Skandale der 20-er Jahre
Die juten Sitten - Goldene Zwanziger. Dreckige WahrheitenSie wollen einen Skandal? Können Sie haben!«
Heute habe ich den perfekten Roman zu Silvester für euch: „Jutte Sitten“ von Anna Basener, Goldmann Verlag. Wenn wir schon nicht in echt feiern können und ...
Sie wollen einen Skandal? Können Sie haben!«
Heute habe ich den perfekten Roman zu Silvester für euch: „Jutte Sitten“ von Anna Basener, Goldmann Verlag. Wenn wir schon nicht in echt feiern können und sollten, machen wir das Ganze literarisch. Wir reisen in das Zeitalter des Nachtlebens, des Feierns und der Freude: in die roaring twenties.
Klappentext:
Berlin, 1927: Die achtjährige Hedi wächst im berüchtigten Bordell »Ritze« auf. Ihre Großmutter Minna, die das zwielichtige Etablissement betreibt, die strenge Domina Natalia und die bildschöne Hure Colette sind die einzige Familie, die Hedi je kannte. Von ihnen lernt sie alles, was sie fürs Leben braucht.
Drei Jahrzehnte später ist Hedi eine gefeierte Hollywood-Diva – und eine zum Tode verurteilte Mörderin. Kurz vor ihrer Hinrichtung erzählt sie einem Journalisten der New York Times die ganze ungeschminkte Wahrheit über ihr Leben. Eine Wahrheit, die sie unsterblich machen wird ...
Meinung:
Dieses Buch ist ein kompletter Gegensatz zu den 20-er Jahre Büchern, die ich sonst lese, es zeigt die dreckige, dunkle aber auch authentische Seite der Zeit, die wahrscheinlich kaum einer wahrhaben wollte, die des Rotlichtviertels. Endlich kommen auch die zu Wort, die es viel zu selten kamen: die Prostituierten.
Die Vielfalt der Charaktere ist wunderbar und bildet gut die verschiedenen Typen der damaligen Zeit ab. Meine Highlights sind die diversen Frauenfiguren – sie sind einfach klasse, man fiebert und leidet mit ihnen mit, wie sie versuchen, dass Beste aus ihrer Situation zu machen und zeitgleich von einem besseren Leben träumen – das fast unerreichbar ist. Sie strampeln sich ab und kämpfen und kämpfen, was begeistert und mitreist.
»Meine Damen sind jute, starke Frauen, und ick kann mir keine besseren Vorbilder für ‘n kleines Mädchen vorstellen als uns.«
Der Schreibstil ist sehr bildhaft, man sieht alles fast greifbar vor sich. Er ist direkt und realistisch. Ich muss zugeben, mir war die derbe, frivole Sprache oft etwas zu viel, aber das ist eben auch authentisch. Man kann eine Prostituierte nicht wie gebildetes Fräuleinwunder sprechen lassen.
Die Geschichte wird offen und ohne Tabus erzählt. Sie ist äußerst spannend und gewiss nicht null acht fünfzehn. Außerdem enthält sie einige unvorhersehbare Wendungen und Höhepunkte;)
Fazit:
Das perfekte Buch, um sich auf Silvester einzustimmen und sich mit der dunklen Seite der 20-er Jahre zu beschäftigen.