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Veröffentlicht am 31.03.2017

Gelungene Fortsetzung über die Jugendjahre der beiden Freundinnen

Die Geschichte eines neuen Namens
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"Die Geschichte eines neuen Namens" ist Band zwei der vierteiligen Neapolitanischen Saga von Elena Ferrante um eine Frauen-Freundschaft. Ich empfehle, zuerst "Meine geniale Freundin" zu lesen, um zu erfahren, ...

"Die Geschichte eines neuen Namens" ist Band zwei der vierteiligen Neapolitanischen Saga von Elena Ferrante um eine Frauen-Freundschaft. Ich empfehle, zuerst "Meine geniale Freundin" zu lesen, um zu erfahren, wie sich Elenas Freundschaft mit Lila bisher entwickelt hat, und der Handlung besser folgen zu können.

Das Buch startet mit einer Übersicht über die beteiligten Personen, nach Familien unterteilt. Das ist (für mich) auch dringend notwendig, da Elena Ferrante ihre Saga mit einem reichhaltigen Personal besetzt hat und man nach einen Wochen Lesepause zwischen den einzelnen Bänden schon mal den Überblick verlieren kann.

Elena und Lila sind zu Beginn der Handlung ca. 16 Jahre alt. Die Handlung umfasst etwa 10 Jahre. Ihre Leben entwickeln sich immer unterschiedlicher: Lila ist verheiratet und dadurch zu Wohlstand geraten, Elena geht weiter zur Schule und lebt bei ihren Eltern unter eher ärmlichen Verhältnissen. Interessanterweise beneiden beide einander. Die Freundschaft der beiden ist nicht immer innig und herzlich, es gibt Zeiten, in denen sie wenig Kontakt zueinander haben, aber die Freundschaft besteht und reißt nie völlig ab. Mir gefällt diese ungeschönte Darstellung einer lebenslangen Freundschaft, die ohne Klischees und Kitsch auskommt.

Die Handlung wird langsam erzählt - böse Zungen könnten den Erzählstil auch langatmig nennen. Auch ich habe oft ein Problem mit langatmigen Erzählungen, würde hier aber sagen, dass die Atmosphäre Neapels der 1960'er Jahre, die Lebensrealität im Arbeiterviertel und die Situation der Frauen im Speziellen gleichberechtigt neben der eigentlichen Handlung steht und auch - wie schon im ersten Band - den Reiz dieser Reihe ausmacht. Ich fühlte mich jedenfalls nicht gelangweilt, sondern habe gut ins Neapel der 1960'er Jahre und die beiden jungen Frauen hineinversetzt gefühlt.

Wie schon bei "Meine geniale Freundin" ist das Ende des Buches kein wirklicher Abschluss, sondern eher ein cliffhanger, der neugierig auf den dritten Band der Reihe machen soll (bei mir hat es funktioniert).

Veröffentlicht am 31.03.2017

Gelungenes Debut

Im Sommer wieder Fahrrad
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Lea Streisand verknüpft in ihrem Roman-Debut "Im Sommer wieder Fahrrad" Krebserkrankung und Familiengeschichte der Hauptfigur Lea - in wieweit es sich um eine autobiografische Geschichte handelt, bleibt ...

Lea Streisand verknüpft in ihrem Roman-Debut "Im Sommer wieder Fahrrad" Krebserkrankung und Familiengeschichte der Hauptfigur Lea - in wieweit es sich um eine autobiografische Geschichte handelt, bleibt ungeklärt. Die Autorin wird aber kaum abstreiten können, dass das Buch zumindest autobiografisch geprägt ist. Im Mittelpunkt steht neben Lea die Großmutter, genannt Mütterchen.

Die Geschichte wird dabei nie weinerlich oder selbstmitleidig. Die Krebserkrankung und die Auswirkungen von Krankheit und Therapie auf die Hauptprotagonistin und ihr Umfeld werden aber schonungslos beschrieben. Falls dieses Buch den Leser durch eine Krebserkrankung hindurch begleiten soll, vielleicht besser nicht von Anfang an.

Noch interessanter als die Geschichte Leas fand ich die Lebensgeschichte Mütterchens, die fast das gesamte wechselhafte zwanzigste Jahrhundert hautnah durchlebt hat. Sowohl im Nationalsozialismus, in der DDR als auch in der Bundesrepublik hatte sie immer ihren eigenen Kopf und ging ihren Weg als Schauspielerin und Regieassistentin am Theater.

Der Schreibstil der Autorin gefällt mir sehr. Er ist intelligent und flüssig.

Gegen Ende hat die Geschichte der Krebstherapie einige Längen. Insgesamt aber eine lesenswerte, gut geschriebene Geschichte über zwei starke Frauen.

Veröffentlicht am 31.03.2017

Solider Unterhaltungsroman

Dein perfektes Jahr
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"Dein perfektes Jahr" von Charlotte Lucas erzählt im Wechsel ein Jahr im Leben von Hannah und Jonathan. Beide kennen sich zunächst nicht, sind sehr unterschiedliche Persönlichkeiten und leben verschiedene ...

"Dein perfektes Jahr" von Charlotte Lucas erzählt im Wechsel ein Jahr im Leben von Hannah und Jonathan. Beide kennen sich zunächst nicht, sind sehr unterschiedliche Persönlichkeiten und leben verschiedene Leben. Der Leser erlebt mit den beiden ein Jahr mit Höhen und vor allem Tiefen.
Der Klappentext verspricht, dass das Buch sich mit den 'wirklich wichtigen Fragen im Leben' beschäftigt. Das kann ich nur teilweise bestätigen. Die behandelten Fragen sind doch eher übersichtlich. Einerseits ist das positiv: das Buch bzw die Autorin nimmt sich nicht zu viel vor und das Buch ist nicht überfrachtet mit Themen. Andererseits werden die Fragen, die aufgegriffen werden, oft etwas oberflächlich behandelt.
Wer psychologische Erörterungen oder ähnliches sucht, wird enttäuscht.
Die Geschichte der von Hannah und Jonathan beginnt interessant und überraschend unkitschig. Zwischendurch manchmal Längen und gegen Ende wird es dann leider doch etwas kitschig und vorhersehbar.
Insgesamt aber ein solider Unterhaltungsroman mit weiblicher Zielgruppe. Auch sprachlich alles in Ordnung.

Veröffentlicht am 31.03.2017

Amüsantes Erstlesebuch

Rotzschleimtorte für alle!
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Der Ich-Erzähler Freddie, jüngstes Kind einer ganz gewöhnlichen Ungeheuerfamilie, muss nach einem Umzug der Familie plötzlich auf die Menschenschule gehen. Menschen sind für ihn eine seltsame Spezies mit ...

Der Ich-Erzähler Freddie, jüngstes Kind einer ganz gewöhnlichen Ungeheuerfamilie, muss nach einem Umzug der Familie plötzlich auf die Menschenschule gehen. Menschen sind für ihn eine seltsame Spezies mit noch seltsameren Ansichten und Gewohnheiten. Zwei Welten prallen aufeinander.

Ein amüsantes Erstlesebuch mit kleinen Wortspielchen (Pferdeapfelshampoo etc), die die jungen Leser durchaus fordern. Mir wurde das Buch von einem Zweitklässler vorgelesen und wir hatten beide Spaß an der ungewöhnlichen Geschichte. Zwischendurch kann man kleine Pausen beim Lesen einlegen und die teils detailreichen Illustrationen entdecken.

Veröffentlicht am 31.03.2017

Im japanischen Selbstmordwald

SUICIDE FOREST
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Geplant als Ausflug auf den Fuji führt der Weg eine Gruppe junger Ausländer in den Aokigahara Jukai, den berüchtigten Selbstmordwald Japans. Halb abenteuerlustig, halb sensationslüstern machen sie sich ...

Geplant als Ausflug auf den Fuji führt der Weg eine Gruppe junger Ausländer in den Aokigahara Jukai, den berüchtigten Selbstmordwald Japans. Halb abenteuerlustig, halb sensationslüstern machen sie sich auf die Suche nach Leichen von Selbstmördern. Sie werden fündig und fühlen sich spätestens nach der ersten Nacht immer unwohler im Aokigahara Jukai - wie sich herausstellt zu Recht!

Sprachlich ist das aus dem Englischen übersetzte "Suicide Forest" oft nicht ganz rund - ob dies schon am Ursprungswerk oder an der Übersetzung liegt, vermag ich nicht zu beurteilen. Zusätzlich leider einige orthografische Fehler.

Wer bei dem als ersten Band einer 'halbdokumentarischen Horror-Roman-Reihe' angekündigten Werk verlässliche Fakten oder einen konkreten Bezug zur Realität erwartet, wird leider enttäuscht. Der einzige dokumentarische Bezug ist die Tatsache, dass es den Selbstmordwald Aokigahara Jukai wirklich gibt. Hier hätte ich mir eine Einleitung oder ein Nachwort gewünscht, wo erklärt würde, was genau im Aokigahara Jukai wirklich passiert und ob das Buch auf einen realen Fall anspielt oder nicht.

Der Autor Jeremy Bates versetzt den Leser nach Japan - auf einige landestypische Besonderheiten wird eingegangen. Man fühlt sich hineinversetzt ohne dass zu viele Klischees bedient werden.

Die aufgebaute durchaus unheimliche Spannung hielt das Buch leider nicht durchgehend - es gibt ein paar Passagen, die sich etwas in die Länge ziehen.

Insgesamt fühlte ich mich aber gut unterhalten.