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Veröffentlicht am 06.06.2021

Ein Agentenroman im West-Berlin der 60er Jahre

Teufelsberg (Wolf Heller ermittelt 2)
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„Teufelsberg“ ist ein Spannungsroman mit historischen Bezügen, die die Leserschaft in der Zeit zurückversetzen – ein Kriminalroman ist es nicht.

Kommissar Wolf Heller ermittelt zunächst in einem Mordfall, ...

„Teufelsberg“ ist ein Spannungsroman mit historischen Bezügen, die die Leserschaft in der Zeit zurückversetzen – ein Kriminalroman ist es nicht.

Kommissar Wolf Heller ermittelt zunächst in einem Mordfall, auf den sich jedoch bald eine Reihe weiterer Fälle und ein drohender Bombenanschlag auf die jüdische Gemeinde häufen. Das Chaos wird perfekt, als nach und nach Verbindungen in die Sowjetunion ans Licht kommen und einige zwielichtige Gestalten in diesem Zusammenhang auftauchen.

„Teufelsberg“ spinnt eine Geschichte um eine Reihe historischer Fixpunkte, was an sich sehr reizvoll ist. Den Zeitgeist fängt das Autorentrio „Lutz Wilhelm Kellerhoff“ wunderbar ein – so könnte das Leben damals tatsächlich gewesen sein. Über all die zeitgeschichtlichen Aspekte verlieren sich die Autoren aber immer wieder in dem dichten Geflecht an Kriminalfällen und Verdächtigen, das sie aufgebaut haben. Das sorgt für Verwirrung, streckenweise sogar für etwas Langatmigkeit.

Heller hat alle Hände voll zu tun und steht auch persönlich aus mehreren Gründen unter Stress, sodass es menschlich nachvollziehbar ist, dass er hin und wieder den Überblick über seine Fälle verliert. Als Leserin lässt es mich allerdings etwas unbefriedigt zurück, dass die Ermittlungen immer weiter in den Hintergrund rücken und einzelne Fälle im Laufe des Buches einfach untergehen. Nach und nach kristallisiert sich heraus, dass eigentlich nicht eine Mordermittlung im Vordergrund steht, sondern Geheimdienste, Agenten und Unterwanderungsversuche aus der Sowjetunion. So präsentiert sich der vermeintliche Kriminalroman nach einer Weile viel eher als Agenten- oder Spionagethriller.

Wer das mag, der wird sicher viel Freude an diesem authentisch angelegten Buch haben. Für Krimifreunde, die in der Erwartung einer komplexen Ermittlung an das Buch herangehen, ist das Leseerlebnis ein wenig enttäuschend. Insgesamt aber ein spannendes Buch, das vor allem durch seine zeitgeschichtliche Einbettung Pluspunkte sammeln kann.

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Veröffentlicht am 06.06.2021

Ein unterhaltsamer Regionalkrimi mit wenig Krimi, aber viel Unterhaltung!

Schwarzwälder Morde
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„Schwarzwälder Morde“ von Linda Graze ist in vielerlei Hinsicht ein typischer Regionalkrimi: Schauplatz im Schwabenländle, breiteste Dialekte, beschauliches Dorfleben, ein Rätsel aus der Vergangenheit ...

„Schwarzwälder Morde“ von Linda Graze ist in vielerlei Hinsicht ein typischer Regionalkrimi: Schauplatz im Schwabenländle, breiteste Dialekte, beschauliches Dorfleben, ein Rätsel aus der Vergangenheit – und ein irgendwie kleinlich wirkendes Verbrechen in einem Nachbarschaftsstreit.

Kommissar Schmälzle und Kommissar Scholz ermitteln im Fall eines Grundstücksdisputs, im Laufe dessen ein Beteiligter eine Kugel ins Bein abbekam. Der örtliche Schnapsbrenner mit seinem Neubau scheint der naheliegendste Verdächtige, aber erweist sich als wenig kooperativ, sodass die Kommissare einen großen Teil ihrer Zeit damit verbringen, ihm hinterherzulaufen. Gleichzeitig taucht eine Moorleiche auf, und rätselhafte Einschübe aus der Vergangenheit scheinen Anhaltspunkte darüber zu geben, wie sie ihr Ende fand.

Der Kriminalfall in diesem Roman ist nicht unbedingt der spannendste, und die Ermittlungen von Scholz und Schmälzle bleiben insgesamt ebenfalls ein wenig blutleer. Die große Stärke des Romans liegt jedoch nicht in seinen typischen Elemente, sondern darin, was ihn von anderen Vertretern des Genres unterscheidet: Das sind vor allem seine Charaktere und sein Stil. Schmälzle ist gebürtiger Karlsruher und damit als Badener in Schwaben eigentlich sowieso schon fremd. Zusätzlich ist er aber auch schwarz, was die Einheimischen immer wieder kommentieren. Schmälzle nimmt es meist mit Humor, und insgesamt ist der Ton des Romans eher leicht, aber dass ihm dieser Alltagsrassismus zusetzt, lässt er doch immer wieder durchblicken.

Der humorvolle, fast drehbuchartige Stil und die schnellen, oft leicht absurden Dialoge unterfüttern die ernsteren Töne des Buches mit dem nötigen Humor. Schmälzle als Veganer, der es mit der pflanzlichen Ernährung im Schwarzwald nicht immer leicht hat, Scholz als schwäbisches Urgestein, der mit dem Verdächtigen schon auch mal einen Kirschschnaps kippen kann, und die zupackende Assistentin Leonie, die eigentlich ebenso fester Bestandteil des Ermittler-Teams ist wie die Putzkraft Frau Meichle – nur eben inoffiziell. All diese Figuren bringen ihren ganz eigenen Charme und Witz mit und machen „Schwarzwälder Morde“ zu einer lohnenswerten, unterhaltsamen Lektüre, bei der man nur in Sachen Krimihandlung leichte Abstriche machen muss.

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Veröffentlicht am 31.05.2021

Ein wunderbar konzipiertes Buch, das leider etwas sprunghaft daherkommt

Girl A
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Von „Girl A“ von Abigail Dean habe ich mir ein Buch vom Kaliber von „Raum“ erwacht. Vorweg: Das ist es nicht. Trotzdem ist es eine lohnenswerte Lektüre zu einem komplexen und emotionalen Thema.

Lex hat ...

Von „Girl A“ von Abigail Dean habe ich mir ein Buch vom Kaliber von „Raum“ erwacht. Vorweg: Das ist es nicht. Trotzdem ist es eine lohnenswerte Lektüre zu einem komplexen und emotionalen Thema.

Lex hat als Kind und Jugendliche Furchtbares durchgemacht: Ihr Vater war ein fanatisch religiöser Mann, der Lex und ihren sechs Geschwistern durch seine fixen Ideen und Wutanfälle das Leben im Gefängnis ihres Hauses zur Hölle gemacht hat, bis Lex mit 15 Jahren aus dem „Horror-Haus“ fliehen und das Leid beenden konnte. Von der passiven und unterwürfigen Mutter konnten sich die Kinder nie Unterstützung erhoffen, dennoch ernennt sie Lex, mittlerweile eine erfolgreiche Anwältin, als Testamentsverwalterin nach ihrem Tod. Nun muss sie sich ihrer Vergangenheit stellen und die teils schwierigen Beziehungen zu ihren Geschwistern wieder aufleben lassen.

„Girl A“ ist ein Buch, das weniger auf Schockmomente setzt, sondern eher auf emotionale Verarbeitung und Psychisches. Das sorgt für Tiefgang und einige wirklich bestürzende Realisierungen, die wir als Leser*innen hautnah mitmachen und miterleben. Jedoch sind diese Momente eher rar gesät und werden überlagert von viel Belanglosem, manchmal zäh Erzähltem. Die Erzählweise ist episodenhaft mit vielen Zeitsprüngen und Figurenwechseln, was immer mal wieder verwirrend wirkt oder sogar den Lesefluss ganz unterbricht. Teilweise ist dies als Stilmittel sehr clever eingesetzt und spiegelt den inneren Konflikt, die Schwierigkeiten beim Erinnernmüssen wider, teilweise wirkt es einfach erratisch.

Das Konzept und die Idee hinter „Girl A“ sind großartig, an der Umsetzung hapert es leider hier und da, auch wenn der Roman stilistisch angenehm lesbar ist. Da es sich um ein Debüt handelt, denke ich, dass die Autorin ihre Stimme vielleicht noch finden muss – hervorragende Anlagen sind auf jeden Fall vorhanden, und es lohnt sich mit Sicherheit, ihre weiteren Veröffentlichungen zu verfolgen.

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Veröffentlicht am 27.04.2021

Weniger Krimi, sondern eher regionaler Lifestyle-Roman

Mord auf Provenzalisch
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„Mord auf Provenzalisch“ von Serena Kent wird ganz klar als Cosy-Krimi vermarktet – die meisten LeserInnen werden das Buch wohl als Urlaubslektüre kaufen oder zum Wegträumen, wenn der Urlaub ausfällt. ...

„Mord auf Provenzalisch“ von Serena Kent wird ganz klar als Cosy-Krimi vermarktet – die meisten LeserInnen werden das Buch wohl als Urlaubslektüre kaufen oder zum Wegträumen, wenn der Urlaub ausfällt. So bin auch ich an den Roman herangegangen und hatte entsprechend eher geringe Erwartungen – die leider trotzdem nicht erfüllt wurden.

Ein kurzer Abriss der Handlung: In diesem zweiten Band um die Hobby-Detektivin Penny, eine Engländerin, die in die Provence ausgewandert ist, rückt die provenzalische Kunstszene in den Vordergrund, als ein lokaler Künstler auf spektakuläre Weise vergiftet wird. Penny mischt sich halbherzig in die Ermittlungen ein, ist aber eigentlich mit Hausrenovierung, Cellospielen, Essen und sozialen Events bereits mehr als ausgelastet.

Genau darin liegt auch das Hauptproblem des Romans: Es gibt zu viel Drumherum. Essens- und Landschaftsbeschreibungen wechseln sich mit Gesprächen über Kleidung und Figur ab, sozialer Status und Aussehen stehen ständig im Vordergrund. Dass nebenher in der Kunstszene gemordet wird, bleibt lange eine Randerscheinung und ist begleitet von ausführlichen, oft spießig anmutenden Auslassungen über die Lächerlichkeit moderner Kunst.

Wer in diesem Buch eher einen Frauenroman mit einer kleinen Krimi-Komponente erwartet, der wird sicher fündig. Denn Pennys Leben in der gehobenen französischen Gesellschaft und der damit verbundene Lifestyle wird großzügig auserzählt. Auch Provence-LiebhaberInnen kommen mit ausschweifenden Landschafts- und Ortsbeschreibungen auf ihre Kosten. Wer sich einen Cosy-Krimi mit leichtem Provence-Flair gewünscht hat, wird allerdings eher enttäuscht von diesem Buch sein.

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Veröffentlicht am 12.04.2021

Fragmente eines Lebens – poetisch erinnert

Vom Aufstehen
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In kurzen Erzählungen erinnert sich Helga Schubert in ihrem autobiographischen Buch „Vom Aufstehen“ an ihr Leben in der DDR, ihren von Hindernissen geprägten Werdegang und ihre schwierige Mutter.

Die ...

In kurzen Erzählungen erinnert sich Helga Schubert in ihrem autobiographischen Buch „Vom Aufstehen“ an ihr Leben in der DDR, ihren von Hindernissen geprägten Werdegang und ihre schwierige Mutter.

Die intimen, sehr persönlichen Erzählungen geben einen Einblick in das Innenleben der Autorin, die auf ein bewegtes Leben zurückblickt. Mal assoziativ-ausschweifend, mal knapp und präzise, mal humorvoll-augenzwinkernd erinnert sie sich an Einzelheiten und Episoden, die sie geprägt haben. Das Kaffeetrinken im Sommer bei der Großmutter, die Ausreiseschwierigkeiten in den Westen für eine Preisverleihung, die Mutter, die ein Erbstück zurückfordert … mal Schönes und mal Schmerzliches.

„Vom Aufstehen“ ist häufig poetisch und wenig konkret, verliert aber trotzdem nur selten den Bezug zur Realität. Oft ist es ein Eintauchen in die Gedankenwelt einer anderen Person – und fühlt sich dabei manchmal fast voyeuristisch an. Dieser direkte Einblick ist aber auch ein ums andere Mal verwirrend: Dann wird man hineingesogen in eine Lebenswelt, die nicht die eigene ist, und das Verstehen mancher Assoziationen fällt schwer. Helga Schubert hat hier wirklich ein Stück ihrer selbst zu Papier gebracht, und so manche Assoziationsketten lassen sich wohl nur nachvollziehen, wenn man im Kopf von Helga Schubert steckt.

Nichtsdestotrotz ist hier ein poetisches, teils tragisches, teils optimistisches Werk gelungen, das vor allem sehr viel Nähe vermittelt und Emotionen weckt.

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