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Veröffentlicht am 30.07.2019

Ruhiger, unblutiger Krimi mit geheimnisvoller Atmosphäre

Nachts schweigt das Meer
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Detective Inspector Ben Kitto von der Londoner Polizei hat sich eine Auszeit genommen, um den Tod seiner Partnerin bei der Polizei zu verarbeiten. Er kehrt zurück in seine Heimat auf die Scilly-Inseln ...

Detective Inspector Ben Kitto von der Londoner Polizei hat sich eine Auszeit genommen, um den Tod seiner Partnerin bei der Polizei zu verarbeiten. Er kehrt zurück in seine Heimat auf die Scilly-Inseln von der Küste Cornwalls. Dort will er zur Ruhe kommen und sich über seine Zukunft bei der Polizei klar werden.
Als die 16-jährige Laura getötet wird, übernimmt er auf Bitten des zuständigen Polizeichefs die Ermittlungen, da er die Insel Bryher und die Menschen dort sehr gut kennt.
Die Aufgabe gestaltet sich sehr schwierig …

Mit den kleinen Scilly-Inseln hat die Autorin einen ganz besonderen Schauplatz für ihre Krimi-Reihe gewählt, für die dies der Auftakt ist. Die Schönheit der teilweisen wilden Natur kommt durch die bildhaften Beschreibungen gut zur Geltung und trägt auch zur Atmosphäre des Krimis bei.
Auch die knapp 100 Bewohner der Insel Bryher beschreibt die Autorin gut und stellt das Zusammenleben interessant und glaubhaft dar. Jeder kennt jeden und man ist eine Gemeinschaft, die sich gegenseitig unterstützt.
Und genau das macht Ben Kitto seine Ermittlungen so schwer. Zum Tatzeitpunkt waren offenbar keine Fremden auf der Insel, deshalb muss er unter Menschen ermitteln, die er teilweise sein Leben lang kennt und von denen einige enge Freunde sind.
Aber jeder von ihnen kann der Täter sein, deshalb muss er auch jeden einzelnen befragen. Das gestaltet sich nicht nur für Ben sondern auch beim Lesen manchmal etwas zäh. Gleichzeitig bietet es aber auch die Möglichkeit, die Bewohner kennenzulernen und einiges über ihren Charakter zu erfahren. Obwohl man im Prolog die Tat miterlebt, hatte ich bis zum Schluss keine Ahnung, wer der Täter ist und was das Motiv war.
Da ein weiterer Mord und andere Straftaten geschehen, ist die Spannung unterschwellig gleichbleibend vorhanden.
Mit hat es Spaß gemacht, mit Ben in alle Richtungen zu ermitteln und dabei viel über das Inselleben zu erfahren.
Die Auflösung des Falls ist schlüssig und war für mich sehr überraschend.
Ben hat mir als Protagonist gut gefallen. Er ist charismatisch, einfühlsam und ein sachlicher, gründlicher Ermittler. Auch sein Privatleben kommt nicht zu kurz, denn wir erfahren etwas über seine Familie, seinen Onkel und seine Patentante. Auch eine Frau tritt in sein Leben und hier bietet sich Potential für die weitere Entwicklung der Figur in den Folgebänden.
Für einige heitere Momente sorgt der Hund Shadow, der Bens verstorbener Partnerin gehörte und den er mit auf die Insel gebracht hat.
Ein weiterer Handlungsstrang, der in kursiver Schrift dargestellt ist, beschreibt Ereignisse um eine Person, die ein bisschen als Außenseiterin auf der Insel lebt. Es gibt zwar einige Berührungspunkte zur eigentlichen Handlung, dennoch hätte dieser Teil vielleicht nicht ganz so ausführlich sein müssen.

Dieser ruhige und unblutige Krimi punktet mit seiner geheimnisvollen Atmosphäre, dem besonderen Schauplatz und einem interessanten Ermittler. Der flüssige und anschauliche Schreibstil ist gut geeignet für eine „kriminelle“ Auszeit auf den Scilly-Inseln und macht Lust, mit Ben Kitto weitere Fälle zu lösen!


Fazit: 4 von 5 Sternen



© fanti2412.blogspot.com

Veröffentlicht am 25.07.2019

Eine perfekte Geschichte für eine schöne sommerliche Auszeit mit dem Duft von Zitronen!

Zitronensommer
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Rosie wirft ihren Job in einer Werbeagentur hin, als sie gegen ihre Prinzipien verstoßen und an der Figur eines Models "Verbesserungen" auf einem Foto vornehmen soll.
Sie lebt im kleinen Dorf Barnaby in ...

Rosie wirft ihren Job in einer Werbeagentur hin, als sie gegen ihre Prinzipien verstoßen und an der Figur eines Models "Verbesserungen" auf einem Foto vornehmen soll.
Sie lebt im kleinen Dorf Barnaby in einem Cottage. Dort lebt auch ihre Familie und ihre Großmutter "Nonna" Maria betreibt dort das Lemon Tree Café, in dem Rosie dann aushilft. Nonna Maria hat italienische Wurzeln, die sich auch im Café mit den Zitronenbäumen widerspiegeln.
Rosie findet Gefallen an ihrer Tätigkeit im Café und daran, ihre Fmilie um sich zu haben. Da ist Schwester Lia mit ihrem Mann und Sohn, Rosies Eltern und natürlich die bereits 75-jährige Nonna Maria. Rosies Mutter möchte schon lange, dass die Nonna kürzer tritt oder gar in den Ruhestand geht. So ist sie erfreut, dass Rosie im Café mitarbeitet.
Da kehrt der junge Witwer Gabe, den Rosie von früher kennt, mit seinem kleinen Sohn zurück ins Dorf und Rosie frischt die alte Freundschaft auf.
Rosie lehnt ein lukratives Jobangebot ab und entschließt sich im Dorf und im Café zu bleiben.

Dieser wunderbare Sommerroman hat mich wirklich überrascht, denn es ist mehr als nur eine leichte Geschichte.
In vier Teilen erzählt die Autorin eine Familien- und Liebesgeschichte, die mit ihren Themen und auch Tiefgang überzeugt.
Es geschieht wirklich viel, das das Leben einiger Menschen grundlegend ändert. Da geht es um Missbrauch, alte und neue Trauer, Freundschaft und Zusammenhalt.
Eine Kette von Garten- und Wohnmärkten eröffnet eine neue Filiale im Dorf und bedroht damit die Existenz der kleinen Geschäfte im Ort.
Rosies Fähigkeiten im Bereich Marketing und Social Media sind hilfreich und das ganze Dorf hält zusammen und wehrt sich.

Die Haupt-Protagonistinnen sind sicher Rosie und Nonna Maria, aber auch die anderen Dorfbewohner und Rosies Familie spielen eine Rolle und haben alle ihre kleinen Geschichten. Und so entwickelt sich ein großes Ganzes, das abwechslungsreich und unterhaltsam ist.
Besonders gut gefallen hat mir Nonna Maria mit ihrem italienischen Charme. Die Autorin bzw. Übersetzerin verleihen ihr eine tolle Sprache mit italienischem Akzent, die mich begeistert und auch oft amüsiert hat.
Nonna Maria ist eine gute Seele, herzlich, liebevoll und verbirgt vor allen ein Geheimnis. Eine Reise nach Italien, bei der Rosie sie begleitet, verändert nicht nur ihr sondern auch Rosies Leben. Denn auch Rosie trägt ein Geheimnis mit sich herum, das sie noch nicht verarbeitet hat.

Diese Geschichte sprüht nur so von Ereignissen, berührenden und humorvollen Momenten. Der mitreißende und lebendige Schreibstil hat mich nur so durch die Seiten fliegen lassen und Langeweile kam zu keinem Zeitpunkt auf, weder bei mir noch bei den Protagonisten.
Es gibt viele Überraschungen und Wendungen und ich konnte tief in die Geschichte versinken und das Geschehen beobachten und miterleben.

"Zitronensommer" ist eine wunderbare Geschichte, wie sie das Leben schreiben könnte. Sie hat mich begeistert und überzeugt, weil sie frisch und modern ist, nachdenkliche Momente mit Tiefgang hat und sehr unterhaltsam ist.
Eine perfekte Geschichte für eine schöne sommerliche Auszeit mit dem Duft von Zitronen und anderen Köstlichkeiten in der Nase!


Fazit: 5 von 5 Sternen



© fanti2412.blogspot.com

Veröffentlicht am 24.07.2019

Geheimnisvoller Roman mit viel psychologischer Spannung

Das Haus am Rand der Klippen
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Die Schriftstellerin Elle Fielding hat sich einen Traum erfüllt und aus einem alten Cottage ihr Traumhaus auf den Klippen gemacht. Ganz oben gibt es ihr geliebtes, fast gläsernes Schreibzimmer mit einer ...

Die Schriftstellerin Elle Fielding hat sich einen Traum erfüllt und aus einem alten Cottage ihr Traumhaus auf den Klippen gemacht. Ganz oben gibt es ihr geliebtes, fast gläsernes Schreibzimmer mit einer tollen Aussicht aufs Meer.
Ihr erstes Buch war ein Bestseller und auch für ein zweites Buch hat sei einen Verlagsvertrag. Ihr Leben könnte also perfekt sein, ist es aber nicht. Ihre Ehe ist zerbrochen, die finanziellen Belastungen sind hoch und der Abgabetermin für das neue Buch ist schon bedrohlich nahe. Allerdings hat sie noch nichts geschrieben und steht massiv unter Druck.
Während einer Frankreich-Reise hat sie ihr Haus über Airbnb vermietet. Nach ihrer Rückkehr häufen sich plötzlich die Merkwürdigkeiten. Es sind nur Kleinigkeiten wie ein beschädigter Briefbeschwerer, eine verschwundene Brosche und das Wort Lügnerin, das als Schmiererei in ihren Büchern und am Schreibtisch auftaucht.
Elle verdächtigt zunächst die Airbnb-Mieterin, deren Account dort plötzlich verschwunden ist.
Was geht in ihrem Haus und in ihrem Leben vor?

Ellas Geschichte hat an meinen Nerven gezerrt, genau so wie an ihren.
Lucy Clarke schafft in dieser Geschichte eine ganz besondere Atmosphäre.
Ellas Nervenanspannung, ihre Ängste und der psychische Druck sind bei mir angekommen und waren nachvollziehbar. Sie leidet unter Schlaflosigkeit und einer Schreibblockade. Doch wenn sie ihr neues Buch nicht termingerecht fertig stellt, wird sie alles verlieren. Der Druck wird von Tag zu Tag höher und die merkwürdigen Ereignisse hören auch nicht auf.
Auf Facebook "spielt" sie allerdings die erfolgreiche Autorin und lässt ihre Fans an ihrem Leben teilhaben. Die Autorin zeigt hier eindrucksvoll, wie Elle als Autorin die sozialen Medien gut als Marketing-Instrument benutzt, sich aber auch zum "gläsernen Menschen" macht und welche Risiken das nach sich ziehen kann. Nach einer Weile hatte ich so ziemlich jeden im Verdacht. Ob es der unfreundliche Sohn der Nachbarn oder die Damen aus dem Buchclub waren, alle waren für mich verdächtig, aber ich konnte kein Motiv erkennen.
Zwischendurch gibt es Rückblicke in Ellas Vergangenheit als Studentin und auch hier gab es mögliche Verdächtige.
Dazu gibt es Einblicke in die Gedanken der Person, die in Elles Haus war, aber ich konnte auch daraus keine Schlüsse auf die Person ziehen. Klar ist nur, dass da jemand ein perfides Spiel mit ihr treibt.
Nach und nach offenbart sich, dass Elle ein Geheimnis hat, in dem die Ereignisse begründet liegen können.
Auch durch das toll und detailreich beschriebene Setting des ziemlich einsamen Hauses auf den Klippen war die Stimmung sehr bedrückend. Die Grenze zwischen Realität und Fiktion verschwimmt immer mehr und bald zweifelte ich auch an Elle und ob sie das wirklich alles real erlebt.
Was sich dann am Ende als Auflösung offenbart, hatte ich so nicht erwartet.
Lucy Clarke gelingt nach vielen falschen Fährten am Ende eine Überraschung und sie löst alle Fäden auf und alle Fragen werden geklärt.

Dieser geheimnisvolle Roman war für mich psychologische Spannung pur und er hat mich von der ersten bis zur letzten Seite gefesselt. Ich war gebannt im Sog der Geschichte und zu jedem Zeitpunkt bestens unterhalten!


Fazit: 5 von 5 Sternen


© fanti2412.blogspot.com

Veröffentlicht am 23.07.2019

Fesselnd, bewegend, spannend - eine tolle Mischung!

Am dunkelsten Tag
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In einem Einkaufszentrum in Portland findet ein Amoklauf statt. Drei jugendliche Täter schießen wild um sich, offenbar entschlossen, so viele Menschen wie möglich zu töten. Simone Knox ist mit zwei Freundinnen ...

In einem Einkaufszentrum in Portland findet ein Amoklauf statt. Drei jugendliche Täter schießen wild um sich, offenbar entschlossen, so viele Menschen wie möglich zu töten. Simone Knox ist mit zwei Freundinnen im Kino. Während sie die Toilette aufsucht beginnt die Schießerei. Als sie zurück in den Kinosaal möchte, bemerkt sie die Vorgänge, geht zurück in den Waschraum, versteckt sich und wählt den Notruf.
Reed jobbt im Einkaufszentrum und es gelingt ihm, einen kleinen Jungen, der seine Mutter nicht mehr findet, zu retten.
Die Polizistin Essie McVee ist mit ihrem Partner als erste vor Ort und es gelingt ihr, einen der Täter im Kino zu stellen und zu erschießen. Auch die anderen beiden Täter können von der Polizei unschädlich gemacht werden.
Jahre später beginnt eine Mordserie, die es offenbar auf die Überlebenden des Massakers abgesehen hat.
Wer mordet da und warum?
Simone, Reed und auch Essie sind offenbar auch in Gefahr!

Nora Roberts hat sich in ihrem neuen Roman dem Thema Amoklauf gewidmet, dass ja leider in den USA recht oft ein Thema ist.
Im Focus der Geschichte stehen Simone, Reed und auch Essie.
Simone wird gelobt für ihr umsichtiges Verhalten. Sie selbst kämpft jedoch mit Schuldgefühlen, weil sie nicht bei ihren Freundinnen im Kinosaal war.
Auch Reed erhält Anerkennung, weil er ein Kleinkind gerettet hat.
Essie weiß, dass sie sich als Polizistin völlig korrekt verhalten hat, aber sie hat einen Menschen getötet.
Nach dem Amoklauf spricht sie mit Reed, der später ihretwegen auch Polizist wird und einige Jahre später sogar ihr Partner bei der Polizei.

In einem Handlungsstrang erleben wir, wie die neuerlichen Morde geplant und umgesetzt werden. Auch Täter und Motiv werden schnell klar. Und so verfolgen wir als Leser genau wie das FBI die Spur des Täters.
Obwohl schon einiges klar ist, hat mich dieser Teil sehr gefesselt, denn längst ist nicht klar, ob all die perfiden Pläne aufgehen. Bald wird auch klar, dass das Hauptziel zum Höhepunkt Reed und evtl. auch Simone ist.

Im anderen Handlungsstrang geht es hauptsächlich um die Verarbeitung des Amoklaufs durch die Überlebenden.
Reed hilft sich durch seinen Job als Polizist und wird dabei von Essie unterstützt. Als klar wird, wer da erneut mordet, nehmen beide sich vor, niemals Ruhe zu geben, bis der Täter gefasst ist.
Simones Geschichte ist mir sehr nahe gegangen, denn sie kommt mit ihrem Leben gar nicht klar. Sie lässt sich von ihrer Familie zu einem Weg zwingen, den sie eigentlich gar nicht gehen will. Erst ihre Großmutter LiLi erkennt, dass Simone ihre künstlerische Ader helfen kann und motiviert sie, zu ihr auf eine kleine Insel zu kommen und sich in ihrer Kunst auszuleben.
Auf dieser Insel trifft sie dann auch Reed wieder, der dort Polizeichef wird. Es war dann sicherlich ein bisschen vorhersehbar, dass sich zwischen den beiden eine Romanze entwickeln würde. Aber Nora Roberts baut diese Liebesgeschichte sehr dezent und glaubhaft in das gesamte Geschehen ein, so dass sie diese bereichert.
LiLi war meine Lieblingsfigur in der Geschichte. Diese lebensfrohe und sehr lebenskluge alte Dame hat ein Gespür für Menschen und ihre Bedürfnisse. Ihr Verhalten war einfach toll und sie wusste immer, was zu tun ist. Dabei ist sie selbst ein bisschen „abgedreht“, Malerin und nicht abgeneigt gegenüber allem, was das Leben bunt macht.

Diese Geschichte hat mich sehr bewegt, denn ich kann und mag mir gar nicht vorstellen, wie es einem geht, wenn man so einen Amoklauf miterleben muss und dabei auch noch Menschen verliert, die man liebt.
Ich empfand die Schilderungen der vielen unterschiedlichen Emotionen sehr glaubhaft und ich fühlte mich den Protagonisten nahe.
Die Wechsel zwischen „Gut und Böse“ waren ausgewogen und der Spannungsbogen gleichbleibend hoch.
Die Liebesgeschichte passt gut ins Gesamtbild und hält sich dezent im Hintergrund, so dass sie die Geschichte perfekt ergänzt.
Neben all den emotionalen und spannenden Momenten gibt es auch viele humorvolle Situationen, die zur Auflockerung beitragen.
Ein großer Showdown und ein Epilog, ein Jahr später, schließen die Story perfekt ab.

Dieser sehr fesselnde und bewegende Roman bietet wirklich spannende Lesestunden und hat mich völlig überzeugt und begeistert!


Fazit: 5 von 5 Sternen


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Veröffentlicht am 20.07.2019

Großartige und komplexe Familiengeschichte mit historischem Hintergrund

Die Rosengärtnerin
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Die Journalistin Ella erhält überraschend die Nachricht, dass Baronin Jeanne de Cremont ihr ein großes Anwesen an der Loire vererbt hat. Bedingung ist aber, dass Ella ein Jahr dort leben muss bevor das ...

Die Journalistin Ella erhält überraschend die Nachricht, dass Baronin Jeanne de Cremont ihr ein großes Anwesen an der Loire vererbt hat. Bedingung ist aber, dass Ella ein Jahr dort leben muss bevor das Anwesen endgültig in ihren Besitz übergeht. Ella hat keine Ahnung, wer ihre Gönnerin ist, aber sie nimmt die Herausforderung an und nutzt diese Chance, ihr Leben zu ändern.
Vor Ort trifft sie auf nette Menschen und erfährt, dass die Unterhaltskosten für das Anwesen für ihr "Probejahr" gesichert sind, allerdings kein Geld für dringend notwendige Sanierungen vorhanden ist.
Im zweiten Handlungsstrang, beginnend im Jahr 1942, lernen wir Jeanne als junges Mädchen kennen. Sie lebt an der Loire in einer von Deutschen besetzten Gegend. Sie hilft auf einem Weingut und kümmert sich dort auch um die Rosenstöcke. Der Sohn des Winzers ist ihr bester Freund. Als sie auch im Widerstand gegen die Deutschen mithilft und die Lage gefährlich wird, entschließt sie sich, als Fremdarbeitern nach Deutschland zu gehen. Sie landet auf einem Bauernhof in Ostfriesland, wo sie gut aufgenommen wird. Als sie sich in den verheirateten Gutsbesitzer verliebt, beginnt für sie eine schöne Zeit, die allerdings mit einer schicksalhaften Entscheidung endet.

Sylvia Lott verknüpft in diesem Roman ein Stück Zeitgeschichte mit einer Familiengeschichte.
In der Gegenwart beginnt Ella zu recherchieren, wer Jeanne war und warum sie als Erbin ausgewählt wurde. Durch Briefe, die sie in Jeannes Schreibtisch entdeckt, findet sie bald heraus, welche Verbindung zwischen ihr und Jeanne besteht. Diese Briefe sind immer wieder zwischendurch eingeschoben, zum Beginn der Kapitel, die aus Jeannes Sicht erzählt werden.
Jeanne wurde in den 1950er Jahren eine berühmte Chanson-Sängerin und komponierte und textete ihre Lieder selbst. Auch auf den alten Notenblättern finden sich Hinweise auf Jeannes Lebensgeschichte.
Und so nimmt Ella sich vor, alles lückenlos zu recherchieren und Jeannes Biographie zu schreiben.

Jeannes Geschichte und ihr Schicksal zu verfolgen war für mich sehr fesselnd. Das Schicksal der sogenannten "Fremdarbeiter" in der Nazizeit und dessen Folgen war mir so detailliert nicht geläufig. Daher hat mir der Roman auch noch ein Stück Zeitgeschichte näher gebracht.
Aber auch Jeannes Leben nach dem Krieg, als sie in ihre Heimat zurückkehren konnte, hat mich bewegt und auch sehr berührt, denn dass sie damals scheinbar freiwillig ins Land des Feindes ging, wurde von einigen ihrer Landsleute als Verrat angesehen.

Aber auch Ellas Geschichte in der Gegenwart ist spannend. Denn neben ihren Recherchen muss sie sich als neue Besitzerin des Anwesens behaupten. Sie wird kreativ, lädt Freunde und Künstler ein, die frischen Wind in das kleine Dorf bringen. Dadurch entsteht eine tolle Gemeinschaft, die sich zum Ziel setzt, das Anwesen und alles was dazu gehört, zu erhalten.
Auch die Liebe tritt unerwartet in Ellas Leben und plötzlich sieht sie neue Perspektiven in ihrem Leben.

Mit viel Liebe zum Detail erzählt Sylvia Lott die Geschichte zweier starker Frauen. In diesem Roman sind beide Handlungsstränge gleichermaßen fesselnd und auf ihre Art auch bewegend.
Der Schreibstil ist gefühlvoll und bildhaft. Die fiktiven Örtlichkeiten beschreibt die Autorin, die sich dafür von realen Orten inspirieren ließ, sehr anschaulich, so dass ich mich als stille Beobachterin vor Ort fühlte.
In ihrem Nachwort beschreibt sie ihre umfangreichen Recherchen, sowohl zur Historie als auch zu den Orten und gibt damit noch einige interessante Informationen.

Diese großartige und komplexe Familiengeschichte mit historischem Hintergrund war spannend, fesselnd und auch sehr unterhaltsam.
Warum sie "Die Rosengärtnerin" heißt, findet man beim Lesen schnell heraus und nicht nur deshalb gebe ich gerne eine uneingeschränkte Leseempfehlung!


Fazit: 5 von 5 Sternen


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