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Veröffentlicht am 25.08.2018

Augen zu und durch

Der Blaubeergarten
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Greer O‘Reilly ist eine alleinerziehende Mutter, die mit ihrer kleinen Tochter Sophie in Australien lebt und in einer PR-Agentur arbeitet. Ihr Ex-Freund Nick ist Fotograf und überall auf der Welt zuhause, ...

Greer O‘Reilly ist eine alleinerziehende Mutter, die mit ihrer kleinen Tochter Sophie in Australien lebt und in einer PR-Agentur arbeitet. Ihr Ex-Freund Nick ist Fotograf und überall auf der Welt zuhause, deshalb hat er sie mit dem Kind sitzenlassen. Irgendwie bekommt sie ihr Leben nicht auf die Reihe, sie kann nicht wirklich für ihre Tochter da sein, da ihr der Job alles abverlangt und ihre Chefin auch nicht viel Rücksicht darauf nimmt, dass sie ein Kind hat. Deshalb verliert Greer auch dann ihre Arbeit und muss sich etwas Neues für sich und ihre Tochter ausdenken. Ein Immobilieninserat über eine Blaubeerplantage in Huntley weckt in ihr den Wunsch, diese zu erwerben und mit Sophie nochmals ganz neu anzufangen. Charlie, der ehemalige Eigentümer der Plantage, ist ein alter Kauz und weigert sich, sein altes Zuhause zu verlassen. Da hat Greer alle Hände voll zu tun, sich gegen Charlie und vor allem gegen seinen Sohn Warren zu wappnen. Ob es ihr wohl gelingt, mit Sophie auf der Plantage heimisch zu werden?
Glenna Thomson hat mit ihrem Debüt „Der Blaubeergarten“ einen leichten Unterhaltungsroman vorgelegt. Der Schreibstil ist flüssig und lässt den Leser nach kleinen Anfangsschwierigkeiten gut in die Geschichte eintauchen. Schnell steht er unsichtbar an Greers Seite und erlebt ihr kompliziertes Leben und ihre anfängliche Pechsträhne hautnah mit. Die Autorin gibt neben der Geschichte auch einen guten Einblick über den Anbau und die Ernte von Blaubeeren, was recht informativ ist. Die Landschaftsbeschreibungen sind sehr detailliert und farbenfroh, so dass der Leser alles sehr gut vor Augen hat. Auch die Thematik, wie schwer es alleinerziehende Mütter haben, Beruf und Kind unter einen Hut zu bringen, während die Arbeitgeber wenig Rücksicht darauf nehmen, kommt in der Handlung gut zum Ausdruck.
Die Charaktere sind individuell ausgearbeitet und in Szene gesetzt worden. Sie wirken lebendig und authentisch. Gleichzeitig bleiben die meisten von ihnen auch recht unnahbar, so dass es dem Leser schwer fällt, mit ihnen zu fühlen und sich in sie hineinzuversetzen. Greer ist eine Frau, die es nicht leicht hat in ihrem Leben. Sie muss allein für sich und ihre Tochter sorgen, ist auf ihre Arbeit angewiesen. Dabei kommt ihr Kind leider zu kurz, was ihr natürlicherweise ein schlechtes Gewissen verursacht. Greer wirkt oftmals kopflos und leider auch sehr naiv. Sie lässt sich mit einem Kunden ein, ohne wirkliche Gefühle für ihn zu hegen. Dann trifft sie von jetzt auf gleich weitreichende Entscheidungen, ohne groß darüber nachzudenken nach dem Motto „alles ist besser als was ich jetzt habe“. Tochter Sophie wirkt dagegen wie ein typisches kleines Mädchen, die gern mehr Zeit mit ihrer Mutter verbringen würde. Charlie ist zwar ein grantiger alter Kerl, aber er hat das Herz auf dem rechten Fleck. Er ist hilfsbereit und „ein alter Baum, den man nicht mehr verpflanzt“. Kein Wunder, dass er sich an sein Zuhause klammert. Auch die weiteren Protagonisten geben der Handlung zusätzlichen Input.
„Der Blaubeergarten“ ist ein locker-leichter Roman über einen Neuanfang mit Zuckerguß, der dem Leser kurzweilige Unterhaltung bietet. Eingeschränkte Leseempfehlung!

Veröffentlicht am 11.08.2018

"Für jene, die leiden im wilden Meer"

Beim Ruf der Eule
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Die fast 80-jährige Maeve Maloney führt das Sea View Lodge, das sie von ihren Eltern übernommen hat und schon immer ihr Elternhaus war. Ihre Gäste sind von besonderer Art, denn sie sind gehandicapt. Besonders ...

Die fast 80-jährige Maeve Maloney führt das Sea View Lodge, das sie von ihren Eltern übernommen hat und schon immer ihr Elternhaus war. Ihre Gäste sind von besonderer Art, denn sie sind gehandicapt. Besonders Len und Steph gibt sie ein Zuhause und kümmert sich rührend um die beiden. Eines Tages wird Maeve durch den Besuch ihres alten Jugendfreundes Vincent Roper überrascht. Die beiden haben sich sehr lange nicht gesehen, der Kontakt war mehr oder weniger sporadisch, denn Maeve hat Vincent nach einer geplatzten Hochzeit vor über 50 Jahren aus ihrem Leben gejagt. Aber Vincent blieb über all die Jahre hartnäckig und schrieb Briefe und Postkarten. Durch sein Auftauchen wird für Maeve allerdings die Vergangenheit wieder sehr präsent, erinnert er sie doch an ihre Zwillingsschwester Edie, die sie über alles geliebt hat…
Emma Claire Sweeney hat mit ihrem Buch „Beim Ruf der Eule“ einen wunderschönen und gefühlvollen Debütroman vorgelegt. Der Schreibstil ist flüssig und trägt den Leser direkt in die Handlung hinein. Der Leser schaut von Beginn an über Maeves Schulter und erlebt sie beim Führen und Agieren in ihrer Pension und mit ihren Gästen. Dabei erhält er einen sehr guten Einblick in Maeves Gedanken- und Gefühlswelt. Die Handlung beschränkt sich allerdings nicht nur auf die Gegenwart, sondern wird immer wieder durch Einschübe unterbrochen, die entweder Maeves Rückblenden an die Vergangenheit oder Gedanken von Edie beinhalten, dazu gibt es Arztberichte und Briefe von anderen Protagonisten, die Licht in einzelne Situationen der Geschichte bringen und zum besseren Verständnis beitragen. Gerade durch die verschiedenen Blickwinkel wird dem Leser das Gefühl gegeben, alles hautnah mitzuerleben und die Gedanken und Reaktionen der Protagonisten nachvollziehen zu können. Die Autorin beschäftigt sich in ihrem Roman sehr einfühlsam mit einem schwierigen Thema, da sie diesbezüglich eigene Erfahrungen gemacht hat. Das Leben mit einem behinderten Familienmitglied ist für alle Angehörigen anstrengend, kräftezehrend und von Entbehrungen geprägt. Gleichzeitig wird ihr Leben durch viele schöne und außergewöhnliche Momente bereichert und lässt sie sehr viel enger zusammenrücken. Erschütternd zu lesen waren die Ansichten der Ärzte über eine mögliche Sterilisierung aufgrund der jeweiligen Erkrankung, wenn sie auch durchdacht und bis zu einem gewissen Grad verständlich sind.
Die Charaktere sind einzigartig ausgearbeitet und wirken deshalb umso glaubwürdiger und lebendiger. Der Leser hat das Gefühl, als könne er sie leibhaftig vor sich sehen und kommt ihnen während der Lektüre wahnsinnig nah. Dabei bleibt es nicht aus, dass die Achterbahn der Gefühle, die sich durch die Geschichte zieht, auch den Leser erwischt. Maeve ist inzwischen eine alte Dame, die immer noch sehr energisch ihre Pension sowie ihre Angestellten und ihre Gäste im Griff hat. Sie wirkt wie eine selbstbewusste Frau, doch in ihren Gedanken an die Vergangenheit ist sie eher weich und voller Empathie, oftmals ängstlich und mit wenig Selbstbewusstsein ausgestattet. Sie leidet seit Ewigkeiten unter Schuldgefühlen und man hofft als Leser einfach, dass sie endlich mit sich selbst Frieden schließen kann. Len und Steph sind zwei Pensionsbewohner mit Down Syndrom, um die sich Maeve liebevoll kümmert und für die sie die Verantwortung auf sich genommen hat. Die beiden wirken ein wenig chaotisch, aber herrlich normal, während sie die erste Liebe entdecken. Zenka ist die gute Seele der Pension, ein Mädchen für alles, die so liebevoll mit allen umgeht und nie ein böses Wort ihre Lippen verlässt. Vincent ist ein ruhiger und zurückhaltender Mann, der Maeve wohl schon immer sehr geliebt hat und als einziger um Maeves Vergangenheit und ihre Schicksalsschläge weiß. Auch die übrigen Protagonisten wie Lens Mutter Dot, Dave oder auch die Sozialarbeiterin spielen wichtige Rollen in der Handlung und geben zusätzliche Spannung.
„Beim Ruf der Eule“ ist ein rundum gelungener emotionaler und auch nachdenklich stimmender Roman, den man nicht einfach mal eben so liest. Die Autorin nimmt den Leser an die Hand und führt ihn durch verschiedene miteinander verwobenen Lebenläufe, die sich immer wieder in einer Ausnahmesituation befinden, aber gleichzeitig auch so bereichernd und voller Liebe sind. Ein wunderbares und besonderes Buch, dessen Geschichte noch lange bleibt, während die letzte Seite gelesen ist. Absolute Leseempfehlung für eine echte Entdeckung!

Veröffentlicht am 11.08.2018

Dritter Besuch auf Blackberry Island

Meeresrauschen und Inselträume
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Eigentlich wollte Nina selbst einmal Ärztin werden, doch aus falscher Rücksichtnahme auf ihre Familie davon Abstand genommen. Als Arzthelferin arbeitet sie nun in der Praxis ihrer Freundin Andi auf Blackberry ...

Eigentlich wollte Nina selbst einmal Ärztin werden, doch aus falscher Rücksichtnahme auf ihre Familie davon Abstand genommen. Als Arzthelferin arbeitet sie nun in der Praxis ihrer Freundin Andi auf Blackberry Island und hält der Ärztin in allen Belangen den Rücken frei. Sie ist froh, hier untergekommen zu sein, denn den alten Job musste sie kündigen, um nicht ihrem Ex Dylan über den Weg zu laufen, der die Praxis seines Vaters übernehmen wird. Um ihre Mutter Bonnie muss sich Nina ebenfalls kümmern, da passt es überhaupt nicht, dass sich ihre selbstsüchtige Schwester Averil auch ungebeten in dem alten Haus einnistet, um sich von ihrer Ehe zu erholen, denn sie ist keine große Hilfe. Nina hat an allen Ecken und Enden zu tun. Dann ist da auch noch der alte Jugendfreund Kyle, der immer wieder ihren Weg kreuzt. Und auch Dylan steht auf einmal auf der Matte…
Susan Mallery hat mit ihrem Buch „Meeresrauschen und Inselträume“ den dritten Band ihrer Blackberry Island-Serie vorgelegt, der den anderen an Romantik und Verwicklungen in nichts nachsteht. Der Schreibstil ist locker-leicht, bei dem auch der Humor nicht zu kurz kommt. Er nimmt den Leser sofort mit auf die Insel und deren sympathische Bewohner, wo man sich schnell wieder zuhause und unter Freunden fühlt. An der Seite von Nina erlebt der Leser allerhand Probleme, der sich die junge Frau stellen muss. Es geht um Verantwortung annehmen und abgeben, um Entscheidungen, um Liebe und heimliche Träume, die sich erfüllen sollen. Die Autorin verpackt diese Themen auf unterhaltsame gefühlvolle Art und Weise, dass es den Leser ans Herz geht. Dabei lässt sie den Zauber der Insel in wunderbaren farbenfrohen Bildern vor dem inneren Auge des Lesers entstehen, so dass man gar nicht anders kann, als sich angesprochen und mit den Protagonisten zu fühlen.
Die Charaktere sind liebevoll ausgestaltet und mit Ecken und Kanten versehen. Durch ihre individuellen Eigenschaften wirken sie lebendig und authentisch. Der Leser kann sich mit ihnen identifizieren und mit ihnen leiden, hoffen und bangen. Nina ist eine sympathische Frau, die immer wieder zurückgesteckt hat, um es anderen recht zu machen. Sie hat sowohl für ihre Mutter als auch für ihre Schwester Verantwortung übernommen und das nie in Frage gestellt. Dabei sind ihre eigenen Wünsche und Träume auf der Strecke geblieben. Nina muss lernen, sich mal ausschließlich nur um sich selbst zu kümmern und allen anderen ohne ihr Eingreifen ihren eigenen Kram erledigen zu lassen. Mutter Bonnie benimmt sich wie eine willenlose Puppe, die alles anderen überlässt und in den Tag hineinlebt. Averil ist eine selbstsüchtige verzogene Frau, die grundsätzlich andere dafür verantwortlich macht, wenn bei ihr etwas schief läuft. Kyle ist ein netter Mann, der schon seit seiner Jugend in Nina verliebt ist und endlich auf eine Chance hofft. Die anderen Protagonisten wissen ebenfalls zu überzeugen und einiges an Spannung in die Handlung miteinfließen zu lassen.
„Meeresrauschen und Inselträume“ ist ein wunderschöner Liebesroman mit unterschwellig ernsten Tönen, der durchgängig zu fesseln weiß und dem Leser kurzweilige Lesestunden beschert. Absolute Leseempfehlung!

Veröffentlicht am 11.08.2018

Die fremde Mutter

Ein Teil von ihr
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Andrea Mitchell lebt mit ihrer 55-jährigen Mutter Laura in dem kleinen beschaulichen Ort Belle Isle in Georgia. Laura ist geschieden, hat aber zu ihrem Exmann Gordon ein gutes Verhältnis. An ihrem 31. ...

Andrea Mitchell lebt mit ihrer 55-jährigen Mutter Laura in dem kleinen beschaulichen Ort Belle Isle in Georgia. Laura ist geschieden, hat aber zu ihrem Exmann Gordon ein gutes Verhältnis. An ihrem 31. Geburtstag ist Andrea mit ihrer Mutter zu einem gemeinsamen Essen verabredet, doch sie geraten in einen Amoklauf, der für zwei Frauen tödlich endet und Andrea eine völlig neue Seite ihrer Mutter präsentiert, denn Laura tötet den Täter und all dies ist über ein Internetvideo für alle zu sehen. Andrea weiß nicht, was sie vom Verhalten ihrer Mutter halten soll, doch ausgerechnet sie wird von Laura und ihrem Stiefvater genötigt, keine Aussagen zu machen und sich aus dem Elternhaus zu entfernen. Als Laura überfallen und gefoltert wird, da Menschen aus ihrer Vergangenheit sie durch das Video gefunden haben, wird Andrea aktiv und begibt sich auf die Suche nach Antworten über das Vorleben ihrer Mutter…
Karin Slaughter hat mit ihrem Buch „Ein Teil von ihr“ einen spannenden und fesselnden Thriller vorgelegt. Der Schreibstil ist flüssig und nimmt den Leser von Anfang an mit in die Geschichte hinein, wo er mal an der Seite von Andrea, mal an der von Laura alles hautnah miterlebt. Die Handlung erstreckt sich auf zwei Zeitebenen und lässt neben der Gegenwart das Jahr 1986 mit der Vergangenheit von Laura wiederauferstehen. Durch die wechselnden Perspektiven weiß die Autorin die Spannung der Geschichte immer weiter zu steigern. Es ist fast wie eine Schnitzeljagd, an der der Leser teilnimmt und nach und nach genauso wie Andrea immer mehr über Lauras Leben erfährt. Mit geschickten Wendungen und Überraschungseffekten versteht es die Autorin, den Leser in Atem zu halten bis zum finalen Schluss.
Die Charaktere sind sehr differenziert ausgearbeitet, haben Ecken und Kanten, die sie sehr real aber auch geheimnisvoll wirken lassen. Als Leser kann man sich nie sicher sein, was im nächsten Moment geschieht und ob man bereits alle Facetten der Persönlichkeit schon erfasst hat. Andrea ist eine naiv wirkende Frau, die ihrer Mutter vertraut und ihr sehr verbunden ist. Doch dann muss sie erkennen, dass sie keine Ahnung hat. Sie hat es sich gemütlich in ihrem Leben eingerichtet und nun steht alles, woran sie geglaubt hat Kopf. Für sie bedeutet es, unangenehm in der Realität gelandet zu sein und sich dem zu stellen, was sich ihr für Wahrheiten bieten. Laura hat sich vor langer Zeit eine neue Identität erschaffen. Sie lebt ein normales unscheinbares Leben, um nicht aufzufallen und Altlasten aus der Vergangenheit keine Chance zu geben. Sie hat sich regelrecht hinter der Normalität versteckt. Sie hat ihre Geheimnisse gehütet und allen ein völlig anderes Gesicht gezeigt. Weitere Protagonisten geben der Handlung zusätzliche Spannung und dem Leser Rätsel auf, wer gut und wer böse ist.
„Ein Teil von ihr“ ist ein packender Thriller, der den Leser auf einen wahnsinnigen Roadtrip entführt auf der Suche nach der Wahrheit spannungsgeladen bis zum Schluss. Auf jeden Fall eine Leseempfehlung!

Veröffentlicht am 11.08.2018

Der Kampf um den Erhalt der Papiermühle

Das Geheimnis der Papiermacherin
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1621 Nürnberg. Anna Pecht ist nach dem Tod der Mutter mit ihrem Vater allein, der eine Papiermühle betreibt. Leider frönt er immer mehr dem Alkohol und dem Glücksspiel, worunter das Familiengeschäft leidet, ...

1621 Nürnberg. Anna Pecht ist nach dem Tod der Mutter mit ihrem Vater allein, der eine Papiermühle betreibt. Leider frönt er immer mehr dem Alkohol und dem Glücksspiel, worunter das Familiengeschäft leidet, denn er kann seine Aufträge nicht mehr bedienen und führt die Mühle regelrecht in den Bankrott. Zudem sind Rohstoffe für das Papier durch den Krieg kaum noch zu bekommen. Doch Anna will die Mühle unbedingt erhalten und tut alles menschenmögliche, um die Mühle wieder auf Kurs zu bringen, auch wenn manche ihrer Ideen am Rande der Legalität sind. Leider macht ihr auch noch der größte Konkurrent Bartholomäus von Treist das Leben schwer. Ausgerechnet Bartholomäus Bruder Johann aber treibt den Herzschlag von Anna höher, dabei soll dieser sie im Namen seines Bruders ausspionieren. Wird es Anna gelingen, die Papiermühle trotz aller Widrigkeiten zu retten?
Andrea Bottlinger hat mit ihrem Buch „Das Geheimnis der Papiermacherin“ einen sehr unterhaltsamen historischen Roman vorgelegt. Der Schreibstil ist flüssig und bildhaft, er nimmt den Leser direkt mit ins 17. Jahrhundert in die Zeit des Dreißigjährigen Krieges, um dort Anna und ihre Verhältnisse kennenzulernen und sie bei ihrem Kampf um den Erhalt der Papiermühle zu begleiten. Die Autorin hat den geschichtlichen Hintergrund gut recherchiert und mit ihrer Handlung verwebt. Der Leser bekommt einen guten Eindruck über die damaligen Lebensverhältnisse, die verschiedenen Gesellschaftsschichten und die täglichen Beeinträchtigungen der Bevölkerung durch die Auswirkungen des Krieges, der die Stadt Nürnberg zwar noch nicht erreicht hat, sich dennoch in vielen Dingen schon bemerkbar macht und mit welchen Notlösungen die Menschen damals ums Überleben kämpften. Durch die lebhaften Schilderungen der Autorin darf der Leser alles hautnah miterleben und sich in einer vergangenen Zeit umsehen.
Die Charaktere sind sehr schön ausgearbeitet und mit individuellen Eigenschaften versehen, die ihnen Leben und Authentizität verleihen. Anna ist eine junge Frau, die sich gegen Widerstände zu behaupten weiß. Sie hat es mit ihrem Vater nicht leicht und versucht alles, um die Papiermühle vor dem Untergang zu retten. Sie ist einfallsreich, mutig und freundlich, was ihr die Unterstützung von vielen Menschen sichert, die ihr bei ihrem Unterfangen helfen. Barholomäus ist ein harter Mann, der keine Konkurrenz neben sich duldet und mit unfairen Mitteln kämpft, sie niederzuringen. Er ist egoistisch und erfolgsverwöhnt, aber vor allem rücksichtslos. Johann ist ein attraktiver Mann, der sich ungern von seinem Bruder vor den Karren spannen lässt. Er ist ehrlich und kämpft für das, was ihm wichtig ist. Auch die übrigen Protagonisten wissen mit ihren Handlungen die Geschichte zu bereichern und sie noch farbenfroher zu gestalten.
„Das Geheimnis der Papiermacherin“ ist ein historischer Roman, der durch einen eingängigen Erzählstil und eine abwechslungsreiche Geschichte zu punkten weiß. Gute Unterhaltung verdient hier auf jeden Fall eine Leseempfehlung.