Eine Liebe gegen alle Konventionen
Zu keiner anderen ZeitAnfang des 20. Jh. Bei einer Reise nach Wien lernen sich die Amerikanerin Helena Schmitz und der attraktive Leutnant Graf Karl August von Greiffenwalde einen Tag vor Ausbruch des 1. Weltkrieges kennen ...
Anfang des 20. Jh. Bei einer Reise nach Wien lernen sich die Amerikanerin Helena Schmitz und der attraktive Leutnant Graf Karl August von Greiffenwalde einen Tag vor Ausbruch des 1. Weltkrieges kennen und verlieben sich ineinander. Schnell wird geheiratet und das Paar zieht nach Mähren auf das Gut Solmeritz. Während ihr Ehemann in den Krieg ziehen muss, bleibt die Verwaltung des Gutes in den Händen von Helena, die von ihrer Schwägerin Natalia dabei unterstützt wird. In der Zeit großer Entbehrungen und harter Arbeit lernen sich die beiden Frauen immer besser kennen und kommen sich auch näher, was für die herrschenden Moralverhältnisse als völlig unmöglich und verboten gilt. Als ihr vermeintlich toter Ehemann Karl August mit schweren Verletzungen aus dem Krieg zurückkommt, dauert es nicht lange, bis er das Geheimnis zwischen Helen und Natalia entdeckt. Karl August verweist Natalia vom Hof. Doch was wird nun aus Helen? Wird sie bei ihrem Ehemann bleiben und die Farce einer Ehe aufrechterhalten?
Barbara Martina Strebel hat mit ihrem Buch „Zu keiner anderen Zeit“ ihr Debüt vorgelegt, einen sehr spannenden historischen Roman vor der Kulisse des 1. Weltkrieges, dessen Handlung an interessanten Schauplätzen wie Wien und einem Gut in Mähren stattfindet. Der Schreibstil ist flüssig und fesselnd, schnell wird der Leser in die vergangene Zeit katapultiert, um den Kriegsausbruch ebenso mitzuerleben wie das Schicksal von Helen. Der Spannungsbogen wird gemächlich aufgebaut, steigert sich aber innerhalb der Geschichte immer mehr, was durch die häufigen Wechsel der Perspektiven sowie durch die besondere Erzählweise der Autorin noch unterstützt wird. Der historische und politische Hintergrund sowie die gesellschaftlichen Konventionen wurde von der Autorin akribisch recherchiert und wunderbar mit der Handlung verwoben, so dass der Leser bei der Lektüre das Gefühl hat, alles hautnah mitzuerleben und wie ein unsichtbarer Beobachter zu agieren.
Die Charaktere sind liebevoll ausgestaltet mit ihren Schwächen und Eigenheiten, wodurch sie sehr authentisch und recht lebendig wirken. Helen ist eine sympathische Frau, die aus einer wohlhabenden Familie stammt und der man bisher jeden Wunsch erfüllt hat. Dabei wirkt sie keinesfalls verwöhnt, dafür intelligent und zupackend, eine starke Persönlichkeit. Das ist auch nötig, denn durch den Krieg wird sie gezwungen, sich durchzubeißen und ihrem Leben eine eigene Richtung zu geben, ihren Überzeugungen zu folgen und auf ihr Herz zu hören, auch wenn es anderen nicht gefallen sollte. Karl August ist ein Mann seiner Generation, auf Zuverlässigkeit und Verantwortung gedrillt, den gesellschaftlichen Normen zu entsprechen. Er legt mehr Wert auf die Außenwirkung und bringt wenig Verständnis für Andersdenkende auf. Natalia ist ebenfalls eine sehr sympathische Protagonistin, die sich vor Verantwortung und harter Arbeit nicht scheut, die ihre Gefühle aber auch nicht verstecken will, selbst wenn es dem Zeitgeist von damals nicht gefällt.
„Zu keiner anderen Zeit“ ist ein wundervoller und spannungsgeladener historischer Roman über Freundschaft, Liebe, den Krieg und die Auflehnung an damalige moralische Vorstellungen. Alle Historienliebhaber, die gut recherchierte Geschichten lieben und einem ungewöhnlichen Handlungsverlauf nicht abgeneigt sind, werden mit diesem Buch wunderbar unterhalten. Absolute Leseempfehlung für ein echtes Highlight!