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Veröffentlicht am 15.10.2016

Was ist mit Artur passiert?

Im Wald
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Gerade aus dem Jugendknast entlassen, sieht ein junger Mann seinen einzigen Ausweg in einem eigenhändigen Drogenentzug und sucht sich dafür einen Wohnwagen auf einem einsamen Campingplatz aus. Mitten in ...

Gerade aus dem Jugendknast entlassen, sieht ein junger Mann seinen einzigen Ausweg in einem eigenhändigen Drogenentzug und sucht sich dafür einen Wohnwagen auf einem einsamen Campingplatz aus. Mitten in der Nacht geht der Wohnwagen durch eine vorhergegangene Explosion in Flammen auf. Kriminalhauptkommissar Oliver Bodenstein wird dieser Fall zugeteilt und bringt seine 7-jährige Tochter Sophia mit zum Tatort, da er sie noch nicht allein lassen kann. Da in der letzten Zeit in der Gegend einige Brände gelegt wurden, wird dieser Fall zuerst als Brandstiftung eingeschätzt. Als jedoch die Spurensicherung eine Leiche in den Überresten des Wohnwagens findet, bekommt die Geschichte eine neue Wendung. Bei den Ermittlungen stößt Bodenstein mit der Besitzerin des Wohnwagens Rosemarie Herold auf seine eigene Vergangenheit, denn sie ist die Mutter seines ehemals besten Schulfreundes, der vor mehr als 40 Jahren spurlos verschwand und Bodenstein noch immer Schuldgefühle verursacht. Ist die Brandleiche sein Schulfreund? Bodenstein gibt den Fall an seine Kollegin Pia Kirchhoff ab, da er befangen ist. Wird sich das Verschwinden seines Freundes jemals aufklären? Was ist damals passiert?

Das lange Warten hat sich gelohnt, denn Nele Neuhaus hat wieder zugeschlagen und mit ihrem Buch „Im Wald“ den 8. Band um ihr Ermittlerduo Bodenstein-Kirchhoff vorgelegt. Der Schreibstil ist wie immer flüssig, und der Leser ist bereits mit dem Prolog schon in der Geschichte gefangen und kann nicht anders als sich dem Sog des Buches zu ergeben. Der Spannungsbogen wird bereits auf den ersten Seiten hoch angelegt, steigert sich aber im Verlauf der Handlung immer weiter bis zum Finale. Nele Neuhaus weiß mit den Emotionen ihrer Leser zu spielen und entfesselt mit ihrem bildhaften Schreibstil ein wunderbares Kopfkino, es ist, als wäre man hautnah bei den Ermittlungen dabei und kann die Spannung regelrecht mit den Händen greifen. Die Ortsbeschreibungen sind ebenso detailliert wie die Emotionen der Protagonisten. Auch die Rückblicke in die Vergangenheit geben dem Leser einen guten Einblick und tragen nach und nach zur Auflösung des Puzzles bei. Dabei hat Nele Neuhaus natürlich immer ein Ass im Ärmel, denn mit ihren gut verteilten Wendungen und Irrwegen manipuliert sie den Leser sehr geschickt immer wieder aufs Neue, der sich darauf wieder neu sortieren und alles überdenken muss.

Die Charaktere sind wie immer sehr lebensnah und authentisch gestrickt, deshalb sind Bodenstein und Kirchhoff einer großen Fangemeinde bereits regelrecht ans Herz gewachsen oder gehören sozusagen „zur Familie“. Auch in diesem Fall erhält man wieder einen guten Einblick in die Gefühlswelt der Protagonisten. Bodenstein wirkt diesmal sehr schuldbeladen und zerrissen, was einen als Leser nicht kalt lässt, ist er doch meistens der eher abgeklärte Typ, der nur in seinem Privatleben einige Krisen durchzustehen hatte. Er steht kurz vor einer Auszeit und da er zu direkt in diesen Fall involviert ist, gibt er ihn an seine Kollegin Pia Kirchhoff ab, die souverän, offen und ehrlich damit umgeht. Die beiden sind ein eingespieltes Team und Pia gibt sich hier alle Mühe, ihrem Chef etwas von seiner eigenen Unruhe zu nehmen.

Mit „Im Wald“ konnte auch der 8. Fall von Bodenstein und Kirchhoff wieder einmal restlos durch eine gut durchdachte Story, absoluten Nervenkitzel und einen bis fast auf den letzten Drücker nicht zu ahnenden Täter überzeugen. Alle Fans werden mit diesem Roman wieder voll auf ihre Kosten kommen und einige schlaflose Nächte in Kauf nehmen. Das Warten wird lang werden bis zum nächsten Fall – leider! Absolute Leseempfehlung!

Veröffentlicht am 15.10.2016

Wer etwas wagt, dem wachsen Flügel

Das Café der kleinen Wunder
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Die Studentin Nelly lebt in Paris und ist schon seit längerem heimlich in ihren Professor verliebt. Doch diese Liebe ist nicht von Erfolg gekrönt, denn der Professor liebt eine Kollegin und möchte deswegen ...

Die Studentin Nelly lebt in Paris und ist schon seit längerem heimlich in ihren Professor verliebt. Doch diese Liebe ist nicht von Erfolg gekrönt, denn der Professor liebt eine Kollegin und möchte deswegen nach Italien ziehen. Nelly fällt in ein Loch, denn sie redet sich ein, wenn sie weniger Flugangst und das Angebot des Professors zu einer gemeinsamen New York Reise angenommen hätte, wäre alles ganz anders gekommen. In ihrem Frust kauft Nelly sich die rote Designer-Handtasche, die ihr so gut gefällt, und sichtet den Nachlass ihrer geliebten Großmutter. Dabei fällt ihr ein altes Buch mit Widmung in die Hände, welches ihre Neugier auf die Vergangenheit ihrer Großmutter weckt, allerdings muss sie für weitere Nachforschungen nach Venedig. Kurzerhand mietet sie in der Lagunenstadt eine Wohnung und macht sich auf, den Spuren der Vergangenheit zu folgen. Dabei trifft sie durch ein Missgeschick auf den Italiener Valentino. Wird er ihr bei der Suche helfen können?

Unter dem Pseudonym Nicolas Barreau wurde der neue Roman „Das Café der kleinen Wunder“ veröffentlicht, ein wunderschöner, gefühlvoller Liebesroman, dessen Handlung vor der Kulisse der wahrscheinlich schönsten und romantischsten Orte der Welt spielt: Paris und Venedig. Nirgendwo sonst werden Städte mit dem Wort Liebe in Verbindung gebracht außer bei diesen beiden. Der Schreibstil ist flüssig, schnell ist der Leser an der Seite der Hauptprotagonistin Nelly und beobachtet sie bei ihren Unternehmungen. Die Beschreibungen der Städte sind so detailliert und farbenfroh, dass man das Gefühl hat, sich blind dort zurecht zu finden. Wenn man sowohl Paris als auch Venedig kennt, ist es wie ein Wochenendtrip im Kopf auf den Spuren der Vergangenheit und dem Finden der Liebe. Der Duft von frischen Brioches und Croissants umweht einen ebenso wie der von starkem italienischen Espresso.

Die Charaktere sind sehr liebevoll ausgestaltet und wirken sehr authentisch. Nelly ist eine eher ängstliche Frau, die sich kaum etwas zutraut. Oftmals hat man das Gefühl, man müsste sie mal schütteln oder ihr Mut zusprechen, damit sie etwas wagt. Nelly ist auch sehr misstrauisch und begegnet ihren Mitmenschen eher zurückhaltend, was oftmals gar nicht von Vorteil ist und sie sich damit selbst Steine in den Weg legt. Sie muss erst eine traurige Erfahrung machen, die ihr in der Seele weh tut, um aus sich herauszuwachsen und sich immer mehr an neue Dinge und Erfahrungen heranzuwagen. Nellys Cousine Jeanne ist der gute Geist, der Nelly immer wieder ins Gewissen redet und sie anstachelt, etwas mehr Mut zum Leben zu entwickeln. Valentino ist ein gutaussehender Italiener, der das Herz auf dem rechten Fleck hat. Er ist ein Charmeur, doch kann er auch ernsthaft sein. Und Amerikaner Sean bringt mit seiner Art ebenfalls frischen Wind in das Leben.

Bei den Romanen von Nicolas Barreau hat man immer die Garantie von Romantik und von wunderschön erzählten Liebesgeschichten, wie man sie sich selbst im Geheimen erträumt. Da finden Außenseiter endlich auch das Stück vom Glück, das sie sich so sehr erhofft haben. „Das Café der kleinen Wunder“ ist wieder so ein Buch, dass man von der ersten bis zur letzten Seite nicht aus der Hand legen kann und sich in der Handlung regelrecht verliert, so schön wird sie erzählt, wobei auch die wunderschöne Hintergrundkulisse ihre Wirkung nicht verfehlt. Alles, die noch an Romantik und die wahre Liebe glauben, werden dieses Buch lieben. Absolute Leseempfehlung!

Veröffentlicht am 14.10.2016

Das Leben ist wie eine Pralinenschachtel...

Novemberschokolade
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Lea besitzt in Würzburg eine kleine, aber feine Chocolaterie, die sie mit Hilfe ihrer beiden Angestellten Stella und Herlind betreibt. Doch leider steckt Lea in finanziellen Schwierigkeiten, die sie heimlich ...

Lea besitzt in Würzburg eine kleine, aber feine Chocolaterie, die sie mit Hilfe ihrer beiden Angestellten Stella und Herlind betreibt. Doch leider steckt Lea in finanziellen Schwierigkeiten, die sie heimlich vor sich herschiebt. Ihre Vermieterin sitzt ihr bereits im Genick, so dass sie ihre Wohnung räumt und insgeheim in der Chocolaterie übernachtet. Ihre einzige Rettung sieht sie in der Kreation einer Praline für einen Hotelkonzern, der einen Wettbewerb ausgeschrieben hat. Von einem Tag auf den anderen wird Leas Leben recht turbulent, denn sie begegnet nicht nur dem attraktiven und geheimnisvoll duftenden Alessandro, dem Sohn des italienischen Restaurantbesitzers gegenüber ihrer Chocolaterie, sondern findet durch Zufall auch ein Bild ihrer Mutter Anne auf einem Prospekt. Lea ist bei dem Anblick völlig vor den Kopf geschlagen, denn sie hat ihre Mutter seit ihrer Kindheit nicht mehr gesehen, weil diese ihren Mann und ihre Tochter sang und klanglos verlassen hat. Lea macht sich auf, Anne zu finden und den Grund ihres Weggangs zu ergründen. Was sie dabei erfährt, zieht ihr den Boden unter den Füßen weg. Wird Lea in der Lage sein, ihr Leben in den Griff zu bekommen und auch ihre Chocolaterie zu retten?

Ulrike Sosnitza hat mit ihrem Buch „Novemberschokolade“ einen wunderschönen und gefühlvollen Unterhaltungsroman vorgelegt, in dem es um Familiengeheimnisse, die Liebe und um viele Schokoladenherrlichkeiten geht, bei denen einem ständig das Wasser im Mund zusammen läuft. Der Schreibstil ist flüssig, der Leser steht von der ersten Seite als Schatten hinter Lea und erhält einen guten Eindruck von ihren Gedanken und Gefühlen. Die Beschreibung der Herstellung von handgemachter Schokolade, den verschiedenen Schokoladensorten und Herkunftsländern sowie die Erwähnung der großen Trüffelvielfalt machen einen beim Lesen ganz schwummerig, als wäre man auf Drogenentzug, so sehr lechzt man nach den Köstlichkeiten, die Gott-sei-Dank nicht in Reichweite sind. Die Schilderung der Düfte und Geschmackssorten ist sehr gelungen, fast hat man das Gefühl, diese selbst in der Nase und auf der Zunge zu haben. Der Spannungsbogen baut sich gemächlich auf und steigert sich im Verlauf der Handlung immer mehr. Das Familiengeheimnis wurde von der Autorin sehr gut verpackt und wird erst nach und nach entblättert, so dass der Leser genügend Raum für Spekulationen und eigene Vermutungen hat.

Die Charaktere sind sehr vielfältig aufgestellt und liebevoll ausgearbeitet, der Leser wird dazu animiert, seine Meinung immer wieder zu hinterfragen. Dabei wirken sie sehr authentisch und lebensecht. Lea ist eine begnadete Chocolatiere, liebt ihren Beruf mit allen Sinnen, aber sie ist eine schlechte Geschäftsfrau. Sie ist gutmütig, freundlich, oftmals leider auch etwas naiv. Lea musste in ihrer Vergangenheit schon einige Schläge hinnehmen, weshalb sie auch etwas zurückhaltend und ängstlich wirkt. Doch ihre Sehnsucht nach Liebe und nach der Wahrheit ist immer spürbar. Alessandro ist ein sympathischer Mann, der zu Beginn eher wie ein italienischer Filou wirkt, doch immer mehr zur Stütze und Fels in der Brandung für Lea wird. Sebastien ist ein Star-Chocolatier und ehemals größter Konkurrenz von Leas verstorbenem Vater. Zuerst wirkt er wie ein Snob, doch je näher man ihn kennt, umso mehr staunt man über seine Großzügigkeit und vor allem seine Menschlichkeit. Anna ist eine selbstsüchtige Frau, egoistisch und abgehoben. Sie sieht sich selbst als Opfer, dabei ist sie oftmals hart und unnahbar. Sie ist launisch und gibt allen anderen die Schuld für die Dinge, die in ihrem Leben schief gehen. Auch die Nebenprotagonisten unterstreichen die gefühlvolle und gut ausgearbeitete Handlung mit ihren kleinen Episoden und ihren Eigenheiten.

„Novemberschokolade“ ist wie ein Trüffel in wunderschöner Verpackung. Der Roman verführt schon durch seinen Titel und wenn man die Geschichte erst einmal begonnen hat, kann man nicht mehr aufhören zu „naschen“. Ein sehr unterhaltsamer Roman, der genau richtig ist für die dunkle Jahreszeit. Auf jeden Fall eine Leseempfehlung für alle, die eine Vorliebe für Geheimnisse und die Liebe haben und exquisitem Süßkram nicht wiederstehen können.

Veröffentlicht am 09.10.2016

Erst der Verlust gewinnt ein Herz

Die Tage, die ich dir verspreche
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„Über alles hat der Mensch Gewalt, nur nicht über sein Herz.“ (Friedrich Hebbel)

Die 19-jährige Gwen ist sehr krank. Schon lange wartet sie darauf, dass sich ein Organspender findet, damit sie ein neues ...

„Über alles hat der Mensch Gewalt, nur nicht über sein Herz.“ (Friedrich Hebbel)

Die 19-jährige Gwen ist sehr krank. Schon lange wartet sie darauf, dass sich ein Organspender findet, damit sie ein neues Herz bekommt. Und dann ist es soweit. Doch nach der Operation fällt Gwen in ein tiefes Loch, sie ist verzweifelt und todunglücklich, denn es plagen sie Schuldgefühle aufgrund der Tatsache, dass jemand sterben musste, damit sie leben kann. Ihre Verzweiflung stürzt sie in eine tiefe Depression, der Gedanke, das gerade erhaltene Herz jemand anderem zu geben, wird für sie zur fixen Idee und damit gibt sie offen zu, dass sie sterben möchte. Eine Anmeldung in einem Forum für Herztransplantationen führt sie zu dem jungen Studenten Noah, der das Forum betreut. Gwen bietet ihr Herz im Forum an, was Noah unbedingt verhindern will. Als Gwen auf einmal vor seiner Tür steht, versucht Noah mit allen Mitteln, Gwen umzustimmen. Wird es ihm gelingen? Wird Gwen endlich wieder lernen, das Leben zu lieben?

Lily Oliver hat mit ihrem Buch „Die Tage, die ich dir verspreche“ einen sehr emotionalen und anrührenden Roman vorgelegt und sich darin mit einem sehr heiklen Thema auseinander gesetzt, das immer aktuell ist und viele Menschen tagtäglich beschäftigt, seien es Spender, aber vor allem Empfänger. Niemand ist sich der Tatsache mehr bewusst, dass jemand anders zu leiden oder zu sterben hat, damit jemand neuen Lebensmut und mehr Zeit bekommt, als gerade die Spendenempfänger. Manche warten Jahre darauf, sich einer Operation zu unterziehen, viele sterben innerhalb der Wartezeit, weil es nie genug Spender gibt und vor allem der passende. Der Leidensweg dieser Menschen und deren Angehöriger ist meist jahrelang gezeichnet von der Organkrankheit und die Kraft, die Hoffnung aufrecht zu erhalten, wird immer schwerer, je länger es dauert, bis man die erlösende Nachricht bekommt. Die meisten Empfänger sind überglücklich, endlich ein halbwegs normales Leben führen zu können, aber es gibt auch diejenigen, die nach der Operation Depressionen bekommen, sich mit dem „Lebensgeschenk“ nicht abfinden können und darunter leiden, weil sie sich auf einmal selbst fremd sind oder sich fremd fühlen, weil sie der Gedanke an den eventuell toten Spender verzweifeln lässt und sie so ihrem Lebensmut und ihrer Energie beraubt.

„Du kannst Deine Augen schließen, wenn Du etwas nicht sehen willst, aber Du kannst nicht Dein Herz verschließen, wenn Du etwas nicht fühlen willst.“ (Johnny Depp)

Der Schreibstil ist flüssig, durch die verschiedenen Perspektiven findet sich der Leser mal an der Seite von Gwen, mal an der Seite von Noah wieder und erfährt so vieles über deren Empfindungen, Gefühle und Gedanken.

Die Charaktere sind sehr interessant ausgestaltet, wirken lebendig und authentisch. Gwen ist zu Beginn nicht gerade eine Sympathieträgerin, man muss sich auf sie einlassen, muss ihre Verzweiflung spüren und ihre Gedanken nachvollziehen, um sie besser kennenzulernen und sie zu verstehen. Gwen hat einen sehr langen Leidensweg hinter sich, sie hatte wahrscheinlich nicht mehr viel Hoffnung, am Leben zu bleiben. Nach der Operation lehnt sie das neue Herz ab, weil sie den Gedanken nicht erträgt, dass dafür ein Mensch gestorben ist. Gleichzeitig ist es aber auch so, dass sie ihr eigenes krankes Herz nicht mehr besitzt und somit fühlt sie sich selbst fremd und nicht mehr wie sie selbst. Ihre Verzweiflung ist verständlich, vermuten doch heute noch viele Menschen auf der Welt, dass in dem Herz auch die Seele des Menschen wohnt. Ist Gwen nun ein anderer Mensch, weil sie ein fremdes Herz hat? Wo ist sie selbst geblieben? Natürlich fällt es schwer, sich damit abzufinden und diese Gedanken zuzulassen, vor allem muss man sich erst einmal selbst wiederfinden.

„Wem der Himmel eine große Aufgabe zugedacht hat, dessen Herz und Willen zermürbt er erst durch Leid.“ (Mengzi)

Student Noah ist eigentlich ein netter Typ, Sohn einer Herzchirurgin, der noch keine Ahnung hat, was er einmal machen will. Als Forumsleiter lernt er Gwen kennen und bringt sich hier mehr ein, als richtig ist. Doch Noah will Gwen beschützen, er macht eigentlich das Richtige, doch auf völlig falsche Art und Weise. Oftmals kann man nur den Kopf schütteln und hoffen, dass das Ganze gut ausgeht, weil er sich immer mehr Lügen bedient, um Gwen von ihrem Vorhaben abzubringen, und niemand weiß, wie Gwen darauf reagieren wird, wenn sie die Wahrheit erfahren wird.

„Mancher findet sein Herz nicht eher, als bis er seinen Kopf verliert.“ (Friedrich Nietzsche)

„Die Tage, die ich Dir verspreche“ ist ein Roman, der einen mitten ins Herz trifft und ein Thema behandelt, das einem lange nicht mehr aus dem Kopf geht. Eigentlich sollte sich jeder mit Organspende befassen und was es für einen selbst und für alle anderen bedeuten kann. Die dazugehörigen Gefühle sollte man ebenso bedenken wie die Tatsache, was einem durch eine Spende geschenkt und anderen genommen wird. Dieses Buch ist keine leichte Kost, aber absolut lesenswert, deshalb unbedingte Leseempfehlung!

Veröffentlicht am 09.10.2016

Bei Verwechslung Liebe

Call me, maybe
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Die 23-jährige Clementine Daly stammt aus einer sehr wohlhabenden Familie, doch gleichzeitig gilt sie als Enfant terrible, denn sie und ihre Ex-Freund haben für einen handfesten Skandal gesorgt. Nun hat ...

Die 23-jährige Clementine Daly stammt aus einer sehr wohlhabenden Familie, doch gleichzeitig gilt sie als Enfant terrible, denn sie und ihre Ex-Freund haben für einen handfesten Skandal gesorgt. Nun hat sie ihren Uniabschluss in Literaturwissenschaften frisch in der Tasche, allerdings noch keine Vorstellung davon, was sie damit anfangen soll und in welche Richtung ihr Leben gehen soll. So unternimmt sie erst einmal mit ihrem Bruder Honor eine Reise nach Kalifornien. Bei einem Zwischenstopp in Chicago stößt sie mit einem sehr attraktiven jungen Mann namens Justin Mueller zusammen. Erst in Kalifornien angekommen stellt sie fest, dass sie das Handy von Journalist Justin in der Tasche und er dafür wohl ihres in seinem Besitz hat. Justin und Clementine schicken sich per WhatsApp Nachrichten, wobei schnell klar wird, dass sich die beiden mehr zu sagen haben als Kurzmessages. Schon bald entwickelt sich aus einem Flirt wesentlich mehr. Tappt Clementine in eine Falle?

Ellie Cahill hat mit ihrem Buch „Liebe… noch nicht zugestellt“ eine sehr locker-flockige und unterhaltsame Liebesgeschichte vorgelegt. Der Schreibstil ist humorvoll und flüssig, so dass dem Leser die Seiten nur so durch die Finger gleiten. Die Geschichte entwickelt einen richtigen Sog, den man nicht unterbrechen mag. Da die Handlung aus der Sicht der Hauptprotagonistin Clementine erzählt wird, kann man ihre Gedanken und Gefühle aus erster Hand erfahren und ist aktiv am Geschehen beteiligt. Der Roman spielt in der heutigen Zeit, in der SMS, Smartphone und WhatsApp nicht mehr wegzudenken sind und die meisten Menschen tatsächlich nur auf diese Art kommunizieren, was dem Roman eine etwas eigenwillige Note gibt, aber durchaus zeitgemäß ist.

Die Charaktere wurden recht interessant skizziert, sie wirken lebendig und durchaus authentisch. Clementine ist schon durch ihre Liebe zum Lesen und zu Büchern einfach sympathisch. Sie hat allerdings verständlicherweise aufgrund vergangener Erlebnisse ein gesundes Misstrauen, dabei ist sie eine fröhlich und aufgeschlossenes junge Frau mit einer sehr liebenswürdigen Art, was sie allerdings nicht davor schützt, unvorsichtig zu sein. Justin wirkt oftmals einfach zu glatt und zu perfekt, dabei besitzt er durchaus eine positive Ausstrahlung. Hier wären mehr Ecken und Kanten durchaus interessanter gewesen.

„Liebe… noch nicht zugestellt“ ist ein unterhaltsamer und zeitgemäßer Liebesroman, der sich für einen regnerischen Tag auf der Couch eignet und dem Leser einige romantischen Lesestunden beschert. Auch als Urlaubslektüre bestens geeignet.