Durchwachsen
Eine fast perfekte DebütantinJohannas Eltern haben eine längere Reise vor sich und schicken ihren Tochter von Königsberg zu ihren Verwandten nach München. Dort geht alles ein bisschen „anständiger“ zu und ihre Großmutter führt ein ...
Johannas Eltern haben eine längere Reise vor sich und schicken ihren Tochter von Königsberg zu ihren Verwandten nach München. Dort geht alles ein bisschen „anständiger“ zu und ihre Großmutter führt ein strenges Regiment im Lilienpalais.
Johanna spielt Violine, Klavier, tanzt von Herzen gerne und malt. Sie ist gesellig und backt gerne. Damit fällt sie im strengen München sofort auf. Denn ihr zur Teezeit gebackener Kuchen düpiert sowohl das Küchenpersonal als auch ihre Großmutter. Eine Adlige hat nichts in der Küche verloren. Auf einem Gut sieht das anders aus, in einem Stadtpalais herrschen andere Sitten… Die Großmutter ist ein „Besen.“ Gut, dass ihre Cousine lockerer drauf ist. Eine Tändelei endet für sie mit tagelangem Hausarrest, der Grund dürfte selbst für diese Epoche zu trivial sein.
Ab der Mitte lässt sich der Roman gut an, wird kurzweilig statt zäh und düster und man braucht weniger Mitleid mit Johanna zu haben. Die Gouvernante bietet der Oma die Stirn und gibt der Hauptakteurin gute Tipps, auch durchaus leichtfertige. Auf einmal wendet sich das Blatt, nur wenige wissen von Johannas Doppelleben. Und dieses passt wiederum nicht zum ersten Teil. Ein wenig schon, aber der Kontrast ist groß.
Der Schreibstil ist locker, ein reiner Roman zur Kurzweil. Es wird kein Hintergrundwissen vermittelt außer ein bisschen zur Theatinerkirche. Und, wie gesagt, die zweite Hälfte ist richtig amüsant. Gut gesetzte Spannungshöhepunkte und ausgearbeitete Figuren.