Der Ort, den es nicht mehr gibt
Ich bleibe hierEin schlanker Kirchturm, der aus einem Stausee in Südtirol ragt, war für Marco Balzano Anlass, sich mit der Geschichte des Ortes zu beschäftigen. So trug er die Fakten um den gefluteten Ort Graun im Vinschgau ...
Ein schlanker Kirchturm, der aus einem Stausee in Südtirol ragt, war für Marco Balzano Anlass, sich mit der Geschichte des Ortes zu beschäftigen. So trug er die Fakten um den gefluteten Ort Graun im Vinschgau zusammen und ersann die fiktive Geschichte von Trina und ihrer Familie. Trina hat gerade ihre Lehrerinnenausbildung beendet, als in Südtirol alles Deutsche verboten wird. Mit Mussolini kommt 1922 auch der Faschismus in das Tal und Trina kann nur noch heimlich und unter großer Gefahr, in Kellern und in Scheunen, in ihrer Muttersprache unterrichten. Dieser Verlust wird nicht der einzige bleiben, denn bald geht ihre kleine Tochter mit Verwandten ins "Reich" und jahrzehntelang wird das Damoklesschwert des Staudammes über dem Ort hängen.
In einer schlichten Sprache wird diese Lebensgeschichte vermittelt, die geprägt ist von einer zerrissenen Heimat, die zwischen Faschismus und Nationalsozialismus, Konzerninteressen und Korruption aufgerieben wird und die doch Widerstand leistet. Trina und ihr Mann Erich nehmen unsägliche Mühen auf sich, um im Dorf bleiben zu können, um nicht den Nationalsozialisten in die Hände zu fallen, um schlicht am Leben zu bleiben. Dieser Abschnitt nimmt einen großen Teil der Geschichte ein, der eigentliche Bau des Stammes dagegen wird erst auf den letzten Seiten verhandelt. Eine sehr eindrückliche Geschichte, die den Blick auf die Region Südtirol verändert.
Als ein einziger Brief an die verlorene Tochter verfasst, läßt Trina ihre Geschichte vor unseren Augen lebendig werden.