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Veröffentlicht am 21.10.2024

„Krankenpflegerin, Pubertistendompteurin und Partyplanerin“

Free again - alles auf Anfang
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Nach ihrer Scheidung ist Juliane zwar den unsäglichen Malte los, aber leider klemmt das Geld vorne und hinten. Notgedrungen vermietet sie ihre Eigentumswohnung kurzerhand an ihre neue Bekanntschaft Adrian ...

Nach ihrer Scheidung ist Juliane zwar den unsäglichen Malte los, aber leider klemmt das Geld vorne und hinten. Notgedrungen vermietet sie ihre Eigentumswohnung kurzerhand an ihre neue Bekanntschaft Adrian und zieht zu ihrer besten Freundin Lisa. Ach ja, und zu deren Sohn Morten, dem Pubertisten.

Was hab ich herzlich gelacht bei diesem wunderbaren Roman! Die Charaktere sind warmherzig gezeichnet mit all ihren menschlichen Stärken und Schwächen, die Dialoge sind frech und pointiert. Dazu ist die Grundidee einer Agentur für Scheidungspartys einfach köstlich, und die Autorin konnte hier ein ganzes Feuerwerk von guten Einfällen zünden. Mein Favorit ist und bleibt Morten, der Pubertist, der zwar liebevoll überzeichnet, aber keineswegs stereotyp dargestellt ist, sondern sich als Charakter während der Geschichte großartig entwickeln darf.

Ich mochte es sehr, dass auch bei den Scheidungsfälle die Klischeeschublade zubleibt. Stattdessen ist jeder Fall anders gelagert, so dass gefühlsmäßig die ganze Bandbreite von Wut und Rache, aber auch von Erleichterung und Freude auf einen Neustart erlebt wird. Besonders gefiel mir, dass die Storyline nicht wirklich vorhersehbar war. Ich liebe es, wenn mich ein Roman bzw. die Handlung überraschen kann, und das ist hier wirklich gelungen, es blieb aufregend und überraschend bis zum Ende.

Eine große Herzensempfehlung für diesen Roman, der mir wunderbare Lesestunden und herzhafte Lachanfälle geschenkt hat.

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Veröffentlicht am 16.10.2024

„Wer war die Liebe Ihres Lebens?“

Die sieben Männer der Evelyn Hugo
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Dieser Roman ist wie eine Zeitreise und katapultiert uns ins mondäne Hollywood der 1950er Jahre. Evelyn Hugo startet ins Leben als armes Mädchen mit großen Träumen. Doch, wie könnte es anders sein, lernen ...

Dieser Roman ist wie eine Zeitreise und katapultiert uns ins mondäne Hollywood der 1950er Jahre. Evelyn Hugo startet ins Leben als armes Mädchen mit großen Träumen. Doch, wie könnte es anders sein, lernen wir bald die hässliche Fratze der Filmindustrie hinter der glitzernden Fassade kennen. Denn Evelyn Hugo will es bis ganz nach oben schaffen und ist bereit, dafür alles zu geben. Und es wird sich herausstellen, dass „alles“ zu viel ist. Zu viel, um heil und unbeschadet wieder herauszukommen.

Erzählt wird die Lebensgeschichte der Diva entlang ihrer Ehen, und da lernen wir die ganze Bandbreite von Gefühlen, Machtspielen, Intrigen und Ausnutzung kennen. Durch wen und in welche Richtung, sei dahingestellt, denn Evelyn Hugo ist kein Unschuldslamm. Aber am Ende ihrer Lebensreise ist sie vor allem eines: ehrlich. Und daher werden wir tatsächlich erfahren, wer die Liebe ihres Lebens war.

Es gibt sie, diese wunderbaren, einzigartigen Romane, die einen völlig zu fesseln vermögen. Das Taylor Jenkins Reid ein Genie in der Schaffung literarischer Welten und eines eigenen Buchuniversums ist, hat sie längst bewiesen. Evelyn Hugo ist ein weiteres Puzzlestück im prächtigen Gesamtbild, und natürlich laufen uns auch wieder bekannte Gesichter über den Weg.

In diesem Roman wendet die Autorin zudem den Kunstkniff an, die Lebensgeschichte nicht einfach zu erzählen, sondern sie lässt ihre Heldin diese der jungen Monique, einer Journalistin, diktieren. Dies schafft eine spannende Distanz und hält den Spannungsbogen über sämtliche Dekaden, in denen die Erzählung spielt, hoch.

Von mir gibt es eine Leseempfehlung für diesen grandiosen Roman!

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Veröffentlicht am 14.10.2024

In bester englischer Tradition

Wintergeister
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Liebt ihr an dunklen Herbstabenden Geschichten, die euch eine wohlige Gänsehaut über den Rücken jagen? Keine gewaltstrotzenden Horrororgien, sondern gepflegte Gruselgeschichten und Haunted-House-Stories ...

Liebt ihr an dunklen Herbstabenden Geschichten, die euch eine wohlige Gänsehaut über den Rücken jagen? Keine gewaltstrotzenden Horrororgien, sondern gepflegte Gruselgeschichten und Haunted-House-Stories in englischer Tradition? Dann ist diese Sammlung hier genau richtig. Harmlos sind die Erzählungen alle nicht, denn hier wird gestorben und heimgesucht. Vielmehr ist es diese besondere Atmosphäre, dieser feine Hauch von Grauen, dieses Unwohlsein und dieser ängstliche Blick über die Schulter in den dichten Nebel, der den hier gesammelten sechs Erzählungen inne liegt. Nicht alle Spukgeschichten überzeugen gleichermaßen. Die großartige Catriona Ward hat mit „Jenkin“ meinen persönlichen Favoriten beigesteuert, dicht gefolgt von Jess Kidd mit „Ada Lark“. Aber was alle Geschichten gemeinsam haben, ist die besondere, fein gruselige Stimmung.

Wer Freude hat an Schauergeschichten nach englischer Tradition, wird hier mit ein paar wunderbar unheimlichen Erzählungen belohnt. Perfekt für dunkle Leseabende, während draußen der Nebel vorbeikriecht. Mir persönlich haben die Geschichten im ersten Band „Schaurige Nächte“ noch einen eiskalten Hauch besser gefallen, aber auch die „Wintergeister“ schenken wohliges Gruseln.

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Veröffentlicht am 12.10.2024

Schwedenkrimi ohne Tempo

Tode, die wir sterben
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Die Bandenkriminalität in Malmö nimmt ganz neue Ausmaße an, als ein 13-jähriger Junge erschossen wird. Die Polizei geht unkonventionelle Wege und setzt ein ungewöhnliches Ermittlerteam ein: Jon Nordh und ...

Die Bandenkriminalität in Malmö nimmt ganz neue Ausmaße an, als ein 13-jähriger Junge erschossen wird. Die Polizei geht unkonventionelle Wege und setzt ein ungewöhnliches Ermittlerteam ein: Jon Nordh und Svea Karhuu. Beide tragen ein Päckchen: Jons Frau ist bei einem Unfall mit ihrem Geliebten gestorben, Svea hat im Undercover-Einsatz einen Kollegen erschossen.

Diese beiden so unterschiedlichen Charaktere müssen erst einmal eine Basis zur Zusammenarbeit finden, doch die Zeit drängt, denn es kommt zu weiteren Schießereien und es gibt weitere Opfer.

Beim Lesen stellte sich der angekündigte rasante Auftakt leider etwas anders dar. Düster wird es definitiv, wir tauchen tief ins Bandenmilieu und noch ganz andere, ungeahnte Schauplätze ein. Politische Hintergründe und Verbindungen werden dargestellt, und vor allem wird kleinteilig ermittelt. Doch zu meinem ehrlichen Bedauern erfüllte mich dies alles beim Lesen bald mit Langeweile. Ich habe den Thriller keineswegs als rasant empfunden, sondern als zähen Sumpf, durch den wir mühsam waten. Die Geschichte verliert sich völlig in gesellschaftskritischen Betrachtungen, was wahnsinnig interessant ist, das Erzähltempo jedoch zusätzlich ausbremst. Dazu kommen Ermittelnde, die Hinweise erst Seiten später erkennen, was mich ab einem gewissen Punkt tatsächlich nervte. Für mich war die Lektüre dieses Thrillers kein raffiniertes, spannendes Lesevergnügen, sondern harte Arbeit. Ich konnte weder mit den Charakteren wirklich warm werden, noch vermochte es die Handlung, mich wirklich zu fesseln.

Als Milieustudie ehrlich interessant, als Krimi konnte es mich leider nicht überzeugen.

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Veröffentlicht am 11.10.2024

Wehmütiger Abschied

Wiedersehen in Wildberry Bay
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So ein klein wenig ist die dreiteilige Wildberry-Bay-Reihe ja wie einer dieser Persönlichkeitstests in Zeitschriften: Sind Sie Typ Florentine und damit ein ungestümer Wirbelwind? Oder eher Typ Helena, ...

So ein klein wenig ist die dreiteilige Wildberry-Bay-Reihe ja wie einer dieser Persönlichkeitstests in Zeitschriften: Sind Sie Typ Florentine und damit ein ungestümer Wirbelwind? Oder eher Typ Helena, also klug, ruhig und bedacht? Oder gar Typ Gwendolyn und damit wenig selbstbewusst?

Drei wunderbare Bände lang durften wir nach Wildberry Bay in Nova Scotia reisen und die Freundesgruppe aus Raven, Luke und Neil bei der Suche nach ihrer großen Liebe begleiten. Da ist der Flornado in Ravens Arme gewirbelt, haben Luke und Helena zueinander gefunden, und nun trifft Neil seine Jugendliebe Gwen wieder.

Ich muss gestehen, dass ich selbst wahrscheinlich eine Florentine bin, ich Helena am allerliebsten von allen hatte, mir Gwen jedoch von ihrer Persönlichkeit am entferntesten ist. Daher konnte ich zu ihr nicht den tiefen gefühlsmäßigen Zugang finden wie zu anderen Figuren. Dennoch mochte ich die Geschichte sehr gerne, vor allem weil dieser dritte Teil noch einmal ein entscheidendes Kapitel der Bewohnerinnen und Bewohner von Wildberry Bay erzählt, die ich so sehr ins Herz geschlossen habe. Es liest sich wirklich wunderbar, wie Handlungsstränge, die schon im ersten Teil angelegt waren, nun großartig auserzählt und alle Enden miteinander verknüpft werden. Obwohl wir mit einem wirklich wunderschönen Ende belohnt werden, mag ich noch gar nicht wahrhaben, dass wir den kleinen Ort an der Küste von Nova Scotia nun tatsächlich wieder verlassen müssen. Die Autorin hat uns da ein warmes Nest voll liebenswerter Charaktere gebaut; kleine liebevolle Details und augenzwinkernder Humor verleihen der Geschichte Wärme und Tiefe. Gerade jetzt, da Vergangenes verarbeitet und Hindernisse überwunden sind, würde ich so gerne die Menschen von Wildberry Bay weiter begleiten und nehme mit Wehmut Abschied.

Eine wirklich schöne Herzensreihe, die mir wunderbare Lesestunden beschert hat!

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