Profilbild von Dreamworx

Dreamworx

Lesejury Star
offline

Dreamworx ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit Dreamworx über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 28.01.2018

Ein Semester in Rom

Das Treiben der Blätter
0

Der englische Kunststudent Daniel kommt für nach Rom, um an der dortigen Universität ein Auslandssemester zu absolvieren. Bei der Suche nach einer Unterkunft lernt er den deutschen Studenten Jan kennen, ...

Der englische Kunststudent Daniel kommt für nach Rom, um an der dortigen Universität ein Auslandssemester zu absolvieren. Bei der Suche nach einer Unterkunft lernt er den deutschen Studenten Jan kennen, die beiden freunden sich sofort an. Um das Leben in Rom finanzieren zu können, brauchen die beiden jungen Männer auch einen Job und landen in der Bar „Daimon“, wo sie vom Besitzer Andrea für die Bar und für den Service eingestellt werden. Eines Abends taucht eine junge Frau in der Bar auf, die Daniel sofort fasziniert. Es stellt sich heraus, dass es sich bei Anita um die Stieftochter von Andrea handelt, die dieser mit Argusaugen überwacht. Anita und Daniel verlieben sich ineinander, aber die Beziehung ist schwierig, denn sie hat ein Geheimnis, dass sie unbedingt für sich behalten will. Daniel spürt, dass Anita ihm etwas vorenthält und schüttet seiner Professorin Claudia sein Herz aus. Claudia wird für ihn zu einer guten Freundin, die ihn lehrt, die Dinge zu hinterfragen. Aber auch Claudia steht an einem Wendepunkt in ihrem Leben und weiß nicht, in welche Richtung ihr Leben weitergehen wird. Ob Jan, Anita, Claudia, Daniel oder Andrea – sie alle verbringen mehr oder weniger viel Zeit miteinander und ihre Leben sind auf die eine oder andere Art verknüpft. Die Entscheidungen, die sie treffen, rufen Situationen hervor, die dramatische Dinge in Gang setzen…
Laura Mercuri hat mit ihrem Buch „Das Treiben der Blätter“ einen unterhaltsamen und gefühlvollen Roman vorgelegt, die die Zeitspanne von rund einem Jahr umschreibt und die damit verbundene Entwicklung der einzelnen Protagonisten. Der Schreibstil ist flüssig, der Leser wird schnell in die Handlung hineingesogen, um als unsichtbarer Schatten mal Daniel, mal Anita oder Claudia durch ihren Alltag, ihren Gedanken und Gefühlen zu folgen. Die Autorin versteht es sehr geschickt, das Leben der einzelnen Protagonisten langsam miteinander zu verknüpfen und so ein komplexes Netzwerk mit den auftauchenden Schwierigkeiten zu errichten. Der Spannungsbogen wird schon im Prolog aufgebaut, und der Leser fragt sich, was wohl der Auslöser für diese Tat gewesen sein könnte. Im Verlauf der Handlung schraubt sich die Spannung dann immer mehr in die Höhe, bis es zu einer Ausnahmesituation kommt. Durch die wechselnden Perspektiven, die entweder von Claudia, Daniel oder Anita erzählen, wird der Leser zum Mitdenken animiert, wie die eine oder andere Lebenslage wohl gelöst wird. Man wird regelrecht mit in das Leben der Protagonisten integriert und erlebt die gesamte Klaviatur der menschlichen Gefühle mit, die bei Themen von Eifersucht, Erpressung, Liebe, Gewalt, Lügen und Betrug aufkommen. Ebenso prallen hier durch die verschiedenen Nationalitäten unterschiedliche Verhaltensweisen und Ansichten aufeinander, die oftmals nur schwer miteinander in Gleichklang gebracht werden können.
Die Charaktere sind sehr unterschiedlich und individuell angelegt, wobei sie sehr lebendig und realistisch wirken. Der Engländer Daniel ist ein eher schüchterner junger Mann, dem selbst gar nicht bewusst ist, wie attraktiv er auf andere wirkt. Er ist offen, ehrlich, hilfsbereit und liebt die Kunst. Daniel kann Unwahrheiten nicht ausstehen. Sein Freund Jan stammt aus Deutschland, ist musisch begabt, doch wurde ihm von seinen Eltern ein Jurastudium regelrecht aufgezwungen. Claudia ist Kunstprofessorin an der Universität. Sie ist verheiratet mit Paolo und hat einen kleinen Sohn namens Mattie. Claudia fühlt sich in ihrer Ehe gefangen, Paolo unterdrückt sie und kritisiert sie ständig. Nie kann sie es ihm recht machen, dabei bleiben ihre Gefühle auf der Strecke und sie fragt sich, wie sie ihr Leben ändern kann. Anita ist eine begnadete Sängerin, versucht dieses aber vor ihrer Mutter geheim zu halten. Die beiden haben schon einige schwere Schicksalsschläge durchstehen müssen. Anita hasst ihren Stiefvater Andrea, der sie nicht nur bevormundet und ihr immer wieder zu nah kommt. Andrea ist ein Macho, wie man ihn sich vorstellt. Er hat nichts Liebenswertes an sich, manipuliert die Menschen um sich herum und ist doch eigentlich eher ein feiger Wicht. Ebenso erweitern weitere Protagonisten mit ihren eigenen kleinen Episoden die Geschichte.
„Das Treiben der Blätter“ ist ein (Liebes-)Roman, der nicht nur Familiengeheimnisse offen legt, sondern vor allem die Entwicklung der Protagonisten innerhalb eines Jahres begleitet und wie ihr Leben auf wundersame Weise miteinander verknüpft ist. Eine unterhaltsame Geschichte mit einigen kleinen Längen, die eine Leseempfehlung verdient.

Veröffentlicht am 28.01.2018

Das Band zwischen Schwestern

All die Jahre
0

1957. Die 21-jährige Nora Flynn macht sich mit ihrer jüngeren Schwester Theresa von Irland auf den Weg nach Amerika, wo ihr Verlobter Charlie sie in Boston schon erwartet und die beiden heiraten sollen. ...

1957. Die 21-jährige Nora Flynn macht sich mit ihrer jüngeren Schwester Theresa von Irland auf den Weg nach Amerika, wo ihr Verlobter Charlie sie in Boston schon erwartet und die beiden heiraten sollen. Obwohl Nora nicht begeistert ist, in die USA zu reisen, tut sie dies ihrer Schwester zuliebe, denn Theresa soll dort eine Ausbildung zur Lehrerin machen und nicht in einer Fabrik in Irland versauern. Als Theresa sich in den verheirateten Walter verliebt und auch noch schwanger wird, dieser aber nicht zu ihr steht, ist es Nora, die eine Entscheidung für sie beide trifft und damit die Entzweiung der Schwestern auslöst, die 50 Jahre dauern wird. Als 2009 Noras ältester Sohn Patrick bei einem Autounfall stirbt, sucht sie den Kontakt zu ihrer Schwester Theresa. Was ist zwischen den Schwestern passiert, dass sie so lange nichts miteinander zu tun haben wollten?
J. Courtney Sullivan hat mit ihrem Buch „All die Jahre“ einen sehr interessanten und fesselnden Familienroman vorgelegt, der historische Züge aufweist. Der Schreibstil ist flüssig und eindringlich, dabei unaufgeregt und mit einem kleinen Augenzwinkern, wobei auch eine gewisse Tiefgründigkeit zu erkennen ist. Die Geschichte wird in zwei wechselnden Handlungssträngen erzählt, einer befasst sich mit den Ereignissen der Vergangenheit der beiden Schwestern, der andere berichtet über die Gegenwart der Frauen und wie es ihnen ergangen ist. Die Autorin versteht es geschickt, die beiden Zeitepochen miteinander zu verflechten und dem Leser so einen Rundumblick über die Situation der beiden Schwestern zu vermitteln. Der Spannungsbogen wird durch die einzelnen Charaktere und deren Geheimnisse aufgebaut und stetig gesteigert. Gleichzeitig lässt die Autorin viele Themen und Ansichten in ihre Handlung miteinfließen, die zum einen die vergangene Zeit geprägt haben und die sich gerade in Familien zum Großteil durch die Erziehung immer wieder wiederholen. Da geht es um Einwanderung und Heimatgefühle, das Frauenbild in Irland zur damaligen Zeit, Kindererziehung und Generationenkonflikt sowie um Dinge, die innerhalb der Familie im Verborgenen bleiben müssen. Gerade dieser Mix lässt die Geschichte zum einen kurzweilig wirken, aber sie stimmt auch sehr nachdenklich.
Die Charaktere sind sehr unterschiedlich angelegt und bestechen durch ihre individuellen Eigenschaften. Sie wirken authentisch und lebendig. Nora ist eine eher schüchterne und zurückhaltende Frau, die sich ihrer Verantwortung voll bewusst ist. Schon früh musste sie sich nach dem Tod der Mutter um die jüngeren Geschwister kümmern. Die Hochzeit mit einem Mann, dem sie keine Gefühle entgegenbringt, zieht sie durch, weil es von ihr erwartet wird. Um ihre Schwester vor Diffamierung zu schützen, trifft sie eine Entscheidung, die dann allerdings zum Bruch führt. Als alte Frau wirkt Nora nachdenklich und in sich gekehrt, sie resümiert ihr Leben und wird sich dabei bewusst, wie sehr einige Entscheidungen das Leben von vielen anderen geprägt und gelenkt haben. Theresa war als junge Frau aufgeschlossen, lebensbejahend und abenteuerlustig. Sie freute sich auf ein neues aufregendes Leben in einem fremden Land und auf eine Ausbildung. Doch dann stürzt sie aufgrund von falschen Entscheidungen ab und landet unsanft auf dem Boden der Tatsachen. Sie wird Nonne und lebt fernab vom normalen Leben in einem Kloster, als wollte sie sich abschirmen und nie mehr an der Oberfläche auftauchen. Gleichzeitig wirkt es, als wolle sie, die immer so fröhlich und neugierig auf das Leben war, sich selbst bestrafen. Die weiteren auftretenden Protagonisten geben mit ihren eigenen Geheimnissen und ihrer Sicht auf die Dinge der Handlung weitere Spannung.
„All die Jahre“ ist ein wirklich gelungener Familienroman, der historische Vergangenheit und Gegenwart miteinander verknüpft und mit vielen Geheimnissen gespickt ist, die es nach und nach zu ergründen gilt. Das offene Ende des Romans überlässt es dem Leser, sich sein eigenes Ende zu spinnen. Absolute Leseempfehlung für alle, die schön geschriebene Familiengeschichten lieben!!!

Veröffentlicht am 28.01.2018

"Es heißt Freundschaft, weil man mit Freunden alles schafft!"

Du und ich und das Meer
0

1954 Brighton. Die 8-jährige Dottie Perks und die gleichaltrige Mary Pickles sind so gegensätzlich, wie man nur sein kann. Während Dottie pummelig und nicht sehr clever ist sowie mit Sport so gar nichts ...

1954 Brighton. Die 8-jährige Dottie Perks und die gleichaltrige Mary Pickles sind so gegensätzlich, wie man nur sein kann. Während Dottie pummelig und nicht sehr clever ist sowie mit Sport so gar nichts am Hut hat, ist Mary zwar von sehr kleiner Statur, aber dafür eine Sportskanone und vor allem in der Schule recht gut. Die beiden lernen sich in der Schule kennen und werden beste Freundinnen, die viele Jahre gemeinsam durchs Leben gehen, Kummer und Freude miteinander teilen. Mit 17 Jahren arbeiten beide als Verkäuferinnen bei Woolworth an, und nach der Arbeit verbringen sie die gemeinsame Zeit am Strand oder in einem der zahlreichen Cafés. Dort begegnen sie eines Tages dem nicht gerade erfolgreichen Musiker Elton und dessen Freund Ralph. In Elton war Mary in ihrer Jugend total verschossen. Das Zusammentreffen führt dazu, dass Mary sich wieder in Elton verliebt, während Dottie und Ralph zueinander finden. Es sieht so aus, als würden die beiden Freundinnen auch in Zukunft eng miteinander verbunden sein. Aber das Glück der einen zeigt auch das Unglück der anderen. Die Freundschaft zwischen Dottie und Mary bekommt Risse, sie müssen durch viele harte Prüfungen. Was wird aus den beiden?
Sandy Taylor hat mit ihrem Buch „Du und ich und das Meer“ einen sehr gefühlvollen und berührenden Debütroman vorgelegt, der den Leser mitten ins Herz trifft. Der Schreibstil ist wunderbar flüssig und zieht den Leser direkt in die Geschichte hinein, um die beiden Freundinnen Dottie und Mary beim Beginn ihrer Freundschaft kennenzulernen und ihre Entwicklung zu jungen Frauen sowie die Vertiefung ihrer Bindung zu begleiten. Gleichzeitig erlebt man die Höhen und Tiefen mit, durch die die Mädchen gehen, nimmt an ihren Träumen teil, die sie für ihr späteres Leben haben, lernt ihre Familien kennen und darf auch bei der Begegnung ihrer Liebespartner zugegen sein. Der Leser fühlt sich wie das unsichtbare dritte Blatt eines Kleeblattes, so eng wird die Beziehung zu den beiden während der Lektüre, die man kaum aus der Hand legen kann. Die Autorin hat mit viel Liebe zum Detail nicht nur ihre Protagonisten beschrieben, so dass sie einem wie alte liebgewonnene Freunde vorkommen, sondern auch die Landschaft von Brighton wunderbar in diesem Roman in Szene gesetzt. Wenn man die Stadt kennt, fühlt man sich gleich zuhause und lässt den schönen Strand vor dem inneren Auge auferstehen. Ebenso viel Wert hat die Autorin darauf gelegt, ihrer Geschichte den richtigen historischen Rahmen zu verleihen. Die Musik der damaligen Zeit sowie viele Dinge aus den 60ern lassen Erinnerungen wach werden an die eigene Jugendzeit.
Die Charaktere sind zauberhaft gestaltet worden. Bis ins kleinste Detail hat die Autorin die verschiedenen Eigenschaften individuell herausgearbeitet, so dass sie lebendig und authentisch wirken und dem Leser gerade deshalb so sehr ans Herz wachsen. Dottie ist eine eher zurückhaltende Frau und mit wenig Selbstvertrauen ausgestattet, denn sie leidet unter ihrer hohen Körpergröße. Sie bleibt immer auf dem Boden der Tatsachen, sieht die Dinge, wie sie sind – eine Realistin eben. Alles, was Dottie sich für ihr Leben wünscht, ist eine glückliche Familie. Mary ist eine zierliche Frau mit dem Selbstbewusstsein und dem Mut einer Löwin. Sie ist vielseitig interessiert und möchte die Welt kennenlernen, vielleicht einmal in Paris wohnen. Mary ist eine Träumerin, doch das soll ihr auch zum Verhängnis werden, denn sie betrügt damit ihre beste Freundin. Ralph ist ein stiller und zurückhaltender Mann, der schon seit langer Zeit in Dottie verliebt ist und sich nicht vorgewagt hat. Elton ist der Typ, der Mädchenherzen höher schlagen lässt, aber als Musiker beruflich nicht erfolgreich ist. Trotzdem lebt er in den Tag hinein, immer auf der Suche, ob sich eine gute Gelegenheit bietet. Auch die weiteren Protagonisten sind alle auf liebevolle Weise gezeichnet und ein Gewinn für die Handlung.
„Du und ich und das Meer“ ist ein sehr intensiver und emotionaler Roman über die Freundschaft, die Liebe, die Familie und den Verrat. Eine Geschichte, die den Leser noch lange begleiten wird, wenn die letzte Seite schon lange gelesen ist. Absolute Leseempfehlung für ein wirkliches Kleinod!

Veröffentlicht am 27.01.2018

Sommerliches Inselvergnügen

Der Sommer auf Usedom
0

Jasmin und Gabi sind seit Ewigkeiten befreundet. Auch Gabis Umzug nach Usedom tat der Freundschaft der beiden Frauen keinen Abbruch, haben sie sich doch versprochen, sich mindestens einmal im Jahr zu treffen. ...

Jasmin und Gabi sind seit Ewigkeiten befreundet. Auch Gabis Umzug nach Usedom tat der Freundschaft der beiden Frauen keinen Abbruch, haben sie sich doch versprochen, sich mindestens einmal im Jahr zu treffen. Nun ist es wieder soweit, Jasmin wird nicht nur ihren Urlaub auf Usedom verbringen, um dort zu malen und Ausstellungen zu besuchen, sondern auch, um Zeit mit Gabi zu verbringen. Während Gabi arbeiten muss, trifft Jasmin bei einer Museumsführung auf einen etwas chaotischen Mann, der ihr fortan immer wieder begegnet, sobald sie eine Ausstellung besucht. Bei gemeinsamen Gesprächen lernen sie sich etwas besser kennen, Jasmin findet ihn recht sympathisch. Doch irgendwas ist merkwürdig an ihm, ist er doch oftmals zurückhaltend und auch irgendwie geheimnisvoll, seinen Namen möchte er Jasmin nicht nennen. So langsam beginnt Jasmin, sich ihre eigenen Gedanken über ihn zu machen und schon bald hält sie ihn für den Kunstdieb, der auf der Insel sein Unwesen treibt. Hat sie Recht?
Lena Johannson hat mit ihrem Buch „Der Sommer auf Usedom“ eine unterhaltsame und herzerwärmende Geschichte vorgelegt. Der Schreibstil ist flüssig und bildhaft, schnell findet sich der Leser an Jasmins Seite wieder und verbringt gedanklich mit ihr zusammen einen aufregenden Urlaub auf der schönen Insel Usedom, während die Gedanken und Gefühle Jasmins wie ein offenes Buch vor ihm liegen. Die Handlung wird aus der Sicht von Jasmin erzählt, so hat man als Leser das Gefühl, hautnah dabei zu sein und alles aus erster Hand zu erfahren. Die Landschaftsbeschreibungen sind sehr detailliert und bildhaft, die wunderschöne Gegend entsteht beim Lesen direkt vor dem inneren Auge und erweckt das Gefühl, am liebsten sofort seine Koffer zu packen.
Die Charaktere sind liebevoll ausgestaltet und werden in der Handlung lebendig. Sie besitzen sehr menschliche und individuelle Eigenheiten, so dass man sich mit ihnen wohlfühlen kann. Jasmin ist eine sympathische Frau, die künstlerisch begabt und interessiert ist. Sie ist ihrer Freundin Gabi sehr verbunden, die beiden Frauen kennen sich schon lange und wissen die Gegenwart der jeweils anderen sehr zu schätzen. Jasmin ist offen und interessiert, mitfühlend, aber auch mit einem gesunden Misstrauen gesegnet. Ihre Phantasie schlägt aber auch mal Kapriolen und lässt sie aufgrund der Umstände Dinge vermuten, die vielleicht doch nicht der Wahrheit entsprechen. Auch die weiteren Protagonisten geben der Handlung durch ihr Erscheinen einiges an Spannung und Verwirrung.
„Der Sommer auf Usedom“ entführt den Leser mit einer unterhaltsamen Geschichte auf eine wunderschöne Insel und beschert neben einem schönen Lesevergnügen auch einen Kurzurlaub auf der Couch. Eine Leseempfehlung!

Veröffentlicht am 27.01.2018

Rasanter Pageturner

Schlüssel 17
0

Die Leiche von Pfarrerin Dr. Brigitte Riss wird vom Organisten Bernhard Winkler an Seilen aufgehängt unter den Kuppeln des Berliner Doms gefunden. Sie wurde grausam zugerichtet, mit schwarzen Flügeln versehen ...

Die Leiche von Pfarrerin Dr. Brigitte Riss wird vom Organisten Bernhard Winkler an Seilen aufgehängt unter den Kuppeln des Berliner Doms gefunden. Sie wurde grausam zugerichtet, mit schwarzen Flügeln versehen und trägt einen Schlüssel mit der Zahl 17 um den Hals. Als Tom Babylon vom LKA und die ihm an die Seite gestellte Psychologin Sita Johanns zum Tatort gerufen werden und Tom den Schlüssel sieht, werden alte Erinnerungen in ihm wachgerufen. Seine 10-jährige Schwester Viola verschwand vor 20 Jahren in Verbindung mit diesem Schlüssel. Tom hofft, mit den Ermittlungen in diesem Fall endlich etwas über den Verbleib seiner Schwester in Erfahrung zu bringen und beginnt sofort mit den Ermittlungen. Dabei ist es ihm gar nicht recht, dass Sita Johanns ihn auf Schritt und Tritt dabei begleiten soll. Werden sie den Täter dingfest machen können und erfährt Tom endlich, was Viola widerfahren ist?
Marc Raabe hat mit seinem Buch „Schlüssel 17“ einen sehr spannenden und rasanten Thriller vorgelegt, der den Leser von der ersten Seite an in Atem hält. Der Schreibstil ist flüssig und fesselnd, der Autor versteht es sehr geschickt, den Leser in die Handlung hineinzuziehen und ein wahres Kopfkino mit Gänsehaut und Herzrasen zu veranstalten. Schon beim Prolog hält man automatisch den Atem an, so dunkel und düster ist die Stimmung. Der Spannungsbogen wird gleich sehr hoch angelegt und steigert sich bis zum finalen Schluss noch weiter in die Höhe. Durch die wechselnden Erzählperspektiven und die Rückblenden in Toms Vergangenheit schafft der Autor es, die Dynamik der Geschichte immer schneller werden zu lassen und einen gewissen Sog zu entwickeln. Durch geschickte Wendungen und einen dritten Schauplatz in einer psychiatrischen Klinik wird der Leser regelrecht dazu verleitet, Mutmaßungen und eigene „Ermittlungen“ anzustellen, um die Geheimnisse zu lüften. Da viele Protagonisten so ihre Geheimnisse haben, weiß man nie, wer Freund oder Feind ist. Auch dadurch ist der Spannungslevel auf extrem hohem Niveau, da man regelrecht auf die Enthüllungen wartet.
Die Charaktere sind sehr detailliert ausgearbeitet und gemäß ihren Eigenschaften individuell in Szene gesetzt worden. Sie wirken durchweg sehr real und authentisch, dass man das Gefühl hat, einige von ihnen zu kennen. Tom ist ein sympathischer Mann ohne den Anspruch, perfekt zu sein. Durch einen schlimmen Schicksalsschlag in der Vergangenheit wird in diesem Fall zum Äußersten getrieben, denn er hofft immer noch, nach all den Jahren seine vermisste Schwester Viola wiederzufinden. Gerade durch seine persönlichen Gefühle getrieben, hält er sich nicht an die gesetzten Regeln und bringt sich das ein oder andere Mal in Situationen, die ihn Kopf und Kragen kosten könnten. Er hat unkonventionelle Ermittlungsmethoden, die nicht immer gut ankommen. Sita Johanns ist auch eine tolle Protagonistin, die ebenfalls ein Geheimnis aus ihrer Vergangenheit mit sich herumschleppt. Die Zusammenarbeit mit Tom gestaltet sich zu Beginn zwar schwierig - beide misstrauen sich gegenseitig – doch als Leser kann man wunderbar miterleben, wie die zwei sich zusammenraufen und wirklich gut miteinander agieren. Sie ergänzen sich gerade aufgrund ihrer Unterschiedlichkeit. Auch die übrigen Protagonisten geben der Handlung noch zusätzliche Spannung und machen die Geschichte rundum gelungen.
„Schlüssel 17“ ist ein rasanter und bis zur letzten Seite fesselnder Thriller, der den Leser konstant in Atem hält und nicht mehr loslässt, bis das Ende offen liegt. Absolute Leseempfehlung für einen wirklich sehr gelungenen Pageturner!