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Veröffentlicht am 30.04.2023

Rosinenbomber über Berlin

Die Kinder der Luftbrücke
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Das schön gestaltete Cover mit den beiden begeisterten Kindern im Vordergrund stimmt perfekt auf das Buch ein.
Nora muss ihre Kinder Veronika und Jörg im Westteil Berlins im Jahr 1948 alleine versorgen, ...

Das schön gestaltete Cover mit den beiden begeisterten Kindern im Vordergrund stimmt perfekt auf das Buch ein.
Nora muss ihre Kinder Veronika und Jörg im Westteil Berlins im Jahr 1948 alleine versorgen, was zunehmend immer schwieriger wird. Die nötigsten Lebensmittel sind kaum zu bekommen, von Süßigkeiten können die Kinder nur träumen. Der Mann von Nora ist im Krieg vermisst, Mutter Else und Schwester Hanna leben mit in ihrer Wohnung. Dann findet Nora überraschend eine Stelle als Übersetzerin bei der US-Air Force. Kurz darauf wird Westberlin von den Sowjets abgeriegelt und die Versorgungslage verschärft sich nochmals drastisch. Als Antwort errichten die Alliierten eine Luftbrücke und versorgen die Westberliner auf diesem Wege mit dem Notwendigsten. Dabei lernt Nora den amerikanischen Piloten Matthew kennen und lieben.

Der neue Roman Juliana Weinbergs spielt im Berlin des Jahres 1948, zur Zeit der Blockade und der Luftbrücke. Sie zeichnet mit ihrer Erzählung ein bewegendes Zeitporträt. Das Buch hat mich von der ersten bis zur letzten Seite gefesselt. Der Schreibstil ist flüssig, die Protagonisten sind sehr authentisch. Die Autorin spiegelt die dramatische Situation der Menschen zu dieser Zeit eindringlich wider. Ich konnte die Erleichterung Noras nachempfinden, als sie ihre neue Stelle antritt und wieder Geld verdient. Zudem findet sie unter ihren Kolleginnen mit Ella eine wahre Freundin. Leider bekommt sie die Feindschaft einer anderen Kollegin zu spüren, die ihre Beziehung zu Matthew mit Neid und Intrigen verfolgt. Auch Noras Mutter Else ist anfangs von der Beziehung ihrer Tochter zu dem amerikanischen Piloten nicht begeistert. Erst als sie ihn persönlich kennenlernt, ändert sie ihre Meinung. Noras liebenswerten, lebhaften Sohn Jörg habe ich sofort ins Herz geschlossen. Seine Freude einen Rosinenbomber aufzufangen, war spürbar. Dabei handelte es von den Piloten selbst gefertigte kleine, mit Süßigkeiten gefüllte Fallschirme. Für die an Entbehrungen gewöhnten Kinder Westberlins eine große Freude und sehr berührend von der Autorin beschrieben. Spürbar wird der Konflikt, in den Nora durch ihre Liebe zu Matthew gerät. Einerseits sind da ihr vermisster Mann und die Kinder. Andererseits liebt sie Matthew mehr als ihren sehr viel älteren Mann. Juliana Weinberg hat eine zu Herzen gehende Liebesgeschichte vor historischem Hintergrund geschaffen. Sie überzeugt durch ihre emotionale, bildhafte Erzählweise. Ich vergebe für das Buch fünf Sterne und spreche eine unbedingte Kaufempfehlung aus.

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Veröffentlicht am 25.04.2023

Eis am Stiel

Träume aus Eis
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Erna und Josef Pankhofer haben es geschafft, sie eröffnen in München eine kleine Eisdiele. Erstmals sind sie nicht mehr auf den Eiswagen angewiesen und besitzen ein besseres Zuhause. Der Start ist nicht ...

Erna und Josef Pankhofer haben es geschafft, sie eröffnen in München eine kleine Eisdiele. Erstmals sind sie nicht mehr auf den Eiswagen angewiesen und besitzen ein besseres Zuhause. Der Start ist nicht ganz einfach, aber sie schaffen es. Dann verliebt sich Tochter Frieda in den Sohn eines Konkurrenten. Ihre Schwester Lotte hingegen hat einen Unfall, von dem sie sich nur schwer schwer erholt. Der Ausbruch der Weltwirtschaftskrise bedroht die Existenz der Familie unmittelbar. Kann die Idee, Eis am Stil herzustellen, das Familienunternehmen retten?

Franziska Winkler zeichnet anhand des Unternehmens der Familie Pankhofer ein interessantes Bild der späten 1920-er Jahre in München. Die Autorin beschreibt eindrucksvoll den Kampf der Familie Pankhofer um den Erhalt ihres kleinen Eissalons. Der Leser gewinnt zudem Einblicke in die Eisherstellung, zunächst mittels einer Handkurbel anstrengend und nicht sehr ergiebig. Josef kann mithilfe eines Erbes eine elektrische Eismaschine anschaffen und experimentiert mit neuen Eissorten. Zugesagt hat mir die Figur der unerschütterlichen Haushaltshilfe Fanny, die selbstlos zur Familie steht und hilft, wo sie kann. Den bayerischen Dialekt fand ich amüsant und auch das Flair der Hauptstadt München kommt nicht zu kurz. Insgesamt war für mich die Erzählung nicht tiefgreifend genug, sondern eher oberflächlich. Das Buch enthält zudem mehrfache Namensverwechslungen. Ich vergebe für das Buch drei Sterne, es wird mir nicht in Erinnerung bleiben.

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Veröffentlicht am 22.04.2023

Auf neuen Wegen

Das Café ohne Namen
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Wien ist im Jahr 1966 in Aufbruchsstimmung, das gilt auch für den jungen Mann Robert Simon. Er bewohnt ein bescheidenes Zimmer bei einer Witwe und leistet schwere körperliche Arbeit auf einem Gemüsemarkt. ...

Wien ist im Jahr 1966 in Aufbruchsstimmung, das gilt auch für den jungen Mann Robert Simon. Er bewohnt ein bescheidenes Zimmer bei einer Witwe und leistet schwere körperliche Arbeit auf einem Gemüsemarkt. Das soll aber nicht so bleiben. Robert erweckt ein in die Jahre gekommenes Café zu neuem Leben. Ein Name für das Café will ihm jedoch nicht einfallen, so bleibt es für ihn und seine Gäste das Café ohne Namen. Daran stören sich weder Simon noch seine Gäste, die sich überwiegend aus Markthändlern und Fabrikarbeiterinnen zusammensetzen. Eigentlich handelt es sich um kein Café im herkömmlichen Sinn, Gebäck sucht man dort vergeblich. Das Angebot ist überschaubar und besteht aus Kaffee, Limonade, Bier und Wein. Als Speisen werden Schmalzbrote und eingelegte Gurken gereicht. Die einfachen Menschen aus der Wiener Leopoldtstadt sind zufrieden. Sie suchen und finden bei Simon Gesellschaft, lernen einander kennen und tauschen ihre Lebensgeschichten, Wünsche und Hoffnungen aus.

Die Sensibilität und die schlichte Sprache, mit der Robert Seethaler die Situation des jungen Robert Simon und später seiner Gäste schildert, haben mich sehr beeindruckt. Der Sprachstil ist bildhaft, ich fühle mich in das Wien des Jahres 1966 versetzt, kann mir vorstellen, wie es auf dem Karmelitermarkt aussieht. Das Café ohne Namen ist ein willkommener Treffpunkt für die einfachen Menschen des Viertels. Der Autor hat so viele authentische Charaktere geschaffen, die mit ihren Geschichten zum Nachdenken über das Leben anregen. Die Suche nach Liebe bleibt für die ältere Dame unerfüllt, dafür finden die Kellnerin Mila und der Ringer Rene zueinander. Aufbruch, Hoffnung und Verlust, davon lässt der Autor seine Protagonisten in berührenden Worten erzählen. Es entsteht immer wieder Neues, Altes muss dafür aber aufgegeben werden. Das gilt vor allem für Robert, einen unerschütterlichen Optimisten, der sich auch von Rückschlägen nicht unterkriegen lässt. Ich vergebe für das Buch fünf Sterne und spreche eine deutliche Kaufempfehlung aus.

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Veröffentlicht am 11.04.2023

Eine bewegende Familiengeschichte

Solange wir leben
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Während im Jahr 1937 das kleine Mädchen Waltraut in Bremen aufwächst, lebt der junge Mann Joschi mit seiner Schwester Rosl und den Eltern zur gleichen Zeit in Wien. Die Familie ist jüdischer Herkunft und ...

Während im Jahr 1937 das kleine Mädchen Waltraut in Bremen aufwächst, lebt der junge Mann Joschi mit seiner Schwester Rosl und den Eltern zur gleichen Zeit in Wien. Die Familie ist jüdischer Herkunft und erlebt das Grauen der nationalsozialistischen Herrschaft am eigenen Leib. Joschi sowie seiner Schwester Rosl gelingt die Flucht, die übrigen Familienmitglieder fallen dem Holocaust zum Opfer. Joschi arbeitet in Palästina als Barmann, dient in der israelischen Armee und fährt zur See. Schließlich lernt er in Bremen Waltraut kennen, die Kriegs- und Nachkriegsjahre erlebte, inzwischen eine kleine Tochter hat und Witwe ist.

David Safier beschreibt eindrucksvoll und sehr bewegend die Geschichte seiner Familie. Beginnend mit der nicht unspektakulären Beerdigung seines Vaters, die sofort Fragen nach den vorangegangenen Ereignissen aufwirft. Diese sind vielschichtig und beginnen mit der Schilderung des Holocaust, ein Trauma, das die Überlebenden für immer begleitet. Die Erzählweise des Autors ist komplex, mit unterschiedlichen Protagonisten und Schauplätzen. Die Hauptprotagonisten umfassen drei Generationen. David Safier hat seine Figuren sehr liebevoll gezeichnet und ihre Geschichte ergreifend dargestellt. Diese ist am Beispiel von für Joschi und Waltraut sowie der anderen Familienangehörigen von wechselvollen Schicksalsschlägen geprägt, aber auch vom unbedingten Willen zum Leben. Ich kann mir gut vorstellen, was es für Joschi bedeutet hat, Israel zu verlassen und in Deutschland zu leben. Die Liebe stellt beide immer wieder vor große Herausforderungen. Nicht zuletzt stellt sich nach dem Lesen der Lektüre die Frage: Was bleibt von einem Menschen übrig? David Safier zeichnet mit seinem grandiosen Sprachstil ein mitreißendes Porträt bewegter Zeiten. Was für eine großartige Geschichte, tragisch, aber auch voller Lebensmut! Schon lange hat mich keine Erzählung mehr so bewegt wie diese. Das Buch besitzt aus meiner Sicht das Potential, sich zu einem Bestseller zu entwickeln. Das Cover mit den Familienfotos rundet das Buch gekonnt ab. Ich vergebe fünf Sterne und spreche eine unbedingte Kaufempfehlung aus.

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Veröffentlicht am 31.03.2023

Prickelnde Spannung im hohen Norden

Nachtjagd
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Am Ufer eines Sees in Norwegen wird die Leiche einer jungen Frau gefunden. Die Art der grausamen Verletzungen lässt für Kommissar Anton Brekke und seine Kollegen nur eine Schlussfolgerung zu - der berüchtigte ...

Am Ufer eines Sees in Norwegen wird die Leiche einer jungen Frau gefunden. Die Art der grausamen Verletzungen lässt für Kommissar Anton Brekke und seine Kollegen nur eine Schlussfolgerung zu - der berüchtigte Serienmörder Stig Hellum ist für diese Tat verantwortlich. Den Ermittlern wird schnell klar, das in diesem Fall die junge Frau nicht das einzige Opfer bleiben wird. Ein dramatischer Wettlauf gegen die Zeit beginnt. Zur gleichen Zeit sitzt in einem Gefängnis in Texas ein zum Tode verurteilter Mann ein. Er beichtet dem Gefängnispfarrer die folgenschweren Ereignisse, die sich in einer zehn Jahre zurückliegenden Nacht ereigneten.

Ein sympathischer Kommissar, ein Mörder in Norwegen sowie ein zum Tode verurteilter Mörder in Texas, bereits nach den ersten Buchseiten ist klar, dass es sich um einen fesselnden Thriller handelt. Jan-Erik Fjell versteht es sofort, Spannung zu erzeugen. Der Krimi ist in verschiedene Erzählstränge unterteilt, Vergangenheit wechselt sich mit Gegenwart ab. Beides hat mir sehr zugesagt, weil es nie langweilig wurde. Ganz besonders zeichnen den Thriller interessante Charaktere aus. Dazu zählen Anton, Magnus und seine Kollegen ebenso wie die geheimnisvolle Monica, Mitarbeiterin auf einem Hurtigruten-Kreuzfahrtschiff. Ebenso rätselhaft ist ein amerikanischer Passagier, der angeblich Nordlichter fotografiert. Anton Brekke liegt mit seiner Erkenntnis, dass er an die Existenz des Bösen glaubt, genau richtig. Temporeich, voller überraschender Wendungen und atemloser Spannung, erst am Ende werden die Zusammenhänge klar. Ich habe schon lange nicht mehr einen so spannenden Thriller gelesen, für mich ein echtes Highlight. Da kommt aus meiner Sicht Jo Nesbo nicht mehr mit. Selbstverständlich vergebe ich fünf Sterne und spreche eine unbedingte Kaufempfehlung aus.

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