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Veröffentlicht am 02.05.2020

Gutes Finale

Hurenglück - Die Lilien von London
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"Hurenglück. Die Lilien von London" ist der dritte Band einer im viktorianischen London angesiedelten historischen Reihe über starke und mutige Frauen in einer Zeit, in der die soziale Wahrnehmung von ...

"Hurenglück. Die Lilien von London" ist der dritte Band einer im viktorianischen London angesiedelten historischen Reihe über starke und mutige Frauen in einer Zeit, in der die soziale Wahrnehmung von Frauen sehr reduziert wird. Ein Thema, das Tabea König durch ihre Charaktere immer wieder deutlich herausarbeitet.

Im Mittelpunkt des Romans stehen Margery, Ines und Victor, drei taffe junge Menschen, die mit den Schwierigkeiten ihrer Zeit zu kämpfen haben. Die drei sind Nachkommen von Emily und Liam, den Protagonisten des ersten Hurenromans von Tabea König. Mit Christine Gillard treffen wir eine weitere bereits bekannte Figur. Trotzdem ist es problemlos möglich "Hurenglück" unabhängig von den anderen Bänden zu lesen. Mehr Vergnügen bereitet das Lesen, wenn die Bücher in der entsprechenden chronologischen Reihenfolge gelesen werden.

Tabea König hat wieder einmal eine fesselnde Geschichte geschrieben, die mit historischen Fakten verwoben, an Authentizität und damit auch an Spannung gewinnt. Es sind aber vor allem die Figuren, die mich mit Sympathien an das Buch binden. Gefühlt ist die Geschichte der drei Sprösslinge eine Art Coming-of-Age Story, aber eben der Epoche angepasst. Auflehnung bedeutet damals wie heute andere Wege einzuschlagen, als die Eltern. In 1908 schloss man sich eben den Suffragetten an. Aber Emily und Liam wären nicht Emily und Liam, wenn sie ihre Kinder nicht zu Menschen mit Werten erzogen hätten. Wie die Vergangenheit schon zeigte, sind die beiden ein Paar, das für die eigenen Bedürfnisse kämpfen kann und für Freunde und Familie durchs Feuer geht.

"Hurenglück" ist ein runder letzter Band der Hurenreihe, deren Titel ich sehr misslungen finde und die sicher den oder die ein oder andere Leser:in davon abhalten, zum Buch zu greifen. So ist zumindest die Erfahrung in meinem Umfeld, was ich sehr schade finde, denn jeder einzelne Roman ist spannend und eine Empfehlung für alle Leserinnen und Leser von historischen Liebesgeschichten.

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Veröffentlicht am 26.04.2020

Viva la Revolution! Spannende Fortsetzung.

Die dreizehn Gezeichneten - Die Verkehrte Stadt
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Nachdem mich der Einstieg in die Trilogie "Die 13 Gezeichneten" so sehr begeistern konnte, war klar, dass ich auch die Folgebände lesen möchte. "Die verkehrte Stadt" ist Teil 2 und eine nahezu perfekte ...

Nachdem mich der Einstieg in die Trilogie "Die 13 Gezeichneten" so sehr begeistern konnte, war klar, dass ich auch die Folgebände lesen möchte. "Die verkehrte Stadt" ist Teil 2 und eine nahezu perfekte Brücke von einem Auftakt zu einem Finale. Der Roman steckt voller Spannung, Gefahren, Geheimnissen und Gelegenheiten die Protagonistinnen und Protagonisten näher kennen und mögen zu lernen.

Schon nach wenigen Seiten war ich wieder mitten drin in der Geschichte der Rebellion um die Stadt Sygna. Vor allem die Figuren haben sich sehr in mein Gedächtnis eingeprägt. Bereits gewobene Sympathien waren sofort wieder präsent und der Hass auf eine bestimmte Person, die so böse ist, und mit Vorliebe meine Hoffnungen zerstört, ist nach wenigen Minuten wieder aufgeflammt. Im Verlauf der Geschichte wird der Bezug zu den Charakteren durch Handlungen und Hintergrundwissen vertieft. Am Ende stelle ich fest, dass ich vielleicht manch eine*n falsch eingeschätzt habe...

Mir sticht wieder einmal ins Auge, dass Judith und Christian wert darauf legen, starke Frauen zu schreiben. Nicht die üblichen Weibchen, die sich irgendwann trauen ihre Meinung zu sagen, sondern wirklich starke Frauen, die sich politisch informieren, engagieren und ihren Weg gehen, obwohl ihnen viele Steine vor die Füße geworfen werden. Hier werden Vorbilder geschaffen, die zu eigenständigem Denken und Hinterfragen aufrufen.

Insgesamt empfinde ich "Die verkehrte Stadt" als Spiegel einer Politik, wie sie uns auch in der realen Welt begegnet. Es gibt verschiedene Gruppierungen und Gewerkschaften, die fadenscheinige Versprechen ausrufen, die versuchen Menschen zu ködern, um sie zu ihren eigenen Zwecken zu instrumentalisieren. Einige von ihnen lösen das Gefühl aus, etwas Gutes zu wollen, letztendlich bleibt aber doch irgendwer auf der Strecke und es stellt sich wieder einmal die Frage in welcher Form wir etwas ändern können, ohne über Leichen gehen zu müssen (siehe auch meine Rezi zu "Die 13 Gezeichneten").

Obwohl politische Schachzüge mehr Raum und mehr Raum einnehmen, ist "Die verkehrte Stadt" sehr kurzweilig. Komplex und mit vielen Denkanstößen, trotzdem flüssig zu lesen. Das liegt vermutlich an all den überraschenden Handlungen, an Wendungen, die mir die Fingernägel umkrempeln, an den Bildern, die Judith und Christian Vogt zeichnen und die ihren Roman so lebendig werden lassen, dass ich an der Seite von Elisabeda Eisenhammer um Gerechtigkeit kämpfen möchte. Komme was wolle.

In "Die 13 Gezeichneten. Die verkehrte Stadt" werden viele Fragen aufgeworfen. Ich hoffe sehr, dass diese alle im Finale "Der krumme Mann" beantwortet werden. Und genau deshalb bin ich mir sicher, dass mich auch Band drei wieder von der ersten bis zur letzten Seite fesseln wird.

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Veröffentlicht am 24.03.2020

Wie kleine Tiere groß werden

Wie kleine Tiere groß werden: Die kleinen Rotkehlchen
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Es ist Frühling. Die Rotkehlchen bauen ein Nest. Sie legen Eier, bekommen Junge, müssen diese versorgen und beschützen. Bald schon sind die kleinen Vogelküken groß. Lernen fliegen und zwitschern vergnügt ...

Es ist Frühling. Die Rotkehlchen bauen ein Nest. Sie legen Eier, bekommen Junge, müssen diese versorgen und beschützen. Bald schon sind die kleinen Vogelküken groß. Lernen fliegen und zwitschern vergnügt im Sonnenschein.

Ein für uns Erwachsene altbekannter und scheinbar simpler Vorgang der Tierwelt, für die Kleinen aber ein spannender Ausschnitt aus dem Leben der hübschen kleinen Vögel.





Die Texte sind einfach, klar und gut zu verstehen. Sie sind aufs wesentliche beschränkt und trotzdem eingängig. Da sie die abgebildete Szene beschreiben, sind sie leicht zu merken und können von größeren Kindern nach kurzer Zeit auswendig mitgesprochen werden.

Das Highlight dieser Reihe ist die Gestaltung.

Auch die Illustrationen bedienen sich klarer Linien, wenig Schnörkel und einer natürlichen Farbgebung einer nicht zu breiten Farbpalette. Kleine Ausschnitte in den Seiten machen neugierig, lassen erahnen, was auf der nächsten Seite beschrieben werden könnte, bieten die Möglichkeit Formen zu erfühlen.






Meine Kinder mögen sowohl die taktilen Möglichkeiten, die das feine Büchlein bietet, als auch den Inhalt. Gerne verfolgen sie wie Vater Rotkehlchen die großen Vögel verjagt, um seine Kinder zu beschützen. Noch lieber schauen sie wie die Würmer aus der Erde gezogen werden.

Eine rundum gelungene Reihe, von der wir gerne noch mehr Bücher in unserem Regal haben möchten. Informativ und hübsch zugleich.

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Veröffentlicht am 24.03.2020

Herzensbuch

Der Gesang der Flusskrebse
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"Der Gesang der Flusskrebse" bei mir einziehen zu lassen, war eine intuitive Bauchentscheidung. Danach habe ich leider - warum auch immer - lange nicht den richtigen Moment gefunden es zu lesen. Um mich ...

"Der Gesang der Flusskrebse" bei mir einziehen zu lassen, war eine intuitive Bauchentscheidung. Danach habe ich leider - warum auch immer - lange nicht den richtigen Moment gefunden es zu lesen. Um mich herum häuften sich die positiven Meinungen, herausragenden Besprechungen und als mir eine Freundin, die nicht bloggt, dazu riet den Roman zu lesen, musste ich dem Folge leisten. Endlich. Zum Glück.

"Der Gesang der Flusskrebse" hat Etwas, das nur wenige Bücher haben. Dieses Besondere, diese Feinheit, diese absolute Harmonie aus Handlung und Atmosphäre, die sich fast wie eine Aura um das Buch herum legt.

Protagonistin Kya Clark hat in ihrer Kindheit Erfahrungen gemacht, die dafür sorgen, dass sie nicht in der Lage ist eine gesunde Bindung einzugehen. Eine gute Version von geliebt werden, von Sicherheit durch Beziehung, kennt sie nicht. So ist es unabdingbar, dass es zu Schwierigkeiten kommt, als zwei junge Männer Kyas Nähe suchen. Als einer von beiden tot aufgefunden wird, ist für die Bewohner der nahe gelegenen Kleinstadt klar, dass nur Kya das Übel des Bösen sein kann. Schon immer ist den Menschen von Barkley Cove ein Dorn im Auge. Mit ihrer Andersartigkeit löst sie Ängste und Faszination aus, die sich in Ablehnung oder dem dringenden Wunsch sie zu besitzen äußern.

Die Isolation in der Kya lebt, ist traurig und beklemmend. Ich wünsche ihr Freunde, Familie, einen Menschen, der ihr Sicherheit gibt, der oder die ihr eine Bindung bietet. Auf der anderen Seite lernt sie Kompetenzen, die eben aus dieser Isolation wachsen. Eine Verbundenheit zur Natur, die Fähigkeit die Natur in all ihrer Schönheit und Kraft wahrzunehmen. Eine Stärke zu der sie gezwungen ist, um zu überleben. Ich schwanke zwischen Ängsten und Hoffnung, zwischen Demut und Entsetzen. Owens wirft mich in einen Strudel aus Gefühlen, aus dem ich letztendlich mit einer wohligen Wärme im Bauch hervortauche.

Delia Owens erzählt auf zwei Ebenen. Die eine Ebene verläuft chronologisch nach vorn, die andere rückwärts. Beide Ebenen nähern sich einer Gegenwart an, die dann als Haupterzählstrang bis zum Ende weiter läuft. Sprachlich erinnert mich der Roman an Werke wie "Wer die Nachtigall stört", was vielleicht auch daran liegt, dass rassistische Ablehnung ein Thema des Buches ist.

"Der Gesang der Flusskrebse" ist ein ganz wundervoller, sehr berührender, bedeutender und unvergesslicher Roman, der ganz viel anstößt in mir. Der Themen wie z.B. Entwicklungspsychologie der Kindheit auf so besondere Art, eindringlich und sanft zugleich, nahe bringt. Eine große Leseempfehlung!

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Veröffentlicht am 31.01.2020

Meisterklasse

King of Scars
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Auf einen Protagonisten wie Nikolai Lantsov habe ich schon lange gewartet.

Bereits in der "Legenden der Grisha" - Trilogie konnte der Zarensprössling mit seiner charmanten Art mein Herz erobern. Ich mag ...

Auf einen Protagonisten wie Nikolai Lantsov habe ich schon lange gewartet.

Bereits in der "Legenden der Grisha" - Trilogie konnte der Zarensprössling mit seiner charmanten Art mein Herz erobern. Ich mag diese Kombination aus Ganove und irgendwie doch zu gut und zu herzlich zu sein, um als Bösewicht durchzugehen.

Dass er in "King of Scars" die Hauptrolle spielen darf, ist nur gerecht. An seiner Seite die kühle Zoya, der nicht gerade die Herzen ihrer Grishakolleginnen und -kollegen zufliegen, die mutig und stark wirkt, tief im Inneren aber schwer verletzt wurde. Von demjenigen, der ihnen allen Schaden zufügte, während er seine eigenen Wünsche durchsetzte: der Dunkle.

"King of Scars" schließt, obwohl im Handlungsstrang einige Zeit vergangen ist, nahtlos an "Lodernde Schwingen", den Finalband der Grisha-Trilogie an. Das Dunkle wütet in Nikolai, der versucht sein Land zu retten, der Einigkeit und Frieden möchte. Ein Wunsch, der nicht nur von seinen Feinden, sondern von seinem eigenen Ich untergraben wird.

Mit großer Begeisterung habe ich "King of Scars" gelesen, das sprachlich, handwerklich noch mehr kann, als die ebenfalls grandiosen Vorgänger der Autorin. Spitzzüngige Dialoge, ein perfekt aus den Figuren entspringender Humor und eine extrem spannende Handlung machen den Roman zu einem echten Lesegenuss.

Kurzweilig und unterhaltsam, aber nicht oberflächlich. Zwischen all der dunklen Magie, zwischen persönlichen Streitigkeiten und Liebeleien, zwischen all dem schreibt Bardugo auch über die Konflikte, mit denen Nikolai als Landesoberhaupt konfrontiert wird. Über die Schwierigkeit Frieden herzustellen ohne den Einsatz von Gewalt und der Berücksichtigung aller Hoffnungen und Wünsche von Nationen mit verschiedenen Wertvorstellungen. Sie schreibt über Gier, die größer ist, als der Respekt vor Menschenleben, darüber wie abhängig Macht und Geld machen und wie schnell wir politischen und religiösen Vorstellungen verfallen, ohne diese zu hinterfragen.

Bardugo denkt nicht schwarz-weiß und spiegelt das in ihren Figuren wieder. So ist ein lebhafter, fantasievoller, charmant humorvoller und extrem lesenswerter Roman entstanden, der sich ohne mit der Wimper zu zucken in die Riege meiner Lieblingsbücher einreiht.

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