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Veröffentlicht am 08.03.2022

Unheimliche Vorkommnisse im düsteren Wald

Die Herberge im Wald
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Für mich war dies der erste Tante-Frieda-Krimi, und so bin ich beherzt mitten in die Geschichte gesprungen, was aber gar kein Problem war.

Lena übernimmt aushilfsweise für einen Bekannten die Leitung ...

Für mich war dies der erste Tante-Frieda-Krimi, und so bin ich beherzt mitten in die Geschichte gesprungen, was aber gar kein Problem war.

Lena übernimmt aushilfsweise für einen Bekannten die Leitung der „Waldliebe“, einer Herberge mitten im Wald. Nicht nur die neuen Aufgaben als Herbergsmutter für eine ganze Schulklasse fordern Lena alles ab, zusätzlich geschehen noch unerklärliche Dinge. Anfangs sind es nur Klopfgeräusche im Keller, dann dreht plötzlich jemand das Wasser ab und manipuliert die Außenbeleuchtung. Da trägt es auch nicht gerade zur Beruhigung bei, dass in der Gegend kürzlich ein toter Lehrer aufgefunden wurde. Als es ihr alles zu viel wird, kann es nur eine Lösung geben: Tante Frieda muss helfen! Die patente Dame übernimmt das Küchenzepter und hilft Lena, den Laden zu schmeißen. Doch dann verschwindet ein weiterer Lehrer und wird tot gefunden, und auch die unheimlichen Vorgänge rund um die Herberge ängstigen die Frauen immer mehr.

Ich mag Geschichten mit Lokalkolorit, und davon hat dieser Krimi in Hanau und im Taunus reichlich zu bieten. Die Figuren sind echte Charakter mit Tiefe, gerade Tante Frieda ist ein echtes Unikat. Auch der Humor kommt trotz allem Schrecken nicht zu kurz; Lenas Odyssee im Wald mit ganz speziellen Wegweisern brachte mich laut zum Lachen.

Die Handlung springt zwischen den Geschehnissen in der „Waldliebe“ und den Polizeikommissaren in Hanau hin und her, was für kurzweilige Abschnitte sorgt. Im Verlauf des Buchs nimmt die Handlung immer mehr an Fahrt auf und wird zum Ende hin hochgradig spannend. Durch die rätselhaften Vorkommnisse in und um die Herberge wird eine unheimliche Atmosphäre erzeugt, die für Hochspannung sorgt, ehe es zur Auflösung der tragischen Ereignisse kommt.

Ein liebevolles Schmankerl sind auf jeden Fall die Rezepte von Tante Frieda im Anhang.

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Veröffentlicht am 07.03.2022

Fantastischer Ausflug nach Fabula

Fabula - Das Portal der dreizehn Reiche
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Ein ungewöhnlicher Baum mitten im Central Park, eine geheimnisvolle Stimme und ein seltsames, kleines Wesen – und schon steht die Welt der Zwillinge Charlotte und Will Kopf! Plötzlich ist nichts mehr wie ...

Ein ungewöhnlicher Baum mitten im Central Park, eine geheimnisvolle Stimme und ein seltsames, kleines Wesen – und schon steht die Welt der Zwillinge Charlotte und Will Kopf! Plötzlich ist nichts mehr wie es einmal war: Ihre Mutter wird von dunklen Wesen entführt und sie selbst gelangen durch ein Portal in die fantastische Welt von Fabula.

Hier kann nun Akram El-Bahay sein großes Talent ausleben, indem er diese Welt und ihre Bewohner so liebevoll und fantasievoll mit allen Sinnen schildert, dass Fabula zu prächtigem Leben erwacht. Viele Elemente sind bereits aus anderen Geschichten bekannt, doch der Autor schafft es, ihnen einen ganz eigenen, überraschenden Charakter zu verleihen. Andere Wesen und Gestalten erfindet er mit unnachahmlichem Ideenreichtum und Detailverliebtheit – dies ist ein besonderes Talent von Akram El-Bahay. Dazu kommen dunkle Geheimnisse, eine Vergangenheit im Nebel und eine große Gefahr für die fantastische Welt, und da ist die tatkräftige Hilfe der Zwillinge gefragt.

Ihren ganz besonderen Charme erhält die Erzählung durch viel Humor, der sich trotz aller Bedrohungen durch das ganze Buch zieht. Besonders gut gefielen mir die actionreichen Szenen im Schlund, aber auch die Running Gags waren mein persönliches Highlight. Eine so fantastische Geschichte verdient ein ebensolches Ende, und dieser Wunsch wurde leider nur eingeschränkt erfüllt. Das Ende fügt vieles zusammen, lässt jedoch auch einiges offen. Daher liegt der Verdacht nahe, dass ein Folgeband für endgültige Auflösung sorgen könnte.

Fazit: Akram El-Bahay ist ein außergewöhnlicher Erzähler, dem es gelingt, nur durch die Kraft seiner Worte ganze Welten zu erschaffen.

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Veröffentlicht am 25.02.2022

Hervorragende Erzählung mit absurdem Schluss

Das verschlossene Zimmer
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Mit dem Aufbrechen des titelgebenden verschlossenen Zimmers ihres Vaters gelangt die 17-jährige Marie Karski auf eine erste Spur ihrer verschwundenen Mutter.

Es ist das Jahr 1939, und in Krakau liegt ...

Mit dem Aufbrechen des titelgebenden verschlossenen Zimmers ihres Vaters gelangt die 17-jährige Marie Karski auf eine erste Spur ihrer verschwundenen Mutter.

Es ist das Jahr 1939, und in Krakau liegt die Angst vor einem Angriff Hitlers auf Polen in der Luft. Ebenso greift der Antisemitismus mit immer schärferen Krallen um sich. Auch Maries Vater, der katholische Chirurg Dominik Karski, wird damit bei seiner Arbeit im Krankenhaus konfrontiert.

Die Autorin Rachel Givney hat im Vorfeld ihres Romans hervorragende Recherchen durchgeführt. Nicht nur die Vorkriegsatmosphäre ist deutlich spürbar, auch die Stadt Krakau und das jüdische Viertel Kasimierz sind anschaulich geschildert, die Namen authentisch gewählt, und sogar in kulinarischer Hinsicht ist der Autorin gelungen, ein lebendiges Bild zu erschaffen. Wir erhalten Einblick in die Gesellschaft von Krakau, auch dank der vielen lebendig gezeichneten Nebenfiguren.

Die Geschichte breitet sich in einem angenehmen Erzähltempo aus. Wir verfolgen Maries Ambitionen, an der Universität Medizin zu studieren, und fühlen mit ihr die harten Einschränkungen, der eine Frau im Jahr 1939 unterlag. Nicht nur wird ihr der Zugang verwehrt, sondern ihr darüber hinaus als Frau grundsätzlich mangelnder Verstand ausgesprochen. Allerdings ist Marie nicht nur eine höchst intelligente, sondern auch eine unerschrockene und durchsetzungsfreudige Person. So verweigert sie sich den Heiratsplänen ihres Vaters, der sie in der wohlhabenden katholischen Gesellschaft unterbringen möchte, und konvertiert zum Judentum, um ihre große Liebe, den Juden Ben Rosen zu heiraten. Damit gerät sie am Vorabend des zweiten Weltkriegs jedoch in noch größere Gefahr. Während die Handlung um Marie und Dominik Karski in Krakau voranschreitet, erfahren wir nach und nach in Rückblenden die Geschichte rund um Maries Mutter, die ihr Vater unbedingt geheim halten möchte, und hier nimmt das Erzähltempo auch deutlich an Fahrt auf.

Der englische Originaltitel „Secrets my father kept“ passt im übrigen zweifellos besser als die deutsche Übersetzung, da dieses verschlossene Zimmer nur den Einstieg in die Geschichte darstellt.

Am Ende des Buches kommt es dann tatsächlich zu einer Auflösung dieser Geheimnisse. Nachdem mir der ganze Roman gründlich recherchiert und logisch aufgebaut vorkam, erscheint das Ende regelrecht absurd und völlig unrealistisch. Leider verdarb mir dies auf den letzten Seiten die Freude an der ansonsten so hervorragend geschilderten Geschichte.

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Veröffentlicht am 19.02.2022

Urkomisches Damen-Ermittlerteam

Mrs Potts' Mordclub und der tote Nachbar
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Wir alle lieben die Klassiker der englischen Krimis von Agatha Christie, die sich aber heutzutage schon ein ganz klein wenig angestaubt lesen. Viel frischen Wind bringt Judith Potts mit ihrem ...

Wir alle lieben die Klassiker der englischen Krimis von Agatha Christie, die sich aber heutzutage schon ein ganz klein wenig angestaubt lesen. Viel frischen Wind bringt Judith Potts mit ihrem Mordclub mit: Als ihr Nachbar ermordet wird, ermittelt die exzentrische Kreuzworträtsel-Autorin, die einem guten Scotch nicht abgeneigt ist, auf eigene Faust und macht dabei Bekanntschaft mit der unsicheren Pfarrersfrau Becks und der resoluten Hundesitterin Suzie. Aus der anfangs unmöglich erscheinenden Kombination von Persönlichkeiten erwächst im Laufe der Geschichte eine wunderbare Frauenfreundschaft.

Das Buch ist modern geschrieben, verfügt aber dennoch über reichlich englisches Lokalkolorit und jede Menge Charme. Die Heldinnen des Krimis sind liebenswert skurrile Persönlichkeiten, die man rasch ins Herz schließt. Der Kriminalfall selbst ist spannend erzählt, schließlich geht es um nicht weniger als Mord, und die mit unkonventionellen Methoden ermittelnden Damen geraten immer wieder in die unglaublichsten Situationen. Beim Lesen musste ich an so mancher Stelle nicht nur schmunzeln, sondern herzhaft lachen! Dennoch leisten die drei Damen wertvolle Detektivarbeit und bringen nach und nach Licht in die rätselhafte Angelegenheit, ehe es am Ende eine handfeste Überraschung gibt.

Der Kriminalroman bietet englisches Flair, viel Humor, eine spannende Geschichte und liebenswerte Protagonistinnen.

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Veröffentlicht am 15.02.2022

"Ich finde, ich weiß doch, was Ironie heißt"

Meine kleine Welt
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Eine hervorragende Sammlung von Anekdoten rund um das Familienleben, durchzogen von manchmal gar nicht so feiner, sondern ganz schön heftiger Ironie.

Die größte Schwäche dieses Buches ist zugleich seine ...

Eine hervorragende Sammlung von Anekdoten rund um das Familienleben, durchzogen von manchmal gar nicht so feiner, sondern ganz schön heftiger Ironie.

Die größte Schwäche dieses Buches ist zugleich seine größte Stärke: Es ist kein durchgehender Roman, sondern eine Sammlung kleiner Anekdoten, die teilweise bereits als Kolumnen in der Zeitung veröffentlicht waren. Dadurch kommt kein rechter Lesefluss zustande, obwohl man bereits nach einigen Geschichten die Personen zu kennen glaubt und gerne flüssiger und mehr über sie lesen möchte. Andererseits ermöglicht die gewählte Buchform, dieses bei jeder Gelegenheit auch nur kurz zur Hand zu nehmen. Und jeder Anekdote ist ihre eigene Pointe vergönnt. Dieses hohe Level wäre bei einer durchgehenden Geschichte gar nicht zu halten gewesen. Daher springt der Leser von Schenkelklopfer zu Kopfschüttler und darf sich zu jeder einzelnen Anekdote sein eigenes Urteil bilden, was dem Gesamtbild des Buches nur zuträglich ist.

Generell muss man sich als Leser dem durchaus eigenwilligen und von Ironie geprägten Humor von Ewald Arenz öffnen, um sich auf die Geschichten einlassen zu können. Ich selbst habe mich und meine Familie erschreckenderweise an einigen Stellen wiedererkannt, und mich hat die tröstende Erkenntnis ereilt, wie ähnlich sich alle 13-jährigen Töchter der Welt doch sind. Familie lässt sich eben manchmal nur mit Humor ertragen, der je nach Situation rabenschwarz sein kann und darf.

Mir persönlich gefällt der Humor von Ewald Arenz ausgesprochen gut. Ich gestehe hiermit, beim „Naturkino“ schallend gelacht zu haben. Und ich liebe die Verweise auf Marc-Uwe Kling und Arenz´ Buch „Alte Sorten“ im Kapitel „Herr von Ribbeck im Garten-Center“.

Für mich eine klare Leseempfehlung an alle Freunde der Ironie, denn ich kann Ewald Arenz uneingeschränkt recht geben, wenn er konstatiert: „Ich finde, ich weiß doch, was Ironie heißt.“

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