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Veröffentlicht am 08.01.2021

Skandale der 20-er Jahre

Die juten Sitten - Goldene Zwanziger. Dreckige Wahrheiten
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Sie wollen einen Skandal? Können Sie haben!«

Heute habe ich den perfekten Roman zu Silvester für euch: „Jutte Sitten“ von Anna Basener, Goldmann Verlag. Wenn wir schon nicht in echt feiern können und ...

Sie wollen einen Skandal? Können Sie haben!«

Heute habe ich den perfekten Roman zu Silvester für euch: „Jutte Sitten“ von Anna Basener, Goldmann Verlag. Wenn wir schon nicht in echt feiern können und sollten, machen wir das Ganze literarisch. Wir reisen in das Zeitalter des Nachtlebens, des Feierns und der Freude: in die roaring twenties.

Klappentext:

Berlin, 1927: Die achtjährige Hedi wächst im berüchtigten Bordell »Ritze« auf. Ihre Großmutter Minna, die das zwielichtige Etablissement betreibt, die strenge Domina Natalia und die bildschöne Hure Colette sind die einzige Familie, die Hedi je kannte. Von ihnen lernt sie alles, was sie fürs Leben braucht.
Drei Jahrzehnte später ist Hedi eine gefeierte Hollywood-Diva – und eine zum Tode verurteilte Mörderin. Kurz vor ihrer Hinrichtung erzählt sie einem Journalisten der New York Times die ganze ungeschminkte Wahrheit über ihr Leben. Eine Wahrheit, die sie unsterblich machen wird ...

Meinung:

Dieses Buch ist ein kompletter Gegensatz zu den 20-er Jahre Büchern, die ich sonst lese, es zeigt die dreckige, dunkle aber auch authentische Seite der Zeit, die wahrscheinlich kaum einer wahrhaben wollte, die des Rotlichtviertels. Endlich kommen auch die zu Wort, die es viel zu selten kamen: die Prostituierten.

Die Vielfalt der Charaktere ist wunderbar und bildet gut die verschiedenen Typen der damaligen Zeit ab. Meine Highlights sind die diversen Frauenfiguren – sie sind einfach klasse, man fiebert und leidet mit ihnen mit, wie sie versuchen, dass Beste aus ihrer Situation zu machen und zeitgleich von einem besseren Leben träumen – das fast unerreichbar ist. Sie strampeln sich ab und kämpfen und kämpfen, was begeistert und mitreist.

»Meine Damen sind jute, starke Frauen, und ick kann mir keine besseren Vorbilder für ‘n kleines Mädchen vorstellen als uns.«

Der Schreibstil ist sehr bildhaft, man sieht alles fast greifbar vor sich. Er ist direkt und realistisch. Ich muss zugeben, mir war die derbe, frivole Sprache oft etwas zu viel, aber das ist eben auch authentisch. Man kann eine Prostituierte nicht wie gebildetes Fräuleinwunder sprechen lassen.

Die Geschichte wird offen und ohne Tabus erzählt. Sie ist äußerst spannend und gewiss nicht null acht fünfzehn. Außerdem enthält sie einige unvorhersehbare Wendungen und Höhepunkte;)

Fazit:

Das perfekte Buch, um sich auf Silvester einzustimmen und sich mit der dunklen Seite der 20-er Jahre zu beschäftigen.

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Veröffentlicht am 26.12.2020

Authentischer, historischer Roman über eine Powerfrau

Milena und die Briefe der Liebe
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Stephanie Schuster hat mit „Milena und die Briefe der Liebe“ einen unterhaltsamen, tiefgründigen und historisch fundierten Roman geschaffen, der die ungewöhnliche Beziehung zwischen dem berühmten Schriftsteller ...

Stephanie Schuster hat mit „Milena und die Briefe der Liebe“ einen unterhaltsamen, tiefgründigen und historisch fundierten Roman geschaffen, der die ungewöhnliche Beziehung zwischen dem berühmten Schriftsteller Kafka und der bisher unbekannten Journalistin und Übersetzerin Milena Jesenska beleuchtet.
Klappentext:

Prag, 1916: Die junge Milena ist selbstbewusst und abenteuerlustig. Am liebsten verbringt sie ihre Tage in Kaffeehäusern, den Treffpunkten der Bohème. Dort begegnet sie dem geheimnisvollen Schriftsteller Franz Kafka. Sofort ist klar, dass die beiden mehr verbindet als nur die Literatur. Da verbannt sie ihr Vater aus ihrer Heimat. Sie heiratet den Literaturkritiker Ernst Pollak und lebt mit ihm in Wien, doch die Ehe scheitert und Milena verarmt. In ihrer Not schreibt sie Franz Kafka, schlägt ihm vor, seine Texte ins Tschechische zu übersetzen. Schon bald entspinnt sich eine Liebe, die ihresgleichen sucht …


Meinung:
Es geht um Literatur, Freundschaft, Liebe, Emanzipation, Kämpfergeist und so vieles mehr. Von Seite eins an war ich gefangen von den Geschehnissen, dem fesselnden Schreibstil, den sympathischen Figuren und ich habe das Buch quasi inhaliert. Eine Ausnahme stellt der Unsympath, Milenas 1. Ehemann da, was für ein A... Ich habe mich so aufgeregt über ihn, Wahnsinn! Es werden also viele verschiedene Emotionen in einem beim Lesen wachgerufen, das mag ich sehr.
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Ich habe viel neues über Milena, die emanzipierte Powerfrau gelernt, die allen Widrigkeiten trotze und auch Kafka hat man von einer ganz anderen Seite erlebt. Die Entwicklung von Milena ist sehr authentisch und einfach wunderbar zu beobachten und berührend. Schuster beschreibt die Romanze zwischen Milena und Franz realitätsnah, ohne kitschig zu sein oder zu verklären. Besonders der und bildhafte, fesselnde Schreibstil lässt die Seiten nur so dahinfliegen und versetzt einen wunderbar nach Tschechien und Wien des 20. Jahrhunderts.

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Veröffentlicht am 11.12.2020

Gelungene, lebendige und fundierte Biographie

Josephine Baker
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Heute zum Klassikersamstag reisen wir literarisch gegen den Covid-Blues nach Paris in die 1920-Jahre und das mit einem Superstar der Zeit: Josephine Baker! Dafür brauchen wir nicht mal unsere Wohnung verlassen, ...

Heute zum Klassikersamstag reisen wir literarisch gegen den Covid-Blues nach Paris in die 1920-Jahre und das mit einem Superstar der Zeit: Josephine Baker! Dafür brauchen wir nicht mal unsere Wohnung verlassen, sondern nur die fantastische Biographie von Mona Horncastle uns in die goldenen 20-er Jahre entführen lassen:

Das ist die erste Biografie, die Josephine Baker, den ersten afroamerikanischen Superstar, als das zeigt, was sie vor allem war: eine idealistische Kämpferin gegen Rassismus und Diskriminierung. Darin wird deutlich, dass sie eben nicht „nur“ die Frau mit dem Bananenröckchen war.
Horncastle arbeitet historisch genau und schafft es, eine vielschichtige Persönlichkeit abzubilden, mit all ihren Glanz, aber auch mit ihren vielen Schattenseiten!
Ich habe schon andere Bücher von Horncastle gelesen und auch hier kann sie vor allem durch ihre fundierte Recherche überzeugen. Sowohl aus dem Leben der Josephine Baker als auch durch die guten Kenntnisse des historischen Hintergrunds, dass die Biografie wunderbar abrundet.
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Außerdem lernt man sehr viel! Um nur mal eine Sache aus Bakers interessanten Leben herauszugreifen: Sie hat sich stark im Widerstand gegen Nazi-Deutschland engagiert, indem sie die Informationen und Nachrichten durch das besetzte Frankreich geschmuggelt hat. Dafür wurde sie später d von Charles de Gaulle mit dem Croix de Guerre ausgezeichnet. Und wusstet ihr, dass sie 12 Kinder adoptiert hat?

Zudem ist es wunderbar, wie umsichtig Horncastle mit der Sprache umgeht, dass sie Begrifflichkeiten erklärt und sie im Kontext einordnet, nicht einfach bestimmte Wörter übernimmt, die man damals zwar sagte, aber heute politisch inkorrekt sind.


Dabei ist dieses Buch keine trockene #Biographie, es überzeugt durch ein wunderbares Layout, schöne Fotos aus Bakers Leben und vor allem durch geistreiche Zitate. Dadurch macht das Lesen noch mehr Spaß und zeigt besonders gut Bakers vielschichtiges Leben.


Fazit:
Eine äußerst gelungene, lebendige und fundierte Biographie, über eine beeindruckende Frau. Für alle Fans von Biographien, Feminismus und unentdeckten bibliophilen Juwelen. Bitte, unbedingt lesen!

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Veröffentlicht am 09.12.2020

Stilvolles, kreatives und hochwertiges Weihnachtskochbuch

Das offizielle Downton-Abbey-Weihnachtskochbuch
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Ich liebe Downton Abbey und habe schon die beiden anderen Koch-und Backbücher dazu verschlungen und oft verschenkt.
Nun gibt es ein neues Kochbuch – „Das Downton Abbey Weichnachtskochbuch“.
Hach, alleine ...

Ich liebe Downton Abbey und habe schon die beiden anderen Koch-und Backbücher dazu verschlungen und oft verschenkt.
Nun gibt es ein neues Kochbuch – „Das Downton Abbey Weichnachtskochbuch“.
Hach, alleine das festliche Cover ist doch schon umwerfend, oder? Bereits von der 1. Seite an, wird man vom stilvollen Zauber Downton Abbeys und von der besonderen Weihnachtsmagie verzaubert – die traumhaften und atmosphärischen Bilder aus der Serie sowie der Speisen und das grandiose Layout! Einfach nur brillant.
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Mit dem Buch kann man ein prächtiges, unvergessliches, köstliches Weihnachtsfest im Stil der Serie erleben. Ob Yorkshire Christmas Pie, englisches Weihnachtsgebäck oder Truthahnbraten – authentische Rezepte entführen uns in die weihnachtliche, englische Küche. Wie auch schon in den anderen Bänden, gibt es wieder interessante Informationen zu Traditionen, über die Geschichte und Herkunft der Gerichte, Küchengeheimnissen sowie Original-Szenenbildern. Das Kochbuch besticht erneut durch historische Genauigkeit, Originalität, Qualität und das gewisse Etwas.

Es ist für jeden etwas dabei: für Vegetarier, Bratenliebhaber, Soßenfanatiker oder Liebhaber süßer Speisen. Enthalten sind sowohl komplizierte Rezepte wie der große Weihnachtsbraten als auch einfachere, wie kleine Häppchen.



Ich werde gewiss zu Weihnachten daraus auch etwas kochen und so den Flair Downtons zu mir nach Hause holen. Ich bin voll und ganz begeistert und kann dieses Buch nur jedem ans Herz legen und ist doch das perfekte Weihnachtsgeschenk, oder?

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Veröffentlicht am 09.12.2020

Sehr spannend, unterhaltsam und lesenswert!

Das Palais muss brennen
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"Wir hatten nicht die besten Plätze, als wir dem Sturm der Regierung beiwohnten, aber wir waren mittendrin und hatten noch Sekt."

Der Debütroman: #DasPalaismussbrennen von Mercedes Spannagel, aus dem ...

"Wir hatten nicht die besten Plätze, als wir dem Sturm der Regierung beiwohnten, aber wir waren mittendrin und hatten noch Sekt."

Der Debütroman: #DasPalaismussbrennen von Mercedes Spannagel, aus dem Kiwi-Verlag ist hochaktuell, bitterböse, intelligent, abgründig, gesellschaftskritisch und rasant.

Luise ist die Tochter der rechtskonservativen Bundespräsidentin Österreichs. Die Waffen der präsidialen Jagdgesellschaft schmeißt sie in den Pool, das Teezimmer tapeziert sie mit Artikeln über die Verbrechen der chinesischen Regierung und als ihre Mutter sie mit einem Burschenschafter verkuppeln will, der ihr stolz den Schmiss über seiner Augenbraue zeigt, skandiert sie: »Mensur ist Menstruationsneid!«. Mit ihren Freunden streift Luise durch die Straßen Wiens und schmiedet Pläne, die Regierung zu stürzen. Eine Kunstaktion auf dem Opernball soll das Land verändern – doch es läuft nicht ganz so, wie sie es sich gedacht haben.

Meinung:

Die Autorin schafft es excellence, der korrupten, rechten Elite den Spiegel vorzuhalten. Gestützt wird das Ganze mit sarkastischen, schwarz humorigen und provokanten Dialogen.
Dabei ist sie nicht nur sehr politisch, sondern skizziert auch die Situation der Jugend authentisch und kritisch, die den Sozialismus in der Theorie verehrt, in der Praxis aber zu sehr am Kapitalismus hängt, um sich ernsthaft damit auseinander zu setzen. 
Stilistisch ist das Buch auch sehr spannend, da mit Formen und Darstellungen experimentiert wird.
Die Protagonistin ist tiefgründig und scharfkantig. Auf der Suche nach sich und ihrer sexuellen Orientierung, verzweifelt sie zwischen ihrer manisch-depressiven Weltsicht sowie Depression und Lebenslust. Sie will aber ihre Überzeugungen auch unbedingt leben und gegen den Rechtsradikalismus vorgehen. Gemeinsam mit ihren rebellischen Freundinnen wirbelt sie die rechte Elite des Landes auf und sorgt für einige Furore!
Sehr spannend, unterhaltsam und lesenswert!

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