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Veröffentlicht am 21.05.2024

Tödliche Dreharbeiten

Schatten des Todes
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Schatten des Todes spielt im Berlin des Jahres 1928, in den UFA – Studios dreht Fritz Lang gerade den Film „Frau im Mond“ und plötzlich liegt in den Kulissen die tote Bühnenbildnerin Tanya.
Während die ...

Schatten des Todes spielt im Berlin des Jahres 1928, in den UFA – Studios dreht Fritz Lang gerade den Film „Frau im Mond“ und plötzlich liegt in den Kulissen die tote Bühnenbildnerin Tanya.
Während die Polizei den Tod untersucht, versucht Harry Schneider, Sicherheitschef der UFA, dem Geheimnis der toten Russin auf die Spur zu kommen. Er leuchtet ihr Umfeld näher aus und stößt dabei auf so manches, das der öffentlichen Lesart eines Unfalls widerspricht. Und damit bringt er auch sich selbst in Gefahr.....
Astrid Kortens historischer Roman ist wieder ganz hervorragend recherchiert. Die Stimmung in Berlin und auch am Filmset wurde sehr gut eingefangen. Die ganze unsichere politische Lage zwischen den Kriegen in einem pulsierenden und fiebrigen Berlin findet ihren Niederschlag. Zwischen den Künstlern tummeln sich Wahrsager und auch der zwielichtige Hellseher Hanussen II hat einen Part.
Doch wird der Tod Tanyas zum Teil von einem größeren Thema überlagert – der Ausbreitung und Infiltration des Nationalsozialismus. Es ist erschreckend zu sehen, wie die Nazis fünf Jahre vor der Machtergreifung schon die Gesellschaft unterwandert und wie eine Krake ihre Arme in alle Richtungen ausgestreckt hatten.
Das ist im Endeffekt auch das zentrale Thema Astrid Kortens. Sie widmet sich immer brisanten Themen, in diesem Buch werden die Parallelen des Vorgehens von NADAP und Afd sehr deutlich dargestellt. In ihren Anmerkungen am Ende des Buches nimmt sie noch einmal explizit
dazu Stellung.
Das Buch hat wieder den Korteneigenen Sog und viel Spannung, dennoch hat mich das gesträubte Nackengefieder angesichts des unverfrorenen Treibens der Nazis das ganze Buch über nicht losgelassen.
Es ist so ein wichtiges Thema, wer kann es anschaulicher schildern als die Autoren mit ihrer Reichweite, oft auch in Verbindung mit Zeitzeugen, und davor warnen – ein ganz großer Dank dafür und große Leseempfehlung!

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  • Charaktere
Veröffentlicht am 14.04.2024

Ein spannender Roman über die Liebe von zwei Frauen

sie zu lieben
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„In der Verliebtheit sah man nur ein Bild. Ein Bild, das beide gleichzeitig malten. Die Kunst war jetzt, sich gegenseitig so kennenzulernen, dass sie beide die Leinwand verlassen konnten.“

Ein Roman über ...

„In der Verliebtheit sah man nur ein Bild. Ein Bild, das beide gleichzeitig malten. Die Kunst war jetzt, sich gegenseitig so kennenzulernen, dass sie beide die Leinwand verlassen konnten.“

Ein Roman über die Liebe zwischen zwei Frauen.
Lilly und Tara, die auf den ersten Blick gegensätzlicher nicht könnten, laufen sich zufällig über den Weg. Lilly findet Tara niedlich, möchte mit ihr im Prinzip nur ins Bett und das wäre es dann – ex und hopp, so wie sie das immer macht.
Tara ist sich der Gefahr bewusst, die von Lilly ausgeht, dennoch fühlt sie sich zu ihr hingezogen. Und so ganz langsam, nach einigen Treffen finden sie sich dann auch. Und doch wird es ganz anders als vorgestellt, sie sehen sich Problemen gegenüber mit denen sie nicht gerechnet haben.
Die Konfrontation Lillys mit Taras Familiengeschichte bringt beide an ihre Grenzen und könnte das Ende bedeuten.
Sibylle Paraquin schildert in ihrem Erstlingswerk den Weg zweier Frauen zu - und miteinander unter deren Gegensätzlichkeit die gleiche Angst schlummert – verletzt zu werden. Sie ist Lillys Antrieb, ihr Leben so zu leben wie es ist und das völlig okay zu finden. Beide wurden zuviel verletzt und entsprechend vorsichtig ist der Anfang.
Die Autorin arbeitet sehr schön die Charaktere der beiden Frauen heraus und ihre Päckchen, die beide zu tragen haben. Tara knackt Lilly letztendlich durch ihre liebevolle Bereitschaft für sie da zu sein wenn sie es braucht. Es ist schön zu sehen, wie Lilly ganz langsam lernt zu vertrauen und ihre Maske abzulegen.
Das Buch ist sehr flüssig und leicht zu lesen, auch wenn die Themen alles andere als leicht sind. Es ist ein sehr achtsames Buch bis hin zur Inhaltswarnung auf der letzten Seite. Die auch gerne vorne stehen könnte, ich zum Beispiel habe sie erst nach dem Lesen entdeckt.
Was ich sehr mag an diesem Buch ist die klare, bildhafte Sprache und Sibylle Paraquin findet sehr schöne Bilder – was mir richtig gut gefällt. Ihre spicy Szenen sind sehr anregend beschrieben und fügen sich ganz selbstverständlich in den Text ein. Es war ihr wichtig auch das zu thematisieren und damit stellt sie die lesbische Liebe ganz selbstverständlich neben die heterosexuelle, wo sie auch hingehört.
Beim Lesen bin ich förmlich durch das Buch geflogen und konnte es nur schwer in ganz dringenden Fällen aus der Hand legen.
Es ist ein queeres Buch, dennoch auch Heteros zu empfehlen, um sich ein Stück weit vertraut zu machen welchen Schwierigkeiten und Problemen queere Menschen ausgesetzt sind – auch von außen. Queer zu sein ist keine Laune oder Phase, es ist eine Veranlagung, die sich selbst gegenüber erst einmal eingestanden werden muss, bevor sie nach außen getragen werden kann.
Dazu braucht es leider immer noch viel Mut und ich wünsche unserer Gesellschaft die Bereitschaft dazu, es als selbstverständlich anzunehmen.
Ein Mensch wird nicht besser oder schlechter, nur weil er gleich- oder gegengeschlechtlich liebt!
Ich wünsche der Autorin viele offene und neugierige Leser und hoffe auf sehr auf einen Nachfolger.
Große Leseempfehlung!

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Veröffentlicht am 05.09.2022

Höchst amüsante Satire

Boum
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Lisa Eckhart hat in ihrer satirischen Art eine sehr amüsante Melange aus Krimi, Paris, Erotik (für manche vielleicht zuviel davon) und Comic geschrieben.
Es ist ein wilder Ritt durch die Ober- und Unterwelt ...

Lisa Eckhart hat in ihrer satirischen Art eine sehr amüsante Melange aus Krimi, Paris, Erotik (für manche vielleicht zuviel davon) und Comic geschrieben.
Es ist ein wilder Ritt durch die Ober- und Unterwelt von Paris, in Gestalt der Österreicherin Aloisia. Sie, zu Beginn des französischen nicht mächtig, kommt nach Paris um ihren Liebhaber zu besuchen und stolpert dann von einem Abenteuer in das nächste und macht auf eigenwillige Art Karriere.
Nebenbei passieren in Paris die Morde an einigen Straßenmusikern durch den „Maestro Massacreur“. Im Laufe des Buches bietet sich eine große Palette an Leuten, die dafür als Täter in Frage kommen könnten, zu vielen sind die Legionen der Straßenmusiker ein Dorn im Auge oder sähen es als willkommene Gelegenheit mißliebige Leute von ihrem Posten zu drängen. Die Morde sind zwar sehr präsent, dennoch ist das Buch kein reiner Krimi, weil die Morde einfach Teil des Ganzen sind. Und dieses Ganze ist viel, knapp an der Grenze des Zuviel. Doch sie schafft es spielend nach ihren Volten und Bögen immer wieder in den Hauptstrom einzubiegen.
Es ist sehr viel Satire in diesem Buch und noch mehr Gesellschaftskritik, mit sehr spitzer Feder aufgespießt, so wie man es von Lisa Eckhart kennt und wofür man sie liebt.
Ihre Art zu lesen und ihr Ausdruck macht einfach Freude und sie klingt so, als hätte es ihr viel Spaß gemacht das Buch einzulesen.
Wobei ich zugeben muss, hätte ich das Buch selber gelesen, wüsste ich nicht ob es mich so begeistert hätte. Es könnte verlieren ohne ihre prägnante Stimmmelodie.
Ich empfehle auf jeden Fall das Hörbuch.

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Veröffentlicht am 12.11.2020

Gefährliche Fluchten

Trügerische Affäre
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Der neue Thriller von Astrid Korten handelt von der Architektin Jonte Sandvik. Sie lebt ziemlich zurückgezogen und scheut die Öffentlichkeit. Tagsüber arbeitet sie in einem Kino und abends zeichnet sie ...

Der neue Thriller von Astrid Korten handelt von der Architektin Jonte Sandvik. Sie lebt ziemlich zurückgezogen und scheut die Öffentlichkeit. Tagsüber arbeitet sie in einem Kino und abends zeichnet sie Pläne für ihre Architekturprojekte, die von ihrem Mann bei ihrem gemeinsamen Label vermarktet werden.
So könnte es für sie auch gut weitergehen, wenn ihr Mann sie nicht wegen einer Affäre verlassen hätte. Jonte stürzt in einen Abgrund, dem sie fast nicht mehr entkommt. Nichts ist mehr wie es war, sie traut ihren Empfindungen nicht mehr und so flieht sie aus der Realität in die Welt des beruhigenden Alkohols. Selbst als ein Mord geschieht, stellt sie sich nicht ihren Ängsten und gerät dadurch in Lebensgefahr....
Das Buch ist wieder total fesselnd, man legt es wirklich nur aus der Hand um wichtige Dinge zu erledigen. Astrid Korten zeichnet das faszinierende Psychogramm einer Frau, die von den Dämonen ihrer Vergangenheit getrieben, die Flucht in den Alkohol und ihre Phantasiewelt antritt. Es ist eine lange und quälende Reise, bis sie begreift, dass sie etwas ändern muss.
Ihre innere Stimme, sie nennt sie Back-Vocal, ist zugleich ihr schlimmster Kritiker und auch dem sucht mit Hilfe des Alkohols zu entkommen. Dieser Kampf mit der Sucht ist hervorragend beschrieben, der Vorsatz jeden Abend, damit aufzuhören und der dann am nächsten Tag genauso wieder weggewischt wird – bis zum Abend. Sie stellt sich nicht der Realität, verfängt sich in ihren Lebenslügen und Ängsten und macht damit alles nur noch schlimmer.
Da Jonte so anders ist als ich, habe ich etwas gebraucht um mit ihr warm zu werden. Das hat den Vorteil, dass ich dieses Mal neutraler auf die Figur schauen konnte als auf andere Figuren, die mir sehr ans Herz gewachsen waren, und das fand ich als Leserin sehr interessant.
Als geübte Leserin von Frau Kortens Büchern habe ich eigentlich gelernt, ihren Figuren nicht so wirklich zu trauen, doch dieses Mal habe ich mich wirklich ein bißchen einlullen lassen, um dann beim dramatischen Ende mächtig überrascht zu werden.
Die Autorin packt in dieses Buch wieder eine Menge wichtige Dinge, wegen der – aber nicht nur – das Buch absolut lesenwert ist.
Was mich daran sehr gefreut hat, war das „Wiedersehen“ mit einem der Architekturprojekte Jontes, dass ich mit der Autorin schon höchstpersönlich besichtigen durfte.

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Veröffentlicht am 04.10.2020

Der Alptraum eines Kindes

Poppy
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Dies ist wahrscheinlich das persönlichste Buch von Astrid Korten, ist die Hauptfigur doch eine Freundin von ihr.
Poppy ist ein Mädchen von sechs Jahren, das mit ihrer geschiedenen Mutter lebt. Ihre Mutter ...

Dies ist wahrscheinlich das persönlichste Buch von Astrid Korten, ist die Hauptfigur doch eine Freundin von ihr.
Poppy ist ein Mädchen von sechs Jahren, das mit ihrer geschiedenen Mutter lebt. Ihre Mutter kommt nicht aus den besten Verhältnissen, kann nur wenig lesen und schreiben, ist sehr oberflächlich und am glücklichsten wenn sie shoppen gehen kann.
Eines Tages werden Poppy und ihre Mutter von einem großen schwarzen Auto abgeholt und in das Haus eines schwerreichen, alten Mannes gebracht, wo sie von nun an wohnen werden. Nicht, dass das Kind in irgendweiner Weise darauf vorbereitet oder gefragt worden wäre.
Vom ersten Augenblick an ist klar, dass der „Onkelmann“ oder Papa, wie Poppy ihn später nennen soll, nur an ihr interessiert ist und nicht an ihrer Mutter, auch wenn diese vom Gegenteil überzeugt ist.
Er überhäuft das Mädchen mit Geschenken und erkauft sich in gewisser Weise ihr Schweigen damit. Auf der einen Seite unterhält er sich sehr oft sehr „ernsthaft“ mit ihr, auf der anderen Seite fasst er sie ständig an den falschen Stellen an und setzt sie unter Druck. Poppy ist manchmal kurz davor sich ihrem Lehrer anzuvertrauen, zu dem sie relativ viel Vertrauen hat; dennoch dauert es noch Jahre, bis sie den Mut dazu findet.
Astrid Korten schildert den Mißbrauch des Kindes, der sich immer mehr steigert, sehr eindringlich.
Es ist schmerzhaft, die Pein von Poppy zu durchleben. Wie sie sich immer wieder versteckt, um diesem Mann zu entgehen, wie sie sich mit Hilfe ihres Spielzeugs Hindernisse baut, hinter denen sie nicht gesehen werden kann und ihm letztendlich doch nicht entkommt.
Sie hat weder einen Vertrauten, noch Freundinnen, die sie um Hilfe bitten könnte, sie muss mit allem allein fertig werden. Ihre Mutter, die ihre innere Leere mit Shoppen zudeckt, ist ihr keine Hilfe. Sie merkt überhaupt nicht, dass da ganz viel nicht stimmt, genauso wenig wie die
Großmutter. Die Mutter leidet ihrerseits durchaus darunter, dass der Mann keinerlei Interesse an ihr zeigt, deckt das allerdings mit Einkaufen zu. Sie ist nur auf sich selbst konzentriert und dadurch völlig blind für Poppys Situation. Wie soll auch jemand, der sich selber nicht mehr spüren kann, ein Gespür für andere Menschen entwickeln.
Astrid Korten ist mit Poppy ein sehr berührendes, aber auch sehr belastendes Buch zu einem ganz wichtigen Thema gelungen.
Für mich war das oft nur sehr schwer aushaltbar, dieses Leid mitzuerleben ohne etwas tun zu können. Man ist zum Zuschauen verdammt, während dieses Scheusal seine bösen Spiele spielt – manches Mal kam ich mir ein wenig wie ein Voyeur vor.
Ich habe mich noch nie vor einer Figur so unglaublich geekelt, wie vor diesem Mann. Zum ersten Mal habe ich mit dem Gedanken gespielt, einfach aufzuhören mit Lesen, doch der Wille, zu wissen wie es weitergeht war dann doch zum Glück stärker. Das Thema berührt mich sehr stark, es passiert alles hinter verschlossenen Türen und wenn es für die Täter gut läuft, bekommt kein Außenstehender etwas mit. Vor dem Hintergrund dass in Deutschland 2018 jeden Tag 40 Kinder sexueller Gewalt ausgesetzt waren, macht sich bei mir einfach Übelkeit breit.
Man muss wachsam bleiben, über das Thema reden und schreiben, wie es Astrid Korten wiederholt getan hat. Es ist wichtig, die Menschen zu sensibilisieren, damit sie die Augen offenhalten und sich engagieren.
Dieses Leid, dass unseren Kindern von Vätern, Onkeln, Groß- und Stiefvätern angetan wird, muss ein Ende haben. Das ist Mord an Kinderseelen und Frau Korten engagiert sich gerade mit diesem Buch für das Thema. Ich wünsche ihr viel Erfolg dabei und vor allem viele Leser!

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