Da passiert etwas Unvorhergesehenes: Jo gewinnt in der Lotterie 18 Millionen Euro. Die Katastrophe nimmt ihren Lauf. Der 1960 geborene Delacourt hat einen besinnlichen Roman geschrieben. Als Mann hat er die Geschichte aus der Sicht der Protagonistin erzählt und daher eine nüchterne, beinahe naive Sprache gefunden. Viele Sätze klingen wie belanglos dahin geredet, lassen aber um so mehr Tiefe zu. Sicherlich trägt auch die Übersetzerin Claudia Steinitz einen Anteil daran, wenn die schlichten Worte so wirkungsvoll klingen, wie beispielsweise in dem Abschnitt, in welcher Jo von ihrem Ehemann Jo erzählt: „Wir machten lange Spaziergänge auf der Steilküste und hielten uns bei den Händen; manchmal, wenn keine Spaziergänger da waren, drückte er mich an den Felsen und küsste mich auf den Mund, seine freche Hand verirrte sich in meine Unterhose. Er hatte schlichte Worte, um sein Verlangen zu beschreiben. Schinken ohne Schwarte. Ich kriege einen Ständer. Du machst mich geil. Und an einem Abend …“ Übrigens erfährt der Leser natürlich im Roman, warum der Ehemann von Jo ebenfalls Jo heißt. Doch auch ein zweites Zitat soll Auskunft darüber geben, wie schön so manche Tatsache beschrieben werden kann. Als die Protagonistin von dem Freund ihrer Tochter erzählt und eigentlich nur aussagt, dass sie eine Nebenrolle in einem Film spielen durfte: „Einmal war er mit uns in Bristol und zeigte mir das Ardman Studio, wo er arbeitet; er gab der Blumenverkäuferin, an der Gromit im Film vorbeirennt, mein Gesicht. Ein Tag so schön wie die Kindheit.“ Der Schriftsteller zeigt mit viel Feingefühl, dass Besinnlichkeit nicht bedeutet, humorlos zu sein. Denn immer wieder platzen der Hauptfigur Worte heraus, die dem Leser ein Lächeln auf das Gesicht zaubern. Ein kurzer (127 Seiten), beinahe zu kurzer Roman, der den Leser an viele Alltäglichkeiten erinnert und ihn in eine kleine Welt zieht. Ein Genuss für jede Jahreszeit.

Veröffentlicht am 16.06.2020

Val McDermid: eine Meisterin ihres Fachs

Der Knochengarten
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Es ist ein weiterer Fall für Carol Jordan und Tony Hill. Einmal mehr führt die Autorin die Leser in die Abgründe der menschlichen Psyche.

Der Polizeipsychologe Tony Hill wurde zu einer Haftstrafe verurteilt ...

Es ist ein weiterer Fall für Carol Jordan und Tony Hill. Einmal mehr führt die Autorin die Leser in die Abgründe der menschlichen Psyche.

Der Polizeipsychologe Tony Hill wurde zu einer Haftstrafe verurteilt und sitzt nun im Knast. Seine Partnerin Carol Jordan ist aus dem Polizeidienst entlassen, hat mit dem Trinken aufgehört und versucht nun, sich aus dem depressiven Sumpf zu befreien. Das Team der Sondereinheit ReMIT von den beiden hat einen neuen Chef bekommen, der zudem eine wenig praxisgewohnte Mitarbeiterin mitgebracht hat. Er selbst ist nur auf sein Ansehen und seine Karriere fixiert. Nach seinem Einstieg bei dieser Truppe fällt ihm nichts anderes als eine Teambuilding-Maßnahme zum „besseren Kennenlernen“ ein. Doch dann werden an einem ehemaligen Kloster dreißig Leichen gefunden. Der neue Chef vom ReMIT hofft auf ein Prestigeobjekt und reißt die Ermittlungen an sich. Dann muss er weitere Überraschungen erleben.

Wie in vielen modernen Thrillern und Krimis geht es in diesem Roman nicht um eine geradlinige Ermittlung, nicht um einen einzigen Fall. Die verschiedenen Stränge erwachsen aus den einzelnen Figuren. Zwar bilden die Leichen einen Schirm, aber die einzelnen Geschichten um die Figuren machen erst den gesamten Roman spannend und fesselten mich beim Lesen. Denn keinem der Beteiligten geht es zu Beginn so richtig gut. Nicht einmal zum Ende des Romans, aber da gibt es wenigstens Hoffnungsschimmer zur Versöhnung. Val McDermid ist halt eine Meisterin ihres Fachs.

Jedes Kapitel beginnt mit einem Zitat aus dem fiktive Sachbuch des Kriminalpsychologen Dr Tony Hill. Hier nennt er Regeln zum Profiling. Diese Gestaltung ist sehr passend, denn Tony Hill will im Gefängnis ein Buch schreiben, wofür er zuvor nie die Zeit hatte.

Die gesamte Geschichte selbst wird jeweils aus der Sicht der für den Strang forcierten Protagonisten erzählt. Dies geschieht in den einzelnen Kapiteln. Nach jedem Kapitel wechselt die Perspektive und erzählt wird die Handlung der jeweiligen Hauptfigur. Natürlich aber bedingen die Kapitel einander. Es wäre zu simpel anzunehmen, man könne sich alle Kapitel beispielsweise um Carol Jordan heraussuchen, nacheinander lesen und dann hätte man eine Geschichte innerhalb der Geflechts abgeschlossen. Das wäre zu einfach. Dafür werden zu viele Informationen zu dieser parallelen Geschichte auch in den anderen Kapiteln hinterlassen.

Das Thema der verbuddelte Mädchenleichen ist eines, wie sich herausgestellt hat, das die britische Literatur schon lange beschäftigt. In den letzten drei Jahrzehnten gab es immer wieder entsprechend spekulative Enthüllungen. Zwar spricht McDermid vom Orden der „Seligen Perlen“, aber tatsächlich sind diese Vorfälle unter dem Namen der „Barmherzigen Schwestern“ – so auch ein Filmtitel- bekannt. Wer mehr über diese Verbrechen in unterhaltendes Romanform erfahren möchte, sollte einmal einen Blick in die Bücher »Auf den den zerbrochenen Flügeln der Freiheit« von Rebecca Michéle und »Das Haus der Verlassenen« von Emily Gunnis werfen.

»Der Knochengarten« ist sehr zu empfehlen, wenn man nicht immer geradeaus ermitteln sondern viel über Menschen erfahren möchte. Schicksale und Beziehungen sowie Konflikte von Val McDermid in vollendeter Form spannend präsentiert!

© Detlef Knut, Düsseldorf 2020