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Veröffentlicht am 20.10.2024

Berührende wahre Geschichten aus dem Berufsalltag einer Hospizschwester

Zwischen den Welten
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"Zwischen den Welten" von Hadley Vlahos ist ein ganz besonderes Buch einer mutigen und einfühlsamen jungen Frau, das in mir sicher noch lange emotional nachwirken hat und transformiert hat, wie ich über ...

"Zwischen den Welten" von Hadley Vlahos ist ein ganz besonderes Buch einer mutigen und einfühlsamen jungen Frau, das in mir sicher noch lange emotional nachwirken hat und transformiert hat, wie ich über den Prozess des Sterbens und damit das Ende des Erfahrungsprozesses im menschlichen Körper und den Übergang in ein unbekanntes Danach denke.

Sterben und der Tod - das sind Themen, mit denen sich viele Menschen lieber nicht so genau befassen, solange sie es nicht müssen. Und die uns doch immer wieder im Leben einholen, in Form geliebter Menschen, die wir durch den Tod verlieren, bis wir schließlich selbst an der Reihe sind. Hadley Vlahos wurde schon jung mit heftigen Themen konfrontiert: als Jugendliche hat sie den plötzlichen Tod eines guten Freundes miterleben müssen, dann wurde sie im Alter von 20 Jahren ungeplant alleinerziehende Mutter, hatte mit sozialer Ausgrenzung durch ihre sehr religiöse Familie und mit Armut zu kämpfen, und musste ihr Studium abbrechen, um ganz alleine für ihren Sohn zu sorgen.

Das ursprünglich von ihr geplante Studium und ihre ursprünglichen Berufswünsche (einer davon Schriftstellerin - wie schön, dass sie sich dem mit diesem Buch doch noch annähern konnte) ließen sich erst einmal nicht mehr realisieren... aber was möglich war, war die Ausbildung zur Krankenschwester und schließlich zur Hospizschwester. Im jungen Alter von 22 begann Hadley also, als Hospizschwester sterbenden Menschen zur Seite zu stehen, ihre Schmerzen zu lindern, für sie da zu sein und für einen möglichst angenehmen, sanften und selbstbestimmten Übergang aus diesem Leben zu sorgen.

Sehr persönlich und berührend erzählt Hadley in dem Buch sowohl aus ihrem eigenen Leben als auch aus ihrem Berufsalltag. Dazu schildert sie insgesamt etwa zwölf Fälle von sterbenden Menschen, die sie als Hospizschwester begleitet hat, meistens zu Hause bei den jeweiligen Menschen, gelegentlich auch im Spital. Wir erleben die Begleitung dieser Menschen hautnah mit, ab dem ersten Kontakt, den Hadley als Hospizpflegerin mit ihnen hatte, über die laufenden Kontakte bis zu ihrem Tod.

Dabei wird deutlich, wie einfühlsam, menschlich und mutig Hadley ist, wie sie mit all diesen Menschen eine nahe Beziehung eingeht und sich berühren lässt, aber gleichzeitig auch sich selbst reflektiert und daran arbeitet - zeitweise auch mit therapeutischer Unterstützung - an diesem fordernden Beruf, den die meisten nach kurzer Zeit wieder verlassen, zu wachsen statt auszubrennen.

Wir erleben mit, wie Hadley aus jeder Begegnung etwas für sich persönlich mitnimmt, daran wächst und reifer wird und wie sie es am Ende auch schafft, gegen Ungerechtigkeiten und unnötige Formalismen und Hierarchien aufzubegehren und sich bedingungslos für das Wohl ihrer Schützlinge einzusetzen.

Auf der einen Seite kann das Buch also auch als Memoir über Hadley und ihren persönlichen Entwicklungs- und beruflichen Emanzipationsprozess gesehen werden.

Auf der anderen Seite vermittelt es aber auch über die Fallgeschichten viel Wissen über den Sterbeprozess und über die teilweise unerklärlichen Phänomene, die dabei immer wieder auftreten, unabhängig von vorigen religiösen Überzeugungen der Sterbenden: so gibt es zum Beispiel bei sehr vielen Sterbenden aller möglichen religiösen Hintergründe und auch bei Atheisten und Atheistinnen das Phänomen, dass diese am Ende ihres Lebens den Eindruck haben, von wohlmeinenden schon verstorbenen Angehörigen begleitet, getröstet und abgeholt zu werden, und zwar in einer Form, die sich von sonstigen Halluzinationen oder Wahnvorstellungen deutlich abgrenzt.

Und wir erfahren auch, dass der Tod, wenn er auf natürlichem Weg eintritt, oft ein gradueller Prozess ist, ein Immer-Weniger-im-Leben-sein, ein schrittweiser Abbau von Körperfunktionen und Bewusstsein, bis schließlich der tatsächliche Tod eintritt. Und dass dieser Prozess oft zeitlich relativ genau eingrenzbar ist: für mit dem Thema Erfahrene gibt es oft eindeutige Zeichen, dass der Sterbeprozess begonnen hat und der Tod sehr wahrscheinlich innerhalb der nächsten ca. 72 Stunden eintreten wird.

Es ist also ein in vielerlei Hinsicht lehrreiches und berührendes Buch, das wertvolle Informationen für alle bietet, die bereit sind, sich nicht nur intellektuell, sondern auch emotional (ich habe beim Lesen der Geschichten immer wieder weinen müssen) auf ein zwar dunkles und tiefgehendes, aber doch auch transformatives Thema einzulassen, das uns früher oder später alle betrifft. Absolute Leseempfehlung für alle, die mutig genug für diese Konfrontation sind!

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Veröffentlicht am 17.10.2024

Spannende und psychologisch authentische Trennungsgeschichte

Trennungsroman
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Eigentlich hatte ich ursprünglich gar nicht vor, dieses Buch zu lesen, schon gar nicht jetzt. Unter den aktuellen Neuerscheinungen bin ich auf das neueste Buch von Anna Brüggemann "Wo nachts die Kampfhunde ...

Eigentlich hatte ich ursprünglich gar nicht vor, dieses Buch zu lesen, schon gar nicht jetzt. Unter den aktuellen Neuerscheinungen bin ich auf das neueste Buch von Anna Brüggemann "Wo nachts die Kampfhunde spazieren gehen" durch seinen auffälligen Titel aufmerksam geworden, habe dann neugierig kurz nachgeschaut, was die Autorin sonst noch so geschrieben hat, ihr Debüt "Trennungsroman" gefunden, online in die Leseprobe reingelesen... und zack! Dieses Buch hat mich so gepackt, dass ich es mir sofort besorgen musste und all meine anderen Lesevorhaben erst einmal zur Seite geschoben habe, bis ich es ausgelesen hatte. Also das gibt schon einen ersten Hinweis darauf, wie unglaublich gut mir dieses Buch gefallen hat!

Worum geht es? Um eine Geschichte, wie sie sicher viele Millenials heute selbst oder in ihrem Freundes- und Bekanntenkreis miterlebt haben: Thomas und Eva sind um die 30, leben in Berlin und sie sind seit 8 Jahren zusammen. Sind also also ganz junge Menschen zusammen gekommen, als beide studiert haben, und es war eine wunderschöne Liebesgeschichte, jahrelang. So vertraut sind sie miteinander, so sehr schätzen sie sich gegenseitig, betrachten sich mit liebevollen Blicken. Nun ist die Beziehung gereift und das Leben stellt die beiden vor die Frage, wie erwachsen sie nun eigentlich sein möchten und ob sie bereit für mehr Commitment und weitere Schritte sind. Und die Leidenschaft und sexuelle Anziehung, tja, die ist nach acht Jahren natürlich nicht mehr so wie am Anfang, sondern einer tiefen Vertrautheit gewichen.

Thomas hat Medizin studiert, er arbeitet als Assistenzarzt in einer Klinik, hinterfragt seinen Beruf und sein Leben und ob das alles so weitergehen soll. Er stammt aus einer sehr konservativen und erfolgreichen Familie, der Vater ist auch Arzt und hat ihm Fußstapfen aufgezeigt, die sich für Thomas zu groß anfühlen... so ehrgeizig, pflichtbewusst und diszipliniert seine Karriere und seine Lebensziele verfolgen, wie das der Vater getan hat und auch von ihm erwarten würde, das ist nicht er, so kann und will er nicht sein. Aber was dann?

Eva ist Geisteswissenschaftlerin, sie organisiert Kunstausstellungen in einem Museum und schreibt nebenbei an ihrer Dissertation. Die letzten zwei Jahre hat sie beruflich in Paris verbracht, in dieser Zeit konnten sie und Thomas sich zwar regelmäßig sehen, haben aber keinen Alltag miteinander geteilt. Nun kehrt Eva von ihrem Auslandsaufenthalt zurück nach Berlin und in die gemeinsame Wohnung und fühlt sich bereit für die nächsten Schritte. Sie möchte die Pille absetzen und in der nächsten Zeit gemeinsam mit Thomas versuchen, ein Kind zu bekommen. Als sie Thomas davon erzählt, bekommt er es mit der Angst zu tun...

Wie man schon aus dem Inhaltsverzeichnis erkennen kann, teilt sich dieses Buch in zwei ungefähr gleiche Hälften: die Zeit vor der Trennung und die Zeit danach. Wir wissen als Lesende also von Anfang an - auch schon durch den Titel - dass es zur Trennung kommen wird und diese ist also keine Überraschung für uns.

Das Buch beginnt 31 Tage vor der Trennung mit Evas Rückkehr aus Paris und endet etwa 14 Wochen nach der Trennung. Beide Phasen erleben wir sowohl aus Evas als auch aus Thomas' Perspektive mit, das macht das Buch besonders interessant. Wir spüren die schrittweise Entfremdung der beiden voneinander nach Evas Rückkehr, die gegenseitigen enttäuschten Erwartungen, die Hoffnungen und Träume auf eine gute Zukunft genauso wie die Erinnerungen an eine schöne gemeinsame Vergangenheit, und natürlich das soziale Umfeld beider in Form von anderen attraktiven oder interessierten Männern und Frauen, einem Freundeskreis, in dem viele Pärchen mittlerweile den nächsten Schritt gehen, heiraten oder Kinder kriegen, und die Rollenmodelle der eigenen Eltern, von denen die beiden sich abgrenzen möchten und sich doch nicht komplett lösen können. Dabei regt das Buch auch zum Nachdenken an über die eigenen Erwartungen ans Leben und darüber, was eine gute Beziehung ausmacht, wann es sich lohnt, für diese zu kämpfen und wann es Zeit ist, weiterzuziehen.

Es ist außerdem ein authentisches Porträt eines gewissen (sehr privilegierten, akademisch gebildeten) Teils der Generation der Millenials, mit unglaublich hohen Erwartungen an das eigene Lebensglück, auch projiziert auf die Partnerschaft und den Partner/die Partnerin, und der hoffnungslosen Idealisierung immerwährender sexueller Leidenschaft und tiefen Glücks und des Suchens nach immer grüneren Weiden, privat wie beruflich. Auch nach langem Medizinstudium und Ausbildung kämpft Thomas immer noch mit der Frage, ob er überhaupt Arzt sein möchte, und ist sich auch sonst nicht klar, wie er sein Leben gestalten möchte, ob er überhaupt Kinder möchte, und träumt von einer einjährigen Auszeit von allem, in der er die Welt bereist - und das mit 30. Aber auch Eva ist ihre berufliche und auch sonstige Selbstverwirklichung sehr wichtig, was sich unter anderem daran zeigt, dass sie bereitwillig zwei Jahre ohne ihren langjährigen Partner nach Paris gegangen ist und die Gefahr einer Entfremdung in Kauf genommen hat. Es gibt wenig Bereitschaft, sich auf pragmatische Kompromisse einzulassen oder wirklich auch Durststrecken miteinander zu überstehen. Das zeigt sich auch darin, dass der halbherzige Versuch Evas und Thomas, sich von einem Paartherapeuten unterstützen zu lassen, schon nach einer einzigen Sitzung scheitert.

Und so kommt es, wie es kommen muss... die Beziehung scheitert. Spannend ist, dass das Buch da nicht endet, sondern wir erst in der Mitte sind und noch weiter erleben, wie es beiden danach geht.

Insgesamt ist es ein sehr spannend geschriebenes und gleichzeitig psychologisch authentisches Buch. Wer aus dieser Generation und diesem Milieu ist, oder diese gut kennt, wird vieles darin wieder entdecken. Ich kann es allen empfehlen, die sich für die Psychologie moderner menschlicher Beziehungen interessieren, und gerne ein spannendes und gleichzeitig unterhaltsames Buch aus mehreren Perspektiven dazu lesen. Ich war begeistert davon und werde sicher noch weitere Bücher von Anna Brüggemann lesen.

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Veröffentlicht am 05.10.2024

Berührend, authentisch und gut recherchiert

Suche liebevollen Menschen
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In "Suche liebevollen Menschen" erzählt Julian Borger die wahre Geschichte seines Vaters Robert "Bobby" Borger und einiger weiterer jüdischer Kinder aus Wien, die 1938/1939 etwa zwischen 8 und 14 Jahre ...

In "Suche liebevollen Menschen" erzählt Julian Borger die wahre Geschichte seines Vaters Robert "Bobby" Borger und einiger weiterer jüdischer Kinder aus Wien, die 1938/1939 etwa zwischen 8 und 14 Jahre alt waren und vor dem Holocaust gerettet werden konnten.

Nach der NS-Machtübernahme 1938 in Wien wurden bekanntlich die Bedingungen für die dort lebenden Juden immer schlimmer und viele suchten nach einer Möglichkeit, zu fliehen. Leider war das sehr schwierig, weil kaum andere Länder bereit waren, die Flüchtlinge aufzunehmen und ihnen Visas auszustellen.

So suchten einige Eltern verzweifelt nach einer Möglichkeit, zumindest ihre Kinder erst einmal in Sicherheit bringen zu können, und später hoffentlich nachzureisen, auch wenn das bedeutete, sich von ihnen trennen zu müssen und sie alleine mit dem Zug von dem Wiener Westbahnhof aus ins Ausland zu schicken, in ein ungewisses Schicksal, zu Pflegefamilien in Großbritannien, die sie nur aus ein paar Briefen kannten. In Großbritannien versuchten die Kinder dann, mit bescheidenen Sprachkenntnissen und meist ohne relevante Kontakte, ihr Möglichstes, um ihre Eltern auch nachkommen lassen zu können. Manche schafften es, andere nicht. Manche konnte später wieder mit ihrer Familie vereinigt werden, andere mussten später erfahren, dass ihre Angehörigen im Holocaust ermordet worden waren und nur sie überlebt hatten.

Die Großeltern von Julian Borger gaben also, so wie einige andere Eltern, im Manchester Guardian in Großbritannien eine Anzeige auf, in der sie ihre Kinder und deren Qualitäten anpriesen, in der Hoffnung, liebevolle Pflegeeltern für sie zu finden. So etwa die Kurzanzeige der Familie Borger im Original: "I seek a kind person who will educate my intelligent boy, aged 11, Viennese of good family. Borger, 5/12 Hintzerstrasse, Vienna 3."

Auf diese Anzeigen konnten sich nun Menschen aus Großbritannien melden, die bereit waren, eine gute Tat zu vollbringen und ein jüdisches Kind aus Wien bei sich als Pflegekind aufzunehmen und damit zu retten (und leider auch manche, die einfach nur eine billige Arbeitskraft suchten, die sie ausbeuten konnten). Robert Borger hatte Glück und landete tatsächlich bei liebevollen Menschen, und auch seine Eltern konnten später nach Großbritannien nachkommen. Er wurde erwachsen, heiratete, wurde selbst Vater von vier Kindern (eines davon der Autor) und Psychologe. Und doch nahm er sich später das Leben (ein spätes Opfer Hitlers, wie seine alte Pflegemutter bestürzt kommentierte), was seinen Sohn, neben all der Trauer, veranlasste, die Geschichte seines Vaters genauer zu erkunden und ihn erst die Details dieser erfahren ließ.

Julian Borger, der Sohn, hat keine Mühen gescheut, um neben der Geschichte seines Vaters und seiner eigenen Herkunftsfamilie auch möglichst viele Geschichten der anderen Kinder aus den Anzeigen im Guardian zu recherchieren und deren Lebenswege im Buch zu dokumentieren. Tatsächlich konnte er sieben weitere Kinder bzw. deren Nachkommen aufspüren und viele Informationen über deren Geschichten recherchieren: vereinzelt lebten diese selbst noch, ansonsten hatten sie ihren eigenen Kindern viel davon erzählt und manche sogar Interviews dazu gegeben, Tagebücher geführt oder Memoirs geschrieben.

So ist es ein sehr spannendes, berührendes und gut lesbares Buch geworden, in dem die Geschichten der insgesamt acht Kinder und ihrer Familien beim Lesen vor dem inneren Auge lebendig und nachfühlbar werden. Von den meisten Kindern und ihren Familien gibt es sogar Fotos im Buch, das schafft noch eine stärkere Verbindung zu ihnen.

Es ist ein Buch, das zu Tränen rührt, traurig und wütend macht, aber gleichzeitig auch Hoffnung gibt durch die Geschichten des Gerettet-Werdens, der Überlebens und der guten Menschen, die es auch in noch so dunklen Zeiten ebenfalls gibt, und die zur Rettung dieser Kinder beigetragen haben. Und es ist ein sehr aktuelles Buch, das nachdenklich macht nicht nur über diese dunkle Zeit vor vielen Jahrzehnten, sondern auch über die heutige Zeit und unseren Umgang mit Menschen, die flüchten müssen, über Abweisung, Unterstützung, Resilienz und transgenerationale Weitergabe von Traumata. Absolute Leseempfehlung!

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Veröffentlicht am 03.10.2024

Macht so richtig Lust auf Texel!

Texel - ReiseGenuss
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Das Büchlein "Texel - Kulinarik, Menschen, Geschichten" ist einfach wunderschön gestaltet. Schon das Titelbild mit dem charakteristischen Leuchtturm, den Dünen und dem Meer lädt ein, die Insel zu besuchen. ...

Das Büchlein "Texel - Kulinarik, Menschen, Geschichten" ist einfach wunderschön gestaltet. Schon das Titelbild mit dem charakteristischen Leuchtturm, den Dünen und dem Meer lädt ein, die Insel zu besuchen. Schlägt man das Buch auf, so findet man ein sehr persönlich geschriebenes Begrüßungswort, aus dem die Begeisterung der Autorinnen für die Insel schon spürbar wird, zusammen mit einer Karte der Insel. Darauf folgen fünf Kapitel zu den verschiedenen Regionen der Insel (Süden, Westen, Norden, Osten und Mitte) sowie Spezialkapitel zu Themen wie "Aktive Kulinarik", Strandpavillons, zum Texelschaf und zu Museen. Abgerundet wird das Buch mit einigen allgemeinen Informationen über die Insel, spezielle Feiertage, interessante Daten und Fakten und Empfehlungen zu An- und Abreise am Schluss.

Wer sich für einen bestimmten Teil Texels interessiert, kann das jeweilige Kapitel aufschlagen und findet dort Informationen zu touristischen Highlights, Restauranttipps, besonders schönen Orten, Möglichkeiten für kulturelle und sportliche Aktivitäten, kulinarische Verkostungen und vieles mehr. Und sogar einige Rezepte für typische Spezialitäten der Insel finden sich in dem Buch.

Es wird deutlich, dass der Genuss und die Vermittlung der Liebe zu dieser wunderschönen Insel im Vordergrund steht: das Buch ist optisch mit vielen farbigen Bildern in hoher Druckqualität angereichert, es liest sich angenehm mit kurzen Texten, Zitaten und persönlichen Geschichten über die Menschen der Insel. Wir lernen Menschen mit Visionen kennen, die ihre beruflichen Visionen auf Texel verwirklichen, denen die Schönheit der Natur und der Genuss am Herzen liegen und die das auch gerne allen Besuchern vermitteln. Nachhaltigkeit, Bio und ein fairer Umgang mit Mensch und Natur ist auch ein Thema, das sich durch das Buch zieht.

Ich kann dieses Buch allen, die sich für Texel interessieren, nur wärmstens empfehlen. Ebenfalls empfiehlt es sich als Geschenk für Menschen, die man gerne für eine Texelreise begeistern möchte - die Chancen, dass diese nach der Lektüre dorthin fahren wollen, sind bei diesem wunderschönen, inspirierenden Buch sehr hoch!

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Veröffentlicht am 22.09.2024

Alte chinesische Mythologie neu interpretiert

A Song to Drown Rivers
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Das Buch "A song to drown rivers" der chinesisch-australischen Autorin Ann Liang fällt zuerst durch sein wunderschönes Cover mit Farbschnitt auf. Ich habe schon lange kein so wunderschön und liebevoll ...

Das Buch "A song to drown rivers" der chinesisch-australischen Autorin Ann Liang fällt zuerst durch sein wunderschönes Cover mit Farbschnitt auf. Ich habe schon lange kein so wunderschön und liebevoll gestaltetes Buch mehr gesehen, die Hardcover-Ausgabe ist absolut edel, fühlt sich angenehm an und es macht Freude, das Buch in der Hand zu haben. Unter dem Schutzumschlag befinden sich zwei Referenzen auf etwas, was im Buch vorkommt.

Der Inhalt des Buches steht der äußeren Form in nichts nach: es ist von Anfang an spannend erzählt, mit detailliert ausgearbeiteten, authentischen Charakteren und einer Geschichte, die tatsächlich auf eine der Legenden der Vier Schönheiten des Antiken Chinas zurückgeht und modern interpretiert wird.

Wir erleben diese Geschichte durch die Augen von Xishi, einer außergewöhnlich schönen und zugleich intelligenten, mutigen und bescheidenen jungen Frau aus einem armen Dorf im ländlichen China, die auserwählt wird (und sich bewusst dafür entscheidet), als Konkubine ins Reich des verfeindeten Herrschers, ins Nachbarland Wu, zu gehen, ihn zu bezaubern, sein Herz zu gewinnen und für ihr Heimatland zu spionieren. Das Buch nimmt sich Zeit, diesen Weg ausführlich zu schildern, und zwar nicht nur die Zeit am Hof des Feindes, sondern auch die ausführliche Vorbereitungszeit, in der Xishi nicht nur die bei Hof erwartete Etikette erlernen muss, sondern auch das Verbergen ihrer Gefühle. Im Hintergrund gibt es dann noch eine aufkeimende Liebesgeschichte zwischen ihr und dem jungen Militärstrategen Fanli, der sie für ihre Mission schult. Und auch im fremden Reich ist nicht alles so, wie Xishi es erwartet hätte...

Für einen historischen Roman weist dieses Buch eine besondere Erzählqualität auf und schafft es außerdem, nicht nur so spannend zu sein, dass man es in einem Zug durchlesen möchte, sondern auch zum Nachdenken über Feindbilder, Polarisierungen und die Natur des Krieges anzuregen. Damit ist das Buch gleich auf mehreren Ebenen wertvoll und ich empfehle es allen, die sich für chinesische Geschichte und Mythologie interessieren und auf intelligentem Niveau gut unterhalten werden möchten.

Nur mit Vorbehalt empfehle ich es allen, die sehr mitfühlend sind, und insbesondere Schwangeren und Eltern von kleinen Kindern: es werden nämlich nicht nur, wie in vielen historischen Romanen, diverse Kriegsgräuel an erwachsenen Menschen detailliert beschrieben geschildert, sondern leider auch die bestialische Ermordung eines Kleinkindes durch Soldaten, und diese Schilderung wiederholt sich gleich mehrmals im Buch, ganz am Anfang und später wieder (in Xishis Erinnerungen, es handelt sich dabei um ihre kleine Schwester und es soll damit gezeigt werden, was für einen tiefen Grund sie hat, das verfeindete Königreich Wu zu hassen). Diese Schilderungen haben mir als Mutter eines kleinen Kindes im Herzen sehr weh getan, selbst wenn es sich um eine fiktive Geschichte handelt.

Davon abgesehen handelt es sich aber um ein sehr gut geschriebenes, spannendes Buch, das ich definitiv empfehlen kann!

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