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Veröffentlicht am 30.06.2024

Dornröschen oder schlafende Killerin

Anna O.
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Unstreitig war es Mord. Aber die Frage der Schuld steht auf einem anderen Blatt.
Denn nachdem Anna Ogilvy zwei Menschen erstochen hat, ist sie in einen Zustand krankhaften Tiefschlafs gefallen. Seit nunmehr ...

Unstreitig war es Mord. Aber die Frage der Schuld steht auf einem anderen Blatt.
Denn nachdem Anna Ogilvy zwei Menschen erstochen hat, ist sie in einen Zustand krankhaften Tiefschlafs gefallen. Seit nunmehr vier Jahren schläft das Dornröschen. Die Gründe für den dauerhaften Schlaf sind ebenso ungeklärt wie die Frage der Schuldfähigkeit. Doch weil Verjährung droht, soll Anna O., wie sie von der Presse nach Freuds berühmter Patientin genannt wird, nun mit unter Anwendung einer neuartigen Methode aufgeweckt werden. Dr. Benedict Prince hat hierfür die theoretischen Grundlagen geschaffen, die er nun in der praktischen Anwendung bei Anna umsetzen soll.

Ein faszinierendes Gedankenspiel ist es, die Frage nach der Schuld und der Schuldfähigkeit. Das Bild vom schlafenden Dornröschen oder von der in Dauerschlaf gefallenen Mörderin verstört. Wir gleiten beim Lesen in eine gänsehautverursachende Atmosphäre, in der man nie weiß, ob Schlaf Erlösung oder der Beginn eines Alptraums ist. Das Verwirrspiel ist dem Autor in Perfektion gelungen.

Weniger überzeugen konnte hingegen die innovative Behandlungsmethode von Dr. Prince. Musik und Düfte zur Stimulation? Entschuldigung, aber das spektakulär Neue an diesem Ansatz konnte ich partout nicht erkennen. Diese Banalität war der rätselhaften Stimmung eher abträglich.

Für mich persönlich steht und fällt der Eindruck eines Thrillers letztendlich stets mit der schlüssigen Auflösung. Tatsächlich hatte ich früh den richtigen Riecher in personeller Hinsicht, mir fehlten lediglich das Motiv und die Hintergründe. Leider brachte das Ende des Romans nicht das erwünschte Licht ins Dunkel. Fragen wurden nicht in letzter Konsequenz geklärt, hergestellte Zusammenhänge erschienen wenig überzeugend und hinterließen ein unbefriedigendes Gefühl.

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Veröffentlicht am 27.06.2024

Immer Ärger mit M.

Bleib
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Eine Frau. Noch nicht alt, aber auch nicht mehr jung. Mit ihrem Geliebten M. nimmt sie sich eine Auszeit aus dem Alltag, in dem sie nicht zusammen sein können, in einem einsamen Chalet in den Bergen. Doch ...

Eine Frau. Noch nicht alt, aber auch nicht mehr jung. Mit ihrem Geliebten M. nimmt sie sich eine Auszeit aus dem Alltag, in dem sie nicht zusammen sein können, in einem einsamen Chalet in den Bergen. Doch plötzlich stirbt M. Und die Geliebte kann nicht loslassen. Sie kann nicht Abschied nehmen, ihn aus ihren Händen geben. Also behält sie ihn und bleibt mit ihm zusammen, schreibt jedoch seiner Ehefrau Briefe.

Romane mit ungewöhnlichem Ansatz liebe ich sehr. Den Mut zu außergewöhnlichen Erzähl- und Ausdrucksformen schätze ich. Daher wollte ich mich unbedingt auf diesen Roman einlassen, vor allem weil mich die Ankündigung reizte, dass es die Geschichte einer Frau sei, die lernt, selbstbestimmt zu leben.

Tatsächlich besticht der in Form von Briefen an die Ehefrau verfasste Roman erst einmal durch einen inneren Monolog der Geliebten, durch Erinnerungen und Erzählungen aus einer Vergangenheit noch vor M., während nebenbei ihre Reise mit dem toten M. erzählt wird. Manches wird dadurch begreiflich, unter anderem lernen wir die Stadien der fortschreitenden Verwesung in plastischer Deutlichkeit kennen. Ein Schelm, der beim Roadtrip mit Leiche an den alten Klamauk-Film „Immer Ärger mit Bernie denkt“. Was mir jedoch fehlt, ist die angekündigte Entwicklung der Geliebten. Von einem selbstbestimmten Leben kann ich leider wenig erkennen, sondern sie ergeht sich vor allem in der Schilderung der Miseren ihrer vorherigen Beziehungen. Auch in den Passagen der Handlung in der Gegenwart verbleibt sie blass. Zudem ist die von der Autorin gewählte Sprache mir zu wenig drastisch, auch nicht plakativ oder provozierend. Da wurde aus meiner Sicht Potential verschenkt.

Eine brillante Idee für einen Roman, deren Umsetzung mich leider nicht packen konnte.

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Veröffentlicht am 26.06.2024

Sommer, Sonne, Bücher

Beach Rivals -
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„Der ultimative Traumjob: Lesen am Strand“ – Von diesem Stellenangebot wird Clare nahezu magisch angezogen, und obwohl es als witzige Idee beginnt, setzt sie es tatsächlich in die Tat um und fliegt nach ...

„Der ultimative Traumjob: Lesen am Strand“ – Von diesem Stellenangebot wird Clare nahezu magisch angezogen, und obwohl es als witzige Idee beginnt, setzt sie es tatsächlich in die Tat um und fliegt nach Bali. Dort kommt allerdings die Ernüchterung, denn die Buchhandlung, in der sie die nächsten drei Monate arbeiten soll, ist nicht ganz so traumhaft. Also eigentlich eher ziemlich heruntergekommen. Und pleite. Ach ja, und zu allem Überfluss muss Clare sich Job und Wohnung mit dem spießigen Amerikaner Jack teilen.

Eine Buchhandlung? Am Strand? Na, das ist doch die perfekte Sommerlektüre für alle Bookies, und tatsächlich erwarten uns süßes Gekabbel zwischen Clare und Jack und wunderbare Stunden bei „Seashore Books“. Welcher Booklover gerät nicht in Schwelgen, wenn Clare klar Schiff macht im Buchladen, das Schaufenster umdekoriert, den Bücherbestand sortiert? Mal ehrlich, das wäre doch ein Traumjob auch für uns. Eben ein Buch über Bookies für Bookies! Dazu gibt es noch einige wirklich exzentrische Charaktere wie Celestina, die ehemalige Autorin schwülstiger und heißer Liebesromane, aber auch eine legendäre Fantasy-Autorin. Eine bunte und unterhaltsame Mischung. Ich persönlich hätte mir bei dieser leichten Strandlektüre ein klitzekleines bisschen mehr Tiefgang und weniger Klischee gewünscht, aber insgesamt konnte mich diese Story über Bücher und Bücherliebende doch gut unterhalten.

Ein schöner Sommerroman für Freibad oder Strand!

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Veröffentlicht am 23.06.2024

Die Gabe der Reflektorin

Die Sehenden und die Toten
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Strafzettel verteilen im Wendland. Mehr Aufregung braucht Carla nach schlimmen Ereignissen eigentlich nicht. Auch ihre Teenietochter Lana heilt noch. Das Mädchen ist hochsensibel.

Doch ein grausamer Mord ...

Strafzettel verteilen im Wendland. Mehr Aufregung braucht Carla nach schlimmen Ereignissen eigentlich nicht. Auch ihre Teenietochter Lana heilt noch. Das Mädchen ist hochsensibel.

Doch ein grausamer Mord an einem jungen Menschen beendet die Idylle im Wendland, und plötzlich sieht sich Carla Druck und Triggern ausgesetzt. Und auch Lana fühlt sich unwiderstehlich von dem Fall angezogen und stellt auf eigene Faust Nachforschungen an.

Dieser Kriminalroman war für mich ein wahrer Glücksgriff. Er konnte mich vollauf begeistern. Die starken Charaktere überzeugten mich voll und ganz, der Fall war faszinierend und spannend, und vor allem wurde hier endliche einmal gründlich und anständig ermittelt. Daher gibt es auch keine großen, nicht nachzuvollziehenden Sprünge in der Handlung, sondern die Story und vor allem die Hintergründe der Tat werden erst nach und nach aufgedeckt, wodurch sich die Spannung für mich wahnsinnig steigerte.

Richtig gut gefiel mir die Figur der Lana. Natürlich ist sie mit den typischen Eigenschaften eines schwierigen Teenagers ausgestattet, aber darüber hinaus ist das hochsensible Mädchen als Reflektorin besonders empfänglich für Gefühle und Motivationen, erkennt intuitiv Zusammenhänge und liefert damit wertvolle Impulse, ohne dass es unglaubwürdig wirkt. Und gerade das Verhältnis zwischen Mutter und Tochter ist wahnsinnig einfühlsam geschildert, vor allem im Gegensatz zum Verhältnis des Mordopfers und dessen Mutter, wozu es im Roman so passend heißt: „Wenn der Schmerz einer Mutter zu groß wird, ist das Land der Wahrheit zu eng.“

Ein wirklich spannender Kriminalroman, der mich auf einen weiteren Fall für Carla Seidel und ihr Team hoffen lässt.

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Veröffentlicht am 23.06.2024

Stürmische Sommerliebe in Schweden

Mittsommerstürme
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Kann man den schwedischen Sommer in ein Buch packen? Man kann, und die liebe Madita Tietgen hat es getan!

Malin kennen wir schon aus den beiden ersten Teilen der Schweden-Reihe als Teil des Stockholmer ...

Kann man den schwedischen Sommer in ein Buch packen? Man kann, und die liebe Madita Tietgen hat es getan!

Malin kennen wir schon aus den beiden ersten Teilen der Schweden-Reihe als Teil des Stockholmer Freundinnen-Trios. Nun wird Malin durch einen Auftrag ihrer Schwester aus ihrer Komfortzone herauskatapultiert. Sie soll nämlich den Starsegler Einar auf dessen Promo-Tour entlang der schwedischen Küste begleiten. Sozusagen als Aufpasserin, denn Einar hat marketingtechnisch durch einen Skandal eine Bauchlandung hingelegt.

Ein wunderbarer Sommerroman voller Leichtigkeit erwartet uns, bei dem wir Malin und Einar auf ihrem Segeltörn begleiten dürfen. Tiefgang gibt es natürlich dennoch, nicht nur im Wasser, auch bei den Gefühlen, aber die Grundstimmung der Geschichte ist wunderbar sommerlich leicht und humorvoll.

Beide Hauptcharaktere sind mir beim Lesen rasch ans Herz gewachsen, und es war eine pure Freude, den beiden beim Übersichhinauswachsen und bei Zusammenwachsen zuzusehen. Stürmisch geht es nicht nur wettertechnisch zu, sondern auch zwischen Malin und Einar, da prickelt es ganz wunderbar. Dazu bietet die schwedische Schärenlandschaft eine ganz zauberhafte Kulisse.

Zum Wegträumen schön dieser Roman, und ich gebe von Herzen gerne eine Leseempfehlung ab!

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