Frauenpower
Selbst ist die Frau!Harpers Station/Texas 1894. Emma ist Bankerin und gleichzeitig leitet sie seit einigen Jahren eine Kleinstadt, deren Einwohner nur aus Frauen besteht, die vor ihren Ehemännern geflüchtet sind oder sonst ...
Harpers Station/Texas 1894. Emma ist Bankerin und gleichzeitig leitet sie seit einigen Jahren eine Kleinstadt, deren Einwohner nur aus Frauen besteht, die vor ihren Ehemännern geflüchtet sind oder sonst nirgendwohin können. Sie treiben mit ihren Waren Handel mit den Nachbarstädten und bestellen das Land, auf dem sie leben. Doch die Frauengemeinschaft wird seit kurzem bedroht von unbekannten Banditen, die mit drastischen Mitteln versuchen, die Frauen von ihrem Land zu vertreiben. Als sie während einer Zusammenkunft in der Kirche mit Schüssen angegriffen werden, wird ihnen der Ernst der Lage vollends bewusst. Die Angst geht um in Harpers Station. Um nicht ihr Zuhause zu verlieren, wendet sich Emma an ihren alten Freund Malachi, der mittlerweile als Sprengstoffexperte für den Bau einer Bahnstrecke in Montana arbeitet. Malachi hat als Junge einige Zeit bei Emma und ihren Tanten gelebt und dort gelernt, dass es wichtig ist, füreinander einzustehen. Als er Emmas Hilferuf erhält, eilt er in Windeseile nach Harpers Station, um den Frauen dort beizustehen und die Banditen zur Strecke zu bringen. Doch vor der Begegnung mit Emma fürchtet sich Malachi, denn schon damals hat er sein Herz an seinen „Engel“ verloren…
Karen Witemeyer hat mit ihrem Buch „Selbst ist die Frau!“ einen sehr unterhaltsamen und spannenden historischen Roman vorgelegt, der gleichzeitig einen Hauch vom Wilden Westen der Vergangenheit versprüht. Der Schreibstil ist flüssig und bildhaft, schnell bezieht der Leser an der Seite der Hauptprotagonistin unsichtbar Stellung und erfährt so von ihren Sorgen und Nöten, Gedanken und Gefühlen. Der Spannungsbogen wird schon früh gelegt und schraubt sich während der Handlung immer mehr in die Höhe. Die Position der Frau in der damaligen Gesellschaft hat einen besonderen Stellenwert. Sie mussten sich den Männern unterordnen und auch körperliche Züchtigungen ertragen. Ein Zufluchtsort, wie es ihn in diesem Roman gibt, war in der Vergangenheit wahrscheinlich Zukunftsmusik; heute gibt es Frauenhäuser, in denen diese Frauen ein neues Zuhause finden.
Die Charaktere sind sehr schön ausgearbeitet und platziert. Sie wirken aufgrund ihrer verschiedenartigen Eigenschaften lebendig und sehr realistisch. Emma ist eine sehr sympathische Frau, für die Mitgefühl und Hilfsbereitschaft keine Fremdworte sind. Sie trägt ihr Herz meistens auf der Zunge und sieht oftmals nur das Gute im Menschen, denn ihre Tanten haben sie zu einer optimistischen Frau erzogen. Emma besitzt genügend Hartnäckigkeit, Mut und Überzeugungskraft, um ihre Mitmenschen mitzureißen. Ihre Freundin Victoria ist eine resolute Frau, die auch recht geschäftstüchtig ist. Die Tanten Henry und Betty sind wie Feuer und Wasser, so gegensätzlich, wie Menschen nur sein können. Doch sie halten zusammen und haben Emma ein liebevolles Zuhause gegeben. Malachi ist ein attraktiver Mann, der Angst vor den eigenen Gefühlen hat und sich nur bei Gefahr lebendig fühlt. Insgeheim war er immer auf sich allein gestellt und hat Angst, die Menschen zu verlieren, die ihm am meisten bedeuten. Malachi hat Durchsetzungsvermögen und einen besonderen Gerechtigkeitssinn, der ihm den nötigen Respekt unter all den Frauen verschafft. Er trägt sein Herz nicht offen zur Schau, sondern ist eher der einsame Wolf, der seine Gefühle versteckt. Auch die anderen Protagonisten wie Mr. Porter, Flora oder Grace sorgen für ein buntes Potpourri an Episoden, die der Handlung noch mehr Spannung und Herz verleihen.
Der christliche Aspekt wird hier sehr schön durch die Gebete und Hilferufe zu Gott hervorgehoben, aber auch durch das Gemeinschaftsgefühl und das selbstlose Helfen untereinander kommt er hervor. Das Hilfegesuch von Malachi ist besonders, denn er erkennt, dass nur Gott ihm in dieser vertrackten Situation noch eine Unterstützung bieten kann. Die Hoffnung und die Nächstenliebe sind weitere Punkte, die innerhalb der Handlung auf ganz besondere Weise in Erscheinung treten.
„Selbst ist die Frau!“ ist ein spannender historischer Roman, der eine Liebesgeschichte und einen Krimiteil in sich vereint, wobei auch der Zusammenhalt und die Freundschaft eine große Rolle spielen. Alle, die gern in fremde Welten abtauchen und sich ein Kopfkino gönnen wollen, werden mit diesem Buch viel Freude haben. Absolute Leseempfehlung!