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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 14.11.2022

Durchwachsen

Eine fast perfekte Debütantin
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Johannas Eltern haben eine längere Reise vor sich und schicken ihren Tochter von Königsberg zu ihren Verwandten nach München. Dort geht alles ein bisschen „anständiger“ zu und ihre Großmutter führt ein ...

Johannas Eltern haben eine längere Reise vor sich und schicken ihren Tochter von Königsberg zu ihren Verwandten nach München. Dort geht alles ein bisschen „anständiger“ zu und ihre Großmutter führt ein strenges Regiment im Lilienpalais.

Johanna spielt Violine, Klavier, tanzt von Herzen gerne und malt. Sie ist gesellig und backt gerne. Damit fällt sie im strengen München sofort auf. Denn ihr zur Teezeit gebackener Kuchen düpiert sowohl das Küchenpersonal als auch ihre Großmutter. Eine Adlige hat nichts in der Küche verloren. Auf einem Gut sieht das anders aus, in einem Stadtpalais herrschen andere Sitten… Die Großmutter ist ein „Besen.“ Gut, dass ihre Cousine lockerer drauf ist. Eine Tändelei endet für sie mit tagelangem Hausarrest, der Grund dürfte selbst für diese Epoche zu trivial sein.
Ab der Mitte lässt sich der Roman gut an, wird kurzweilig statt zäh und düster und man braucht weniger Mitleid mit Johanna zu haben. Die Gouvernante bietet der Oma die Stirn und gibt der Hauptakteurin gute Tipps, auch durchaus leichtfertige. Auf einmal wendet sich das Blatt, nur wenige wissen von Johannas Doppelleben. Und dieses passt wiederum nicht zum ersten Teil. Ein wenig schon, aber der Kontrast ist groß.
Der Schreibstil ist locker, ein reiner Roman zur Kurzweil. Es wird kein Hintergrundwissen vermittelt außer ein bisschen zur Theatinerkirche. Und, wie gesagt, die zweite Hälfte ist richtig amüsant. Gut gesetzte Spannungshöhepunkte und ausgearbeitete Figuren.

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  • Charaktere
Veröffentlicht am 13.11.2022

Netter Zeitvertreib

Das Glück auf Gleis 7
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Emma und Jamie leben in Brighton und arbeiten in London. Jeden Tag begegnen sie sich im Zug und sitzen sich oft gegenüber. Zuerst tauschen sie Belanglosigkeiten miteinander aus, später reden sie auch über ...

Emma und Jamie leben in Brighton und arbeiten in London. Jeden Tag begegnen sie sich im Zug und sitzen sich oft gegenüber. Zuerst tauschen sie Belanglosigkeiten miteinander aus, später reden sie auch über ernstere Themen.

Beide sind mir auf Anhieb sympathisch gewesen. Der leicht distanziert wirkende Jamie verbirgt hinter seiner perfekt wirkenden Fassade ein gehöriges Durcheinander. Emma fühlt sich in Brighton zuhause und liebt ihren Job samt ihren netten Kollegen in der Hauptstadt. Ihn wiederum geht die tägliche Pendelei gewaltig auf die Nerven. Beide lernen sich lockerleicht kennen und widmen sich immer mehr den Themen, die ihnen beiden auf den Nägeln brennen. Ebenso reden sie mit der Zeit über das, was täglich in den Medien zu lesen ist. Aus einer Zugbekanntschaft wird auf eine höchst amüsante Weise mehr.
Der Erzählstil nahm mich sofort mit. Ich fühlte mich im Zug neben den beiden sitzen, die (mir wirklich bekannte) Landschaft sauste am Fenster vorbei und entdeckte London mit ihnen anders. Die Themen sind gut ausgewählt und der Roman lässt sich schnell durchlesen. Seicht? Nun ja, so mittel. Auf jeden Fall gut verfasst und fesselnd.

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Veröffentlicht am 01.11.2022

Hervorragend!

Felix Blom. Der Häftling aus Moabit
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Felix Blom ist die neue Hauptfigur der neuen Reihe. Er wird nach drei Jahren Isolationshaft entlassen und schwenkt von Meisterdieb auf Detektiv um. Vorrangig, weil er den eigentlichen Täter finden will ...

Felix Blom ist die neue Hauptfigur der neuen Reihe. Er wird nach drei Jahren Isolationshaft entlassen und schwenkt von Meisterdieb auf Detektiv um. Vorrangig, weil er den eigentlichen Täter finden will für den er unschuldig einsaß. Aber auch, weil er binnen drei Tagen sowohl eine Arbeit als auch eine feste Bleibe vorweisen muss. Sonst würde die Polizei ihn liebend gern wieder einbuchten.

Der erste Mord geschieht bereits am Anfang. Mysteriöse Karten sind im Umlauf und auch Felix erhält eine. „Binnen drei Tagen wirst du eine Leiche sein“. Der Mörder tritt ebenfalls ab und zu in Erscheinung. Die Polizei ist ratlos und die Toten passen so gar nicht in irgendein Schema. Nebenbei bekommt man viel vom preußischen Berlin mit. Es ist aber eher ein hervorragender Krimi im historischen Umfeld und man lernt ein anderes Berlin kennen.
Eine packende Schreibweise nebst einer gut heraus gearbeiteten Geschichte, die immer wieder neue Wendung und Sackgassen präsentiert. Dazu ab und zu eingestreute Hintergrundinformationen über Lokalitäten und Persönlichkeiten lockern die Spannung. Ein bisschen Dialekt, ein bisschen Adel und Unterwelt, dazwischen der Polizei-Apparat und ein paar Fingerübungen für Taschendiebe ergötzen wunderbar.

Veröffentlicht am 01.11.2022

Wohlfühl-Schmöker

Wo du das Glück findest
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Es geht weiter mit der „Alten Schule am See“. Dieses Mal dreht es sich um die buchbare Concierge Jule Hansen, die mit Hilfe ihrer Mitbewohner und Freunde mehrere Aufträge wuppt. Darunter ist auch ein ganz ...

Es geht weiter mit der „Alten Schule am See“. Dieses Mal dreht es sich um die buchbare Concierge Jule Hansen, die mit Hilfe ihrer Mitbewohner und Freunde mehrere Aufträge wuppt. Darunter ist auch ein ganz besonderer 🙂

Der Roman ist eine Wohlfühl-Wucht. Das fängt auf der ersten Seite an und ab da möchte man nur noch lesen. Bevor die Liebe gehörig mitspielt, lernt man Jule und ihre Tätigkeit genauer kennen. Dazu steht auf einmal ihr sechszehnjähriger Bruder vor ihrer Tür, er ist von zuhause abgehauen und hat so einiges auf dem Kerbholz. Und ein spezieller Kunde kommt auch auf sie zu. Ab da wird es sehr anregend. Denn Christian ist etwas speziell, arbeitet viel und braucht für Verschiedenes ihre Dienste. Das es dabei auch zwischenmenschlich funkt beziehungsweise sie sich erst in die Köppe kriegen – geschenkt. Dazu kommen kurzweilige Beschreibungen verschiedener Tätigkeiten und der Umgebung. Und ihr Bruder mischt Jules Leben zeitweilig gehörig auf. Ein echter Wohlfühl-Schmöker!

Veröffentlicht am 01.11.2022

Verworren

Der Kärntner Yeti
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Herr Kerschbaumer und einige seiner Kollegen erhalten Besuch von einem Feuerteufel. Und weil seine Wohnung unbewohnbar ist, eine Kur schier überfällig, fährt er halt wieder Mal nach Bad Kleinkirchheim.

Dort ...

Herr Kerschbaumer und einige seiner Kollegen erhalten Besuch von einem Feuerteufel. Und weil seine Wohnung unbewohnbar ist, eine Kur schier überfällig, fährt er halt wieder Mal nach Bad Kleinkirchheim.

Dort lernt einen neuen Arzt kennen, der ihm eine Diät mit Sport verschreibt, die er nach Gutdünken selbst umsetzen kann. Kerschbaumer fängt an zu boxen. Ganz nebenbei stirbt jemand und ein Waldmensch geht um.

Maiwald schreibt flüssig und so, dass man die Geschichte gut lesen kann. Aber der Krimi ist verworren. Der erste Fall mit den Bränden klärt sich nicht und wird auch nicht weiter thematisiert. Die Tote im Kurort geht unter in Pilzgeschichten, denn im Wald, da haust ein Waldmensch. Über diesen ranken sich seit Jahrhunderten Sagen und jedes Jahr zur Pilzzeit wird es ungemütlich. Das Pilzsammler ihre Sammelstellen nicht preisgeben wollen, kann man sich denken. Das Menschen ängstlich mit den Augen rollen und sich nicht mehr in den Wald trauen, weil dort ein vermeintliches Ungeheuer haust? Aber genau darum dreht es sich. Es ist weniger ein Krimi als ein sehr gemächlicher Roman rund um Pilze, den „Yeti“ und Kerschbaumers Versuche boxen zu lernen. Kein Vergleich mit den an sich schon auch beschaulichen, aber eben zuweilen richtig spannenden Regionalkrimis von Maiwald. Hier fehlt die Spannung total. Und es gibt am Ende viele lose Fäden.