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Veröffentlicht am 29.11.2018

Ein lehrreicher und lebhaft geschriebener Erfahrungsbericht

Hey Siri, willst du mich heiraten?
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Inhalt:

In „Hey Siri, willst du mich heiraten“, erzählt die Autorin Judith Newman von ihrem Leben mit ihren zwei Zwillingssöhnen, Henry und Gus. Es ist eine Geschichte rund um eine Familie, deren Sohn ...

Inhalt:

In „Hey Siri, willst du mich heiraten“, erzählt die Autorin Judith Newman von ihrem Leben mit ihren zwei Zwillingssöhnen, Henry und Gus. Es ist eine Geschichte rund um eine Familie, deren Sohn Gus mit Autismus diagnostiziert wurde. Die Autorin liefert nicht nur eine autobiografische Reportage über die Entwicklung eines autistischen Kindes, sondern beleuchtet alle relevanten Aspekte zum Thema.
Das Leben mit einem autistischen Jungen ist anders. Es stellt einen einerseits vor Probleme, dann aber gibt es wieder diese besonderen Momente, die andere Mütter wohl nie erfahren werden.



Im Detail:

Judith Newmann ist fast 40, ihr Mann 69 Jahre alt, als es nach sieben Jahren und 70.000 Dollar Investitionen endlich mit einer Schwangerschaft klappt. Die kleine Familie wird nach dieser langen Zeit mit Zwillingen belohnt. Henry und Gus. Bald schon stellt sich heraus, dass die Kinder sich mit ihren Eigenarten sehr voneinander unterscheiden. Gus wirkt als Baby sehr pflegeleicht. Er fordert nichts, er ist ruhig und zufrieden. Henry hingegen ist wesentlich lebhafter.
Es wird bald klar, dass Gus Verhalten sich auch von dem anderer Kinder stark unterscheidet. Er benötigt bei Tests eine deutlich längere Reaktionszeit. Er entwickelt absolut keinen Entdeckungsdrang, hat noch keinerlei Dinge in den Mund gesteckt, auch kann er immer nur ein Nahrungsmittel auf einmal zu sich nehmen. Er duldet keine zwei verschiedenen Speisen auf seinem Teller. Mit achtzehn Monaten spricht Gus immer noch kein einziges Wort. Stattdessen ist er in der Lage, Geräusche täuschend echt zu immitieren. Gus erster Satz, der wie aus dem Nichts herausgeschossen kam, lautete: „Die Sendung Bill Nye the Science Guy wurde zu großen Teilen von der National Science Foundation, der Corporation for Public Broadcasting und Zuschauern wie ihnen finanziert.“

Nachts sorgt Gus für schlaflose Nächte. Er steigt in das elterliche Bett und knetet sämtliche Körperteile der Mutter durch. Diese Angewohnheit ist ihm, bei aller Mühe nicht abzugewöhnen. Selbst abgeschlossene Türen umgeht er mit gewissen Tricks.

Gus denkt und handelt anders als die Menschen in seinem Umfeld. Er widerholt Sätze oder Geräusche gerne immer und immer wieder, er liebt Musik und kann es gar nicht leiden, wenn jemand falsch singt. Räumliches Denken fällt ihm schwer, was dafür sorgt, dass er manchmal nur wenige Zentimeter vor seinem Gegenüber steht und ihm lautstark etwas erzählt. Auch die Aktionen in der Nacht, bei denen er den Körper der Mutter durchknetet, haben mit dem Verlust des räumlichen Denkvermögens zu tun. Er versucht mit diesem Verhalten herauszubekommen, wo sein Körper endet und der nächste beginnt.

Judith Newman stellt sich in diesem Buch, die Frage, wie es dazu kommen konnte, dass eines ihrer Kinder mit Autismus geboren wurden. Dazu gibt es allerhand Thesen. Jede einzelne trifft in einem bestimmten Maße auf sie zu. Babys, die kurz nach der Geburt keine körperliche Nähe erfahren, so ist bewiesen, gehen zu Grunde. Babys hingegen, die lediglich emotional vernachlässigt werden, entwickeln oft autistische Züge. Auch das Alter, in dem Judith und John ihr Kind geboren haben, war vielleicht nicht ganz optimal. Ebenso können Körpergewicht und Ernährung der Mutter ein Grund für die autistische Entwicklung des Sohnes gewesen sein.

Neben einigen Lebensausschnitten, misslungenen Versuchen in den Urlaub zu fahren, Erlebnissen bei Ausflügen und ähnlichem, stellt die Autorin in ihrem Buch auch andere namhafte Autisten vor. Sie erklärt, warum autistische Menschen eine Vorliebe für Filmbösewichte haben und warum sie in der Musik Ruhe und Entspannung finden können.

Der Titel des Buches „Hey Siri, willst du mich heiraten“, ist ein wenig irreführend. In diesem Werk geht es, wie man vielleicht annehmen möchte, nicht in erster Linie um die Beziehung zwischen Gus und seinem Handy. Es gibt aber zwei kurze Abschnitte, in denen die Autorin erläutert, warum die virtuelle Freundin so wichtig für ihren Sohn ist.



Fazit:

„Hey Siri, willst du mich heiraten?“ ist eine autobiografische Reportage über die Entwicklung eines autistischen Kindes. In dem Buch berichtet Judith Newmann vom Leben mit ihren Zwillingskindern und ihrem älteren Mann, einem Opernsänger, dessen Interessen sich stark von ihren eigenen unterscheiden.
Sie zeigt an konkreten Beispielen wie schwer es ist, als Mittlerin zwischen autistischer und nicht-autistischer Welt zu leben. Prägnant und für Laien gut verständlich wird Autismus vielgestaltig erklärt. Man erkennt schnell, dass man von Autismus - trotz zunehmender medialer Popularität – jenseits von vielen Klischees wenig weiß.
Dieses Buch ist äüßerst lehrreich, dabei sehr lebhaft und alles andere als trocken. Eine wichtige und hilfreiche Lektüre für diejenigen, die Autismus besser verstehen wollen.



Buchzitate:

Es dreht sich darum, dass Säuglinge, die vom Menschen total im Stich gelassen werden, bevor sie sich aus eigener Kraft entwickelt können, den Tod finden. Wird jedoch körperlich in einer Weise für sie gesorgt, die ihr Überleben ermöglicht, während sie in emotionaler Hinsicht im Stich gelassen oder überfordert werden, so werden sie autistisch.

Das Geräusch der Toilettenspülung war für ihn ein Elefant, der in der Schüssel saß, nach ihm griff und ihn hinunterzuziehen versuchte.

Veröffentlicht am 20.11.2018

Eine absolute Leseempfehlung für die Weihnachtstage

Ich und der Weihnachtsmann
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Inhalt:

Amelia, das Kaminkehrermädchen, das Weihnachten gerettet hat, wohnt seit geraumer Zeit in Wichtelgrund. Doch leider fällt es ihr sehr schwer, hier Fuß zu fassen. Die Unterrichtsfächer in der ...

Inhalt:

Amelia, das Kaminkehrermädchen, das Weihnachten gerettet hat, wohnt seit geraumer Zeit in Wichtelgrund. Doch leider fällt es ihr sehr schwer, hier Fuß zu fassen. Die Unterrichtsfächer in der Schule sind so anders als bei den Menschen. In Mathe geht es beispielsweise nicht darum, eine richtige Lösung zu finden. Stattdessen bekommt derjenige eine gute Note, dessen Ergebnis am interessantesten klingt. Amelias Hoffnung zielt auf den Wunsch im Fach Schlittenfliegen punkten zu können. Darin ist sie nämlich richtig gut. Doch dann ereignet sich ein Unfall und Amelias Leben wird noch komplizierter, als es eh schon war.

Neben Amelia hat auch die neue Redakteurin vom Tagesschnee, Nusch, Probleme. Im Gegensatz zu ihrem Vorgänger, Wodol, schreibt sie keine plakativen Lügengeschichten sondern hält sich an die Wahrheit. Wir brauchen uns hier nicht lang und länger über die so gut wie unmögliche Definition des Begriffs „Qualität“ zu streiten. Fake News und Lügen verkaufen sich besser.

Wodol hingegen spinnt im Hintergrund seine Intrigen. Auch droht er der bereits problembeladenen Amelia damit, die Wichtel gegen sie aufzubringen. Ein Menschenkind, das noch nicht einmal zaubern kann, hat in seiner Welt nichts zu suchen, so seine Meinung.

Die aus alledem resultierenden Konflikte eskalieren zu einem Chaos. Bald sind nicht nur Amelias Ruf, die Auflage des Tagesschnees, sondern auch das ganze Weihnachtsfest in Gefahr.



Im Detail:

"Ich und der Weihnachtsmann" ist der dritte Band der Weihnachtsmannreihe von Matt Haig. Die Geschichte wird dieses Mal aus der Sicht von Amelia, dem Kaminkehrermädchen erzählt, die Leser dieser Reihe bereits aus dem zweiten Teil kennen.

Amelia wohnt mittlerweile mit ihrem Kater Käpt'n Ruß bei dem Weihnachtsmann und seiner Frau Marie Ethel Winters. Leider hat sie sich in Wichtelgrund noch nicht so eingelebt, wie sie es sich erhofft hat. Als Menschenkind fällt sie natürlich durch ihr Aussehen, aber auch durch ihre Andersartigkeit auf. Ihre Talente sind nicht die eines gewöhnlichen Wichtels. Sie scheitert an den sehr speziellen Schulfächern wie auch an alltäglichen Aufgaben. Auch beäugen sie die Einwohner von Wichtelgrund kritisch. Es bedarf nur irgendeines nichtigen Grundes, eines Streichholzes am Pulverfass, um die Konflike um Amelia eskalieren zu lassen. Doch Amelia ist nicht umsonst das Mädchen, das Weihnachten gerettet hat. Ihr Mut und ihr Kampfeswille helfen ihr dabei durchzuhalten. Gemeinsam mit der Wahrheitselfe Pixie begibt sich Amelia auf eine gefährliche Mission, während derer sie einem großen Komplott auf die Schlichte kommt. Das Weihnachtsfest droht erneut auszufallen. Wird es Amelia und Pixie gelingen, eine Lösung zu finden?

Auch in diesem dritten Teil der Weihnachtsmannsaga gelingt es Matt Haig ein hohes Spannungsniveau aufrechtzuerhalten. Erneut verleiht der Autor seiner Geschichte mit fantastischen Elementen seinen eigenen Zauber. So stößt man als Leser z.B. auf Zauberwürmer, die in gelb, grün und indigo leuchten. Man kostet mit den Charakteren Hoffnungskaramelllutscher, deren Geschmack sich nach dem aktuellen Wunsch seines Besitzers richtet und man schaut den Wichteln dabei zu, wie sie den Spickeltanz tanzen.

Matt Haig witmet sich in diesem dritten Band augenzwinkernd der Frage, wie Ostern entstanden ist und wer der Osterhase in Wahrheit ist. Aber auch wichtige Themen werden hier angesprochen, wie beispielsweise Ausgrenzung und Abschottung gegenüber dem Anderen. Es ist wichtig, nie die Hoffnung zu verlieren. Denn wenn man die Hoffnung verliert, dann existiert plötzlich auch das Wort unmöglich wieder. Aber auch die Frage, ob es besser ist zu lügen oder man doch eher die, vielleicht manchmal unbequeme Wahrheit vorziehen sollte, wird in dieser Geschichte zum Thema.

Wie bereits in den vorherigen Bänden, finden sich auch im dritten Teil detailreiche, schwarz-weiß Zeichnungen des Illustrators Chris Mould, die die Geschichte rund um Amelia und den Weihnachtsmann illustrieren.

Zwar ist es möglich, dieses Buch auch unabhängig von den Vorgängern zu lesen, um aber in den vollen Genuss der Geschichte zu kommen und auch kleine Details besser verstehen zu können, empfehle ich auch die Vorbände zu lesen.



Fazit:

Der dritte Band der Weihnachtsmannsaga von Matt Haig wird aus der Sicht des ehemaligen Kaminkehrermädchens Amelia erzählt. Erneut gelingt es dem Autor durch das Zusammenspiel von Rätsel, Neugier, Spannung und Fantasie Kopfkino par excellence beim Leser zu erzeugen.
Chris Mould hat das Buch liebevoll und äußerst detailreich illustriert. Auch einen pädagogischen Nutzen kann man der Erzählung nicht absprechen.

Für mich ist die Weihnachtsmannreihe von Matt Haig eine absolute Leseempfehlung für die Weihnachtstage. Sie überzeugt durch Spannung und Witz.



Buchzitate:

Aber wir Wichtel wachsen nur so lange, bis wir unser perfektes Alter erreicht haben. Das Alter, in dem wir uns selbst kennen und für immer glücklich sind.

Jedenfalls hatten Fliegende Flunker-Elfen einen unbändigen Appetit auf Wörter, so wie Bären Appetit auf Honig haben, und sie waren ständig auf der Suche nach neuen, aufregenden Ausdrücken, mit denen sie ihre Geschichten spicken konnten.

Veröffentlicht am 13.11.2018

Ein Geheimtipp

Das letzte Schaf
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Inhalt:

Am Tage laufen die Schafe wild hin und her und gerne durcheinander. Sie schubsen und drängeln. Erst recht wenn es ums Essen geht, gönnt keines dem anderen etwas. In der Nacht hingegen, da kuscheln ...

Inhalt:

Am Tage laufen die Schafe wild hin und her und gerne durcheinander. Sie schubsen und drängeln. Erst recht wenn es ums Essen geht, gönnt keines dem anderen etwas. In der Nacht hingegen, da kuscheln sich alle Tiere dicht aneinander. Kein Schaf würde zugeben, dass es Angst vorm Dunkeln hat. Ihre Tage gleichen sich wie ein Ei dem andern. Und es geht ihnen nicht schlecht dabei. Nur an diesem einen trüben Wintertag im Jahre eins oder vier, da ist alles plötzlich ganz anders.
Als die Schafe in dieser Nacht in den Himmel schauen, entdecken sie einen hellen Stern. Kurz darauf erscheint eine riesige leuchtende Erscheinung, die singend verkündet: „Fürchtet euch nicht. Ich bringe euch eine frohe Botschaft!“ Verdattert blicken die Schafe auf die Stelle, wo das Wesen zuvor noch gestanden hat. Ganz klar! Das muss ein UFO gewesen sein.
Doch dann bricht das Chaos aus. Die Hirten, die stets auf die Schafe aufgepasst haben, sind plötzlich verschwunden und ein Schaf in der Herde fehlt!
Erst als das vermisste Schaf zurückkehrt, kann über die nahe Zukunft beraten werden. Denn andere Tiere munkeln, dass ein Kind geboren wurde. Der Herde ist klar, dass die Regeln des Althergebrachten gebrochen werden müssen. Denn sie wollen unbedingt auch das Baby sehen. Zudem müssen schließlich die Hirten gefunden werden!



Im Detail:

Wiederholung sorgt für Struktur und Sicherheit in der kleinen Schafherde. An Weihnachten wird aber alles völlig durcheinander geworfen. Die Hirten, die sich ihren Schafen stets liebevoll und ebenso kenntnisreich widmen, sind verschwunden und dann gibt es da noch dieses Gerücht von einem neugeborenen, hübschen Mädchen, das einfach jeder in der Nähe sehen möchte.
Die Schafe entscheiden sich spontan, eine Reise zu der mysteriösen Krippe zu machen, in der die fremden Besucher ihr Neugeborenes gebettet haben.
Es beginnt ein Abenteuer der besonderen Art. Eine Reihe an chaotischen Ereignissen. Immer wieder kommt ein Schaf abhanden, immer wieder erfahren die Schafe von einem neuen Gerücht. Mal geraten sie auf Abwege, oft scheinen sie auch vermeintlich ihrem Ziel näher zu kommen. Sie ahnen, dass das große Event schlecht organisiert ist, erfahren, dass das Catering mieserabel sein soll und müssen sich schon bald Gedanken über ein passendes Geschenk machen.

Die Geschichte ist eine Abfolge von Konflikten und Problemen. Das Schaf wächst aber mit seinen Aufgaben und lernt aus Erfahrung. Ängste lassen sich, so die Erfahrung der Herde, am ehesten mit einer konkreten Aufgabenstellung gemeinsam überwinden, sonst wird man von ihnen unterjocht.
So hatten die Schafe bislang immer Angst vor der Dunkelheit, doch wenn es dunkel ist, wird es doch eigentlich noch viel aufregender. Aktivitäten wie Nachtwanderungen sind für die meisten Herdenmitglieder eine Premiere.

Durch diese Geschichte erfahren die Tiere, aber auch der Leser, viel über die Entstehung der Weihnachtsgeschichte. Wer hat eigentlich das Lied „Stille Nacht, heilige Nacht“ erfunden? Was ist in dieser Nacht im Jahre eins (oder vier) wirklich passiert und wessen Futterkrippe war es eigentlich, in dem das Baby in dieser einen Nacht gebettet wurde? Natürlich sollten die Antworten auf diese Fragen, genau wie die Geschichte selbst, mit einem Augenzwinkern verstanden werden.

Erwähnenswert sind auch die vielen wundervollen, mit Liebe zum Detail, gezeichneten Illustrationen von Jörg Mühle, die diese spannende, humorvolle und abenteuerliche Geschichte von Ulrich Hub unterstützen.



Fazit:

Die Geschichte von Maria und Joseph und die Geburt Christi ist in vielen Varianten überliefert. Aber wohl selten so originell wie amüsant.
Ulrich Hubs kleine Schafherde, bestehend aus einem Haufen eigenwilliger und chaotisch veranlagter Tiere, begibt sich in der ersten Weihnachtsnacht auf eine große Reise. Die Herde bricht an diesem Abend alle Regeln und Konventionen und begibt sich auf die Suche nach ihren verschwundenen Hirten und dem Standort der Krippe, in dem die frisch eingetroffenen Fremden ihr neugeborenes Baby gebettet haben sollen.

Ulrich Hubs beschwört eine Herden-/Gruppendynamik, wie sie sich die Macher von Coachingseminaren kaum ausgedacht haben werden. Und das wiederum bedeutet nicht selten Chaos und spannende Abenteuer. Der Autor nimmt uns Leser an die Hand, um zu zeigen, wie Ängste gemeinsam überwunden werden können.

Der humorvolle und zugleich spannende Schreibstil des Autors und die detailreichen Illustrationen des Zeichners machen dieses kleine Büchlein zu einem wahren Schatz im Bücherregal. Zu einem wundervollen Geschenk für Groß und Klein. Eine Buch mit einer wunderschönen Geschichte, die ich von ganzem Herzen weiterempfehlen möchte.



Buchzitate:

„Auf Besucher wie uns wird das neugeborene Kind gerade gewartet haben“, murmelt es. „Auf die Kranken, die Lahmen und die total Durchgeknallten. Solche Blindgänger wird es mit Kusshand begrüßen.“

Veröffentlicht am 08.11.2018

Komprimierte Liebesgeschichte

Still Broken
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Inhalt:

Norah hat sich an ihrem neuen College für die ersten Kurse eingeschrieben, für ihre neue Wohnung sucht sie eine geeignete Mitbewohnerin. Die Bewerbung für die Schülerzeitung ist abgeschickt. ...


Inhalt:

Norah hat sich an ihrem neuen College für die ersten Kurse eingeschrieben, für ihre neue Wohnung sucht sie eine geeignete Mitbewohnerin. Die Bewerbung für die Schülerzeitung ist abgeschickt. Alles geht seinen Gang. Gemeinsam mit ihren zwei besten Freundinnen besucht sie wenige Tage später eine Wohnheimparty. Die Party ist bereits in vollem Gange, Norah ist leicht angetrunken , als einer der Partygäste sie plötzlich von hinten anschubst. Fast hätte sie das Gleichgewicht verloren, wenn sie nicht jemand am Arm gepackt und wieder auf die Beine gestellt hätte. Kurze Zeit später blickt Norah in die Augen ihres Retters. Dumm nur, dass auch ein anderes Mädchen um dessen Aufmerksamkeit buhlt und hierbei sehr erfolgreich scheint.

Noch lange Zeit später geht Norah der Typ mit der Lederjacke, dem harten und intensivem Blick und dem wuscheligen Out-of-Bed-Look nicht aus dem Sinn. Der Studentenalltag hilft ihr jedoch Abstand zu gewinnen. Als die Zusage für den Job bei der Schülerzeitung bei Norah eintrifft, ist sie vor Freude ganz aus dem Häuschen. Ein großer Wunsch wird wahr. Doch die Freude wird schnell getrübt, als sie erfährt, wer ihr als Mentor an die Seite gestellt werden soll. Es handelt sich um ihren Retter auf der Wohnheimparty, Max.

Bei diesem handelt es sich um den „klassischen Bad-Boy-Typen“. Kurze Zeit später sprechen Norah auch schon die ersten Freunde und Kommilitoninnen an. Ihr Interesse an dem gutaussehendem Jungen ist Norah im Gesicht abzulesen. Die Warnungen vor dem Jungen, bei dem es sich wahlweise um einen Dandy, einen Schürzenjäger oder einen Schwerenöter handeln soll, sind jedoch Legion.



Im Detail:

Es ist absehbar, dass Norah auch nach den Warnungen ihrer Mitschülerinnen nicht in der Lage ist, Max aus dem Weg zu gehen. Alleine der Job bei der Schülerzeitung sorgt dafür, dass sie dem attraktivem Jungen immer wieder über den Weg läuft. Max lässt sich, so sehr es Norah versucht, nicht aus ihrem Leben kürzen. Immer wieder taucht er unvermittelt auf und sucht ihre Nähe.

Sie sieht in Max das, was ihre Freunde und Mitschülerinnen nicht sehen wollen. So schimmert oft ein weiches, mitfühlendes Herz durch die raue Schale.

Die Geschichte von Still Broken erscheint auf den ersten Seiten vorhersehbar. Eine klassische Bad-Boy-Geschichte mit einer Protagonistin, die sich im Kontrast zu ihrem gesamten Umfeld durch ihre erfrischende Andersartigkeit abhebt.

Die Figuren bleiben jedoch nicht im Klischee stecken. Nach und nach werden ganz dezent kleine Hinweise in die Geschichte eingewoben. Max hat ein Geheimnis. Das merkt man, wenn er plötzlich schweigt, wenn das Thema auf seine Eltern fällt oder wenn er Norah im Schulflur mit einem anderen Mädchen zu verwechseln scheint. Als es dann darum geht, einen Artikel für eine Schülerzeitung zu schreiben, macht er dicht.

Über die Seiten hinweg holt Max seine Vergangenheit immer mehr ein. Zwar freut man sich, dass Norah allmählich Zugang zu dem Jungen findet, der gegenüber seinem Umfeld eine mentale Mauer errichtet hat. Alles wird aber unterspült von unserer Ahnung dessen, was da noch eskalieren wird.

Diese Vermutung wird im zweiten Teil des Buches auch bestätigt. Das sorgt einerseits für eine rasante und spannende Handlung, in der aber stellenweise Übertreibung und Überdramatisierung angelegt sind.

Sehr schön beschrieben wurden, gerade in der ersten Hälfte des Buches, die Dates, die Max und Norah in diesem Roman nutzen, um einander näher zu kommen. Max lässt sich einiges einfallen. Er entführt die Protagonistin an ungewöhnliche Orte und verschafft ihr somit Erlebnisse, von denen sie noch lange zehren kann. Auch die Entwicklung der Liebesgeschichte gefiel mir sehr. Als Leser spürt man, wie die Funken zwischen Max und Norah sprühen. Man merkt die Leidenschaft, die beide für einander empfinden.



Fazit:

Mit Max erwartet uns der klassische Bad Boy, mit einem selbstgefälligen Lächeln und gewollt unperfekt sitzenden Haaren. Er strotzt vor Selbstbewusstsein und Charisma. Ständig hat er wechselnde Frauenbekanntschaften.
Norah, die neu am College ist, gelingt es, einen Blick hinter Maxs Fassade zu werfen. Sie lässt sich von den warnenden Worten ihrer Kommilitoninnen nicht abschrecken. Nach und nach kommen sich beide näher. Im weiteren Verlauf des Buches erhält der Leser mit Norah Einblick hinter die Fassade der Figur.
Als dunkle Geheimnisse publik werden, müssen sich die Beiden mit Maxs Vergangenheit auseinandersetzen.

Gerade im ersten Teil gefiel mir die Entwicklung der Geschichte sehr. Im weiteren Verlauf des Buches kommt es aber stellenweise auch zu einer seifenoperhaften Überdramatisierung.

April Dawson erzählt ihre Geschichte atemlos. Das Tempo wird Seite um Seite weiter erhöht.
Leser/innen, die das zu schätzen wissen, werden mit Still Broken voll auf ihre Kosten kommen.
Darüber hinaus gibt es eine Liebesgeschichte, bei der man mitfiebert und an der man sieht, wie sie ihre Figuren verändert und beeinflusst.

Für mich eine Leseempfehlung für Leser/innen, die auf der Suche nach einer Geschichte fürs Herz sind.



Buchzitate:

Dieser Mann ist gefährlich. Er ist wie eine Droge, von der du nicht mehr wegkommst. Glaub mir, ich war ihm verfallen. Max ist gut in dem, was er tut, und das ist Herzen brechen.

Veröffentlicht am 29.10.2018

Benötigt etwas, um in Fahrt zu kommen

Pure Desire - Nur du
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Inhalt:

Nach dem Tod ihrer Eltern hat Liz gemeinsam mit ihren Schwestern das große Familiengrundstück am Lake Tahoe übernommen. Es ist der Ort ihrer Kindheit, der Ort, der ihre Erinnerungen konserviert. ...

Inhalt:

Nach dem Tod ihrer Eltern hat Liz gemeinsam mit ihren Schwestern das große Familiengrundstück am Lake Tahoe übernommen. Es ist der Ort ihrer Kindheit, der Ort, der ihre Erinnerungen konserviert. Aber auch die idyllische Gegend, die naheliegende Bucht und die Ruhe, die man hier genießen kann, sind den Geschwistern wichtig. Liz ist die älteste der Schwestern. Sie hält die Familie zusammen und ist sozusagen der Fels in der Brandung. Ganz besonders kümmert sie sch um das Nesthäkchen Amber, die immer wieder rebelliert. Lizs größte Sorge sind jedoch die Schreiben einer Immobilienfirma, die ihr Interesse an dem Anwesen schon mehrfach bekundet hat. Sie wollen das Haus abreißen und ein großes Hotel aufziehen.
Liz weiß, dass das Einkommen, das sie im familieneigenen, leicht kränkelndem Restaurant bezieht niemals reichen wird, um die Hypotheken, die noch auf dem Grundstück liegen, abzubezahlen.

Die alltäglichen Sorgen versucht Liz zu verdrängen, die anstehenden Probleme so gut es geht zu lösen. Als eines Tages in dem Diner ein gutaussehender Mann erscheint, fasst sie sich ein Herz. Der Neuling sitzt genau unter „Ben“, dem ausgestopften Hirsch. Ein Zeichen, dass es zu nutzen gilt. Denn Ben dient dem Diner nicht nur als Maskottchen. Wer darunter sitzt, der fängt sich darüber hinaus einen Kuss der Bedienung ein. Kurzerhand entscheidet sich Liz, dem Fremdem die Tradition des Hauses nahezubringen.

Der Kuss ist der Beginn einer leidenschaftlichen Affaire. Doch Liz weiß, dass Cole, der Mann, an den sie ihr Herz verschenkt, nicht für immer in der Gegend bleiben kann. Und dann gibt es da noch Amber, Lizs kleine Schwester, die bislang immer alles daran gesetzt hat, potentielle Freunde ihrer Schwester mit ihren fiesen Streichen und Hassattacken zu vertreiben.



Im Detail:

Mia Williams beginnt ihren Reihenauftakt von Pure Desire mit der Geschichte der ältesten von fünf Schwestern. Liz trägt eine Menge Verantwortung auf ihren Schultern. In ihrem Alltag beschäftigen sie Sorgen um den Erhalt des familieneigenen Anwesens und um das Wohlergehen der Geschwister. Ganz besonders die Zukunft der kleinen Schwester macht ihr zu schaffen. Diese rebelliert auf ihre Weise gegen das bürgerlich brave Leben und sabotiert die Beziehungen ihrer Schwester systematisch.

Gleich zu Beginn des Buches trifft Liz auf den gutaussehenden Cole, der eigentlich nur einen kleinen Snack in dem Diner genießen wollte, in dem Liz arbeitet. Doch dieser erste Kuss ist es, der bei beiden den Wunsch nach einem weiteren Treffen weckt.

Schon schnell ensteht also eine Beziehung der besonderen Art. Gleich beim nächsten Treffen kommen Cole und Liz voll zur Sache. Es wird nicht groß geredet, es wird geküsst. Beim dritten Date geht es dann schon einen Schritt weiter. Dadurch, dass der Leser auf den ersten Seiten noch nicht viel über die Protagonistin, über ihre Geschwister, ja über die Handlung der Geschichte selbst erfahren hat und dadurch, dass die Beziehung zwischen Cole und Liz so einen rasanten Start hinlegt, fällt es leider sehr schwer, eine Bindung zu den Charakteren und zu der Geschichte als solcher aufzubauen.

Oft habe ich mich beim Lesen gefragt, wo die Spannung bleibt oder ob die Handlung noch ein wenig in die Tiefe gehen wird. Leser, denen es ähnlich geht, sollten sich in Geduld üben. Gegen Mitte des Romans nimmt das Tempo zu. Es erscheint ein fremder Mann am gegenüberliegenden Ufer der Bucht, der Liz zu beobachten scheint. Die Frage, wer der Fremde ist, drängt sich in den Vordergrund. Auch merkt man durch kleine Andeutungen im Roman schon früh, dass Cole vielleicht noch ein Geheimnis haben könnte. Auffällig ist, dass Lizs angehende große Liebe immer wieder abprupt von einem Date verschwindet. Dass seine Gedanken gelegentlich abzuscheifen drohen. In diesen Momenten wirkt Cole angespannt. Wenn Liz ihn das nächste Mal wiedersieht, ist er gelöst und tut, als wäre nichts gewesen. Die Frage, was Cole beschäftigt, welches Geheimnis er mit sich trägt, wird zum Thema.

Genauso, wie der Handlungsstrang seine Zeit braucht, um sich zu entfalten, so benötigen auch die Charaktere viele Seiten, um dem Leser ans Herz zu wachsen. Für mich blieben Fiona und Hazel sowie Grace auch über die Seiten hinweg eher blass. Amber jedoch gewinnt immer mehr an Tiefe. Auf den ersten Blick wirkt das Mädchen mit ihrer herrischen Art vielleicht unsympathisch. Aber gerade diese Ecken sind es, die sie auch so interessant machen. Auch bei Cole wird erst im Laufe der Geschichte Gewicht auf Charakterentwicklung gelegt. Anfangs bekommt Liz einfach einen neuen Love Interest an die Seite gestellt. Doch seine Art, sich nicht abwimmeln zu lassen und die Dinge, die er für Liz und ihre Schwestern tut, geben ihm nach und nach immer mehr Kontur.



Fazit:

„Pure Desire – Nur du“ ist der Auftakt einer Buchreihe um die älteste der am Lake Tahoe ansässigen fünf Schwestern, Liz. Diese versucht, sich und ihre jüngeren Geschwister auf dem rechten Weg und finanziell über Wasser zu halten.
Eine willkommene Abwechslung bietet der plötzlich im Diner auftauchende gut aussehende Cole. Es entsteht eine Liason zwischen den beiden. Anfangs bewegen wir uns noch ein wenig sprunghaft von Figur zu Figur, da etliche Charaktere eingeführt werden müssen. Es geht darum körperliche Intimität zu zelebrieren. Charakterentwicklung und Handlungsführung müssen sich auf die Prämisse ausrichten. Erst ab der zweiten Hälfte nimmt die Geschichte an Fahrt auf.

Pure Desire – Nur du ist in sich abgeschlossen. Leser, die sich in Geduld üben, werden mit einer schönen Lovestory, einer überraschenden Wendung und Spannung im zweiten Teil des Buches belohnt.



Buchzitate:

Ich bin große Schwester, Managerin eines Diners, jemand, der damit kämpft, die laufenden Rechnungen zu bezahlen und der den Lake Tahoe über alles liebt. Ich habe noch nie ein Geheimnis gehabt und erst recht kein solches, aber es reizt mich, für Cole eine Ausnahme zu machen.