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Veröffentlicht am 03.05.2023

Amour fou

Feuer
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Aus einem zufälligen Treffen wird unversehens mehr. Die verheiratete Laure lässt sich auf den nur an seinen Hund gebundenen Clément ein. Die beiden sind nicht nur in ihrer Lebensgestaltung ganz unterschiedlich, ...

Aus einem zufälligen Treffen wird unversehens mehr. Die verheiratete Laure lässt sich auf den nur an seinen Hund gebundenen Clément ein. Die beiden sind nicht nur in ihrer Lebensgestaltung ganz unterschiedlich, sondern auch in ihren Erwartungen an diese Liaison.
Clément ist ein erfolgreicher, aber ziemlich kaputter Typ, der sich zunehmend selbst verliert. Ich habe mich immer wieder gefragt, warum Laure nicht hinter seine Fassade schauen kann. Sie projiziert auf ihn das Bild einer gelungenen Affäre und großer Leidenschaft, ohne zu merken, dass Realität und Projektion hier weit auseinanderdriften. In gewisser Weise lebt sie in einer Fantasiewelt, während Clément derart nüchtern durch die Welt geht, dass ihn diese schier zu erdrücken droht. Das Innenleben der Figuren ist vielschichtig, aber manchmal schwer zu greifen. Auch der Stil der Autorin eckt etwas an, die Perspektiven wechseln zwischen den beiden Figuren hin und her; Clément spricht immer wieder seitenweise mit seinem Hund, jedem seiner Kapitel sind Blutdruck, Herzfrequenz etc. vorangestellt. Auf mich wirkte das Ganze gewollt gekünstelt. Laure darf dafür mit ihren toten Verwandten sprechen. Der Ton ist trotz der (nicht wirklich) leidenschaftlichen Affäre oft trocken und düster, insgesamt liest sich das Buch sehr deprimierend. Da war der Schluss schon ein fast unverhoffter Lichtblick. Wer ihn kennt, weiß wie makaber der letzte Satz war.

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Veröffentlicht am 02.04.2023

Fünf Winter

Fünf Winter
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Ein grausamer Doppelmord beschäftigt Joe McGrady von der Honolulu PD. Die Opfer haben nicht nur Verbindungen zu höchsten amerikanischen Offizierskreisen, sondern auch nach Japan. Dorthin verfolgt Joe einen ...

Ein grausamer Doppelmord beschäftigt Joe McGrady von der Honolulu PD. Die Opfer haben nicht nur Verbindungen zu höchsten amerikanischen Offizierskreisen, sondern auch nach Japan. Dorthin verfolgt Joe einen Verdächtigen, gerade als über Pearl Harbour die ersten Bomben fallen. Und so verbringt er seine nächsten Jahren nicht mit der Suche nach einem Mörder, sondern taucht ab. Doch die Morde bleiben unvergessen…
Kestrels Thriller hat mich sofort in seinen Bann gezogen, und das nicht unbedingt weil er permanent nervenzerreibende Spannung liefert (das tut er nämlich nur in wohldosierten Mengen). Aber der Autor schafft eine Atmosphäre, die den Leser nicht mehr loslässt. Die historischen Ereignisse werden authentisch geschildert und zeigen sehr gut wie jeder Einzelne davon überrollt wurde. Joes Situation ist einzigartig, gebeutelt von den Kriegsentwicklungen, die er natürlich kein Stück beeinflussen kann. Er hat einerseits eine zielstrebige Art seine Arbeit zu tun, kommt aber auch erstaunlich gut damit klar, wenn ihm das Heft über sein komplettes Leben aus der Hand genommen wird. Diese innere Anspannung, das nervenzermürbende Warten, Joe scheint es halbwegs mühelos wegzustecken. Doch trotz aller Nüchternheit zeigt er auch immer wieder sein Innenleben, was ihn sehr sympathisch macht.
Der Erzählstil wirkt etwas distanziert, doch gerade dadurch bekommen Kestrels lebensnahe Schilderungen mehr Wucht. Er versteht es jedoch auch actionreiche Szenen zu schildern und Tempo vorzulegen. Ich mochte seine Art zu erzählen sehr. „Fünf Winter“ ist sicherlich kein klassischer Thriller, aber ein wirklich toller Roman, der Krimi und historisches Setting quasi perfekt vereint.

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Veröffentlicht am 01.03.2023

Der Weg ins Feuer

Der Weg ins Feuer
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Betty Rhyzyk arbeitet in Dallas als Drogenfahnderin. Ihr letzter Einsatz hat sie in große Bedrängnis gebracht, und sie knabbert immer noch an den Folgen. Als getötete Drogendealer auftauchen, denen einen ...

Betty Rhyzyk arbeitet in Dallas als Drogenfahnderin. Ihr letzter Einsatz hat sie in große Bedrängnis gebracht, und sie knabbert immer noch an den Folgen. Als getötete Drogendealer auftauchen, denen einen Botschaft beigefügt ist, die direkt an Betty gerichtet scheinen, beginnt ihr Nervenkostüm endgültig zu bröckeln.
Ich kenne den Vorgängerband nicht, hatte aber beim Lesen nicht das Gefühl, dass das ein ganz großer Nachteil gewesen wäre. Bettys Figur hat mir gut gefallen, da sie in ihrer angespannten Situation eben nicht so wahnsinnig vorbildlich handelt, sondern auch ganz alltägliche menschliche Schwächen offenbart. Ihr Umgang mit den traumatischen Ereignissen, die hinter ihr liegen, zeugt oft von Hilflosigkeit aber auch ihrem Dickkopf. Ich fand diesen Part äußerst lebensnah. Mir hat letztendlich der Fall nicht so gefallen, wie ich mir zuvor erhofft habe. Erst zum Ende kam bei mir richtig Spannung auf, davor dümpelt die Handlung ab und an zwischen Problemen der Figuren und etwas langwierigen Erklärungen herum. Den Schreibstil empfand ich oft als oberflächlich, dann wieder hat er mir gut gefallen. Kent kann hier ihr eigenes Niveau nicht über die Dauer des Buches halten, was schade ist, denn insgesamt würde mich schon interessieren, wie es mit Betty weitergeht.

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Veröffentlicht am 29.01.2023

Starke Frauen

Macht
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Vor Jahren ist Liv etwas passiert; selbst das Wort Vergewaltigung denkt sie nur zögerlich, schweigt den Vorfall tot. Doch als an ihrem Arbeitsort ein mutmaßlicher Täter regelmäßig ein und aus geht, droht ...

Vor Jahren ist Liv etwas passiert; selbst das Wort Vergewaltigung denkt sie nur zögerlich, schweigt den Vorfall tot. Doch als an ihrem Arbeitsort ein mutmaßlicher Täter regelmäßig ein und aus geht, droht die mühevoll errichtete Fassade zu bröckeln.
Liv hat sich eine Fassade der Äußerlichkeiten, der Normalität aufgebaut. Ihr Trauma lauert immer im Hinterkopf, doch sie kämpft dagegen an, will die Opferrolle weit von sich weisen. Kleinigkeiten können sie aus dem Tritt bringen, doch trotzdem wissen nur wenige Bescheid, noch nicht einmal ihr Mann. Welche Kraft dazu nötig ist, das liest man immer wieder aus ihren Schilderungen heraus, aber trotz allem ist Liv eine starke Frau. Man kommt bei der Lektüre mehr als einmal ins Grübeln, nicht zuletzt, weil die Autorin auch immer wieder diese Zahl anbringt: 1 von 10 Frauen (in Norwegen, die deutsche Statistik kenne ich leider nicht). Eine erschreckende Zahl. Furres Geschichte liest sich soghaft und zwingend, Gedankensprünge und Richtungswechsel zeigen Livs Anspannung, sodass die Handlung immer aufgeladen und rastlos wirkt, auch wenn der generelle Ton eigentlich recht kühl wirkt. Macht ist schon allein thematisch kein leichtes Buch, trotzdem habe ich es gerne gelesen.

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Veröffentlicht am 25.01.2023

Molly

Unschuld
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Molly wuchs bei ihrem Onkel auf, denn ihr Vater sitzt im Todestrakt. Er hat den Mord an dem jungen Casper gestanden, doch kurz vor seiner geplanten Hinrichtung kommen Molly Zweifel. Sie versucht undercover ...

Molly wuchs bei ihrem Onkel auf, denn ihr Vater sitzt im Todestrakt. Er hat den Mord an dem jungen Casper gestanden, doch kurz vor seiner geplanten Hinrichtung kommen Molly Zweifel. Sie versucht undercover in der Familie des Opfers zu ermitteln, doch wird ihr Plan schnell durchschaut. Kann sie trotzdem Licht ins Dunkel bringen?
Mollys Geschichte geht einem als Leser nahe. Sie scheint aus einer verzweifelten Position heraus zu agieren, versucht das Manko ihres Stotterns zu verbergen, lebt sowieso eher unauffällig weitab ihrer Heimatstadt. Schon als Kind gehörte ihre Familie zu den Außenseitern der Gesellschaft und das scheint Molly nie ganz abgelegt zu haben. Im Gegensatz dazu die Rosendales: quasi DIE wichtigste Familie im Ort, steinreich, konservativ, traditionell. Würger arbeitet die Gegensätze schön heraus, und zeigt so die tiefe Spaltung der amerikanischen Gesellschaft. Überhaupt schneidet er viele heikle Themen an, sei es Medikamentenmissbrauch oder auch die Probleme, die sich aus quasi unkontrolliertem Waffenbesitz ergeben. Dieser sozialkritische Aspekt hat mir sehr gut gefallen. Auch den Stil mochte ich, die etwas düster-verzweifelte Grundstimmung wird gut transportiert und die Geschichte liest sich flüssig. Irgendwie hat mir aber das letztes Quentchen gefehlt, um so richtig abgeholt zu werden, manches wurde mir zu kurz abgehandelt, vielleicht lag es daran. Nichtsdestotrotz ist „Unschuld“ ein guter Roman, wenn er auch manchmal eher an der Oberfläche bleibt.

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