Zwei junge Frauen – zwei verschiedene Lebenswege
Die „Neapolitanische Saga“ geht weiter: Lila hat den vermögenden Stefano geheiratet und ist nun Signora Carracci, doch die Ehe ist alles andere als ...
Die „Neapolitanische Saga“ geht weiter: Lila hat den vermögenden Stefano geheiratet und ist nun Signora Carracci, doch die Ehe ist alles andere als glücklich. Bereits in der Hochzeitsnacht kommt es zu einem heftigen Streit. Elena geht weiter zur Schule. Sie ist jetzt mit Antonio befreundet, schwärmt aber immer noch für Nino, der nun sein Studium begonnen hat. Als Lila eine Fehlgeburt erleidet und ihr vom Arzt Erholungsurlaub verordnet wird, lädt sie Elena ein, die Ferien gemeinsam in einem gemieteten Haus auf Ischia zu verbringen. Beide erleben einige entspannte Tage zusammen, bis plötzlich Nino dort auftaucht und sich für die verheiratete Lila interessiert. Es kommt zum Eklat – die Freundschaft der beiden jungen Frauen scheint am Ende …
Elena Ferrante ist das Pseudonym einer italienischen Schriftstellerin, deren Debütroman „L’amore molesto“ bereits 1992 in Italien und unter dem Titel „Lästige Liebe“ 1994 auf Deutsch veröffentlicht wurde. Internationale Bekanntheit erreichte sie durch ihre Neapolitanische Saga, deren erster Band „Meine geniale Freundin“ 2016 in Deutschland erschienen ist. In einem schriftlichen Interview gab die Autorin einige Informationen zu ihrer Person bekannt. Sie sei in einem Außenbezirk von Neapel geboren und aufgewachsen, heiße im realen Leben auch Elena und sei Mutter von Töchtern. Die Schriftstellerei sei nicht ihr Hauptberuf …
„Die Geschichte eines neuen Namens“ ist der zweite Band der „Neapolitanischen Saga“, die insgesamt vier Bände umfasst. Er erschien bereits 2012 im italienischen Original und 2017 in deutscher Übersetzung beim Suhrkamp-Verlag und behandelt das Leben der beiden Freundinnen vom Ende der Jugendzeit bis hin zu jungen Frauen. Die Autorin lässt, wie schon im ersten Band, Elena erzählen, und gibt uns einen tiefen Einblick in das Leben von Rione, einem Armenviertel Neapels, in den 60er-Jahren des vorigen Jahrhunderts. Den Sommerurlaub, den die beiden Protagonistinnen zusammen auf Ischia verbringen, möchte ich als Kernpunkt der Geschichte bezeichnen, da danach die Lebenswege von Elena und Lila recht unterschiedlich verlaufen.
Ferrantes Schreibstil ist, wenn man sich erst einmal eingelesen und an die Vielzahl der Personen und Namen gewöhnt hat, flüssig und sehr gut zu lesen. Ein Personenverzeichnis der einzelnen Familienmitglieder und ihrer Stellungen befindet sich vorne im Buch und ist auch als Lesezeichen beigefügt, was sich als sehr nützlich erweist. Mir persönlich hat dieser zweite Band besser gefallen, da die kindlichen Probleme des ersten Bandes nun anderen, reiferen und erwachseneren Themen gewichen sind. Man ist als Leser sofort wieder mitten drin im Geschehen, leidet mit Elena und freut sich mit ihr über ihre zunehmenden Erfolge. Sie schreibt ein Buch, das von einem Mailänder Verlag veröffentlicht wird. Das Ende ist rundweg befriedigend und veranlasst, bedingt durch einen Cliffhanger, auch zum nächsten Band zu greifen …