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Veröffentlicht am 31.12.2020

Unglaublich wichtige Themen, die leider durch die etwas nervigen Charaktere und den gewöhnungsbedürftigen Schreibstil ein wenig untergehen

The Music of What Happens
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Ich bin ehrlich gesagt ein großer Fan des Covers und es war einer der Hauptgründe, warum ich das Buch unbedingt lesen wollte neben der Thematik natürlich. Ich mag, dass es ein wenig altmodisch angehaucht ...

Ich bin ehrlich gesagt ein großer Fan des Covers und es war einer der Hauptgründe, warum ich das Buch unbedingt lesen wollte neben der Thematik natürlich. Ich mag, dass es ein wenig altmodisch angehaucht ist, gleichzeitig die beiden Protagonisten recht gut getroffen sind. Zudem finde ich den Titel nach dem Lesen hervorragend gewählt, auch wenn man ihn auf den ersten Blick nicht so wirklich verstehen kann.

Auch die Geschichte fand ich erstmal echt interessant: Max ist der typische Sunnyboy, ein Sportler der am liebsten mit seinen Kumpels abhängt und Videospiele spielt. Jordan ist eher ein ruhiger Außenseiter, der Gedichte schreibt und sich mit seinen besten Freundinnen in der Mall trifft. Die beiden haben scheinbar nichts gemeinsam, aber als Jordans Mutter eine Aushilfe für ihren Foodtruck sucht und Max begeistert zusagt, arbeiten die beiden wider Willen zusammen und entdecken, dass sie mehr für einander empfinden als sie jemals gedacht hätte…

Ich habe mich ehrlich gesagt schon wirklich auf dieses Buch gefreut. Nicht nur wegen des tollen Covers, sondern auch weil ich es mochte, dass durch die Thematik Protagonisten aus der LGBTQ* Community eine stärkere Stimme erhalten. Doch leider hat mich das Buch nicht so ganz überzeugen können. Das fing beim Schreibstil an. Ich habe wirklich lange gebraucht bis ich mich einigermaßen an den Schreibstil gewöhnen konnte. Er wirkte an manchen Stellen einfach sehr gewollt auf jugendlich gemacht und gleichzeitig hin und wieder etwas pseudoliterarisch. Das hat vor allem am Anfang dafür gesorgt, dass ich keinen so richtigen Zugang zu der Geschichte finden konnte. Ich war deswegen eine Zeitlang echt versucht, das Buch abzubrechen, aber vor die Themenwahl und vor allem Max als Protagonist haben mich durchhalten lassen. Tatsächlich habe ich mich nach etwa der Hälfte des Buches auch größtenteils an die Art des Schreibens zu gewöhnen, aber wenn es sich hierbei um kein Rezensionsexemplar gehandelt hätte und Max mit seiner Art nicht schon längst mein Herz gewonnen hätte, wäre ich vermutlich nicht bis zu diesem Punkt gekommen und hätte es schon vorher abgebrochen.

Das Setting an sich allerdings fand ich durchaus gelungen. Ich mochte Max wirklich gerne, auch wenn mir das bei so fröhlichen Sunnyboys normalerweise eher schwerfällt. Aber er hat es wirklich geschafft, dass ich ihn in mein Herz schließe, auch weil ich es echt mal gut fand, dass er bei seinen ultra coolen Freunden schon geoutet war und die das aber einfach so hingenommen habe, es gibt kein Versteckspiel, keine Lügen, sondern einfach einen Kerl, der mit seinen Kumpels eben nicht nur über Mädels, sondern auch über Typen spricht. Das fand ich wirklich gut und genauso solche Romane tragen zur Normalisierung von queeren Protagonisten bei. Auch seine dramatische Hintergrundgeschichte hat ihn mir noch sympathischer gemacht, weil ich seinen allgemeinen Umgang damit recht fand. Auch seine Freunde habe ich wirklich geliebt. Man merkt bei ihnen immer wieder, wie viel sie einander bedeuten, auch wenn sie das zumeist recht gut hinter ihren Albereien verstecken.
Jordan hingegen fand ich leider nicht so sympathisch. Er war mir häufig viel zu dramatisch und hat es Max auch echt nicht immer leicht gemacht, was mich irgendwie zunehmend genervt hat. Ich konnte es bei seiner Familiengeschichte schon irgendwie verstehen, schließlich ist sein Vater tot und seine Mutter versinkt jeden Tag tiefer in ihren Depressionen, aber manchmal konnte ich dennoch nur den Kopf über ihn schütteln. Schlimmer fand ich allerdings seine Freundinnen, die waren wirklich furchtbar und immer wenn sie wieder einmal vorkamen, habe ich möglichst schnell weitergeblättert, weil ich mich sonst wieder über sie geärgert hätte, auch wenn das zum Schluss immerhin ein bisschen besser wurde.

Ich fand die Themen des Buches eigentlich extrem wichtig und teilweise auch sehr sensible besprochen, aber ich hatte auch immer wieder das Gefühl, dass der Autor hier zu viel gewollt hat. Er hätte vielleicht nicht sowohl sexuellen Missbrauch, Depressionen, Rassismus, Sucht als auch Verlust, Suizidgedanken und natürlich Homosexualität ansprechen sollen. Jedes Thema für sich ist durchaus wichtig und verdient seinen Platz in einem Jugendroman, aber in einem einzigen kann ihnen eben nicht der nötige Raum eingeräumt werden und genau das passiert hier leider. Durch die Vielfalt der Themen kann sich nicht auf eines so richtig konzentrieren, sondern spricht zwar alle an, aber nicht alle erhalten, den Raum, den sie auch benötigen.

Alles in allem hatte das Buch wirklich viel Potenzial und spricht auch extrem wichtige Themen an, doch es übernimmt sich dabei ein wenig. Auch wenn ich Max wirklich in mein Herz geschlossen habe, schafft es vor allem der Schreibstil nicht mich wirklich abzuholen.

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Veröffentlicht am 27.12.2020

Spannender Thriller, der mehr auf Wendungen als auf die Ausarbeitung der Charaktere setzt

Der Mädchenwald
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Das Cover gefällt mir wirklich gut, weil es zum einen sehr aus der Masse heraussticht und für mich perfekt zum Inhalt passt. Ich finde es vermittelt die eher düstere Stimmung und die Atmosphäre des Buches, ...

Das Cover gefällt mir wirklich gut, weil es zum einen sehr aus der Masse heraussticht und für mich perfekt zum Inhalt passt. Ich finde es vermittelt die eher düstere Stimmung und die Atmosphäre des Buches, das schließlich vor allem in dieser Kate im Mädchenwald spielt, perfekt.

Die Geschichte fand ich auf den ersten Blick echt spannend: In der Pause eines Schachturniers wird die 13-jährige Elissa Mazoryan entführt. Als sie nachdem sie aus ihrer Betäubung wieder erwacht, befindet sie sich in einem fensterlosen Raum, wo sie verzweifelt versucht, sich zu orientieren. Sie hat keine Ahnung, wie sie dort wieder herauskommen sollen, bis Elijah sie in ihrem Verlies besucht und ihr offenbart, dass sie nicht die erste ist, die hier gefangen gehalten wird. Obwohl sie ihm nicht traut, weiß Elissa, dass er ihre einzige Chance auf eine Flucht ist und versucht ihn, für das Schachspielen zu begeistern. Elijah hingegen sieht das Mädchen als Chance auf eine wirkliche Freundin und hat bereits einen eigenen Plan entwickelt. Währenddessen versucht DI Mairead MacCullagh verzweifelt das entführte Mädchen zu finden, doch sie weiß, dass mit jeder Minute, die vergeht, die Chance schwindet, dies noch lebend zu tun.

Ich habe in letzter Zeit sehr viele Young Adult Romane und Fantasy Bücher gelesen, sodass ich mich wirklich gefreut habe, mal wieder einen richtig guten Thriller zu lesen, so richtig überzeugt hat mich das Buch letztlich aber leider nicht. Den Schreibstil mochte ich vor allem zu Beginn des Buches wirklich gerne, weil er sehr flüssig und leicht zu lesen war. Zudem hatte ich immer, dass Gefühl, dass er sich je nach Perspektive den Personen angepasst hat, sodass man schon durch den Schreibstil oft wusste, wessen Sicht man gerade erlebt. Zum Ende hin allerdings fiel es mir ein wenig schwer, ihm noch zu folgen, wobei das auch an der Handlung an sich liegen könnte.

Mit dieser habe ich mich deutlich schwerer getan. Nicht, dass mich der Thriller (wobei das Genre nicht so ganz passend ist) nicht gepackt hätte, ganz im Gegenteil, ich habe ihn sogar innerhalb kürzester Zeit durchgelesen, aber ich habe vielleicht einfach mehr erwartet. Den Anfang des Buches fand ich noch unglaublich spannend, weil ich unbedingt wissen wollte, wie Elijahs Verbindung zu den Mädchen ist und wer sie entführt hat. Dabei weiß man nie so richtig, wem man trauen soll, Elijah scheint ernsthaft um Elissa besorgt, tut aber nichts, um ihr zu helfen, sondern freut sich fast schon, soe dort zu haben, weil er dann wenigstens eine Freundin hat. Das fand ich einerseits traurig, andererseits fehlte mir hin und wieder aber auch das Verständnis, weil nicht alle seiner Handlungen erklärt werden. Ich verstehe nachdem ich das ganze Buch gelesen habe, sogar warum das so ist, es würde nämlich die ein oder andere Wendung vorwegnehmen, aber während des Lesens fand ich es deswegen manchmal schwierig, sein Verhalten zu verstehen. Ebenso ging es mir leider auch mit Elissa, weil diese für eine Dreizehnjährige, die entführt wurde, teilweise zu rational und berechnend handelt. Ich glaube nicht einmal ein Erwachsener könnte so abgeklärt handeln, um seinem Gefängnis zu entkommen, auch wenn man natürlich nie weiß, was man in einer solchen Ausnahmesituation tun würde. Dennoch fand ich Elissas Verhalten teilweise nicht glaubwürdig und fand, dass sie all die schrecklichen Vorkommnisse erstaunlich ruhig erträgt. Auch das private Drama der Polizistin Mairead fand ich ein wenig überzogen und in diesem Buch unpassend. Es wirkte so, als wolle man die Ermittlerin dadurch sympathischer oder menschlicher erscheinen lassen, aber das hat bei mir nicht so richtig funktioniert. Ich mochte sie sogar durchaus, es hätte mir aber gereicht, wenn sie einfach ermittelt und sie das emotional belastet, da hätte das private Drama nicht mehr sein müssen.
Über all das hätte ich locker hinwegsehen können, wenn mich die Wendungen und das Ende des Buches an sich mich überzeugt hätten, doch das war leider nicht wirklich der Fall. Ich habe mit einem Teil der Twists durchaus gerechnet, zumindest habe ich eine ähnliche Entwicklung erwartet, aber man erfährt nie so richtig die Gründe und einzige der Fakt, dass jemand irgendwie böse ist, reicht mir ehrlich gesagt in einem Thriller nicht. Ich erwarte immer eine gewisse Erklärung, warum jemand böses tut und die Täterfiguren gehen für mich einfach zu sehr unter.

Alles in allem habe ich das Buch wirklich gerne gelesen und bin auch wirklich durch die Seiten geflogen, aber so richtig überzeugen konnte es mich nicht. Das liegt vor allem daran, dass weder die Wendungen noch die Täterfiguren so richtig ausgearbeitet sind, sie setzten mehr auf den Überraschungseffekt als darauf, dass sie total überzeugend sein sollen, doch das hat mich leider ein bisschen unbefriedigt zurückgelassen.

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Veröffentlicht am 14.12.2020

Fantastische Geschichte, die mit hervorragend gestalteten Tierwesen und tollen Charakteren punktet

Die Tiermagierin – Schattentanz
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Ich bin ein großer Fan des Covers. Die Farben passen perfekt zusammen und selbst die Details in gold-glitzer lassen das Buch nicht kitschig, sondern vielmehr edel wirken. Mein Highlight sind aber die kleinen ...

Ich bin ein großer Fan des Covers. Die Farben passen perfekt zusammen und selbst die Details in gold-glitzer lassen das Buch nicht kitschig, sondern vielmehr edel wirken. Mein Highlight sind aber die kleinen Details, die in den Ranken versteckt sind und die subtile Hinweise auf verschiedene Tierwesen sind.

Die Geschichte steht dem Cover in Nichts nach: Leena Erdenfrell ist eine Tiermagierin, das bedeutet sie kann mit ihren magischen Kräften fantastische Wesen an sich binden und so deren Kräfte nutzen. Doch Leena wurde von ihren eigenen Leuten wegen eines Vorfalls, den sie nicht begangen hat, aus der Stadt Hireath verbannt und muss sich nun mit dem Verkauf von Tierwesen über Wasser halten. Sie sucht krampfhaft nach dem einen Tierwesen, das ihre Unschuld beweisen kann, doch dieses ist so stark, dass sie bei dem Versuch der Zähmung auch sterben könnte. Als sie dann von einem Auftragsmörder angegriffen wird und diesen überwältigen kann, erkennt sie ihre Chance, eine Voraussetzung der Zähmung erfüllen zu können. Deswegen geht sie einen Pakt mit dem Anführer des Assassinen-Clans Noc ein, dass sie ihm und seinen Freunden jeweils ein Tierwesen zähmt und sie sie gleichzeitig am Leben lassen. Doch während der Reise kommen Noc und Leena sich näher als sie gedacht hätte und er hat ein Geheimnis, das Leena den Tod bringen kann…

Ich habe ehrlich gesagt, keine besonders hohen Erwartungen an dieses Buch, vor allem weil ich in letzter Zeit sehr viele Fantasy-Bücher gelesen habe, deren Idee teilweise grandios waren, deren Umsetzung aber allenfalls mittelmäßig bis mies war. Deswegen bin ich total unvoreingenommen an dieses Buch herangegangen und habe gehofft, dass das Buch ganz nett ist und mich der Schreibstil ein bisschen abholen kann. Doch ich wurde wirklich positiv überrascht. Der Schreibstil ist ab dem ersten Kapitel grandios, anders kann ich es nicht sagen. Ich habe schon lange kein Buch mehr gelesen, dessen Schreibstil so fesselnd und berauschend ab der ersten Seite, sogar ab der ersten Zeile ist, dass ich es gar nicht mehr weglegen wollte. Selbst als ich das Buch zwischendurch auch mal für eine Woche zur Seite gelegt habe, konnte ich danach nahtlos wieder an die Geschichte anknüpfen.

Dazu gefiel mir auch die Story an sich außergewöhnlich gut. Ich fühlte mich immer wieder ein bisschen an Fantastische Tierwesen erinnert, was mich aber überhaupt nicht gestört hat, sondern im Gegenteil eher positiv ist. Vor allem wenn es um die Tierwesen des Buches geht, hatte man ein bisschen das Gefühl einen erweiterten Einblick in Newts Koffer zu bekommen, was dafür gesorgt hat, dass ich mich in der Welt, in der Leena und Noc leben, direkt zurechtgefunden habe, obwohl sie doch ganz anders ist als die Welt von Joanne K. Rowling. Ich hatte aber obwohl die Welt eigentlich eine fremde ist, keinerlei Probleme vollkommen darin einzutauchen und deren Regeln zu verstehen. Dabei hat auch die wunderschöne Karte im Buch beigetragen, weil man so während der Reise immer wieder schauen konnte, wo genau die Charaktere sich befinden. Auch in die Charaktere habe ich mich schon auf den ersten Seiten verliebt. Die Geschichte wird immer wieder abwechselnd aus der Sicht von Leena und Noc geschildert, sodass die Gefühle beider deutlich werden. Leena wirkt auf den ersten Blick sehr taff und selbstbewusst, während des Lesens merkt man allerdings, wie wichtig ihr die Tierwesen und die Menschen, die ihr am Herzen liegen, sind. Noc hat ebenso einen guten Grund, seine Gefühle zu unterdrücken, wie Leena und es war fast schon herzzerreißend zu sehen, wie die beiden wieder ein bisschen Hoffnung finden. Mein Highlight sind aber die Nebencharaktere: Die anderen Assassinen und die besten Freunde von Noc sind mir ab der ersten Seite ans Herz gewachsen und ich lebte in der dauernden Angst, sie zu verlieren. Ich liebe vor allem Ozias, der einfach ein sanfter Riese ist, der sich von Anfang an, um Leena kümmert, obwohl sie eigentlich den Auftrag haben, ihn umzubringen, aber auch Calem, der zwar ein eiskalter Herzensbrecher und rücksichtsloser Kämpfer ist, gleichzeitig aber auch nie zögert, alles für seine Freunde zu geben und Kost, der zwar immer zurückhaltend und fast schon kalt wirkt, aber eigentlich ein wahrer, loyaler Freund ist, haben es in mein Herz geschafft.

Dieses Buch hätte mein absolutes Jahreshighlight werden können und war es auch bis zu einem gewissen Zeitpunkt, aber leider konnte mich das Ende nicht mehr so ganz überzeugen. Es schöpft einfach nicht sein volles Potenzial aus, weil es zum Schluss ein wenig zu unausgereift ist. Ich hätte diesen ersten Teil an einem anderen Punkt enden lassen und die Geschichte so zum Ende hin ein wenig offen zu lassen. Dann wäre auch für die Entwicklungen, die danach folgen, noch genug Zeit gewesen und man hätte nicht das Gefühl gehabt, dass die letzten 100-150 Seiten noch Punkte auf einer Liste abgearbeitet werden mussten. Diese Sachen sind alle wichtig für die Geschichte, gar keine Frage, sie werden aber überhastet angegangen, sodass die emotionale Tiefe, die das Buch ansonsten besitzt zum Ende hin ein wenig verloren geht.

Alles in allem habe ich die Geschichte sehr genossen. Ich habe schon lange kein Buch mehr gelesen, dass mich von der ersten bis zur letzten Zeile so gefesselt hat und deren Charaktere ich so sehr in mein Herz geschlossen habe. Wäre das Ende nicht ganz so überhastet und fast schon zu perfekt gestaltet gewesen, hätte das Buch mein Jahreshighlight werden können, so fehlte vielleicht das letzte Quäntchen.

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Veröffentlicht am 14.12.2020

Gute Grundidee, die leider so gar nicht überzeugt

Kissing Chloe Brown (Brown Sisters 1)
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Ich bin so gar kein Fan des Covers. Auf Bildern wirkt es sehr rosa mit pinker Schrift, in natura ist es aber vielmehr ein Nudeton, was das Ganze aber eher schlechter als besser macht. Ich finde sowohl ...

Ich bin so gar kein Fan des Covers. Auf Bildern wirkt es sehr rosa mit pinker Schrift, in natura ist es aber vielmehr ein Nudeton, was das Ganze aber eher schlechter als besser macht. Ich finde sowohl den Originaltitel als auch das Originalcover sehr viel besser gewählt und verstehe nicht so ganz, warum man beides ändern musste.

Die Grundidee der Geschichte klingt erstmal gut: Als Chloe Brown eines Tages fast überfahren wird, erkennt sie, dass sie ihr Leben nicht voll ausgelebt hat und entscheidet sich, eine Liste mit Dingen zu erstellen, was sie alles unbedingt machen will. Einer der ersten Punkte darauf ist, dass sie aus ihrem Elternhaus ausziehen muss. Aufgrund von chronischen Schmerzen schafft sie es an manchen Tagen kaum aus dem Bett und auch deswegen fällt es ihr sehr schwer, sich in ihrem neuen Leben zurecht zu finden. Was sie braucht, ist jemand, der ihr beibringt, wie man richtig lebt inklusive einer Motorradfahrt und unverbindlichem Sex. Da kommt ihr ihr Nachbar Redford Morgan gerade recht. Er sieht mit seinen Tattoos und dem großen Motorrad wie der perfekte Bad Boy aus und lässt sich widerwillig für Chloes Plan einspannen. Doch je mehr Zeit sie miteinander verbringen, desto besser lernt sie ihn kennen und erkennt, dass hinter seiner rauen Fassade mehr steckt…

Ich hatte mich ehrlich gesagt ziemlich auf dieses Buch gefreut, weil mir gefiel, dass endlich mal eine Person of Colour die Hauptperson ist und sie so als Teil der Gesellschaft sichtbar wird. Zudem fand ich den Anfang des Buches wirklich gut. Ich mochte die Art, wie Talia Hibbert schreibt: leicht ironisch, sehr witzig und unterhaltsam. Leider war das eher eine sehr kurze Momentaufnahme. Ich habe keine Ahnung, ob die Übersetzung schuld ist oder ob mir persönlich der Stil einfach nicht gefiel, aber mit jeder Seite die ich gelesen habe, gefiel er mir weniger. Wenn man es positiv sagen will, ist er anders und definitiv kein alltäglicher Schreibstil, der bestimmt auch einigen Menschen gefallen wird, für mich war er aber häufig viel zu umständlich und irgendwie sperrig. Er sorgte leider auch dafür, dass ich nach der anfänglichen Euphorie sehr ernüchtert war und es mir extrem schwerfiel, die Charaktere zu mögen.

Chloe fand ich am Anfang eigentlich recht sympathisch. Ich mochte, wie souverän sie mit ihrer Krankheit umgeht und dass als sie entscheidet, ihr Leben in die eigene Hand zu nehmen, es auch konsequent durchzieht. Das fand ich wirklich bewundernswert und ich habe mich schon richtig gefreut, zu sehen, wie sie es schafft, ihr Leben zu leben. Doch ich wurde irgendwie enttäuscht, auch weil ich Chloe als Person so schlecht erfassen konnte. Erst wirkte sie zwar sehr zynisch und abgehärtet, auch wegen der Rückschläge, die sie durch die Krankheit immer wieder erleiden musste, doch eigentlich wie ein netter, warmherziger Mensch. Nach ihrem Umzug allerdings fand ich sie vor allem arrogant, kalt und teilweise echt fies. Ich war echt sauer, dass sie es total okay fand, ihrer Nachbarin Kaffee in den Briefkasten zu schütten, egal ob die jetzt gemein zu ihr war oder nicht. Neues Leben schön und gut, aber man muss dann doch keine hinterhältigen Verhaltensweisen an den Tag legen, sondern einfach mal seinen Mund aufmachen, wenn man sich gestört fühlt. Sie wirkte dadurch immer wieder, als würde sie keinerlei Sozialkompetenz besitzen, was nicht so richtig zu der Chloe zu passen scheint, die man zu Beginn des Buches kennengerlernt hat und die sie ja scheinbar vor dem Auftreten ihrer Krankheit mal war.
Red gegenüber bin ich nicht so zwiegespalten wie bei Chloe, weil ich ihn durchaus mochte, wahrscheinlich hauptsächlich weil ich endlich mal einen rothaarigen Protagonisten in einem Buch bekommen habe. Ich hatte aber dennoch ein Problem so richtig mir ihm warm zu werden und hatte nie das Gefühl, den echten Redford kennenzulernen, sondern entweder ein Bild, das Chloe lange von ihm hat oder eine sehr unsichere Version von dem echten Mann, der er vor seiner Trennung war.

Die Story an sich war sehr durchschnittlich und absolut nichts Besonderes. Ich habe so eine Geschichte so ähnlich bestimmt schon hundertmal gelesen und hätte es auch hier gemacht, wenn alles an sich stimmiger gewesen wäre. Das Buch hätte durch seine Diversität und die chronische Krankheit von Chloe durchaus emotional und anders werden können, aber beides spielt lediglich eine untergeordnete Rolle, sodass letztlich eine mittelmäßige Geschichte übrig bleibt mit einem Schreibstil, der mich so gar nicht abholen kann und der dafür sorgte, dass ich jede Seite mit mehr Widerwillen gelesen habe.

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Veröffentlicht am 04.12.2020

Solider zweiter Teil, der vielleicht ein bisschen zu dramatisch ist

Golden Throne - Forbidden Royals
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Spoiler für alle, die den ersten Teil nicht gelesen haben
Ich mag auch das Cover des zweiten Teils wirklich gerne. Es ist auch hier wieder schlicht, wirkt aber genau dadurch sehr edel und passt hiermit ...

Spoiler für alle, die den ersten Teil nicht gelesen haben
Ich mag auch das Cover des zweiten Teils wirklich gerne. Es ist auch hier wieder schlicht, wirkt aber genau dadurch sehr edel und passt hiermit perfekt zum Inhalt des Buches. Ich mag, wie wunderbar die Farbe mit dem Design des Throns harmoniert und wie perfekt dieser zweite Band zum ersten passt.

Die Geschichte beginnt genau einen Monat, nachdem der erste Teil endet: Nachdem König Linus bei seiner Krönung vergiftet wurde und fast gestorben wäre, muss Emilia vorübergehend an seiner statt an öffentlichen Auftritten teilnehmen und das Königshaus vertreten. Auch wenn sie sich anfangs hartnäckig weigert und nur nach Zugeständnissen ihrer Stiefmutter zustimmt, gefällt es ihr zunehmend, die Menschen ihres Volkes zu treffen. Doch nicht alle sind begeistert von der unkonventionellen Art der Kronprinzessin, denn die Monarchie Gegner Caerleons werden immer aggressiver und sie schrecken auch vor Gewalt nicht zurück. Doch nicht nur die öffentlichen Angelegenheiten machen Emilia Sorgen, denn zu ihren Pflichten gehört auch, einen passenden Bräutigam zu finden, doch sie fühlt sich immer mehr von ihrem Stiefbruder Carter angezogen, doch je stärker die Anziehung wird, desto mehr kämpft Emilia dagegen an und stößt ihn immer wieder von sich, schließlich können die beiden niemals zusammensein…

Ich mochten den ersten Teil der Reihe wirklich extrem gerne, vor allem weil mich der Schreibstil so überzeugt hat, aber auch weil ich die Charaktere durchaus mochte. Der zweite Band kann mich leider nicht ganz so sehr überzeugen. Der Schreibstil ist zwar auch hier wirklich gut, sodass man nur so durch die Seiten fliegt und gar nicht merkt, wie die Zeit vergeht.

Das Problem war aber, dass ich hier fand, dass mich der Verlauf der Geschichte ebenso wenig überzeugt hat wie die Charaktere. Mir fiel es vor allem extrem schwer, wieder in die Stimmung des Buches zu kommen, obwohl ich noch recht genau wusste, was im ersten Teil passiert ist und wie sehr ich die Charaktere mochte. Das Problem dabei ist vielleicht, dass die Geschichte nicht direkt dort anknüpft, wo sie endet, sondern einen Monat später. Das ist an sich kein Problem, aber ich hatte so das Gefühl, Emilias Entwicklung zu jemanden, der ein Teil der königlichen Familie sein will, zu verpassen. Sie hat plötzlich erkannt, dass ihr ihr Vater und all die Pflichten wichtig sind und versucht sich in das Leben einzufügen, obwohl sie das eigentlich nie wollte. Ich hatte hier irgendwie das Gefühl, den Punkt verpasst zu haben, an dem diese Entwicklung einsetzt. Dennoch gefiel mir durchaus, dass sie sich nicht mehr aus Prinzip dagegen sträubt, sondern es auf ihre Art macht und durch ihre ungezwungene Art, die Herzen des Volkes gewinnt. Auch die Szenen mit Carter mochte ich, weil den Schmerz und die Zerrissenheit der beiden sehr spürbar waren. Er hat mir immer wieder so leid, weil man förmlich gefühlt hat, wie sein Herz zerbricht und wie aufrichtig seine Gefühle Emilia gegenüber sind. Diese Szenen kamen mir aber ein wenig zu kurz, wie alles andere irgendwie auch. Das Buch hatte eine recht breite Themenvielfalt und es passiert immer irgendwas, man hat den Dingen aber keine Zeit zur Entwicklung gegeben, sondern ein Thema nach dem anderen abgearbeitet. Mir war das einfach für die wenigen Seiten zu viel und mir gingen einige Entwicklungen, die ich hier nicht weiter nennen will, viel zu weit. Ich fand die Idee mit den Monarchiegegner recht spannend, weil es einmal mehr zeigt, dass das Buch kein Märchen ist, sondern die harte und brutale Realität, doch die Entwicklung dieser Bewegung und die Folgen daraus, waren mir zu extrem. Ich hätte das ganze behutsamer und langsamer aufgebaut, weil man hier schon fast durch das Buch gehetzt wird. Wenn es zumindest noch so 50-100 Seiten mehr gehabt hätte, dann hätte ich es deutlich mehr genießen können und es wäre mir nicht so überdramatisch vorgekommen.

Alles in allem mochte ich auch im zweiten Teil die Charaktere und vor allem den Schreibstil des Buches, der dafür sorgt, dass man nur so durch das Buch fliegt, aber es wäre vielleicht an manchen Stellen ein wenig besser gewesen, wenn man manchen Entwicklungen mehr Zeit gegeben hätte.

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