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Veröffentlicht am 07.03.2023

Nicht überzeugend

Frankie
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Michael Köhlmeier erzählt die Geschichte des 14-jährigen Franks und seines Großvaters. Der Großvater kommt frisch aus dem Gefängnis, soll wohl geheimnisvoll bis unheimlich sein, was auf mich aber nicht ...

Michael Köhlmeier erzählt die Geschichte des 14-jährigen Franks und seines Großvaters. Der Großvater kommt frisch aus dem Gefängnis, soll wohl geheimnisvoll bis unheimlich sein, was auf mich aber nicht wirklich wirkte. Frank, im besten Teenageralter, benimmt sich erwachsener (schon fast boomermäßig) als die Erwachsenen. Nachdem ich schon Probleme hatte, den Großvater ernst zu nehmen, fiel es mir bei Frank durch dieses Verhalten noch schwerer. Zwei so ungewöhnliche Figuren könnten auch eine tolle Geschichte ergeben - leider haben sie mich aber nur gelangweilt. Schade.
Für mich keine Coming-of-Age- und auch keine Familiengeschichte. Die Handlung ist überschaubar und dadurch, dass das Buch mich auch nicht anderweitig gefesselt hat, zieht es sich insgesamt leider ziemlich. Sprachlich sehr österreichisch, für mich etwas ungewohnt, aber doch gut lesbar.
Insgesamt konnte das Buch mich nicht abholen - ich hoffe andere Leser*innen können mehr aus der Lektüre ziehen, aber ich persönlich würde es nicht weiter empfehlen.

Veröffentlicht am 15.02.2023

Von früher her

Sibir
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In "Sibir" verbindet Sabrina Janesch zwei Coming-of-Age-Geschichten: die von Leila und die ihres Vaters Josef. Josef wird als Kind nach dem Zweiten Weltkrieg mit seiner Familie in die kasachische Steppe ...

In "Sibir" verbindet Sabrina Janesch zwei Coming-of-Age-Geschichten: die von Leila und die ihres Vaters Josef. Josef wird als Kind nach dem Zweiten Weltkrieg mit seiner Familie in die kasachische Steppe verschleppt. Das Leben unter extremen Bedingungen, das Miteinander verschiedener Volksgruppen, eine gewisse kasachische Mystik - das war eine interessante Mischung und eine Lebensrealität, von der ich vorher noch nicht gelesen hatte und die ich sehr spannend fand. Josefs Tochter Leila wächst in Norddeutschland unter Russlanddeutschen auf. Auch dies eine Lebensrealität von der ich nichts weiß - geprägt von mehreren Kulturen, der Vergangenheit und der Suche nach Heimat. Interessant und anders bei diesem Coming-of-Age-Buch der ständige Bezug auf die Vergangenheit. Das Umfeld beider Kinder/Jugendlicher ist stets geprägt vom Blick zurück ihres Umfelds, während junge Menschen doch eigentlich nach vorne blicken. So müssen beide ihren Weg mit und abseits dieser Prägung finden. Während ich Leilas Geschichte irgendwann mehr als auserzählt fand, hätte ich gerne noch mehr von Josef und dem Dorf Nowa Karlowka gelesen - wie so oft bei Geschichten auf zwei Zeitebenen kann auch hier die Geschichte in neuerer Zeit nicht mit der älteren mithalten.
Insgesamt sind es zwei eher ruhige Geschichten mit einem überschaubaren Handlungsbogen. Es zählt eher die Atmosphäre und das hat Sabrina Janesch wieder einmal gut hinbekommen.

Veröffentlicht am 22.01.2023

Unterhaltsam

Die Bücher, der Junge und die Nacht
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"Die Bücher, der Junge und die Nacht" ist eine eingängliche und atmosphärische Geschichte über Bücher und Buchliebhaber unterschiedlicher Couleur. Dabei kratzt sie manchmal an dem Punkt, an dem Klischees ...

"Die Bücher, der Junge und die Nacht" ist eine eingängliche und atmosphärische Geschichte über Bücher und Buchliebhaber unterschiedlicher Couleur. Dabei kratzt sie manchmal an dem Punkt, an dem Klischees und Überzeichnung zu viel sind – vielleicht ist das dem Genre Phantastik, in dem der Autor sich ja meist bewegt, geschuldet. Für mich war das ok so.
Sehr bildhafte Darstellungen, oft an der Grenze zur Überzeichnung, aber dadurch auch sehr atmosphärisch. Vor allem das Graphische Viertel in Leipzig in den 1930'er Jahren wird durch die Beschreibung lebendig. Auch das Leben in den Kriegswirren des Jahres 1943 fand ich packend dargestellt. Die Ermittlungen quer durch Europa in den frühen 1970'er Jahren, die einen Hauptteil des Buches ausmachen, konnten da nicht mithalten. Das hätte ich nicht in der Ausführlichkeit gebraucht, da es inhaltlich und atmosphärisch nicht richtig überzeugte. Zwischendurch hat die Geschichte dadurch ihre Längen.
Die Charaktere sind interessant, aber auch nicht ganz scharf gezeichnet. So richtig nahe bin leider noch nicht mal der Hauptfigur Robert gekommen.
Insgesamt also ein Buch, das mich nicht restlos überzeugt, von dem ich mich insgesamt aber doch unterhalten gefühlt habe.

Veröffentlicht am 18.01.2023

Interessant, obwohl nicht ganz rund

Der Russe ist einer, der Birken liebt
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Mascha lebt nicht zwischen unterschiedlichen Identitäten, sondern sie lebt sie einfach. Sie ist Deutsche, Aserbaidschanerin, mehrsprachig, Jüdin, nicht wirklich religiös, bi. Sie nimmt das alles irgendwie ...

Mascha lebt nicht zwischen unterschiedlichen Identitäten, sondern sie lebt sie einfach. Sie ist Deutsche, Aserbaidschanerin, mehrsprachig, Jüdin, nicht wirklich religiös, bi. Sie nimmt das alles irgendwie an und formt sich ihre eigene Identität daraus, trägt dabei aber eine Rastlosigkeit in sich und findet keine Heimat. Der plötzliche Tod ihres Partners wirft sie dann doch aus der Bahn. Die Kombination aus Identitätssuche und Trauerbewältigung hat bei mir keine ganz runde Geschichte ergeben. Mascha fand ich aber dennoch interessant, vielleicht nicht richtig sympathisch, aber ans Herz wachsend. Außerdem mochte ich auch Cem und seine Freundschaft mit Mascha. Außerdem wird mir die Sprache in Erinnerung bleiben, die einerseits sehr klar ist, dann aber immer wieder durchsetzt ist mit witzigen und/oder eloquenten Stellen.
Insgesamt hat "Der Russe ist einer, der Birken liebt" mir um Längen besser gefallen als das vor kurzem gelesene "Superposition" von Kat Kaufmann, das eine sehr ähnliche Ausgangslage hat.

Veröffentlicht am 16.01.2023

Starke Frauen in Glasgow

Glasgow Girls
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In "Glasgow Girls" finden sich viele starke Frauen, die alle selbstbewusst ihren teils beschwerlichen Weg gehen. Im Mittelpunkt steht dabei die junge Olivia, die es mit Talent, Ausdauer und etwas Glück ...

In "Glasgow Girls" finden sich viele starke Frauen, die alle selbstbewusst ihren teils beschwerlichen Weg gehen. Im Mittelpunkt steht dabei die junge Olivia, die es mit Talent, Ausdauer und etwas Glück aus einfachen Verhältnissen bis in die Künstlerwelt Glasgows schafft. Diese ist Ende des 19. Jahrhunderts vom Jugendstil geprägt und hat die renommierte Glasgow School of Art hervor gebracht, an der neben Malerei auch alle möglichen anderen Kunstrichtungen unterrichtet werden, u.a. die Stickerei, der sich Olivia bevorzugt widmet. Über diese Künstlerwelt erfährt man im Roman von Susanne Goga auf leichte Art und Weise so einiges (Es lohnt aber zusätzlich auch, die Künstlerinnen zu googlen, um sich deren Werke anzusehen – eine Liste der realen Personen, die in diesem Roman vorkommen, findet sich am Ende des Buches). Auch das Leben in Glasgow wird lebendig beschrieben – von den Sorgen der weniger Privilegierten über Teesalons bis hin zu vegetarischen Restaurants ist das manchmal überraschend und immer bildhaft.
Die angenehm unkitschige Liebesgeschichte mit dem schönen, geheimnisvollen Gabriel drängt sich nie in den Vordergrund, wodurch der Fokus bis zum Schluss auf Olivia, den anderen Glasgow Girls und ihrer Kunst liegt.
Für mich eine gut lesbare, intelligente Unterhaltungslektüre.