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Veröffentlicht am 23.02.2020

Faszinierende Geschichte - leider unglücklich mit zweiter Geschichte verknüpft

Rote Kreuze
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Man könnte die Ankündigung von "Rote Kreuze", dem ersten Roman des weißrussischen Schriftstellers Sasha Filipenko der auf Deutsch erscheint, als Rundumschlag über die russisch- sowjetische Geschichte verstehen, ...

Man könnte die Ankündigung von "Rote Kreuze", dem ersten Roman des weißrussischen Schriftstellers Sasha Filipenko der auf Deutsch erscheint, als Rundumschlag über die russisch- sowjetische Geschichte verstehen, aber das würde täuschen. Tatjanas Geschichte umfasst zwar tatsächlich das ganze zwanzigste Jahrhundert, Dreh- und Angelpunkt ist aber der Zweite Weltkrieg und der Umgang der Sowjetunion mit ihren eigenen Soldaten, die in Kriegsgefangenschaft geraten sind – ein Thema, über das ich noch nie gehört hatte und das aber sehr interessant und tragisch ist. Die kriegsgefangenen sowjetischen Soldaten galten dem Staat als Verräter, zuhause drohte ihnen die Todesstrafe und ihrer Familie das Straflager. Tatjanas ganzes spätere Leben wurde von dieser Tatsache bestimmt.

Die Geschichte von Tatjana fand ich durchweg faszinierend, erschreckend, tragisch und dabei meist gut erzählt. Die Schwenker ins Jahr 2000, in dem sie die Geschichte dem Namensvetter des Autoren erzählt, fand ich manchmal fast störend, und die Art, wie Sascha anfangs mit seiner alten Nachbarin redet, unverständlich. In den hölzern klingenden Dialogen ist Sascha einfach nur unverschämt zu Tatjana. Vielleicht soll das witzig sein oder es hat einen Subtext, der mich nicht erreicht hat – so hat es für mich einfach nur unnötig eine interessante Geschichte unterbrochen. Auch Saschas tragische Geschichte wird (glücklicherweise nur) kurz berichtet. Hier kann man wohl einiges in Beziehung zur russischen Geschichte oder auch zur Geschichte von Tatjana setzen. Trotzdem blieb mir Sascha fremd und unsympathisch, während ich Tatjana gerne noch viel länger zugehört hätte. Der Ansatz, die historische Geschichte mit dem beginnenden neuen Jahrtausend zu verknüpfen war eine grundsätzlich gute Idee des Autoren, aber meiner Meinung nach wurde sie nicht überzeugend umgesetzt.

Veröffentlicht am 23.02.2020

Mehr aus Gilead

Die Zeuginnen
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Wie der deutsche Titel der Fortsetzung von "Der Report der Magd" schon andeutet, erfahren wir hier aus verschiedenen Blickwinkeln mehr über den totalitären Staat Gilead. Wie schon im Vorgänger geschieht ...

Wie der deutsche Titel der Fortsetzung von "Der Report der Magd" schon andeutet, erfahren wir hier aus verschiedenen Blickwinkeln mehr über den totalitären Staat Gilead. Wie schon im Vorgänger geschieht dies aus weiblicher Sicht. Hier erzählen jetzt Tante Lydia, die man schon aus "Der Report der Magd" und der Serienverfilmung kennt, sowie zwei jüngere Frauen von ihren Erlebnissen mit Gilead. Hierdurch erfährt man viel über die Geschichte von und das Leben in Gilead. Wurde das erste Buch noch ausschließlich aus der Perspektive der Magd Desfred erzählt, bietet der zweite Band einen breiteren Einblick in den dystopischen Staat. Die Handlung ist zudem rasanter und bd wendungsreicher erzählt. Trotzdem war das eher ruhig erzählte "Der Report der Magd" und die Konzentration auf Desfreds Leben und ihre Gedankenwelt für mich ein intensiveres, nachdrücklicheres Leseerlebnis als "Die Zeuginnen". Die Wendungen bzw Entscheidungen der Protagonistinnen im neuen Buch fand ich oft zu kurz begründet und manchmal konstruiert.
Trotz aller Kritik: ich habe "Die Zeuginnen" gerne gelesen und fand es vor allem wegen der Beschreibung Gileads eine faszinierende bis erschreckende Lektüre.

Das Buch ist auch verständlich, wenn man den (überaus empfehlenswerten) Vorgänger "Der Report der Magd" noch nicht kennt.
"Die Zeuginnen" erzählt eine andere Geschichte, als die Serie "The Handmaid's Tale", die in Staffel 1 ja recht nah an dem ersten Gilead-Buch von Margaret Atwood war.

Veröffentlicht am 18.02.2020

Immer noch aktuell

Der Report der Magd
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Ich habe Margaret Atwoods Roman gelesen, obwohl ich bereits die erste Staffel der Serienverfilmung gesehen habe. Zur Info: beides überschneidet sich inhaltlich, es gibt aber auch leichte Unterschiede. ...

Ich habe Margaret Atwoods Roman gelesen, obwohl ich bereits die erste Staffel der Serienverfilmung gesehen habe. Zur Info: beides überschneidet sich inhaltlich, es gibt aber auch leichte Unterschiede. Obwohl mir die Story also schon bekannt war, habe ich den Roman begeistert gelesen. Das liegt einerseits an der wirklich gut geschilderten dystopischen Welt, andererseits ist das Buch auch sprachlich herausragend umgesetzt. Ich konnte hier noch mehr in Desfreds (im Buch bleibt ihr früherer Name ungenannt) Gedankenwelt eintauchen als in der Serie.
Fasziniert hat mich auch, dass der Roman, der bereits vor 35 Jahren erschienen ist, immer noch so aktuell scheint. Die gesellschaftlichen Probleme, die zum Entstehen der Diktatur Gilead geführt haben, sind heute noch ähnlich. Mit minimalen Änderungen hätte "Der Report der Magd" auch eine Neuerscheinung aus dem 21. Jahrhundert sein können.

Veröffentlicht am 17.02.2020

Intensiv

drüben!
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Mir hat die Graphic Novel, in der Simon Schwartz seine eigene Familiengeschichte verarbeitet, sehr gut gefallen. Die Geschichte habe ich intensiv mitgefühlt, vielleicht intensiver als wenn ich sie in Romanform ...

Mir hat die Graphic Novel, in der Simon Schwartz seine eigene Familiengeschichte verarbeitet, sehr gut gefallen. Die Geschichte habe ich intensiv mitgefühlt, vielleicht intensiver als wenn ich sie in Romanform gelesen hätte.

Ich habe sonst keine Probleme mit Zeitsprüngen in der Handlung, aber hier war es mir manchmal etwas zu sprunghaft – kam mir aber vielleicht wegen der komprimierten Handlung so vor.

Veröffentlicht am 17.02.2020

Freundschaft

Das Wunder am Ende der Straße
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"Das Wunder am Ende der Straße" schließt sich gut an den Vorgänger "Mrs. Roosevelt und das Wunder von Earl's Diner" an – man trifft als Leser auf die bereits bekannten Haupt- und Nebenpersonen. Wie schon ...

"Das Wunder am Ende der Straße" schließt sich gut an den Vorgänger "Mrs. Roosevelt und das Wunder von Earl's Diner" an – man trifft als Leser auf die bereits bekannten Haupt- und Nebenpersonen. Wie schon im ersten Buch steht meiner Meinung nach nicht die konkrete Handlung im Vordergrund, sondern die bereits erwähnten Personen mit all ihren Eigenheiten und den Verbindungen untereinander. Ein bisschen Tragik, aber noch mehr Witz – Familiengeschichten und Freundschaften.

Wenn man das mag, wird man hier wieder gut unterhalten.