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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 26.01.2023

Zu banal verfasst

Die Herrin der Farben
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Anna Barbara Gignoux hat im 18. Jahrhundert tatsächlich gelebt und war die erste Frau Augsburgs, die ihre eigene Fabrik, eine Kattundruckerei, geleitet hat. Sie brachte sich selbst lesen und schreiben ...

Anna Barbara Gignoux hat im 18. Jahrhundert tatsächlich gelebt und war die erste Frau Augsburgs, die ihre eigene Fabrik, eine Kattundruckerei, geleitet hat. Sie brachte sich selbst lesen und schreiben bei, weil ihr Vater der Meinung war, das müssten nur Männer können. Ihre Mutter war der Meinung, das Frauen alles lernen können. Ein vielversprechender Auftakt:

Man lernt Anna zunächst als Mädchen kennen, die sich gerne beim Kattundrucker Gignoux herumtreibt und die sich dafür interessiert, wie Farben gemischt werden. Sie ist mit ihrem späteren Gatten Johann befreundet, der sie – typisch Junge – triezt, wo er nur kann. Was sie allerdings mit gleicher Münze zurück gibt. Später erstellt sie auf eigene Faust Modeln, deren Motive sie genau berechnet und die im Hause Gignoux für Erstaunen sorgen. Das ein Mädchen sowas kann…!
Als Johann von der Walz zurückkehrt, heiraten sie bald. Ab diesem Zeitpunkt wird der Roman schlaff und schafft es nur noch stellenweise zu unterhalten. Es folgt eine Art Aneinanderreihung dessen, was die aufkommende Fabrik und Annas Anteil daran ausmacht. Das Paar unterstützt sich gleichwertig und sie ruft einen Literatursalon ins Leben, den ersten Augsburgs. Aber die Geschichte dazu und die Art, wie sich die Augsburger Gesellschaft veränderte, inhaltlich wuchs und was Anna und dieses Ehepaar ausmachte – das plätschert vor sich hin. Man hätte mehr daraus machen können. Mit dem Tod Johanns und dem zweiten Gatten hätte die Geschichte Fahrt aufnehmen müssen, aber nein. Leider nicht. Dabei möchte man diesen von Georg Christoph Gleich am liebsten mit Besen aus dem Haus jagen. Anna wird im Roman immer blasser und es wirkt unglaubwürdig, dass sie am Ende die Fabrik doch alleine führt und wie. Dabei ist vieles davon historisch verbürgt. Nur bleibt die Hauptfigur in diesem Roman seltsam blass und das, was sie ausmachte, leider auch. Und auch der Titel passt nur am Anfang. Später spielen die Farben, ihre Zusammensetzungen oder Herkunft, keine Rolle mehr. Dabei wäre auch das hochinteressant gewesen.

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Veröffentlicht am 26.01.2023

Amüsant

Winterküsse unterm Nordstern
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Charlotte hat sich von ihrem egozentrischen Lebensgefährten getrennt und folgt dem Rat ihres finnischen Großvaters: Immer dem Nordstern folgen. Es treibt sie nach Finnland, in ein touristisches Weihnachtsdorf ...

Charlotte hat sich von ihrem egozentrischen Lebensgefährten getrennt und folgt dem Rat ihres finnischen Großvaters: Immer dem Nordstern folgen. Es treibt sie nach Finnland, in ein touristisches Weihnachtsdorf und in ein Arbeitsleben als Weihnachtselfe.

Das Leben in diesem Dorf bekommt man als Leserin hautnah mit. Denn die Elfe Charlotte steckt mittendrin. Sie ist quasi eine Art Wegweiserin und hilft Touristen das für sie richtige vor Ort zu finden. Eines Tages steckt ihr ein Mädchen einen Brief an den Weihnachtsmann zu und sie liest ihn. Dadurch bekommt sie auf Umwegen Zugang zum eigenbrötlerischen Rentierzüchter Eljas und wird mit ihm und seiner Tochter vertraut. Abgesehen davon hat Charlotte ein reges, eigenes Leben. Denn sie fühlt sich in ihrer neuen Umgebung pudelwohl. So erhält man Einblicke in das finnische Landleben und soziale Gefüge.
Es ist ein seichter, weihnachtlicher Liebesroman mit den typischen Höhen und Tiefen. Sehr herzlich erzählt Larsen, wie es Eljas und Charlotte ergeht, und lässt das winterliche Finnland vor dem inneren Auge aufleben. Man kann sich alle Figuren sehr gut vorstellen, wie sie denken, agieren und auch ungefähr, wie es dort wohl aussehen mag. Ein Roman, der einige Stunden die echte Welt vergessen lässt. Kurzweilig und amüsant.

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Veröffentlicht am 26.01.2023

Regency-Roman mit Tiefgang

Die Ladys von Somerset – Ein Lord, die rebellische Frances und die Ballsaison
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Wer einen typischen „Heiratsmarkt-Regency-Roman“ sucht, liegt hiermit falsch. Dieser Roman ist weder seicht noch dreht er sich rund um die Vorzüge sich einen Lord zu angeln. Die Geschichte dreht sich um ...

Wer einen typischen „Heiratsmarkt-Regency-Roman“ sucht, liegt hiermit falsch. Dieser Roman ist weder seicht noch dreht er sich rund um die Vorzüge sich einen Lord zu angeln. Die Geschichte dreht sich um drei Freundinnen, von denen es eine tatsächlich nicht erwarten kann, obiges zu tun. Während die anderen beiden tiefgründiger sind und eine sogar eine skandalträchtige Schwester vorzuweisen hat.

Frances Schwester sollte vor einigen Jahren glorreich verheiratet werden, damit ihre Familie weiterhin im Familiensitz leben konnte. Aber dazu kam es nicht, denn diese brannte durch. Frances soll jetzt alles retten, daran setzt ihre Mutter alles und ihre Tochter gewaltig unter Druck und sie nimmt sich dafür allerhand heraus. Prudence will nichts lieber als einen reichen Gatten, der ihr die Welt zu Füßen legt. Rose ist pragmatischer und verfügt obendrein über einen charmanten Bruder – leider einen Soldaten und keineswegs in der richtigen Gehaltsklasse, die Frances Mutter vorschwebt.
Es ist beileibe nicht alles eitel Sonnenschein. Julie Marsh beschreibt die Welt hinter den „heilen“ Fassaden und das es auch – natürlich! – in diesem romantischen Zeitalter noch andere Szenarien gab, als die in den typischen Regency-Romanen beschriebenen. Sie nimmt die Befürchtungen des Majors auf, Frances um ihre Hand zu bitten, weil er ihr nur einen bescheidenen Lebensstil garantieren kann. Er lernt sie jedoch in verschiedenen Facetten kennen und macht auch Bekanntschaft mit der „Skandalschwester“. Rose ist ziemlich unscheinbar, hat aber eine nette Familie und ist klug. Eine der drei Freundinnen erhält einen Antrag zu einer Vernunftehe, die Hintergründe sind spannend – von Seiten der Dame wie des Herren. Dabei kommen auch Eifersüchteleien zutage. Nein, es ist nicht alles Gold, was glänzt. Aber es ist endlich einmal ein wirklich gut verfasster, moderner Roman zu dieser Zeit, der auch noch über Tiefe verfügt und angenehm unterhält.

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Veröffentlicht am 31.12.2022

Super - wenn auch nicht das, was die Inhaltsangabe beschreibt

Was wir sahen, was wir träumten
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Laut Inhaltsangabe ist es eine Art Biographie über Dorothea Lange, eine bekannte, us-amerikanische Fotografin aus St. Francisco. Tatsächlich dreht sich der Roman um weit mehr.

Weitgehend mittellose Künstler, ...

Laut Inhaltsangabe ist es eine Art Biographie über Dorothea Lange, eine bekannte, us-amerikanische Fotografin aus St. Francisco. Tatsächlich dreht sich der Roman um weit mehr.

Weitgehend mittellose Künstler, der Boheme aus und rund um St. Francisco, und ihr Leben in der Großstadt um 1918 herum, kommen zu Wort. Die Fotografin fängt dieses Leben ein – vor und nach dem großen Erdbeben der St. Andreas-Spalte.
Dabei ist allerdings nicht sie die überzeugende Figur sondern Caroline Lee, eine aus chinesischen Verhältnissen stammende Freundin. Sie wollte zusammen mit einer weiteren Freundin den Sklavenhandel endlich zum Stillstand bringen. Dieser florierte in Kalifornien noch bis zum Anfang des zweiten Weltkriegs. Es dreht sich also nicht nur um die Künstler und ihren Lebensstil, das große Erdbeben sondern auch um die Grippewelle, die kurz danach die Stadt heimsuchte. Sowie Gesetze für Chinesen in den USA zu etablieren, um sie mit den anderen Zugewanderten gleichzustellen. So entstand ein Roman, der weitaus mehr als nur eine Biographie-Anwandlung darstellt. Es wird eine Art Umbruch in der Stadt auf der St. Andreas-Spalte vorgestellt und zeigt zwei willensstarke Frauen plus der dritten, die alles mit der Kamera festhält. Sehr interessant und durchaus spannend verfasst!

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Veröffentlicht am 31.12.2022

gut

Glasgow Girls
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Olivia stammt aus ärmlichen Verhältnissen und erhält 1892 die grandiose Möglichkeit an der schottischen School of Art zu studieren. Sie nimmt die Herausforderung an und lernt viel dazu:

Gegen den Willen ...

Olivia stammt aus ärmlichen Verhältnissen und erhält 1892 die grandiose Möglichkeit an der schottischen School of Art zu studieren. Sie nimmt die Herausforderung an und lernt viel dazu:

Gegen den Willen ihrer Mutter nimmt sie das Angebot an und arbeitet nebenbei in einem Teesalon. Schon bald merkt sie, dass sie sich durchsetzen muss und sehr viel mehr als reines Talent dazugehört, dazu zu gehören. Ihre Chefin fördert sie finanziell über ihre Arbeit hinaus. Sie lernt einen netten Mann kennen und lieben, aber er trägt ein Geheimnis mit sich herum. Jemand macht ihre Arbeit madig und sie möchte herausfinden, wer hinter den Anschlägen steckt.
Es ist ein historischer Roman, kein Krimi, wie sonst von Susanne Gloga. Dennoch spielt Kriminelles mit hinein und ich merke, dass ich ihre Krimis irgendwie besser finde. Die Geschichte ist gut erzählt, man kommt gut hinein und bleibt bei der Stange. Die Figuren und ihr Handeln sind schlüssig erarbeitet und man kann ein wenig miträtseln.
Dazu lernt man etwas über die Glasgower Kunstschule – ein durchaus lesenswerter Roman.