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Fever

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Veröffentlicht am 09.08.2022

Ein psychologischer Thriller, der unter die Haut geht

Willkommen in Wisewood
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Mit „Willkommen in Wisewood“ entführt Stephanie Wrobel ihre Leserschaft auf eine einsame Insel in Nordamerika, wo sich mehrere auf schicksalhafte Weise verbundene Lebenswege kreuzen. Gekonnt verwebt die ...

Mit „Willkommen in Wisewood“ entführt Stephanie Wrobel ihre Leserschaft auf eine einsame Insel in Nordamerika, wo sich mehrere auf schicksalhafte Weise verbundene Lebenswege kreuzen. Gekonnt verwebt die Autorin Vergangenes mit Gegenwärtigem, lässt Geheimnisse unter der Oberfläche brodeln und schafft eine konstant bedrohliche Atmosphäre, die noch lange nachhallt.

Das Buch erzählt die Geschichte von drei Frauen, die ähnliche Kämpfe auszufechten haben: Sie hadern mit ihrer Kindheit und ihren Eltern, mit ihrer Identität und mit gesellschaftlichem Druck. Kit möchte einfach raus aus alldem und entschließt kurzerhand, sich für das Wisewood-Resort anzumelden, das verspricht, sie in einem sechsmonatigen Programm von ihren Ängsten zu befreien. Dagegen muss sie nur den Kontakt zur Außenwelt eintauschen. Als ihre Schwester Nat nach langer Funkstille eine bedrohliche Nachricht aus Wisewood bekommt, folgt sie ihrer Schwester und findet sich in einer merkwürdigen Parallelwelt mit sektenartigen Zügen wieder. Ab der ersten Sekunde fühlt sie sich in Wisewood unwohl, aber Kit scheint dort ihren neuen Lebensmittelpunkt gefunden zu haben. Und dann ist da noch die geheimnisvolle Dritte, deren traumatischer Lebensweg ab der Kindheit nach und nach aufgerollt wird. Wie fügt sie sich in Wisewood ein?

Stephanie Wrobel beherrscht das Spiel mit den Erwartungen perfekt. Erst nach und nach fügt sich aus allen drei Perspektiven ein Bild von Wisewood zusammen, das der Wahrheit vielleicht am nächsten kommt. Ihre Charaktere sind komplexe Frauenfiguren, voll Sehnsüchten und Widersprüchlichkeiten, deren Urteil wir als Leserinnen nie so recht trauen können. Jede von ihnen hat eine eigene Sicht auf die Dinge: Ist Wisewood nun die Rettung oder eine manipulative Sekte? Und was bedeutet es, ohne Angst zu leben? Wie viel von seinem alten Leben muss man dafür ablegen? Und ist es das wert?

„Willkommen in Wisewood“ ist weder ein reiner Schauerroman noch ein einfacher Thriller, sondern ein vielschichtiges Buch, das auch vor den ganz großen Fragen nicht zurückschreckt. Am Ende bleibt eine düstere Ahnung zurück. Ein Buch für anspruchsvolle Leser
innen, die nicht einfach nur den schnellen Thrill suchen, sondern bereit sind, sich auf die Psyche der Figuren wirklich und wahrhaftig einzulassen und den Horror darin zu finden.

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Veröffentlicht am 09.08.2022

Nicht der beste Mikael Lundt, aber spannend bis zum Schluss!

AETERNA
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„AETERNA – die schwarze Flamme“ ist der neueste Wissenschafts-/Sci-Fi-Thriller aus der Feder von Mikael Lundt. Auch in diesem neuesten Werk geht es wieder rasant zu, allerdings bleiben die Figuren im Vergleich ...

„AETERNA – die schwarze Flamme“ ist der neueste Wissenschafts-/Sci-Fi-Thriller aus der Feder von Mikael Lundt. Auch in diesem neuesten Werk geht es wieder rasant zu, allerdings bleiben die Figuren im Vergleich zu Lundts vorigen Werken etwas blass. Der spannenden Handlung tut dies jedoch glücklicherweise keinen Abbruch.

Bei der Aufklärung des Mordes an einem Informaten stößt Interpol-Ermittlerin Isabella Cassini auf den mysteriösen Geheimorden Aeterna und heftet sich an seine Fersen. Etwa zur gleichen Zeit macht Teilchenforscher Daniel Slovak eine unglaubliche Entdeckung – die auch Aeterna brennend zu interessieren scheint. Schnell muss Daniel feststellen, dass er sich im Fadenkreuz skrupelloser Ordens-Mitglieder befindet. Die beiden tun sich zusammen, um herauszufinden, was es mit alldem auf sich hat, aber die Zeit arbeitet gegen sie. Denn Daniels Entdeckung lässt eine Katastrophe globalen Ausmaßes befürchten …

Wie immer bei Mikael Lundt steckt auch dieses Buch voll spannender Einblicke in die Welt der Physik, ohne dabei langatmig zu werden. Dass dieses Mal auch ein finsterer Geheimorden eine Rolle spielt, treibt die Spannung ordentlich in die Höhe. Da wird oft kurzer Prozess gemacht, und die Protagonisten müssen sich durch halb Europa jagen lassen. Ein wenig zu kurz kommt bei diesem stark handlungsgetriebenen Roman, der ein rasantes Tempo an den Tag legt, die Figurenentwicklung. Bündnisse sind recht schnell geschlossen, Figuren entwickeln sich nur wenig weiter, und auch die dem Autor sonst so leicht von der Hand gehenden Schlagabtausche zwischen den Figuren bleiben etwas dünn. „Aeterna“ ist dadurch insgesamt weniger humorvoll als Lundts andere Bücher, allerdings bekommt die Geschichte dadurch eine viel gewaltigere Dimension, die auch ganz essenzielle Fragen nach der Natur der Welt aufwirft.

„Aeterna – die schwarze Flamme“ ist gewohnt gute Unterhaltung von einem Autor, der sein Handwerk wahrlich versteht und auch weniger geübte Sci-Fi-Lesende und Nicht-Physik-Fans für seine Geschichte zu begeistern versteht. Von mir eine klare Leseempfehlung!

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Veröffentlicht am 09.08.2022

Humorvoller, aber eher flacher Start in eine neue Reihe

My Home Hero 1
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Der erste Band von „My Home Hero“, der neuen Manga-Reihe von Naoki Yamakawa und Masashi Asaki, bildet den Einstieg in ein bizarres Yakuza-Abenteuer, in dem Familie ganz groß geschrieben wird. So ganz kann ...

Der erste Band von „My Home Hero“, der neuen Manga-Reihe von Naoki Yamakawa und Masashi Asaki, bildet den Einstieg in ein bizarres Yakuza-Abenteuer, in dem Familie ganz groß geschrieben wird. So ganz kann der Band aber sein Versprechen von Spannung und Humor nicht einlösen, wenngleich er durchaus gute Unterhaltung bietet.

Familienvater Tetsuo fühlt sich von seiner Tochter Reika etwas vernachlässigt, seit sie von zu Hause ausgezogen ist, und versucht, den Kontakt zu intensivieren. Dabei muss er mit Entsetzen feststellen, dass Reika in unangenehme Gesellschaft geraten ist: Sie hat sich mit einem Yakuza-Mitglied eingelassen, das alles andere als edle Motive hat. Ohne groß zu überlegen, springt Tetsuo für sie in die Bresche und muss sich bald mit den Konsequenzen seines voreiligen Handelns herumschlagen …

Die Komik von „My Home Hero“ liegt ganz klar in der Figur des eher zurückhaltenden, ängstlichen Tetsuo, der neben seiner unspektakulären Karriere auch sich schlecht verkaufende Kriminalromane schreibt. Das dadurch recherchierte Wissen weiß er bald gut einzusetzen und wird dabei von seiner Ehefrau tatkräftig unterstützt. Diese kuriose Konstellation einer braven, bürgerlichen Familie, die in kriminelle Machenschaften verstrickt wird, bietet immer wieder Momente zum Schmunzeln. Dabei bleiben die Story sowie die Charaktere jedoch leider recht oberflächlich und stereotyp, was durch die sehr einfach gehaltenen, teils fast skizzenhaften Zeichnungen unterstützt wird. Der Manga wirkt dadurch häufig übereilt und hastig zu Papier gebracht.

Insgesamt ein unterhaltsamer Einstieg mit einer humorvollen Prämisse, aus der sich aber durchaus mehr machen ließe. Es bleibt zu hoffen, dass das Potenzial der Serie in den folgenden Bänden mehr ausgeschöpft wird.

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Veröffentlicht am 09.08.2022

Ein reizvolles Büchlein, jedoch kein großer Wurf

Der Schrank
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Nach „Die Schrift“ und „Das Salzfass“ ist „Der Schrank“ die dritte Novelle aus einer lose zusammenhängenden Reihe von bizarren Geschichten aus der Feder von Simon Sailer, kongenial illustriert von Jorghi ...

Nach „Die Schrift“ und „Das Salzfass“ ist „Der Schrank“ die dritte Novelle aus einer lose zusammenhängenden Reihe von bizarren Geschichten aus der Feder von Simon Sailer, kongenial illustriert von Jorghi Poll. Hinter der Brillanz von „Die Schrift“ bleibt „Der Schrank“ jedoch trotz eindeutiger Stärken etwas zurück.

Der nüchterne Titel dieses kleinen Büchleins ist Programm: Es geht um einen Schrank. Genauer gesagt, um einen ziemlich schweren und aufwendig verzierten Schrank, den Lena und ihre Kollegen vom Umzugsdienst kurz vor Feierabend noch dringend an eine Adresse in Wien liefern müssen. Während Lena als einzig Vernünftige der Truppe versucht, ihre kleine Mannschaft auf Trab zu halten, beginnen merkwürdige Dinge zu passieren. Was hat der geheimnisvolle Schrank in ihrem Laster damit zu tun?

In gewohnt trockenem Erzählton berichtet Sailer von etwas Wundersamem, das seine Figuren recht nonchalant hinnehmen. Dieser Kontrast macht viel vom Humor und der surrealen Stimmung der Novelle aus. Jedoch wirken die Ereignisse von „Der Schrank“ fast ein wenig zu banal, als dass sich ein echtes Gefühl von Phantastik einstellen könnte. Gerade die erste Hälfte des Buchs plätschert relativ ereignislos vor sich hin, und als die Wendung sich einstellt, bietet sie irgendwie zu wenig, um alles noch einmal gänzlich auf den Kopf zu stellen. Ein großer Pluspunkt in Sachen Atmosphäre sind da die realistisch-kuriosen Illustrationen, die die Geschichte begleiten und ganz nebenher politische Botschaften einwerfen, die sich mit dem Text zu einer größeren Botschaft verweben lassen.

Insgesamt ein durchaus reizvolles kleines Buch, das einiges zum Nachdenken mitgeben kann, literarisch jedoch nicht der große Wurf, den man sich vom Autor erwartet hätte.

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Veröffentlicht am 11.07.2022

Spannendes Setting mit leider nur mittelmäßiger Handlung

Als das Böse kam
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Ivar Leon Mengers Debütroman „Als das Böse kam“ überzeugt auf den ersten Seiten mit einem extrem mysteriösen Setting, das viel Spannung verheißt. Leider wird dieses Versprechen im weiteren Verlauf des ...

Ivar Leon Mengers Debütroman „Als das Böse kam“ überzeugt auf den ersten Seiten mit einem extrem mysteriösen Setting, das viel Spannung verheißt. Leider wird dieses Versprechen im weiteren Verlauf des Romans nicht eingelöst, sodass es am Ende ein eher durchschnittliches Buch bleibt.

Die 16-jährige Juno, durch deren Augen wir die Geschichte erleben, lebt mit ihren Eltern und ihrem kleinen Bruder Boy völlig isoliert auf einer kleinen Insel. Sie verstecken sich vor „Fremdlingen“ aus dem geheimnisvollen „Südland“, die der Familie Böses wollen – so zumindest die Geschichte, die Junos Eltern stets erzählen. Aber dieses Szenario beginnt, Risse aufzuweisen, und Junos Vertrauen in ihre Eltern schwindet allmählich. Also begibt sie sich auf eigene Faust auf die Suche nach der Wahrheit und gerät dabei in schreckliche Gefahr …

„Als das Böse kam“ bietet durch sein Set-up das Potenzial für ein grandioses Verwirrspiel, bei dem Leser*innen immer wieder hinters Licht geführt werden und unklar ist, wem Glauben geschenkt werden darf. Diese Verheißung erfüllt sich jedoch nicht, denn bereits nach einem guten Drittel des Romans ist klar, wie sich die Sachlage wirklich verhält, und daran wird auch nicht mehr gerüttelt. Das Warten auf eine interessante finale Wendung lohnt sich nicht. Nichtsdestotrotz hat der Roman seine Momente: Der knappe, nüchterne Erzählstil sorgt für einen guten Lesefluss und lässt die raue Natur der einsamen Insel und den monotonen Alltag der Familie plastisch vor dem inneren Auge zum Leben erwachen. Während im großen Erzählbogen die Spannung fehlt, wird sie im Kleinen immer wieder hervorragend erzeugt – hier tritt deutlich die Vergangenheit des Autors in der Filmbranche zutage. So bietet das Buch immer wieder Anreize zum Weiterlesen, was das Leseerlebnis selbst spannend macht. Schade ist nur, dass zuletzt nicht viel davon übrig bleibt und zum Schluss eine gewisse Enttäuschung einsetzt.

Kurz gesagt: eine tolle Grundidee, deren Potenzial leider nicht ausgeschöpft wird, dafür aber ein angenehm flüssiger Schreibstil, der durchaus Lesevergnügen aufkommen lässt.

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