Profilbild von DetlefKnut

DetlefKnut

Lesejury Star
offline

DetlefKnut ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit DetlefKnut über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 23.07.2022

Faktenreiche und interessante Geschichten

Singende Barsche
0

Mit Buch ist mir doch tatsächlich ein kleines Büchlein mit mehr als sechzig Kriminalgeschichten aus meiner Heimat Mecklenburg-Vorpommern in die Hände gekommen.

Der Autor Bert Lingnau veröffentlich seit ...

Mit Buch ist mir doch tatsächlich ein kleines Büchlein mit mehr als sechzig Kriminalgeschichten aus meiner Heimat Mecklenburg-Vorpommern in die Hände gekommen.

Der Autor Bert Lingnau veröffentlich seit vielen Jahren im kultur kalender von MV jeden Monat einen authentischen Kriminalfall aus den Regionen. Bereits 2016 erschien mit nicht ganz fünfzig dieser Fälle das Büchlein »Rübe ab!«. Mit »Singende Barsche« folgte nun der zweite Teil mit weit über fünfzig Fällen.

Die einzelnen Kriminalfälle sind Geschichten und Anekdoten sind sorgfältig recherchiert, sofern noch Informationen zu den authentischen Fällen existieren. Sie wurden vom Autor aufbereitet und bestens präsentiert. Es sind teils lustige, teils aber auch bewegende Geschichten aus vielen Jahrzehnten, die von Armut, Not und Elend aus diesen nördlichen Teilen Deutschlands erzählen.

Ein Inhaltsverzeichnis gliedert die Geschichten in die verschiedenen Tatorte. Jede Geschichte ist drei Seiten lang und enthält eine Abbildung. Das ist oft ein Bild aus dem jeweiligen Ort, entweder aktuell oder historisch. Jedes Kapitel wird mit der Karikatur eines Barsches begleitet, der darauf hinweist, ob es sich um eine lustige oder ernstzunehmende Geschichte handelt. Am Ende des Taschenbuches gibt es ein seitenlanges Quellenverzeichnis.

Da das Buch auch als Reiseführer zu den Tatorten für Meck-Pomm-Touristen oder Hobbykriminalisten genutzt werden kann, fehlt auch keine Klappkarte. In dieser Karte sind wieder die Symbole der Barsche enthalten und geben einen Überblick, an welchen Orten ein Verbrechen stattgefunden hat. Das ist toll gemacht.

Die faktenreichen Geschichten stammen aus mehreren hundert Jahren und bieten einen Blick auf die Zeitgeschichte der Regionen im Nordosten Deutschlands. Die Anlässe für die Verbrechen sind recht unterschiedlich. Sind es einmal Weihnachtsbaumdiebe, so können es beim nächsten Mal schlitzohrige Fischer oder aber auch Kindsmörder sein. Und so ist auch der Mörder seiner Familie dabei, der keinen Ausweg aus der Not sieht, letztendlich aber nicht den Mut aufbringt, wie gedacht, auch sich selbst zu richten. In einer anderen Geschichte wird über das „Sündenhaus“ in der Stralsunder Schillstraße berichtet, welches um 1913 gerum zu einem Stralsunder Skandal wurde. Und der Leser erfährt von der letzten Schlacht, in der die dänische Krone im Jahre 1227 versucht hat, Norddeutschland an sich zu reißen.

Stets als Begleiter für eine Reise in Mecklenburg-Vorpommern zu empfehlen. Aber auch jeder Mecklenburger wird sich über diese Fakten aus seiner Heimat wundern und freuen können.

© Detlef Knut, Düsseldorf 2022

Veröffentlicht am 27.06.2022

Das Leben von Lancelot - Sparsam und episch geschildert

Lancelot
0

Dieser historische Roman von Giles Kristian nimmt sich der legendären Artussage an. Diese wird aus der Sicht eines der Ritter von König Artus, oder auch Arthur, erzählt. Anhand seines Lebens nähert man ...

Dieser historische Roman von Giles Kristian nimmt sich der legendären Artussage an. Diese wird aus der Sicht eines der Ritter von König Artus, oder auch Arthur, erzählt. Anhand seines Lebens nähert man sich der Sage um den berühmten König und seiner Tafelrunde.

Lancelot ist ein Kind, Thronfolger und er bewundert den Falkner des Hofes, als sie plötzlich von König Claudas und dessen Krieger überfallen werden. Viele Männer seines Vaters werden hingemetzelt. Und sie werden aus ihrem Land vertrieben. Mühselig machen sie sich auf den Weg.

Nach langen Märschen gelangen sie an ein Stückchen Land, auf welchem sich Diebe und andere Verbrecher breitgemacht haben. Der Herrscher an diesem Ort wird Bettlerkönig genannt. Er gewehrt König Ban „Asyl“, heißt ihn willkommen. Doch diese Grüße halten nicht lange, da werden der fliehende König mit seinen Leuten erneut überfallen. Aber der Bruder des Königs, Lancelots Onkel, hat den Komplott initiiert und für den Tod seines Bruders gesorgt.

Giles Kristian folgt etwas den Spuren von Uthred, des Helden von Bernhard Cornwell. Doch ist Kristian eher ein Erzähler mit langen epischen Sequenzen. Bedächtig schreitet die Handlung voran, gibt jedem Aspekt in den Köpfen der Figuren genügend Raum, um ein umfassendes Bild ihres Inneren zu geben.

Dialoge werden im Roman sparsam eingesetzt. Wortgefechte sind kaum zu entdecken, auch wenn mancher Satz in Anführungszeichen gehüllt wurde.

So sehr auch die Geschichte aus dem Umfeld von Artus interessiert, so sehr zog sich diese Geschichte doch hin. Ich hatte mit mehr Abenteuer und Action gerechnet, als mit langwierigen Erzählsträngen. Die Dramaturgie blieb leider außen vor. Und damit auch der Kleister, der den Leser an einem Roman festhalten lässt.

Ich gebe dennoch eine Empfehlung, weil er das Geschehen um Britannien zur damaligen Zeit in einem anderen Licht darstellt, auch wenn er nicht so reißerisch daherkommt.

© Detlef Knut, Düsseldorf 2022

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
Veröffentlicht am 22.06.2022

Wo ein Geheimnis ist, ist auch ...

Das zweite Geheimnis
0

Dieser Roman von Titus Müller ist der zweite Roman der Trilogie um Ria Nachtmann, der Agentin des Bundesnachrichtendienstes, die in der DDR im Einsatz war. Während der erste Band »Die fremde Spionin« zur ...

Dieser Roman von Titus Müller ist der zweite Roman der Trilogie um Ria Nachtmann, der Agentin des Bundesnachrichtendienstes, die in der DDR im Einsatz war. Während der erste Band »Die fremde Spionin« zur Zeit des Mauerbaus spielt, lernt der Leser Ria Nachtmann nun 12 Jahre später kennen. Sie hat den Geheimdiensten abgeschworen und arbeitet nun als Sekretärin in der Kommerziellen Koordinierung unter Dr. Schalck, dem Außenhandelsmogul der DDR.

In wechselnden Kapiteln werden sowohl Henning als auch Ria vorgestellt. Henning ist auf Posten bei den Grenztruppen der DDR. Sein Leben ist nach der Degradierung aus den Fugen geraten und er versucht, aus der DDR zu fliehen.

Aber nicht nur Henning birgt ein Geheimnis in sich. Er ist der Schwager von Ria und Ria macht gerade Urlaub am Goldstrand in Bulgarien. Zwar ist sie dort mit Freundinnen, doch sie möchte sich nach vielen Jahren mit Jens, einem Journalisten aus der Bundesrepublik, treffen. Er muss immer noch glauben, dass Ria ihn vor Jahren verraten hat. Aber sie liebt ihn immer noch und muss ihr Verhalten von damals richtigstellen.

Doch ein Geheimnis zu verbergen, während man unter Beobachtung der Staatssicherheit steht, kann schwierig werden.

Der in Leipzig geborene Autor Titus Müller ist zwar zu jung, um die Handlungen seiner Romane selbst erlebt haben zu können, aber dagegen hilft schließlich eine umfangreiche Recherche und vielleicht einige Fragen an Oma und Opa. Doch um es kurz zu machen: Er bringt das Feeling der Zeit mit wortgewaltigen und bildreichen Beschreibungen ungemein authentisch rüber. Selbst kleinste Details, an die man sich selten erinnert, wenn man nicht gerade davon hört oder liest, scheinen zu stimmen. Alltagsgegenstände, wie das Fit, genauso wie politische oder gesellschaftliche Aktionen, wie die Weltfestspiele.

Ich habe es genossen, wieder an Sachen erinnert zu werden und hierbei zusätzlich Fakten genannt zu bekommen, von denen ich noch nicht gehört hatte. Auch, wenn die Geschichte erfunden und fiktiv ist, so erscheint sie tatsächlich so, wie sie tatsächlich stattgefunden haben könnte.

Fakten und Feeling sind aber nicht alles, was dieser fesselnde Roman bietet. Die Spannung kommt keinesfalls zu kurz und sie setzt sofort bei den ersten beiden Kapiteln an. Denn bereits die Anbahnung einer Republikflucht und ein erstes Treffen in Bulgarien mit einem Bundesbürger versetzt den Leser in ein Dran-bleiben-wollen. Zumal man weiß, dass die beiden Hauptfiguren miteinander etwas zu tun haben.

Ein Roman, der in einer Zeit spielt, von der ich nicht erwartet hatte, dass er mich dennoch so packen kann. Deshalb von mir meine höchste Empfehlung.

© Detlef Knut, Düsseldorf 2022

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 15.06.2022

Die Grande Dame und das Arsen

Lacroix und das Sommerhaus in Giverny
0

Dies ist der dritte Kriminalroman um den ruhigen Pariser Commissaire Lacroix, der von seinen Kollegen und Mitarbeitern auch gerne „Maigret“ genannt wird, weil er nicht zu letzt durch das Rauchen einer ...

Dies ist der dritte Kriminalroman um den ruhigen Pariser Commissaire Lacroix, der von seinen Kollegen und Mitarbeitern auch gerne „Maigret“ genannt wird, weil er nicht zu letzt durch das Rauchen einer Pfeife so verdammt viel Ähnlichkeit mit der Figur des George Simenon hat.

In den Sommermonaten, besonders im August, machen die Pariser Urlaub und fahren ans Meer oder aufs Land. Auch Lacroix genießt diese Zeit, in der viele Cafés und Restaurants geschlossen haben. Doch diesen August erhalten er und seine Frau, die Bürgermeisterin im 5. Arrondissement, eine ganz besondere Einladung.

Die ehrwürdige Dame Madame de Touquet hat etwas mit dem Kommissar zu besprechen und duldet keinen Aufschub. Sie erwartet Lacroix in ihrem Prachtbau nahe den Tuillerien mit Blick auf den Eiffelturm und teilt ihm mit, dass sie vermutet, vergiftet zu werden. Er möge sich der Sache annehmen und solle mit seiner Gattin am Abend auf das Landhaus von ihr in Giverny kommen. Dort findet das jährliche Sommerfest statt und er könne dabei am besten ihre Verwandten, die vier Söhne mit Gattinnen und Lebensgefährtinnen, in Augenschein nehmen.

Wie immer beschreibt Alex Lépic, der mit bürgerlichem Namen Alexander Oetker heißt und als solcher andere Krimis in den Bestsellerlisten hält, das Paris in anmutender und bildhafter Sprache, so dass man als Leser sofort gewillt ist, dorthin wieder eine Reise zu tun.

Die Figur des Kommissars ist bewusst angelegt wie die des Maigret. Beide haben ein Lieblingscafé, beide sind verheiratet, beide rauchen Pfeife. Einziger Unterschied: Lacroix nervt es gewaltig, wenn er in den Medien auch mit seinem Spitznamen Maigret genannt wird. Das ist ihm zuwider. Er hat das Gefühl, dass ihn das unter Druck setzt.

Der Kriminalfall verläuft zunächst mit geradlinigen Ermittlungen bis es eine unverhoffte Überraschung gibt. Ab dem Moment kann der Leser mit seinen Spekulationen aufhören, denn es kommt doch anders als erwartet.

Das Buch ist immer eine Empfehlung wert. Gute Unterhaltung, gepaart mit Spannung und einem angenehmen Pariser Ambiente. Es eignet sich nicht nur für Parisliebhaber und Simenon-Fans, sondern verführt den einen oder anderen zu einem Besuch in diese quirlige Stadt.

© Detlef Knut, Düsseldorf 2022

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 18.05.2022

Nicolas Barreau und sein Paris

Du findest mich am Ende der Welt
0

Der Roman von Nicolas Barreau erschien erstmals 2008. Nun wurde er bei Rowohlt neu aufgelegt. Der 1980 in Paris geborene Schriftsteller Nicolas Barreau ist bekannt für seine anrührenden Liebesromane, die ...

Der Roman von Nicolas Barreau erschien erstmals 2008. Nun wurde er bei Rowohlt neu aufgelegt. Der 1980 in Paris geborene Schriftsteller Nicolas Barreau ist bekannt für seine anrührenden Liebesromane, die vor der Kulisse von Paris spielen.

Die Geschichte ist schnell erklärt. Sie gibt sofort den Spannungsbogen von der ersten bis zur letzten Seite. Der Galerist Jean-Luc findet eines Morgens einen handgeschriebenen Liebesbrief einer unbekannten Frau in seiner Post. Der Brief erscheint ihm mehr als ungewöhnlich, nicht nur weil er per Hand geschrieben ist, sondern weil er direkt an ihn unter Nennung seines Spitznamen Duc und ohne Anschrift adressiert worden ist. Er wurde also auch persönlich vorbeigebracht. Aber am Ungewöhnlichsten ist die Tatsache, dass sich die Absenderin nicht zu erkennen gibt. Lediglich ihr weibliches Geschlecht gibt sie Preis, indem sie sich „Die Principessa“ nennt. Jean-Luc redet sie weiterhin mit seinem Spitznamen an, wodurch sie sehr vertraut mit ihm scheint, hingegen zermartert er sich den Kopf, wer hinter der Principessa stecken könnte.

Leser fiebern mit dem armen Galeristen mit, wenn er versucht, die Briefschreiberin aufzudecken. Vom ersten Moment an möchte man genau wie der Protagonist wissen, wer dahinter steckt. Obwohl Jean-Luc große Auswahl an möglichen Frauen zur Genüge hat.

Nicolas Barreau verwendet neben normaler Erzählung und Dialog vor allem die Briefe zwischen beiden, um sie näher bekannt zu machen. Der Schreibstil der Briefe, die auch als E-Mail zwischen beiden hin und her gehen, ist smart und elegant. Mal liebevoll an, mal aggressiv provozierend. Mal beleidigend, mal entschuldigend.

Aber Nicolas Barreau lässt lange nicht alles nur in den Briefen geschehen. Das normale Leben geht weiter, es werden Ausstellungen vorbereitet und Geschäfte abgeschlossen. Jedoch macht Jean-Luc seine ganzen Freunde kirre mit der Suche nach der Unbekannten. All dies geschieht in einem herzerfrischenden Plauderton, mit dem uns der Schriftsteller in sein Paris entführt. Paris-Liebhaber werden sich sehr wohlfühlen, wenn Sie mit dieser Geschichte in Gedanken über die Boulevards und durch die Gassen von Saint Germain schlendern.

»Du findest mich am Ende der Welt« ist ein spannender Liebesroman, der manche Überraschung und ganz viel Paris bietet. Ich empfehle Ihn sehr gerne und gebe volle Punktzahl.

© Detlef Knut, Düsseldorf 2022

  • Einzelne Kategorien
  • Cover