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Veröffentlicht am 02.11.2019

Wenig überzeugend

Das Winterwunder von Dublin
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Die Studentin Stella Bauer fliegt nach Beendigung des Tiermedizinsemesters von München nach Irland, um dort die Weihnachtstage mit ihrer dort ansässigen Familie zu verbringen. Die alten und liebgewonnenen ...

Die Studentin Stella Bauer fliegt nach Beendigung des Tiermedizinsemesters von München nach Irland, um dort die Weihnachtstage mit ihrer dort ansässigen Familie zu verbringen. Die alten und liebgewonnenen Traditionen zum Fest, das Wiedersehen mit ihren Freundinnen sowie auf ihr Pferd Puzzle beflügeln Stellas Heimreise. Kaum den Fuß auf irischen Boden gesetzt bekommt Stella allerdings einen Stimmungsdämpfer, denn Puzzle ist aus Kostengründen nicht mehr auf dem Pferdehof, sondern wurde ausgesetzt. Stella ist außer sich und findet in Daniel einen verständigen Reporter, mit dessen Hilfe sie nach Puzzle sucht, was die beiden über die ganze irische Insel führt. Werden Stellas Weihnachten doch noch gut enden, indem sie Puzzle finden?
Nicola Förg, die bereits als Krimiautorin erfolgreich ist, legt mit „Das Winterwunder von Dublin“ einen Liebes- und Pferderoman vor, der sein Setting vor der rauen Kulisse Irlands hat. Der Schreibstil ist flüssig und lässt den Leser schnell in die Handlung eintauchen. Allerdings muss er dabei recht schnell feststellen, dass die Handlung leider sehr oberflächlich und wenig tiefgründig ist, was schnell Langeweile aufkommen lässt. Die Autorin ergeht sich ausführlich in Beschreibungen über weihnachtliche Dekorationen und wenig interessante Hinweise auf irische Traditionen. Da fehlt es an Herz und Tiefe, um den Leser mitnehmen zu können, denn alles klingt eher pragmatisch denn einfühlsam. Die Thematik um die Aussetzung von Pferden aufgrund wirtschaftlicher Schieflagen wird ausufernd präsentiert, dabei bleiben die weihnachtliche Stimmung und vor allem die sich anbahnende Liebesgeschichte auf der Strecke. Auch Stellas Gefühl von ausgegrenzt sein, weil sie als 13-jährige mit ihrer Familie von Deutschland nach Irland ausgewandert ist, kommt hier eindeutig zu kurz und wirkt unglaubwürdig und konstruiert. Mit etwas mehr Fingerspitzengefühl bei der Gewichtung der Themen und deren Ausführung wäre es ein unterhaltsames Buch geworden, so ist es nur eine langweilig und langatmige Geschichte ohne Wärme und Gefühl. Das Weihnachtsfeeling kommt hier gar nicht erst auf.
Die Charaktere sind mit der heißen Nadel gestrickt und lassen kein Gefühl von Nähe beim Leser aufkommen. Stella wirkt mit ihren 23 Jahren eher wie ein Teenager, die nicht genau weiß, was sie eigentlich will. Das Pferd bestimmt ihre ganze Gedankenwelt, da wundert man sich über die Sprünge über ihr Gefühl von Ausgrenzung. Auch Daniel bleibt recht farblos und kann nicht überzeugen. Einzig Oma Phoebe hat etwas mehr Ausstrahlung, das rettet dieses Buch aber leider nicht mehr.
Das Fazit für „Das Winterwunder von Dublin“ ist kurz und knapp: es hält nicht, was der Titel verspricht, ohne Wärme und Weihnachtsfeeling. Lohnt sich nicht!

Veröffentlicht am 02.11.2019

"Was du heute kannst entsorgen, heb nicht auf bis morgen." (H. Schäferling)

Der ist für die Tonne
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Nach der gescheiterten Ehe mit Dennis wohnt Hannah Bodmer mit ihrer versehrten Hippiemutter zusammen und hat sich mit einem Second-Hand-Shop und einem Ausmistservice selbstständig gemacht. Ihre quietschbunte ...

Nach der gescheiterten Ehe mit Dennis wohnt Hannah Bodmer mit ihrer versehrten Hippiemutter zusammen und hat sich mit einem Second-Hand-Shop und einem Ausmistservice selbstständig gemacht. Ihre quietschbunte Freundin Tessa sowie Dreifachmama Josie sind ihr nicht nur eine seelische Stütze, denn so richtig rund läuft es noch nicht im Geschäftsleben. Da kommt der Auftrag von Tessa gerade recht, die Hannah dafür einspannt, bei ihrem neuen Freund Pascal einmal gründlich auszuräumen. Dabei soll Hannah den Weinliebhaber am besten auch gleich ummodellieren und für Tessa passend zurechtbiegen, damit der frischen Beziehung nichts mehr im Wege steht. Als Hannah Pascal aufsucht, findet sie einen kultivierten, aber sehr anstrengenden jungen Mann vor, der sich mit Händen und Füssen gegen die Trennung von liebgewonnenen Dingen wehrt, obwohl sein Haus einem Sammelsurium gleicht. Doch Hannah krempelt die Ärmel hoch, kehrt alles von zuunterst nach zuoberst und findet dabei nicht nur zwei Leichen, sondern in Pascal auch jemanden, der ihr Herz wieder zum Hüpfen bringt. Wäre da nur nicht Exmann Dennis, der auch mal wieder auftaucht und Ansprüche anmeldet…
Ellen Berg hat mit „Der ist für die Tonne“ einen unterhaltsamen Roman vorgelegt, der mit einem flüssig-leichten Schreibstil gepaart mit viel Humor den Leser von der ersten Seite an hineinwirft in Hannahs recht schräges Leben mit einer pflegebedürftigen Althippiemutter und recht schillernden Freundinnen an ihrer Seite. Die buntgewürfelte Gesellschaft hält in allen Lebenslagen zusammen und vermittelt dem Leser bei der Lektüre das Gefühl, selbst ein Teil davon zu sein. Die Autorin bringt dabei Hannahs Gedanken und Selbstzweifel, sowie die blumigen buddhistischen Sprüche ihrer Mutter und deren Pfleger wunderbar an den Leser. Was als Ausmistservice beginnt, gerät schnell in den Focus der Polizei, so gibt es hier nicht nur eine sich anbahnende Liebesgeschichte, sondern auch mysteriöse Todesfälle, die geklärt werden wollen. Und ganz oben drauf als Schmankerl erfährt man so nebenbei noch ein altes Familiengeheimnis, das selbst dem betreffenden Hauptprotagonisten fremd war. Leichtfüßig und immer mit einem kleinen Augenzwinkern laviert die Autorin den Leser durch das verwirrende Konstrukt ihrer Geschichte, bei dem am Ende die Fäden doch alle zusammenpassen und lässt dabei auch etwas die Spannungsmuskeln spielen.
Die Charaktere sind wie aus dem Leben gegriffen und wirken realitätsnah und authentisch, weil ihre Macken und Eigenheiten so bunt wie verbreitet sind, dass man glaubt, in einem Haufen von Nerds gelandet zu sein. Dabei sind sie gar nicht so seltsam, wie auf dem ersten Blick vermutet, sondern Kinder ihrer Zeit. Hannah ist eine fürsorgliche Tochter und gute Freundin, das Ausmisten ist ihr geradezu in die Wiege gelegt, denn Ordnung muss sein. Pascal ist optisch ein Benjamin Blümchen, aber bei Weinen kennt er sich aus und seine Schwärmerei legt dem Leser glatt das Bouquet auf die Zunge. Onkel Alfred ist ein Faktotum der Extraklasse, der sich durchs Haus schleicht und sich zu wehren weiß. Tessa ist eine Tussi, die den großen Auftritt versteht, das Herz aber am rechten Fleck hat. Josie ist eine liebevolle Mutter, die sich über jede Ablenkung freut. Aber auch Raphaela, Jan-Philip oder Dennis versprühen jede Menge Energie, die der Handlung gut tut.
„Der ist für die Tonne“ ist ein amüsanter Unterhaltungsroman mit ein bisschen Liebe, ein bisschen Krimi, ein bisschen Familiengeheimnis und jeder Menge Missverständnisse. Nicht nur kurzweilig, sondern auch komisch! Verdiente Leseempfehlung!

Veröffentlicht am 02.11.2019

"Für Sorgen sorgt das liebe Leben. Und Sorgenbrecher sind die Reben." (Goethe)

Lieber Rotwein als tot sein
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Das Leben des knapp 50-jährigen Arthur Ophof mit Ehefrau Afra in einem Reihenhaus vor den Toren Amsterdams könnte man als unaufgeregt und geruhsam beschreiben, doch von einem Tag auf den anderen weht ein ...

Das Leben des knapp 50-jährigen Arthur Ophof mit Ehefrau Afra in einem Reihenhaus vor den Toren Amsterdams könnte man als unaufgeregt und geruhsam beschreiben, doch von einem Tag auf den anderen weht ein anderer Wind hinein. Als er aufgrund von Stellenabbau seine Kündigung bekommt, beschließt Arthur, seinen Tod zu inszenieren, um dann völlig unbescholten und mit neuer Identität seinen tatsächlichen Lebensabend in der Toskana zu frönen, alles allerdings möglichst ohne seine ihn liebende Ehefrau Afra. Mit Hilfe von engen Freunden täuscht er seinen Tod vor und sucht sich einen neuen Namen aus. Irgendwie scheint alles wunderbar glattzugehen - oder doch nicht?
Hendrik Groen hat mit „Lieber Rotwein als tot sein“ einen unterhaltsamen Roman vorgelegt, der dem Leser allerlei Möglichkeiten offeriert, wie man sich aus dem Leben stehlen kann. Der Erzählstil ist flüssig-leicht und entbehrt nicht einer gewissen Ironie, denn mal im Ernst, wer denkt sich solch eine Räuberpistole aus, um sich aus seinem gelangweilten und frustrierten Alltag zu stehlen? Es soll tatsächlich Menschen geben, die meinen, wenn sie alles hinter sich lassen und irgendwo mit weißer Weste neu anfangen, wäre die Vergangenheit ad acta gelegt. Ganz so einfach ist es dann wohl doch nicht, denn am Ende holt einen die Vergangenheit immer wieder ein. So auch in diesem Roman. Allein schon die Sisyphusarbeit, an wirklich alle Eventualitäten zu denken und möglichst keine Spuren zu hinterlassen, wenn man verschwinden will. Der Autor lässt den Leser teilhaben an all diesen verqueren Gedanken seines Protagonisten, wobei man oftmals ungläubig schluckt oder einen Lachanfall unterdrücken muss. Doch was beim Rotwein gilt, ist auch hier der Fall: das letzte Glas war wahrscheinlich schlecht, denn der Katzenjammer kommt bestimmt. Die Vielzahl von witzigen Ideen lässt Langweile aufkommen, besser ein paar wenige, als den Leser zu überfordern wäre hier die Devise. Trotz allem weiß der Autor den Leser zu unterhalten, denn auch die ganzen nicht aufgearbeiteten Probleme des Ehelebens werden hier thematisiert und lassen Verständnis für Arthur und Afra erwachsen.
Die Charaktere sind sehr lebendig in Szene gesetzt und wachsen dem Leser mit ihren Ecken und Kanten sowie ihren Problemen schnell ans Herz. Arthur ist ein vom Leben und der Ehe frustrierter Mann, der sich einfach etwas Aufregung und Zufriedenheit wünscht. Ehefrau Afra ist eine ruhige und verständige Person, in der allerdings auch der Frust brodelt, denn das Nebeneinanderher leben geht auch ihr an die Nerven. Interessant ist, wie sehr Arthur seine eigene Frau unterschätzt, denn sie entpuppt sich als recht clevere Zeitgenossin, die ihren Mann besser kennt als er sie. Arthurs Golfbuddies Joost und Wouter sind zwei ausgefuchste Kaliber, ohne die Arthur sang- und klanglos untergegangen wäre mit seinen Plänen. Aber auch Toon oder Stijn drücken der Handlung ihren Stempel auf.
„Lieber Rotwein als tot sein“ ist ein rundum sehr amüsanter Roman über den komplizierten Aufbruch in ein neues Leben, wenn man die Vergangenheit nicht loswird. Kurzweilig zu lesen und mit einer verdienten Leseempfehlung ausgestattet.

Veröffentlicht am 02.11.2019

Wie aus dem Leben gegriffen

Andere machen das beruflich
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Als an der Hegel-Schule die Lehrerin der Theater-AG den Job hinwirft, schlägt die große Stunde von Gundula Buntschuh, denn sie übernimmt kurzerhand deren Job, obwohl sie sich damit einiges ans Bein bindet, ...

Als an der Hegel-Schule die Lehrerin der Theater-AG den Job hinwirft, schlägt die große Stunde von Gundula Buntschuh, denn sie übernimmt kurzerhand deren Job, obwohl sie sich damit einiges ans Bein bindet, denn es gilt, mit ihrem Engagement das Schuljubiläum zu krönen. Auch im heimischen Umfeld gibt es so einige Baustellen zu reparieren und dazu kommt noch die liebe Verwandtschaft, die sich kurzerhand bei ihnen einnistet. So hat sie nicht nur an der schulfront zu kämpfen, sondern muss sich auch um den Haussegen kümmern, der immer mehr in Schieflage gerät…
Andrea Sawatzki hat mit „Andere machen das beruflich“ einen wahnsinnig witzigen Roman vorgelegt, der den Leser wieder mitnimmt in die Welt der chaotischen Familie Buntschuh, deren Hauptakteurin Gundula beim Lesen eine Achterbahn der Gefühle beschert. Die Autorin lässt Gundula mit viel Charme und Situationskomik die täglichen Sorgen und Pannen des Alltags durchlaufen, wobei mit ungeahnten Zwischenfällen jederzeit gerechnet werden muss. Mit viel Humor beschreibt Sawatzki das familiäre Chaos so facettenreich, wie man es selbst tagaus tagein erlebt, so dass der Leser das Gefühl hat, die Autorin wäre ein Teil der eigenen Familie. Sei es die unliebsame Verwandtschaft oder eine unbedingt nötige Reparatur, selbst im größten Chaos steht die Familie zusammen und greift sich untereinander unter die Arme, auch wenn sie sich oftmals gegenseitig bekriegen oder aus dem Weg gehen. Gerade dieser ungeschönte, aber mit viel Liebe und einem Augenzwinkern versehene Blick in diesen Mikrokosmos genannt Familie versteht Sawatzki wunderbar zu beschreiben. Der Leser fühlt sich von Seite eins an als Teil der Buntschuhs, kennt er das abgebildete Chaos doch aus eigener Erfahrung und darf nun einmal bei anderen einen Blick durchs Schlüsselloch wagen um mit einer gewissen Genugtuung festzustellen, dass es bei denen auch nicht anders zugeht als daheim. Oftmals rennt einem bei der Lektüre durch den Kopf „Kenn ich, genauso ist es, bloß nicht, und täglich grüßt das Murmeltier, bleib mit weg damit!“
Die Charaktere sind mit Liebe zum Detail zum Leben erweckt worden. Sie wirken mit ihren individuellen Macken glaubhaft und authentisch, der Leser findet sich oder auch ihm nahestehende Personen in einigen von ihnen wieder, was sofort eine Nähe zu ihnen schafft. Gundula ist ein Muttertier der ersten Garde. Im ersten Moment denkt man immer, sie ist selbst so verpeilt, dass sie gar nichts im Griff hat, doch mit geschickter Manipulation hat sie ihre Lieben gut unter Kontrolle und schart sie unter ihrem Mantel der Sicherheit, während sie sich unkonventionelle Lösungen für jedes Problem ausdenkt und dann auch ausführt. Das Schwiegermonster ist ebenso nervig wie die eigene Mutter, die natürlich immer alles anders machen würde, während der eigene Ehemann nur auf seine Interessen fixiert ist, denn Mama wird’s schon richten.
„Andere machen das beruflich“ ist eine gelungene Familienstudie mit viel Charme und Witz, die einfach rundum Spaß macht und einmal mehr daran erinnert, nicht alles so verbissen zu sehen. Absolute Leseempfehlung!

Veröffentlicht am 26.10.2019

Was bleibt von unseren Lieben? (Que rest-t-til de nos amours? Charles Trenet)

Leas Spuren
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2016 Paris. Als die Stuttgarter Historikerin Marie Bergmann den Brief eines französischen Notars erhält, ist sie zunächst überrascht, denn sie erbt die Hälfte eines großen Pariser Apartments in bester ...

2016 Paris. Als die Stuttgarter Historikerin Marie Bergmann den Brief eines französischen Notars erhält, ist sie zunächst überrascht, denn sie erbt die Hälfte eines großen Pariser Apartments in bester Lage, wo ihre verstorbene Großtante Charlotte während des Zweiten Weltkrieges gelebt hat. Die andere Hälfte geht an den Journalisten Nicolas Blanc, dessen Großvater Victor Blanc die Wohnung ebenfalls bewohnte. Aber Victor Blanc hat ein Vermächtnis hinterlassen, bevor die Wohnung ihnen rechtmäßig gehört. Marie und Nicolas sollen gemeinsam ein altes Gemälde wiederfinden und den Nachfahren einer jüdischen Familie zurückgeben, um eine alte Schuld zu begleichen. Sowohl Marie als auch Nicolas machen sich auf Spurensuche und erfahren dabei nicht nur nach und nach mehr von ihren Vorfahren, sondern auch von einer bittersüßen Liebesgeschichte während des Krieges sowie über den großangelegten Kunstraub der Nazis…

Bettina Storks hat sich mit ihrem neuen Roman “Leas Spuren” selbst übertroffen, denn das Buch hat nicht nur eine spannende Handlung vor historischem Hintergrund zu bieten, sondern dringt auch bis in die Leserseele aufgrund der atmosphärischen, gefühlvollen und bildgewaltigen Erzählkunst der Autorin. Schon der Epilog lässt das Leserherz höher schlagen, denn bereits nach den ersten Seiten stellt man sich Fragen, was da wohl alles noch kommen wird. Die Autorin baut in ihrer tiefgründigen Geschichte die Spannung von Beginn an gut auf und steigert sie mit zwei parallel laufenden Handlungssträngen immer weiter in die Höhe. Alles ist ausgezeichnet durchdacht und ergänzt sich immer weiter. Der Leser ist von Beginn an gefordert, Marie in der Gegenwart bei der Spurensuche zu folgen und die kleinen versteckten Details zu entschlüsseln. Gleichzeitig erfährt der Leser von dem groß angelegten Kunstraub der Nazis zur Pariser Besetzungszeit und der wachsenden Liebe zwischen Victor und Charlotte, die sich beide dem Widerstand verschrieben haben, wobei sie sich auf so manch gefährliche Mission einließen. Auch die totgeschwiegene Familiengeschichte von Marie kommt nach und nach ans Tageslicht und eröffnen ihr eine völlig neue Sichtweise auf die Dinge. Storks bringt mit einer Grandezza ihre Geschichte an den Leser, die man nur bewundern kann. Die Seiten fliegen einem praktisch um die Ohren, weil man keinen Moment der Suche verpassen möchte und die bildhaften Szenen wie ein Kinofilm vor dem inneren Auge ablaufen.

Die Charaktere sind sehr detailliert und facettenreich ausgearbeitet. Sehr lebendig und authentisch wachsen sie dem Leser ans Herz und werden während der Lektüre zu engen Freunden, mit denen man mitleiden und -fühlen darf. Marie ist eine etwas spröde Frau, die manchmal unsicher wirkt, allerdings auch nicht auf den Mund gefallen ist. Nicolas ist Journalist und beweist oftmals ein gutes Gespür, doch Marie schlägt ihn da um Längen. Beide sind Singles, weil sie keine Nähe zulassen wollen, doch dann kommt alles ganz anders. Oma Fredi ist eine etwas kühle Frau, die die Vergangenheit ruhen lassen will. Charlotte liebte das Leben und die Kunst, aber vor allem liebte sie Paris und Victor, der erst etwas schüchtern daher kommt, aber immer der formvollendete Gentlemen ist. Aber auch Protagonisten wie Nicolas Eltern, Madame Favre oder Oliver Porte geben der Handlung immer wieder neue Impressionen und Wendungen, die den Leser gemeinsam mit Marie auf neue Spuren setzen oder zu überraschen wissen.

Mit “Leas Spuren” ist Bettina Storks ein Meisterwerk der Extraklasse gelungen. Von Anfang bis Ende hat die Geschichte das, was ein Pageturner braucht und was das Leserherz ganz hoch schlagen lässt. Dieser Roman ist einer derjenigen, die man immer wieder gern in die Hand nimmt und dessen Geschichte man nie mehr vergisst. Absolute Leseempfehlung für diese Meisterleistung, besser geht es nicht! Chapeau!!